nur Herr Marchionne nicht :(

fiorello
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nur Herr Marchionne nicht :(

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Fiore
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LCV
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Re: nur Herr Marchionne nicht :(

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Was Herr Marchionne glaubt, wissen wir nicht. Was er sagt, kann durchaus reine Taktik sein, um ganz bestimmte Ziele zu verfolgen. Diese Ziele müssen aber der Eigentümer-Familie dienen, nicht den Wünschen der Mitarbeiter, Händler, Kunden und Markenfans. Wer bereits einmal die gesamte Autobranche des Konzerns an GM verhökern wollte, was nur durch die Krise in den USA scheiterte, dem glaube ich nichts mehr. Wenn das Geschäft mit Chrysler eben boomt, dürfen auch Marken wie Lancia über die Klinge springen. Wobei ich für Alfa nur eine Galgenfrist sehe. Wenn das neue Konzept nicht funktioniert, was ja fast zu erwarten ist, stirbt Alfa auch. Und große Teile von Fiat gleich mit.
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lanciadelta64
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Re: nur Herr Marchionne nicht :(

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Ich habe dir ja in einem anderen Thread dazu etwas geschrieben.

Ich versuche es noch einmal: der Opel Corsa ist in vielerlei Hinsicht fast baugleich mit dem Grande Punto und in Italien fast ausschließlich mit einem "FIAT-Motor" geordert. Beide Modelle haben in etwa das "gleiche Alter" und Opel steht sicherlich nicht in den Ruf, "Mercedes" zu sein, noch sehr gut dazustehen, oder? Trotzdem verkauft sich der Coras ERHEBLICH BESSER als der Punto. Ist der Corsa schöner? Das ist zwar eine reine Geschmackssache, aber sagen wir einmal, beide sehen mehr oder weniger "gleichschön" aus. Ist vielleicht der Corsa billiger? Sicherlich auch nicht.

Also warum im Gottes Namen verkauft sich der Corsa besser? Weil Marchionne meint, in Zukunft - und die Betonung ist auf Zukunft - vielleicht die Modelle anders positionieren will? Ich glaube kaum, dass das der Mehrheit der Kunden wirklich interessiert, denn gerade die Kunden des B-Segments sind selten "Autofreaks".

Es muss also einen Grund geben und den kennen wir beide: Im deutschsprachigen Raum bzw. der zum "germanischen Sprachgemeinschaft" gehörenden Länder ist FIAT mit "Schrott" gleichbedeutend.

Marchionne sieht - und da bin ich voll auf seiner Seite - dass in absehbarer Zeit sich dieses Image nicht ändern wird und man nicht die nötigen Ressourcen dafür freigeben kann.

Anders ausgedrückt, man müsste wesentlich mehr in Marketing etc. investieren, ohne eine Garantie zu haben, dass man am Ende wirklich mehr Autos verkauft bekommt.

Aber jetzt sagen wir einmal, Marchionne sei ein "Idiot". Dann stellt sich die Frage, sind "alle" außer die "Deutschen" Idioten, oder wieso stehen beispielsweise die Franzosen vor der Pleite bzw. wären pleite, wäre nicht die sozialistische Regierung in Frankreich bereit, wegen der Arbeitsplätze die Hersteller zu retten?

Die deutschen Hersteller sind vor allem in den oberen Segmenten "führend" und können sich den "europäischen Markt" locker leisten. In Deutschland, im Heimatmarkt - immerhin über 80 Mio. Einwohner, ergo das einwohnerstärkste Land der EU und das mit Abstand - gehen dazu auch die "großen" Fahrzeuge weg. In keinem anderen großen Land hast du so viele Fahrzeuge oberhalb des C-Segments in den Top 20.

VW darüberhinaus genießt nicht nur einen "exzellenten" Ruf (in Italien beispielsweise als "Premium", also mit "Image" wie Mercedes oder BMW, nur halt "billiger"), sondern ist deutlich besser aufgestellt und hat vor allem im Interesse des Staates ein Bein im Land stehen, schließlich ist hält das Bundesland Niedersachsen Anteile an VW bzw. kann dank "VW-Gesetz" auf das Unternehmen Einfluss nehmen.
Auch hat man dank Skoda auch noch den "Osten" Europas erobert und hier vor allem das - zumindest über lange Zeit - "reichste" Land Osteuropas, der Tschechischen Republik. Allein diese "Verbundenheit" mit der Marke, dazu auch von "Deutschen" geführt, ergo automatisch muss ja "nobel" sein, lässt VW als EINZIGEN Massenhersteller gut aussehen.

FIAT aber ist vor allem im mediterranen Raum stark und ich garantiere dir, in den nächsten 5 Jahren, wahrscheinlich 10 und mehr, wird sich dort der Markt nicht wirklich erholen.

Daher ist es nicht verwunderlich, dass die deutschen Hersteller die Sache weniger "problematisch" sehen, zumal der deutsche Markt nicht wirklich eingebrochen ist oder einbrechen dürfte, zumindest sieht es bisher nicht danach aus.

Die deutschen Hersteller sind aber auch beinahe "gezwungen", in Europa Autos zu verkaufen, allein des Image wegen. Es ist also auch ein Muss.
Bei FIAT sieht das komplett anders aus. Es ist ein Handicap, dass man eine "italienische" Marke ist. Ferrari und Maserati sind "Exoten", ergo müssen nicht eine "breite" Masse überzeugen. Daher spielt für die FIAT-Gruppe die Musik vor allem außerhalb Europas und hier vor allem auf dem amerikanischen Kontinent.

Aber weil du so auf Europa fixiert bist: Hast du einmal geschaut, welche Marken besonders von der Krise in Europa betroffen sind und welche nicht? Du wirst sehen, dass es in erster Linie die Marken sind, die sehr "europäisch" sind, während die "Global Player", diejenigen sind, die entweder die Verluste "locker" wegstecken können, wie FIAT, "Premium" ist, also ein Sektor, der eh keine Krise kennt, oder eben "VW" ist, der aber seinerseits ein Global Player ist.

Von der Krise besonders betroffen aber sind vor allem die Franzosen. Die PSA-Gruppe leidet darunter, dass man eigentlich nur ein "Europa-Geschäft" kennt. Opel wäre ohne GM im Rücken heuer wohl pleite und FORD-Europa schreibt tiefrote Zahlen, wobei Ford-Zentrale für die nächsten 4-5 Jahre in "Gesamteuropa" weiterhin mit einem "schwierigen" Umfeld rechnet.

Man kann also die Politik von SM teilen oder nicht, aber man sollte bitteschön auch die Realität zur Kenntnis nehmen und das, was Marchionne - und eben NICHT NUR Marchionne - für Gesamteuropa gezeichnet hat, sicherlich nicht auf die "Hirngespinste" eines "durchgeknallten" Managers basiert, sondern sehr wohl den Fakten entspricht.

Wie gesagt, man kann über das "Rezept", das SM hat, "streiten", aber zumindest ist es verständlich, wenn man sieht, wie es der PSA-Gruppe geht, die genau das Gegenteil von FIAT gemacht hat, nämlich während dieser Krise in die "Vollen" zu gehen, was das Unternehmen beinahe nicht überlebt hat und vielleicht die "Unabhängigkeit" kosten könnte.
web.uno
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Re: nur Herr Marchionne nicht :(

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das mag schon sein das seine taktik damit plausibel klingt.
aber den EU-markt vorerst gänzlich zu ignorieren kann auch in die hose gehn - was wenn der US-markt plötzlich wieder einbricht???
in china hat man ja nichts.
MfG,
martin
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lanciadelta64
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Re: nur Herr Marchionne nicht :(

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Ich habe auch nicht gesagt, dass SM "richtig" liegt und man kann sicherlich seine Taktik kritisieren, aber man sollte nicht so tun, als habe man hier mit einem Vollpfosten zu tun, der nicht weiß, was er tut.

Du hast es richtig erkannt, dass FIAT nicht nur ein "Europa-Problem" hat, sondern auch ein "asiatisches". Man ist hier nicht sonderlich gut aufgestellt gewesen. Dass man in China lange nicht aktiv war - VW hat bereits seit über 30 Jahren in China eine Produktionsstätte und hat hier FIAT klar abgehängt - kann man weder mit dem Image in Europa erklären, noch mit der "Krise" der Gruppe, denn wie gesagt, VW war in einer Zeit dort aktiv, als FIAT um die Spitze der Zulassungszahlen in Europa rang.

Auch in Indien hat man viel Lehrgeld zahlen müssen, aber - und das unterscheidet im Endeffekt FIAT von der PSA-Gruppe, man hat "zaghaftes" Pflänzchen gesät. Ob es ausreichen wird, weiß ich nicht, aber man wird sehen.

Auf jeden Fall läuft der Viaggio nicht so, wie man es sich erhofft hat und ob ein Hatchback-Modell größere Erfolge feiern wird, muss man auch abwarten, umgekehrt hat man mit Chrysler-Modelle samt Jeep und eben der Premium-Produkte im Hause ein paar "Anziehungsreize", sodass man nicht komplett "nackt" dort steht.

Marchionnes Taktik ist in meinen Augen sehr gewagt und einmal mehr bestätigt er, dass er ein Manager der Finanzen und weniger der Produkte ist. Vielleicht ist es in der aktuellen Situation der FIAT-Gruppe immer noch ein Plus, so eine Person vorne zu haben, aber sicherlich ist er kein Mann für "alle Jahreszeiten".
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LCV
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Re: nur Herr Marchionne nicht :(

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Abgerechnet wird am Schluss. Mag sein, dass PSA nur durch Staatshilfen überlebt. Bei Renault sehe ich zwar das Europageschäft als sehr dramatisch an (höchste Verluste pro Auto), aber wie Chrysler die Fiat-Pleite verhindert, wird bei Renault viel durch Nissan und evtl. Dacia kompensiert. Die russischen Ableger und Samsung spielen wohl derzeit keine Rolle, könnten dies aber künftig tun.

Es mag sein, dass für den Augenblick gesehen SM's Verzicht auf diverse Nachfolger richtig ist und Geld für anderes frei macht. Das dürfte aber nur funktionieren, wenn die europäische Absatzkrise noch einige Jahre anhält. Ich glaube, er wünscht sich das sogar, weil es dann seine Entscheidungen rechtfertigt. Sollte sich der Markt aber in ein zwei Jahren erholen, werden auch Renault und PSA davon profitieren, weil sie konsequent weiter entwickelt haben. Sie haben dann nicht nur Nachfrage, sondern auch Autos zum Verkaufen. Was hat dann Fiat? Nix oder fast nix. Während die Konkurrenz sich erholt und wieder Geld verdient, steht Fiat ohne Programm da. Will man dann erst wieder anfangen, ist der Zug längst abgefahren.

Deshalb muss man sich entscheiden: Entweder man hört ganz auf oder man versucht, die Durststrecke zu überwinden. Den Betrieb einfach nur herunter zu fahren, bringt nur Kosten, die nachher nicht wieder herein kommen. Man darf auch nicht vergessen, dass sich der 500er Hype immer mehr abschwächt. Das Problem eines Retrostylings ist die Einmaligkeit. Man kann einmal den alten 500 neu interpretieren. Aber was dann? Ewig kann man so ein Auto nicht bauen.

Deshalb wird man erst nach der Krise sehen, ob Fiat, PSA oder Renault dann besser dastehen.
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lanciadelta64
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Re: nur Herr Marchionne nicht :(

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Das ist ja das "Spannende", man wird abwarten müssen, wer die "beste" Strategie hat. Ich sehe das alles mit eher gemischten Gefühle. Zum einen fällt es mir sicherlich als "vermeintlicher" Kunde schwer, dieser Modellpolitik etwas Gutes abzugewinnen, zum anderen empfinde ich diesen "radikalen" Einsparungskurs als sehr "gewagt", denn ein verlorener Kunde wird man in der Zukunft entweder gar nicht mehr zurückgewinnen oder wenn doch, dann nur mit viel Aufwand.

Andererseits aber hat SM bisher in den "großen" Dingen fast immer "richtig" gelegen und die Prognose von FORD zeigt auch, dass SM bei seiner Analyse sicherlich nicht so "aberwitzig" war, wie viele glauben. Die Frage ist daher weniger, ob es diese Krise gibt oder ob sie lange oder weniger lange anhält, als vielmehr, ob die "richtige Medizin" gefunden wird.

Ich weiß es wirklich nicht, ob er damit richtig liegt oder nicht. Vom Gefühl her und auch von dem, was ich in der Ökonomie gelernt habe, wäre die Strategie der PSA-Gruppe auf "längere" Sicht gesehen, die besser, umgekehrt aber gilt so etwas, wenn eine Krise kurz anhält, nicht aber, wenn sie über so viele Jahre andauert, denn sollte FORD recht behalten, hieße das weitere 4 bis 5 Jahre so und das wäre dann beinahe eine ganze Autogeneration.

Weiter ist SM extrem flexibel, dass man am Ende nicht mehr weiß, woran man wirklich ist, denn der ist in der Lage, "über Nacht" die Strategie komplett zu überdenken. Das macht die Sache noch einmal unkalkulierbarer.
Parzifal
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Re: nur Herr Marchionne nicht :(

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wer sagt den auch dass Fiat nicht , sobald sich die Lage erholt, einfach die Schublade aufmacht und neue Modelle auf den Markt wirft?
Delta LX
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Re: nur Herr Marchionne nicht :(

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Korrekt. Denn in den Entwicklungszentren von FGA (wie auch der Chysler Group) wird ja weiter gearbeitet. Und allgemein ist ja bekannt, dass SM nicht davon spricht, «alles herunter zu fahren», sondern lediglich, die Markteinführungen der Modelle der Konjunktur in Europa entsprechend hinaus zu zögern.
Anthimos
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Re: nur Herr Marchionne nicht :(

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LCV schrieb:
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> Man darf auch nicht
> vergessen, dass sich der 500er Hype immer mehr
> abschwächt. Das Problem eines Retrostylings ist
> die Einmaligkeit. Man kann einmal den alten 500
> neu interpretieren. Aber was dann? Ewig kann man
> so ein Auto nicht bauen.

Deswegen bring BMW jetzt die 3. Generation des Mini.
Und ich hoffe, Fiat macht das gleiche mit dem 500er.
Genau das sind die Autos, bei denen man das ewig machen kann.
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