Ein paar Anmerkungen zu den Delta-Motoren:
Ich beziehe mich hier auf eigene Erfahrungen (1,4 T-Jet 120er und 150er, 1,4er MultiAir mit 140, 1,9 MTJ Biturbo und last but not least den 1,8er Turbojet) bzw. auf das, was ich von den Besitzern der anderen beiden Motoren berichtet haben (1,6er und 2,0er MTJ).
120 und 150 T-Jet: der kleinste Benziner besitzt seine Stärken eindeutig im unteren Drehzahlbereich. Sein maximales Drehmoment ist genauso groß wie das des 150er T-Jets (ohne RSS wohlgemerkt, denn mit RSS besitzt der 150er einen Overboost), allerdings liegt der Wert schon früher an. Es ist erstaunlich, wie schaltfaul sich der 120er fahren lässt. Er ist also im unteren Drehzahlbereich beinahe „besser“ als der 150er und dürfte somit in der Stadt sich „mindestens“ genauso gut aus der Affäre ziehen, wenn nicht gar besser.
Der 150er T-Jet dagegen spielt seine Mehrleistungen im oberen Drehzahlbereich aus. Der Motor dreht rund 500 Touren höher und bietet somit mehr Drehzahlreserven. Bei den Verbrauchswerten liegen beide auf ähnlichem Niveau.
Das Thema Verbrauch ist eh eine Welt für sich, weil in meinen Augen viele nicht verstehen, dass selbst das offiziell sparsamste Auto nicht wenig verbraucht, wenn man seinen Fahrstil nicht entsprechend anpasst. Manche erwarten Werte, die heute selbst Kleinwagen nicht erreichen und man muss schon mit Hybridtechnik kommen, um wirklich auch in der Praxis einen geringeren Benzinverbrauch zu erzielen. Die T-Jets lassen sich zwischen 6 und 10 Litern fahren (der niedrigste Wert logischerweise auf Landstraße und Autobahn bis Richtgeschwindigkeit, der hohe Wert für Stadt und schnelle Autobahnfahrten) und das ist angesichts eines Gewichts mit Fahrer von 1,4 Tonnen, der Größe des Fahrzeugs eigentlich ein sehr guter Wert.
Der Vergleich mit alten Autos hinkt, denn es ist richtig, dass wir heute in der Praxis keine niedrigeren Verbrauchswerte erzielen, aber das hat viele Gründe und vieles haben wir selbst zu verantworten. Wir wollen immer sichere Autos haben und möglichst auf nichts verzichten und das erhöht das Gewicht. Ein Lancia Thema wog vor 30 Jahren wie heute ein Auto aus dem B-Segment wie den Punto Evo, Peugeot 207 etc. Dazu kommt dann die Umweltgeschichte, sodass die heutigen Motoren nicht mehr frei „atmen“ können.
Ein weiterer Faktor, wieso der eine oder andere mit höheren Werten kommt, hängt paradoxerweise mit der Charakteristik zusammen. Die neuen Turbos besitzen nahezu kein Turbolag mehr und das Ziehen mit einem Turbomotor macht Spaß, also tut man sich schwer, immer auf das Drehzahlniveau zu achten, immer brav sehr schnell in den nächst höheren Gang zu schalten usw. usw. usw.. Wenn man die T-Jets wie ein Diesel fährt, kommt man auf beachtlich niedrige Verbrauchswerte. Fährt man aber wie „Vettel2“, vergießt man an der Zapfsäule wegen der hohen Rechnung viele Tränen.
Der 120er T-Jet eignet sich für diejenigen, die seltener lange Reisen machen, seltener voll beladen fahren müssen und sich mehr in der Stadt aufhalten.
Der 150er wiederum ist mehr für solche, die vor allem oft auf der Autobahn sind, längere Strecken machen müssen und/oder oft mit „Kind und Kegel“ unterwegs sind (und natürlich für solche, die gerne auch einmal schnellere Strecken fahren wollen und mehr Spaß am „Rasen“ haben).
Der 1,8er Turbo Jet wird nur mit einem Wandlerautomaten ausgeliefert. Seine Stärken liegen eindeutig auf längere Strecken und macht zumindest mit dem RSS extrem viel Spaß bei Kurvenfahrten. Ohne RSS ist er recht hart, speziell wenn mit 18“-Felgen ausgeliefert und das ist einerseits nicht jedermanns Sache, andererseits angesichts der Stärken im Komfort des Deltas vielleicht nicht „artgerecht“. Der Motor zieht von unten hervorragend hoch und ein Turboloch ist nahezu nicht wahrzunehmen. Dazu schaltet der Automat sehr klug herunter, sofern man einen besseren Durchzug will.
Beim Thema Verbrauch trennen sich wieder die Geister. Ich komme mit extrem niedrigen Werten aus und ich sehe diesbezüglich keinen Unterschied zu den 1,4ern. Allerdings schalte ich den Automaten mit Ausnahme im Stau und/oder Stadtverkehr manuell, sodass ich immer den optimalen Punkt treffen kann. Andere wiederum geben extrem hohe Werte an. Die Fahrleistungen des 1,8er sind für Größe und Segment überragend. Eine Konfrontation mit einem GTI 6 braucht er nicht zu fürchten

(zumindest nicht meiner). Vielleicht noch schwieriger als beim T-Jet ist es, immer auf sein eigenes Fahrverhalten zu achten. Er macht enorm viel Spaß und animiert natürlich, das Gaspedal kräftiger durchzudrücken. Hiermit brav Tempo 50 zu fahren, ist eine „Herausforderung“.
Aufgrund des technischen Aufwands, der Unterhaltskosten (er hat ein Brembo-Bremssystem mit 330mm Bremsscheiben vorne, ergo dürften wohl auch allein die Bremsklötze eine Menge kosten), ist er eher für Leute, die nicht mehr als 10.000-15.000 Km im Jahr fahren und die vor allem wenig in der Stadt unterwegs sind, denn die mag der „große“ Motor weniger.
Der MultiAir-Motor ist der „neuste“ Motor im Delta (lassen wir den 1,6er-105 MTJ beiseite, der wohl im März herauskommen wird). Nur wenige haben diesen Motor und somit ist es noch zu früh, hier eindeutige Bewertungen abzugeben. Ich hatte ihn zur Probe, allerdings handelte es sich noch um ein „jungfräuliches“ Exemplar, sodass man in Punkto Leistung und Verbrauch nur sehr schwer Vergleiche anstellen kann. Ich konnte keine „nennenswerte Verbrauchseinsparungen“ feststellen (im Vergleich zu den T-Jets) und auch in den italienischen Tests sind die MultiAir-Motoren nicht mit deutlich geringeren Werten als die T-Jets aufgefallen.
Nun muss man allerdings abwarten, denn traditionell verbrauchen FIAT-Motoren in den ersten 10.000 Km deutlich mehr, um dann zu sinken. Bei den MultiJet-Dieselmotoren ist das auch von der Gemischaufbereitung so gewollt (bei denen weiß ich das, bei den Benzinern ist das einfach Erfahrung). Es kann also sein, dass der Verbrauch mit der Zeit sich auf einem niedrigeren Level einpendelt. Zum Thema Leistung muss man sagen, dass er halt genau, wie die Leistung das aussagt, auch vom Gefühl her genau zwischen den beiden T-Jets liegt. Die Start-/Stopp-Automatik könnte vielleicht in der Stadt den Verbrauch senken. Dazu – so zumindest mein Gefühl – ist der MultiAir-Delta länger übersetzt, sodass vielleicht auch dadurch in der Praxis ein niedrigerer Wert zu erwarten ist.
Das Getriebe ist eine Neuentwicklung und eindeutig ein „Quantensprung“ zu dem mit GM entwickelten M32-Getriebe, das in beiden T-Jets zum Einsatz kommt.
2,0 MTJ: „rosso nero“ hier hat den Motor und auch in Italien gibt es den einen oder anderen mit diesem Dieselmotor. Er ist eine Weiterentwicklung des 1,9er (der 1,9 zählt zu den besten Vierzylinder-Dieselmotoren). Die Besitzer geben einen Verbrauchswert von 5,5-7/8 Litern an. Er zieht sehr gut von unten hoch und ist von den Fahrleistungen her mit dem 150er T-Jet zu vergleichen. Er ist etwas für solche, denen der 1,6er einfach zu schlapp ist, aber genauso den Biturbo scheuen, weil dieser vielleicht dann doch des „Guten zu viel“ ist.
1,9er Biturbo: ein toller Motor, an den man sich aber erst einmal gewöhnen muss, denn die Kraftentfaltung ist so harmonisch, dass man beim ersten Mal sich fragt, wo sind die Turbolader. Sie sind sauber aufeinander abgestimmt und machen aus dem Delta eine „Bombe“, ähnlich wie der 1,8er Benziner. Auch hier solche man darauf achten, dass der Motor aufwendiger ist als bei den anderen Dieselmotoren, ergo mit höheren Unterhaltskosten zu rechnen ist. Er ist ein eindeutiges Autobahnfahrzeug, denn hier kann er seine Leistung am besten ausspielen. Allerdings muss man auch ein Liebhaber für solche Motoren sein. Der Verbrauch liegt in etwa auf dem Level der anderen beiden Dieselmotoren, vielleicht 0,5 Liter darüber (allerdings wenn man das Leistungspotential ausnutzt, steigt auch hier entsprechend der Verbrauch).
Den 1,6er MTJ nenne ich hier zuletzt, weil er der in Italien mit Abstand meist georderte Motor ist (zumindest solange es nicht die „Abwrackprämie“ gab und nicht der 1,4er T-Jet in Italien vom Werk aus auch mit LPG-Anlage geordert werden konnte). Seine Stärken liegen eindeutig im Verbrauch. Allerdings liegt wohl auch darin eines der Probleme des kleinen MTJ, denn dieser niedrige Verbrauch wird durch eine lange Übersetzung erreicht und sorgt bei „Städtern“ – zumindest hier in Italien – für große Probleme mit dem DPF. Man müsste also den 1,6er öfters einmal „frei blasen“, also ein zügigeres Fahren wäre hier nicht „verkehrt“. Weitere Nachteile sind die Bremsanlage und die Heizleistung im Winter.
Während die Deltas allgemein eine gute Bremsanlage haben, die mit dem Brembosystem des 1,8er endet, besitzt der 1,6er die Anlage des 120er T-Jet, der allerdings beinahe 100 Kg. leichter ist. Die 1,6er-Besitzer sind es denn auch, die öfters das Bremsverhalten „kritisieren“.
Bei den Fahrleistungen hinkt der 1,6er auch deutlich den anderen hinterher. Der 120er T-Jet ist eindeutig agiler und spritziger, hat deutlich bessere Beschleunigungswerte.
Ein Pluspunkt für den 1,6er: Ihn kann man mit dem automatisierten Getriebe bestellen. Lediglich den 1,8er gibt es noch mit einem Automaten, aber den muss man damit nehmen, während der 1,6er sowohl mit Schaltgetriebe als auch Automatik bestellt werden kann.
Der 1,6er ist also etwas für Leute, die es „gemächlich“ mögen und hier passt vielleicht auch dieses automatisierte Getriebe ganz gut, das nicht zu den „schnellsten“ zählt. Wer auf Unterhaltskosten achten muss, es langsamer beim Fahren angehen lässt und über 20.000 Km pro Jahr fährt bzw. einen Automaten braucht, der findet mit dem 1,6er den „richtigen“ Motor.
Fazit: 120er MTJ und T-Jet sind für Leute, die vor allem auf die Kosten achten müssen, weniger lange Autobahnfahrten haben (T-Jet) oder es gemächlicher mögen (1,6er MTJ).
Wie so oft ist die „mittlere“ Motorisierung vielleicht die idealste Wahl, egal ob nun als 2,0 MTJ oder 150er T-Jet/140er MultiAir, wobei der 2,0er für diejenigen geeignet ist, die deutlich höhere Jahreslaufleistungen haben.
Die beiden „Topmotoren“ wiederum sind etwas für Liebhaber hoher Fahrleistungen, die es lieben, mehr Leistung unter der Haube zu haben. Hier wiederum gilt, wer eine deutlich höhere Jahresfahrleistung hat, sollte den Biturbo nehmen, wer nicht mehr als 10.000-15.000 Km pro Jahr fährt, kann es auch mit dem 1,8er versuchen (von der ökonomischen Seite gesehen, wem das egal ist, sondern entweder Diesel oder Benziner liebt, kann natürlich frei wählen, je nach persönlichem Geschmack)