Ciao Rainer,
was mich ärgert, ist weniger, dass die deutsche Presse ihre eigene Produkte lobt, denn es geht um die eigene Industrie und die eigenen Arbeiter. Was mich ärgert ist die Dämlichkeit meiner Landsleute. Die Franzosen schreiben alle Autos außerhalb Frankreichs in Grund und Boden, die Deutschen auch, nur wir Italiener nicht. Wir zerstören uns lieber selbst, weil unsere Elite dekadent ist.
Wenn Quattroruote einem FIAT Bravo bescheinigt, "Fortschritte" gemacht zu haben, aber bestenfalls Durchschnitt zu sein, wenn man dann einen Golf (in dem Fall der 5er) "beste Materialien" bescheinigt, brauche ich nicht mehr zu sagen, aus welcher Ecke die Sache kommt.
Mehr noch, nun hat eine Verbraucherschutzorganisation (ich weiß nicht, wie viele wir haben) protestiert, dass Lancia mit dem Film "Illuminati" unerlaubte versteckte Werbung mache und der Kinobesucher gestört würde. Es habe demnach schon viele Proteste gegeben. Ich frage mich nur, ob man auch protestiert hatte, als James Bond für BMW Werbung machte oder im Transporter Audi zu den Protagonisten gehörte.
Das ist es, was mich stört, denn für ein paar Euro verkaufen meine Landsleute glatt noch ihre Großmutter. In Deutschland und Frankreich schützt man wenigstens die eigene Industrie.
Übrigens ist ein Golf V kein bisschen besser als ein Bravo, der dafür im Innenraum viel wohnlicher wirkt. Hartplastik auch im Golf, wohin das Auge reicht, mit einer Haptik, die eher zu einem Panda passt.
Der 3er BMW ist von den Materialien auch nicht besser als ein Delta und ein 1er BMW schlechter, genauso wie ein Golf. Das Problem ist, dass FIAT in meinem Land viel zu lange geschlafen hat und nicht die gesamte Presse "bestochen" hat, bevor die deutsche Autoindustrie Fuß fassen konnte. Heute leben auch Italiener von dem Verkauf ausländischer Autos und anders herum möchte auch ein Berlusca nicht lesen, er fahre mit einer "Mülltonne" durch die Gegend, also schreibt man das, was unseren "Mafiosi" in Staat und Wirtschaft gefällt, denn schließlich darf man diese nicht verärgern.
In Deutschland ist das halt Tradition und für die eigene Wirtschaft ein Muss, schließlich lebt man in der Regel durch das Image, oder warum sollte jemand für ein Produkt mehr bezahlen, wenn er das auch woanders für weniger Geld bekommen kann? Alles eine Frage auch des Image und es ist für die eigene Ökonomie lebensnotwendig, denn wenn du nicht nach außen verkörperst, bei uns sei alles besser, wie willst du das dem Ausland erklären? Das ist eine Marketingstrategie, die hervorrangend ist, klever, intelligent und sehr weitsichtig.
Ich erinnere mich noch an dem Dedra in einem Testbericht. Nachdem man den Italienern immer nachgesagt hatte, man benutze nur Plastik, kam der Dedra mit Holzeinlagen. Und was meinst du, was die Zeitung schrieb? Nicht etwa, dass es nun gut ist, auch Holz einzubauen, sondern aus Gründen des "Naturschutzes" sollte man doch das Holz besser dort lassen, woher es kommt. Sonst noch Fragen?
Es gibt eine absolute unterschiedliche Denkweise zwischen Italien und Deutschland. "Die" Deutschen denken grundsätzlich, alles was aus unserem Land kommt ist besser als im Ausland. Sogar bei den Weinen und auch bei der Küche wird oft im Fernsehen versucht, den Leuten einzureden, man sei auch darin sehr gut. In Italien denkt man umgekehrt. Grundsätzlich ist alles das, was aus dem Ausland kommt, besser. Frei nach dem Motto, das Grün des Nachbarn ist immer grüner. So importieren wir Orangen aus Spanien, weil angeblich deren Orangen besser als unsere Blutorangen seien. Sonst noch Fragen?
Wie gesagt, ich bin nicht "den" Deutschen böse, dass sie ihre eigene Ökonomie schützen, sondern meinem Land, wo ein Ministerpräsident mit Audi herumfahren kann und im öffentlich-rechtlichen Fernsehen sogar gezielt extra einige Minuten (ohne Zusammenhang) auf das Auto gezeigt wird. In Frankreich würde man Sarkozy steinigen, wenn er mit einem Mercedes herangefahren käme und er bräuchte sich nie mehr zur Wahl stellen. In Deutschland könnte die Merkel niemals mit einem Renault herangefahren kommen und auch sie bräuchte nicht mehr sich zur Wahl stellen. In Italien aber wählt man die Person nicht nur, sondern kauft dann halt so ein Auto, weil man ja "in" sein möchte, halt ein "Ableger" vom "Ministerpräsident".
Das sind die Dinge, die mich nerven und ärgern, weniger die einseitigen und tendenziösen Tests der französischen und deutschen Presse. Übrigens in der "neutralen" Schweiz, die ja keine Autos produziert, kommt der Delta in den Tests eindeutig besser weg.
Was soll das mit einer Gegendarstellung? Du hast keine Chance. FIAT hatte in den 80er Jahren einmal Ärger wegen eines Benzinventils am Tank aus Plastik. ALLE Konkurrenten, auch aus Deutschland benutzten das gleiche Material. Die Zeitung schrieb groß dagegen. Am Ende war FIAT gezwungen, in einer Rückrufaktion die gegen Metallventile auszutauschen, weil der Imageschaden schon so groß war, dass es besser war, die auszutauschen, denn die Gegendarstellungen haben niemals das gleiche Echo wie eine solche Berichterstattung (trotz Gegendarstellung war die öffentliche Meinung eindeutig gegen FIAT gerichtet).
Du weißt selbst, wie man einen Ruf bewusst zerstören kann. Ein bisschen Rufschädigung. Dann nimmt man das zurück, aber in der Zwischenzeit ist diese Rufschädigung längst zu einem Selbstläufer geworden.
Dazu darfst du auch nicht vergessen, dass die Richter ja Deutsche sind, selbst wahrscheinlich deutsche Autos fahren und somit natürlich auch voreingenommen sind. Unvoreingenommene korrekte Richter gibt es nirgendwo, auch nicht in Deutschland
Saluti
Bernardo