ich möchte nicht näher darauf eingehen, ob nun ein alter Opel eines „Oldtimers“ würdig ist oder nicht, denn ich glaube diesbezüglich erübrigt sich jede Diskussion, weil prinzipiell jedes alte Auto als „Oldtimer“ eignet, ja sogar nicht selten Autos besonders im Alter beliebt sind, die als Neufahrzeuge regelrechte Flops waren.
Ich kenne den Insignia nur auf Bildern und somit muss man mit den Bewertungen im Guten wie im Schlechten immer abwarten, bis man ihn selbst zu Gesicht bekommen hat (zu oft findet man ein Auto auf Fotos schön, ist dann in Wirklichkeit weniger schön oder auch umgekehrt).
Von den Fotos her gefällt mir der Insignia sehr und zählt (immer unter Vorbehalt) zu den schönsten Fahrzeugen seiner Klasse. Was mir zu denken gibt, ist die Karosseriegröße und den damit verbundenem hohen Gewicht und dem dadurch nicht gerade niedrigen Verbrauchswerte (wir haben das Problem ja auch beim Alfa 159). Dafür besitzt er in allen Ehren einen großen Kofferraum. Auch der Kombi ist (wieder unter Vorbehalt) sehr gelungen.
Was mich eher perplex lässt (unter Vorbehalt, weil nur auf Bildern gesehen), ist das Armaturenbrett. Ich hoffe, das sieht in der Realität besser als auf den Bildern. Die Zeitungen hier in Italien haben die Materialanmutung kritisiert, allerdings besagt das nicht viel, denn die halten das Plastik eines Bravos als „mäßig“ und das eines Golfs fast schon R&R würdig. Das ist dann auch eine Frage, wer die Zeitung und/oder Journalisten „sponsert“

Wir erinnern uns, die Italiener hatten den Insignia bei der Wahl Auto des Jahres im Schnitt auf Platz 3 gesetzt, während man den Golf auf Platz 1 hatte.
Ich wäre da mit der Bewertung eines „Mini-Audis“ vorsichtig, denn wir Italiener kaufen JEDEN Mist, der aus dem Ausland kommt, da ist ein Billigplastik-Mini gleich ein Luxus-Auto und ein Smart gleich ein Mercedes in Kleinformat. In der Regel werden bei uns selbst ausländische Fahrzeuge, die im Mutterland sich nicht verkaufen lassen, hier ein Hit. In Italien sind Smart, die A- und B-Klassen Mercedes der Hit schlecht hin. Die A-Klasse streitet sich mit Musa um den ersten Platz im gleichen Segment.
Der A2 wurde ein Flop, weniger wegen des Preises, sondern wegen seines doch eher gewöhnungsbedürftigen Aussehens und der doch komplizierten Karosserie, die bei Unfallschäden eine Reparatur zu einem Lottospiel wurde. Der A2 floppte sogar in Italien, eben weil selbst „Möchtegern-Reiche“ ihre Autos beim „Billig-Lackierer“ reparieren lassen und da passte der A2 einfach nicht ins Bild. Dazu war Audi zuzeiten des A2 noch nicht Audi von heute. In Deutschland kam auch das Design einfach nicht an, genauso wie auch in anderen Ländern. Ein Audi A1, also eine Art Mini-A3 könnte dagegen vor allem in Italien wie eine Bombe einschlagen, eher als ein Polo, der hier kaum von Jugendlichen geordert wird, im Gegensatz zu Mini, Smart, Alfa MiTo, Golf, Audi A3 oder Golf. Sogar der Corsa ist hier eher in jugendlichen Händen als ein Polo.
Zu Kia, oder besser gesagt, Hyundai muss man sagen, dass sie ja nicht nur Hauptsponsor der WM 2006 in Deutschland waren, sondern ja auch enge Kooperationen mit Daimler unterhalten. Wie viel dann am Ende in einem Hyundai wirklich koreanisch ist, wird man sehen müssen. Ich wage da kein Urteil zu bilden. Optisch gesehen, ist der Ceed nicht schlecht, allerdings hat er in Italien kaum einen Markt, denn er ist halt kein Golf und Co. In dieser Klasse kauft man in Italien Europäisch. Selbst Toyota mit dem Auris bekommen kein Bein zum Stehen. Insofern denke ich mir, dass wir uns um Hyundai und Co weniger Sorgen machen müssen.
Nun zum Thema Preis und lohnenswert könnte man Romane schreiben, Doktorarbeiten, ohne wirklich eine Lösung zu finden. Wer bitteschön kann eine Rechnung aus den unterschiedlichsten Parametern machen? Dabei kommt auch noch, dass nichts allgemeingültig ist, denn was für „dich“ lohnend sein kann, ist für „mich“ nicht lohnenswert. Dazu kommen dann Image, Geschmack und weitere Punkte, die man nicht mit Geld fassen kann.
Bei einem Preisunterschied von 1.000 bis 1.500 Euro muss man sich wirklich fragen, ob sich diese Summe lohnt einzusparen (bei einem Auto des A-Segments natürlich eher als in den höheren Klassen), weil man eventuell durch Kundentreue beim eigenen Händler schon fast mehr herausschlagen kann, dann vielleicht eine Tageszulassung etc.
Erst wenn die Preisunterschiede ausstattungsbereinigt oberhalb von 3.000 Euro liegen sollten, wird es bei einem Auto bis zum C-Segment wirklich interessant.
Ich habe gelesen, dass Hyundai dank der Abwrackprämie in Deutschland sehr erfolgreich war, hier in Italien eben nicht und die Abwrackprämie wird nicht ewig halten und dann wird sich das wieder einpendeln. Das ist wie die Warnung vor der „gelben Gefahr“ vor zwei Jahrzehnten. Am Ende ist sie nicht wirklich eingetreten, weil irgendwann die Japaner ihre Autos auch teurer verkaufen mussten und teilweise selbst in ausländischer Hand gerieten (lange Zeit Mitsubishi zu DaimlerChrysler, Mazda teilweise zu Ford und die Koreaner mit Daewoo zu GM).
Was ich als größere Gefahr ansehe, sind die Chinesen, denn ihr Aufstieg ist rasant, dazu haben die einen Markt, der 1,3 Mrd. Menschen umfasst und rasant wächst. Wenn die anfangen, unsere Hersteller aufzukaufen, bekommen wir die durch die Hintertüre herein. Zurzeit sind sie immer noch zurück und aus eigener Kraft wird es noch einige Zeit dauern, bis sich westeuropäische Standards erreichen, aber mit einem europäischen Hersteller wie Opel beispielsweise werden die einen Quantensprung schaffen und dann werden sie durch die Hintertüre nach Europa kommen, denn wer bitteschön will sich keinen Opel in Deutschland oder Italien mehr kaufen, nur weil die Chinesen dahinter stecken?
Solange aber die Chinesen durch die Vordertüre auf unseren Markt kommen müssen, wird mir nicht Bange. Vergiss nicht, der Preis allein reicht nicht, es gehört der Name dazu. Mag ein T-Shirt von D&G made in China die Leute reizen, beim Auto kann man wohl kaum einen Chinesen mit Mercedes-Stern auf den Markt bringen.
Schau dir das Beispiel des Tata Nanos an. Damit dieser überhaupt unsere Zulassungen erreichen kann, wird der niemals unter 5.000 Euro angeboten werden können, wohl gemerkt, mit dem Aussehen. Du bekommt schon für dieses Geld ohne Abwrackprämie einen FIAT Seicento, der bei allen Unzulänglichkeiten, die er hat, immer noch den Nano überlegen ist und für 7.000 Euro bekommst du gestandene Kleinwagen, die dem Nano in allen Belangen überlegen sind. Damit sich so ein Auto bei uns lohnen würde, müsste er mindestens das Niveau eines Kleinwagens von vor 10 Jahren haben und einen Preis um die 3.000 Euro haben, denn bei der Wahl zwischen einem Gebrauchten mit 100.000 Km und einem nagelneuen Wagen, ziehe ich den neuen vor.
Allerdings müssen wir hier unsere Hausaufgaben machen und den Managern gehörig in den… treten, denn solche Desaster wie BMW mit Rover, Daimler mit Chrysler, Opel jetzt und FIAT bis vor 5 Jahren können sich unsere Autobauer auf Dauer nicht erlauben.
Zu Hyundai und Co möchte ich noch sagen. Ich habe mir die angesehen und es sind weiß Gott keine schlechten Autos, aber wenn man sie sich genau anschaut, sind sie auch keine Offenbarungen und in der Preisklasse bekommen wir auch „einheimische“ Produkte, die nicht teurer sind. Der Ceed ist beispielsweise sehr gelungen, aber das gibt es auch woanders. Insofern würde ein Ceed nur dann lohnenswert sein, wenn der Händler richtige Nachschläge gibt. In Italien führt sich Ford beispielsweise als „Billiganbieter“ auf, die dann „abgespeckt“ sind, aber günstig. So ist ein Focus auch nicht teurer als ein Ceed und selbst ein Bravo in der Basisversion bekommst du dank hoher Prozente schon sehr günstig. Ich wüsste also immer, welches Auto ich mir nicht kaufen würde.
Schöne Grüße
Bernardo