nur Herr Marchionne nicht :(

lanciadelta64
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Re: nur Herr Marchionne nicht :(

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Die "zweite" Generation des FIAT 500 ist längst in der Entwicklung und man nimmt sich wirklich die Zeit, weil man Angst hat, mit dem Design danebenzuliegen. Es ist die Rede, dass man es ähnlich wie BMW mit der zweiten Generation des Minis gemacht hat, also einerseits größer, andererseits aber immer noch unverkennbar "Mini". Es ist auch die Rede, dass, anders als bisher, es nur noch ein Modell des 500er weltweit geben soll, also nicht mehr, wie bisher, ein für Europa und ein für Amerika. Daher war auch die Rede - aber das sollte man unter Vorbehalt sehen, denn SM ist ja darin extrem flexibel und ändert die Meinung laufend - dass die neue 500er Generation auch nur noch an einem Ort gebaut werden soll, also in Tychy.
lanciadelta64
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Re: nur Herr Marchionne nicht :(

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Natürlich wird weiterentwickelt, aber es ist eben doch Marchionne, der von einer "Reduzierung" sprach und nicht mehr um jeden Preis "alle" Segmente bedienen will und eine Doppelung zwischen den Brands schon gar nicht.

Wenn man genauer hinhört, ist das Ergebnis eine de facto Verabschiedung eines "Massenherstellers" in Europa. Es soll bei FIAT eben nur noch zwei "Linien" geben, die 500er (man kann nun darüber diskutieren, ob es "zwei" Linien wirklich sind oder eben nur eine Einteilung von Bezeichnungen) und die des Pandas.

Weder das klassische B- noch C-Segment sollen bei FIAT bedient werden, weil - ich zitiere Marchionne - im B-Segment sich keine Gewinne erzielen lassen, eher das Gegenteil davon und außer der Golf im C-Segment die "klassischen" Hatchbacks an Anziehung verloren haben.

Demnach werden weder FIAT Punto noch Bravo einen direkten Nachfolger haben, sondern eine Art "Crossover".
Über Lancia brauchen wir nicht mehr reden, denn hier gibt es halt das Problem, wenn es nur noch den Ypsilon gibt, wird weiter am Händlernetz und Marketing gespart, was bisher schon eher "lächerlich" war. Also selbst wenn man "kurzfristig" Chrysler-Modelle nach Europa unter Lancia bringen will, werden sie sich kaum verkaufen lassen, weil einfach dafür auch Investitionen in Vertrieb und Werbung getätigt werden müsste, also Dinge, die man schon vor der Krise bei Lancia kräftig vernachlässigt hat.

Es heißt ja nicht, dass man sich total aus Europa zurückziehen will, nur aber dass man "Weltautos" bauen will und nicht mehr spezifisch für Europa bzw. nach dem Motto verfahren will "Friss oder stirb".

Daher will man ja besonders in Alfa investieren bzw. Maserati nach unten abrunden, denn dass ein Ghibli in Europa nur ansatzweise ABM gefährlich werden könnte, glaubt man nicht einmal in Turin, aber weltweit könnte man auf die geplanten Zahlen kommen.

Laut "Quattroruote" werden bis Ende des Jahres rund 30.000 Maseratis verkauft werden (wenn ich mich nicht irre, waren es 2012 nicht einmal 6.000) und dann hat man noch den "Levante" im Köcher, sodass die geplanten 50.000 Fahrzeuge bis 2015 keine "Utopie" sein dürften.

Zurück zu Alfa: Bei Alfa liegen im Moment Ankündigungen und "Realität" noch ziemlich weit auseinander. Zum x-ten Mal hat man die Präsentation in Amerika verschoben und man härt irritierende Informationen, speziell wenn es um die Giulia geht.

Am Ende könnte es sich hierbei eben nicht mehr um ein "klassisches" D-Segment-Fahrzeug handeln, sondern eher eine "Giulietta mit Stufenheck". Aber ob und was daran wahr ist, ist schwer zu sagen, denn es war ja auch die Rede, dass MiTo und Giulietta keine direkten Nachfolger bekommen sollten (wäre vielleicht auch verständlich, wenn man bedenkt, dass Punto und Bravo bzw. Delta komplett gestrichen werden sollen und keine direkten Nachfolger mehr bekommen werden).

Wie gesagt, es ist SM, der von "Reduzierung" sprach, der "man werde nicht mehr in allen Segmenten tätig sein (als wäre man es bisher gewesen 8-) ) und wird bei FIAT komplett auf Panda samt Derivate und 500er samt Derivate (wobei hier das Design und wahrscheinlich Namensgebung gemeint ist, nicht unbedingt die gleiche Struktur) aufbauen, Lancia wohl nur noch mit Ypsilon (und dann kann sich jeder sein Teil für die Zukunft denken), Alfa und Maserati sollen komplett als "Premium" aufgebaut werden und vor allem global tätig sein und Europa eher als "Mitnahmeeffekt" sehen.

Die "Chrysler-Group" Sparte habe ich herausgehalten, denn es ist auch kein Geheimnis, dass Marchionne viel von Jeep hält und es als "Premium-Marke" ansieht.
Delta LX
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Re: nur Herr Marchionne nicht :(

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SM macht es tatsächlich spannend. Aber von der Grundidee, sich peu à peu aus dem wenig ertragreichen bis verlustreichen Volumengeschäft in Europa zu verabschieden, gehe ich mit ihm einig. Volumengeschäft - und damit Vollsortimenter - nur dort, wo mit ausreichenden Umsatzrenditen zu rechnen ist. Nebst dem NAFTA-Raum auch und gerade in Brasilien, wo Fiat (mit der Marke FIAT) seit Jahr und Tag den Markt anführt. Und natürlich sucht man im Turiner Lingotto die Präsenz auf den übrigen BRICS-Märkten weiter zu forcieren.

Dazu passt, nebst JEEP nur eine FGA-Marke global aufzustellen - Alfa Romeo. Alle übrigen Marken von FGA und Chrysler Group sollen demnach nur noch regional von Bedeutung sein. Die beiden Luxusmarken, Ferrari und Maserati, verfolgen ihre eigenen Marktstrategien. Und bei beiden läuft es bekanntlich rund, insbesondere bei Maserati, wo das globale Absatzziel innert gesetzter Frist erreicht werden dürfte…
web.uno
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Re: nur Herr Marchionne nicht :(

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also jetzt mit den US-marken würde ich die entwicklung neuer modelle generell so gestalten dass sie mit möglichst geringem aufwand in beiden märkten verwendet werden können, also nicht 1jahr oder mehr vergehen muss um ein US-modell auch in EU verwenden zu können und ein EU-modell in den USA verwenden zu können...
MfG,
martin
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lanciadelta64
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Re: nur Herr Marchionne nicht :(

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Nun das ist das "erklärte Ziel" der FIAT-Gruppe. Bisher war es ja nicht möglich, weil die Fahrzeuge ursprünglich nicht automatisch für den jeweils anderen Markt entwickelt wurden. Man bezeichnet diese zwei 500er Versionen als eine "Ausnahme", eben weil bei der Entwicklung des 500er nicht der US-Markt im Augenmerk war. Man würde ja auch Ressourcen "verschleudern", wenn man entsprechend parallel entwickeln müsste.
Delta LX
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Re: nur Herr Marchionne nicht :(

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Und nicht nur die Technik wird integriert, respektive folgt gemeinsamen Vorgaben von FGA und Chrysler Group. Auch das Styling erarbeitet man integriert unter der Supervision von Lorenzo Ramaciotti, Design-Direktor der gesamten Gruppe. Für Lancia bedeutet dies, dass die Nachfolgemodelle von Thema, Voyager und Flavia (und / oder Delta IV) mehr italienische Züge aufweisen dürften. Immer natürlich vorausgesetzt, die wirtschaftlichen Umstände lassen eine Kommerzialisierung in Europa zu…
fiorello
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Re: nur Herr Marchionne nicht :(

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Ciao,

ich persönlich halte gar nichts von der " Strategie " eines Herrn Marchionne, zunächst dachte ich das der Einkauf bei Chrysler und die direkte Zuordnung an Lancia eine echte Chance für Lancia wären sich zu etablieren. Aber leider sieht es immer mehr danach aus das Herrn M, nur um Chrysler ging, nicht um Lancia und nur indirekt um Fiat, Chrysler ist der Brand in den er sich verguckt hat und es würde mich nicht wundern wenn er das schon im Sinn hatte als er zu Fiat kam :(

Nun wird hier immer erzählt wie toll der Kauf von Chrysler war, respektive die endgültige Übernahme ist, ich sehe das anders, denn was hat Lancia davon oder wegen meiner auch Alfa !? nichts und noch weniger als das, es wird wohl so kommen das man dann wenn überhaupt noch gebaut, Lancias auf Amiplattformen stehen und damit klar kommen müssen, es wird dann ein Chrysler 200 als New Delta kommen und meilenweit entfernt sein von europäischem oder dem wofür die Marke einst stand, ein pomadiges dickes Auto ohne Eleganz oder der italienischen " Leichtigkeit ".
Man baut dann quasi Lancia und Alfa aus Chrysler, was soll daran toll sein ? für mich geht damit das letzte Stück an Markentreue verloren und so wäre es mir Kunde auch dann egal einen Kia anstatt eines Chrysler-Lancia zu kaufen.

Zur Zeit boomt der Markt in den USA und Kanada, aber warum !? weil man zuvor eine der schwersten Krise nach dem Krieg durchlaufen hat und somit ein Automobilmarkt mit überalterten Fahrzeugen bestand, das der Markt dann irgendwann wieder anzieht ist doch logisch und diesen Aufschwung kann Chrysler jetzt gut mitnehmen und steht blendend da, aber was passiert wenn der Markt wieder gesättigt ist !? denkt Marchionne das er dann einen evtl. in Europa boomenden Markt mit Amiautos bedienen kann und sie als Lancia verkaufen !? wenn es dann überhaupt noch Lancia gibt am Markt !!!

In Europa haben wir eine Übersättigung des Automarktes durch zu viele Eingriffe der Politik in die Marktwirtschaft, in den nächsten 2-3 Jahren wird der Markt in Europa sicherlich wieder anziehen und vielleicht in 5 Jahren dann wieder Rekordabsätze zulassen, was macht dann Fiat !? wenn man jetzt wie angekündigt weniger neue Modelle auf den Markt bringt und die Produktivität bei Fiat in Europa fällt, was passiert mit den Mitarbeitern und Fabriken mit dem Händlernetz u.s.w !? wie will man denn dann in ein paar Jahren auf einen wieder anziehenden europäischen Markt etwas zuzusetzen haben !? eine Fabrik samt Facharbeiter stemmt man mal nicht so ebend aus dem Sand an Italiens Küsten :( wenn man sich jetzt aufgibt in Europa dann gibt es kein Comeback mehr, niemals.

Wenn Chrysler durch eine mögliche Absatzkrise in den USA ( welche zwangsläufig irgendwann wieder kommt ) zum taumeln kommt und Fiat sich in Europa nicht mehr Wettbewerbsfähig behaupten kann dann geht der Laden komplett den Bach runter, ohne wenn und aber.

Jetzt frage ich euch auf was soll ich als Lanciafan noch warten, was soll ich für ein Auto kaufen ? und stelle die Frage nicht für mich alleine, sondern auch für die anderen Lanciafahrer
Saluti
Fiore
Lancista per sempre

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Charmant
Innovativ
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Delta 1,3, Prisma 1,6iE, Thema 2.Serie 16V, Dedra 1,6 i.E, Dedra 2,0 i.E, Kappa 2,4 LX Berlina, Kappa Coupe 2,4 2.Serie, Thesis 3,0 V6 Emblema, Ypsilon 1,2 LS, Ypsilon 1,4 LX, Musa 1,4 Oro, Lybra 1,8 LX SW. l Kappa Coupe 2,0 20V T, Ypsilon Cosmopolitan, New Ypsilon 1,2 Oro, Delta 3 1,4 T-Jet Oro..........

meine anderen Italiener...Alfasud 1,3, Maserati Biturbo, Fiat 131 Mirafiori Sport Walter Röhrl Edition 2000TC, Alfa Sei 2,5 V6 1.Serie, Fiat Bravo
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Re: nur Herr Marchionne nicht :(

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Das ist genau, was ich meine. PSA baut einfach weiter Autos und hofft zu überleben. Wenn der Markt wieder anzieht, ist man voll dabei. Ich halte es für reines Wunschdenken, dass Fiat heimlich Autos fix und fertig entwickelt und dann SOFORT verfügbar hat, wie der Zauberer das Kaninchen aus dem Zylinder holt. Es fehlt die Erfahrung durch die Rückmeldung der Kunden. Welches Auto ist frei von Kinderkrankheiten und kommt ohne Nachbesserungen aus? Das gibt es nicht. Und entwickeln kostet jede Menge Geld. Wenn dann plötzlich ein Auto reif für den Markt wäre, ist es bereits veraltet, von neuer Technik, neuen Bestimmungen überholt. Bevor eine Produktion anlaufen kann, muss sehr viel getan werden. Fertigungsstraßen einrichten, Zulieferer gewinnen, Homologieren, Testkilometer fahren, Werbung anlaufen lassen usw.

Und wenn man Kunden über Jahre nicht bedient (wie beim Delta 8 Jahre lang), muss man sich nicht wundern, dass keine großen Verkaufszahlen heraus kommen. Der Kunde MUSSTE ja zur Konkurrenz gehen. Dort bekommt er womöglich besseren Service, bessere Wiederverkaufschancen, dichteres Händlernetz, günstigere Unterhaltskosten und bessere Garantie und Kulanz. Der kommt nicht zurück. Man kann sich mit solcher Politik nur selbst ins Aus katapultieren. Glauben diese Manager, man müsse nur mal ein Auto auf den Markt werfen, wenn man gerade Lust hat, und die Kunden strömen in die Showrooms? Als Kunde verlange ich Verlässlichkeit, will den Händler als Vertreter des Herstellers als echten Partner empfinden. Der Händler wiederum braucht Planungssicherheit. Das ist er sich, seinen Angestellten, seiner Firma schuldig.

Wäre ich Fiat-Händler, würde ich mich bei Kia oder Hyundai bewerben. Das sichert meine Zukunft.

Müsste ich JETZT einen Neuwagen kaufen, wären auch Kia und Hyundai meine Favoriten. Bessere Konditionen bekommt man nirgends. Dabei sind es gute Autos und im Styling inzwischen sehr ansprechend. Jedenfalls hätte ich nie gedacht, dass das "italienische Styling" aktueller Lancia-Modelle so wenig italienisch ist und ein Kia (nicht alle Modelle) mit anderem Grill durchaus als Lancia durchginge. Sicher weckt der Kia keine Emotionen, aber aktuelle Lancias auch nicht. Deshalb ein gefälliges Alltagsauto plus einen echten Lancia-Klassiker für das Hobby. Ich kenne viele, die so denken und genau das ist es, was dem Hersteller Fiat auf Dauer sehr schaden wird.

Übrigens sieht es jetzt auch in Brasilien nicht mehr so gut aus. Die Umsätze brechen ein.

Hier die neueste Meldung zum erwarteten Jahresergebnis:
http://www.kfz-betrieb.vogel.de/wirtsch ... cmp=nl-125

Gruß Frank
Lancia Club Vincenzo - Int. Lancia Flaminia Register - Int. Lancia Thema Register - Eurovan 1 IG - SAAB-Freunde Südbaden
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Parzifal
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Re: nur Herr Marchionne nicht :(

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ich finde diesen ewigen Fiat / PSA vergleich bescheuert, ich glaube nicht dass Fiat vom Staat so viel Geld bekommen würde wie PSA sprich, wenn Fiat sich so verhalten würde wie PSA, wäre Fiat PLEITE !

Es gibt momentan keinen anderen Weg für FIAT als den aktuell eingeschlagenen zumal man Geld für die Chrysler Übernahme braucht.

Wennd ie Krise wirklcih ca 4-5 Jahre dauert ist jedes jetzt auf den Markt gebrachte neue Model ein absloutes Verlustgeschäfft, das kann sich FIAT einfach nicht leisten !
lanciadelta64
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Re: nur Herr Marchionne nicht :(

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Nun es ist absolut undenkbar heute, dass FIAT so eine Unterstützung bekäme wie die PSA-Gruppe, denn JEDE Regierung, die das versucht, riskiert eine Niederlage bei der nächsten Wahl, so verhasst ist FIAT in Italien, dass es sich ins allgemeine Gedächtnis der Menschen eingebrannt hat.

Der Vergleich zwischen FIAT und der PSA-Gruppe kommt aus einer Reihe von Gründe zustande. Zum einen sind die beiden Familien, Agnelli und Peugeot, sehr eng miteinander befreundet und schon seit Jahrzehnten pflegt man eine enge Zusammenarbeit.

Dann galt die Strategie der PSA-Gruppe vor dem Beginn der Krise 2008 als „Vorbild“ und Marchionne wollte diese kopieren, indem man mit „allen“ Herstellern kooperiert und gemeinsame Projekte entwickelt (die Beispiele FIAT500/Ford Ka oder „Suzuki SX4/FIAT Sedici seien hier genannt und auch das Anbieten der Bravo-Plattform an andere Hersteller), ohne die Eigenständigkeit aufzugeben.

Dann kam die Finanzkrise, die Beteiligung bei Chrysler und diese Strategie wurde über Nacht über den Haufen geworfen.

Ferner verfolgen die PSA-Gruppe und FIAT Group gerade in der letzten Zeit entgegengesetzte Strategien, um der Krise Herr zu werden, sind also irgendwie „Gegenpole“, weswegen es automatisch immer zu diesen Vergleich kommt.

Mehr noch, es ist Marchionne!!!!!!!, der gerade am Beispiel der PSA-Gruppe erklärt, wieso man genau diese Politik nicht verfolgen darf, denn die PSA-Gruppe habe viele neue Modelle auf den Markt geworfen, die alle im Endeffekt „Verluste“ einfuhren, nicht weil es „schlechte“ Produkte seien, sondern weil sie auf einem Markt stoßen, der sie nicht absorbieren kann, ergo man über den Preis versuchen muss, sie verkauft zu bekommen, was zu den Verlusten führt.

Gerade der 208er – und da muss ich SM Recht geben – lässt die PSA-Gruppe bluten. In Italien ist der Markt ja auch preislich zusammengebrochen, ergo versuchen sich die Konkurrenten in einer Preisschlacht gegenseitig auszustechen. FIAT, Opel und mit Abstrichen auch Ford haben „ältere“ Modelle im Portfolio, die sich in der einen oder anderen Art bereits „amortisiert“ haben, ergo man leichter mit großen Rabatten werben kann. Peugeot dagegen hat den 208er neu herausgebracht und sieht sich bereits gezwungen, die Preisschlacht sofort mitzumachen, weil man sonst den 208er nicht losbekommen würde. (im Schnitt müsste ein 208er rund 3.000 bis 4.000 Euro über die aktuellen Angebote der Konkurrenz mit älteren Produkten liegen, um die neuen Produkte zu amortisieren).

Also kurzfristig – und das ist eigentlich keine Frage – liegt Marchionne mit seiner Strategie richtig. Ich glaube, keiner kann das infrage stellen, denn die Zahlen sprechen für sich.

Die Problematik ist eine andere, nämlich wie sieht es mittel- oder vor allem langfristig aus. Klar, FIAT kann sich an der PSA-Gruppe kein Beispiel nehmen, denn während der französische Staat allein vom Nationalstolz her die PSA-Gruppe niemals pleitegehen lassen dürfte, kann FIAT darauf nicht aufbauen und sicherlich, was nützt dir die Perspektive, in 2 oder 3 Jahren mit den Investitionen besser dazustehen, wenn du aber schon im nächsten Jahr vor dem Bankrott stehen solltest?
Dennoch stellt sich die Frage, ob nicht die Taktik SMs mittelfristig und vor allem langfristig der Gruppe noch teurer zu stehen kommt? Denn eins ist sicher, ein verlorener Kunde ist nur schwer wieder zurückzugewinnen und wenn, dann nur mit viel Geld, das man reinstecken muss. Gerade Lancia hat gezeigt, was passiert, wenn man über die Jahre „Einsparmaßnahmen“ in dieser Radikalität vornimmt, Produkte immer wieder verschiebt oder komplett streicht, nämlich man gerät in Vergessenheit und – da irrt sich SM nicht – müsste man heute viel viel Geld in die Hand nehmen, um diese Marke allein durch Werbung wieder ins Bewusstsein der Menschen zu rufen sofern es überhaupt möglich ist.

Anders ausgedrückt, FIAT könnte im Kleinen das drohen, was Lancia passiert ist. Andererseits stellen sich auch andere Fragen, nämlich wie lange dauert die Krise an und selbst wenn sie in Deutschland „nie“ richtig durschlagen sollte, heißt das noch lange nicht, dass sie auf dem wichtigsten Markt der FIAT-Gruppe nicht sehr lange anhalten könnte. Man darüber lamentieren, wieso es dazu gekommen ist, wieso man ein so mieses Image hat, wieso man das Auslandsgeschäft über Jahrzehnte so sträflich vernachlässigt hat, aber das ändert nichts an den Fakten.

Also ist FIAT vor allem vom mediterranen Raum abhängig und ich brauche kein Prophet sein, um hier das Andauern der Krise für die nächsten 4-5 Jahre vorauszusehen, wenn nicht sogar noch länger, sofern sich der Markt wirklich noch einmal erholen sollte, denn schon so kaufen immer weniger „Privatpersonen“ neue Autos. Das wog nicht so schwer, weil dafür „institutionelle“ Fahrzeuge, Fahrzeuge für Unternehmen etc. diese „Verluste“ mehr als wettmachten, aber nun sind auch diese Zahlen eingebrochen und hier müsste sich schon die Ökonomie dramatisch verbessern, um einen Aufschwung zu erleben, was aber nicht in Sicht ist.

Keiner weiß, ob in 4-5 Jahren der Automobilmarkt noch so funktioniert wie heute, ob nicht am Ende die Nobelmarken – die hatten eh niemals eine Krise – und eben „Billigprodukte“ wie Dacia und Co das Rennen machen?

Aber das sind alles Fragen über Fragen, die wir weder hier noch heute geklärt bekommen, aber die sich die Manager selbst stellen müssen und schauen, welche die „beste“ Strategie ist.

Marchionne hat in den Jahren sicherlich den einen oder anderen Fehler begangen und ist alles andere als ein „Manager des Endprodukts“, sondern eher einer, der mit Finanzen gut jonglieren kann, aber bis zum heutigen Zeitpunkt hat er beinahe alle „wichtigen“ Entscheidungen positiv beendet. Er ist weder ein „Magier“, noch ein „Held“, aber genauso wenig ein „Vollpfosten“ oder „Schwätzer“. Wie so oft, liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte.

Sicher ist, ohne Marchionne und Team gäbe es FIAT schon lange nicht mehr, ohne Marchionne und mit der PSA-Strategie wäre FIAT heuer „pleite“. Der Rest ist „Kaffeesatzlesen“.
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