Goudevert hat vollkommen recht und es richtig erkannt. Es stößt nur auf praktisch taube Ohren bei der Industrie, insbesondere bei der deutschen Autoindustrie. Bei denen ändert sich nur etwas, wenn sie per Gesetz oder durch den Markt zum Handeln gezwungen werden. Die deutschen Hersteller haben in der Vergangenheit schon mehrfach Trends verschlafen, aber nie haben sie dauerhafte Nachteile erlitten, durch ihr zu spätes aufspringen auf den Zug. Warum sollten sie also jetzt freiwillig etwas ändern und sich dadurch eventuell unnötig ihren Gewinn verschlechtern?
Was in dem Artikel nicht steht ist, dass der Autoindustrie die wohl größte Revolution in ihrer Geschichte bevorsteht.
Es werden sich nicht nur die Autos in ihrem Aussehen, Größe, Preis oder Antriebsart ändern, sondern vor allem werden auch die Benutzer ihre Einstellung zum Auto ändern, was große Umwälzungen nach sich zieht, zumindest in Westeuropa und evtl. auch in Nordamerika.
Der Grund dafür ist, dass sich die Einkommens-, Wohnverhältnisse und die Lebensumstände in der Mittelschicht ändern. Wenn auch nicht bei jedem das verfügbaren Einkommen stagniert oder gar sinkt, so werden es immer mehr Menschen leid sein einen erklecklichen Teil ihres Einkommens für das Auto auszugeben, zumal es oft mehr als 90% der Zeit ungenutzt rum steht und trotzdem Kosten verursacht. Zudem ziehen immer mehr Menschen in Städte, wo man nicht unbedingt ein eigenes Auto braucht. Schon heute wohnen weltweit mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Und gerade bei jungen westlichen Stadtbewohnern sinkt beständig der Stellenwert des Autos, es dient nicht mehr zur Darstellung der sozialen Stellung.
Unter diesen Umständen, bin ich fest davon überzeugt, dass sich in Zukunft, besonders in bzw. ausgehend von Städten, bei den unteren und mittleren Einkommensschichten Carsharing-Konzepte durchsetzen werden, in Kombination mit klassischen Autovermietungen und öffentlichen Verkehrsmitteln. Meine Vermutung wird gestützt durch einen Artikel in der heutigen SZ, dass Daimler jetzt in Hamburg zusammen mit Europcar ein Carsharing-Angebot namens "Car2Go" startet, nachdem Pilotprojekte in Ulm und Austin/Texas gerade bei den unter 35-jährigen überraschend gut angenommen wurden.
Wenn jetzt z.B. in einigen Jahrzehnten nur noch halb so viele Menschen als heute ein eigenes Auto besitzen werden und die anderen Carsharing oder Autovermietungen nutzen sinkt natürlich auch der Bedarf an produzierten Neuwagen deutlich, weil ein Carsharing-Fahrzeug von mehreren Personen genutzt werden kann. CS ist also auch ressourceneffizienter, weil die gleiche Zahl von Autofahrern vielleicht nur 25% von heutigen Autobestand bräuchten und dadurch würde auch den Bedarf an Stellplätzen und Garagen sinken, also weniger Flächenverbrauch.
Wenn der Individualverkehr einmal von Carsharing und Autovermietungen dominiert wird, dann werden wahrscheinlich auch die kleinen Automarken, die keine Luxusmarken sind, schrittweise aussterben. Denn diese Unternehmen werden für ihren Fuhrpark keine Autos kaufen die besonders durch Emotionen oder Individualität glänzen, sondern es wird in erster Linie nur noch der Preis zählen sowie niedrige Unterhaltskosten und hohe Wertstabilität.
http://www.sueddeutsche.de/auto/mobilit ... t-1.400050