nun bin ich den Delta 1,8 Turbojet gefahren. Zuerst heute Morgen der Schock, weil der Wagen noch im Autohaus ohne Kennzeichen stand, doch dann sagte mir mein Bekannter, ich werde vorläufig ihn als einziger fahren, weil es sich um ein Ausstellungsstück handelt und erst in nächster Woche zugelassen wird. Ich bekam die „rote“ Nummer für hinten. Und da stand dann auf dem Tacho 5 Km. So jungfräulich. Kein Verkäufer, nicht die Besitzer des Autohauses, sind den Delta zuvor gefahren.
Dann stieg ich ein und konnte mich ein wenig mit dem Delta vertraut machen, denn für die nächsten 280 Km sollte er meiner sein

Für mich stört die Verwandtschaft zum Bravo überhaupt nicht, denn schon das Cockpit im Bravo finde ich wunderschön, viel besser als das von den Golfs und Co. Das im Delta ist dazu hochwertiger als das im Bravo. Für mich bleibt es ein sehr schönes Cockpit. Wenn es etwas gibt, was mich stört, dann ist das leider das Fehlen von Zusatzinstrumenten. Nicht einmal ein Grande Punto Abarth SS besitzt solche. Das ist das, was mich nervt und nicht die Verwandtschaft zum Bravo.
Und nun zum Test. Ich bin zuvor schon zwei Deltas gefahren (und heute noch einen Golf 6 GTI und Alfa 159 TBi)) und da der hier mit einem Automaten ist, musste ich mich erst einmal umstellen, denn zu groß ist der Wunsch, einzukuppeln

Dem Turbojet fehlt zum Beispiel die Citymatic, man kann die Lenkung nicht leichter einstellen, dafür mit dem elektronischen Fahrwerk (das hier nicht vorhanden war) härter werden lassen. Die Lenkung gefiel mir wiederum besser als im TwinTurbo, was auf eine andere Kennung schließen lässt. Beide Deltas, Twinturbo und Turbojet liefen bei mir mit 18ern und als Platino, also mit Schiebedach. Mir wirkte der Turbojet noch ein Tick leiser. Lediglich die Windgeräusche an den Außenspiegeln hört man bei höheren Geschwindigkeiten. Auch wirkte der 1,8er härter als der Diesel. Während der Twinturbo nur kurze Wellen spürbar an Wageninnere mitteilte, waren hier schon andere Unebenheiten zu spüren, nicht wirklich hart, nicht wirklich störend, aber spürbar, was auch hier auf einer anderen Abstimmung schließen lässt. So verhielt er sich in den Kurven auch noch stabiler als der Twinturbo.
Da der Turbo noch so jungfräulich war, konnte ich ihn natürlich nicht extrem bewegen und begrenzte die Drehzahlorgien auf 4.500 Touren, einmal auf 5.000, weil ich vergessen hatte, auf Automatik umzustellen (ich hatte da die sequenzielle Wahl). Zur Leistungscharakteristik ist natürlich schwer Vergleiche zum Twinturbo zu ziehen, denn der Automat auch in sequenzieller Stellung verweigert radikalen Durchzug im oberen Gang. Er schaltet automatisch einen oder zwei Gänge herunter. Man muss also langsam beschleunigen, damit er im obersten Gang bleibt. Dennoch wirkte der Turbojet wesentlich vehementer und daher sind zumindest vom Gefühl her die besseren Fahrleistungen durchaus realistisch. Der Turbojet macht also mehr spaß als der Diesel, hat mehr Biss, wobei auch beim Turbojet immer die Gefahr besteht, mit einem Bein im „italienischen Gefängnis“ zu sein, denn die Art und Weise, wie er die Leistung entfaltet, ist schon beeindruckend. Kein Krawall, fast unscheinbar. Tempomat-Fahren ist schon fast ein Muss, weil man das Gefühl für die tatsächliche gefahrene Geschwindigkeit verliert.
Die Bremsen waren schon vorher bei allen Deltas sehr gut und zählen auch in den anderen Deltas zu den Stärken des Autos, aber im Turbojet sind sie noch einmal bissiger und es bedarf der Gewöhnung, aber mit Gefühl lassen sie sich dennoch gut dosieren. Da der Wagen ja neu ist, habe ich im Gegensatz zum Twinturbo die Bremsen nicht voll ausprobieren können, aber das, was man schon merken konnte, verspricht ein tolles Bremssystem und den Fahrleistungen des Auto gewachsen zu sein.
Zum Automaten: Man spürt im Automatik-Modus natürlich leicht die Gangwechsel, aber das geschieht sehr weich und im sequenziellen Modus ist der Gangwechsel sensationell. Ich schaffe mit Sicherheit manuell nicht schneller zu schalten (eher im Gegenteil) und es ist dem DSG von VW in keiner Weise unterlegen (zumindest nicht dem vom Golf 5, das ich kenne, der heutige GTI war mit manuellem Getriebe).
Ich war noch nie ein Fan von Automatikgetrieben, aber an das hier kann ich mich gewöhnen. Wenn man es gut kennt, sich auf alle Sonderheiten eingestellt hat, macht es im sequenziellen Modus Spaß und im Automatik-Modus bereitet es Genuss am Komfort. Das ist wesentlich angenehmer als die Kupplung im Twinturbo (die Kupplung im T-Jet ist das wesentlich angenehmer).
Zum Verbrauch: nun war mein Delta noch jungfräulich und ich weiß Gott nicht an den Delta gewöhnt. Bei konstanter Autobahnfahrt mit Tempomat mit Richtgeschwindigkeit deutscher Autobahnen sind Verbrauchswerte um die 6 Liter möglich, bei vollem Turboeinsatz sind es 25 Liter. Auf einer Gesamtfahrtstrecke von 283 Km habe ich 11,5 Km pro Liter verbraucht (in Italien rechnet man IMMER, wie viele Km man mit einem Liter schafft), also ca. 8,7 Liter (nach Bordcomputer wohl gemerkt). Das ist angesichts der Fahrweise von mir, der Problematik, dass ich mich mit dem Automaten noch nicht so gut auskenne und natürlich auch den Turbo benutzt habe, ein guter Wert, vor allem, wenn man dem gegenüberstellt, dass der Twinturbo bei mir nicht über 11,9 Km pro Liter hinauskam (also 8,4 Liter). Allerdings bin ich den Twinturbo noch härter angegangen und habe mich dort mehr mit dem Verhalten der beiden Turbolader beschäftigt (wann geht der erste an, wann der zweite und wann klinkt sich der erste wieder aus).
Beides Turbos, Benziner wie Diesel, ziehen praktisch vom Standgas ab voll durch. Keine Irritationen des Laders, keine Irritationen beim Durchzug. Was ich noch sagen wollte. Viele kritisieren die Sitze im Delta. Für mich sind sie absolut ideal. Ich finde auf Anhieb die ideale Sitzposition und auch nach über 280 Km keine Ermüdungserscheinungen. Sie sind wesentlich besser als die in meinem alten Dedra Turbo (mit Normalsitze). Mit Sicherheit hätte ich mir auch für diesen Delta Recaro-Sitze gewünscht, weil diese Sitze hier keine Sportsitze sind und mehr den Komfort betonen, denn die Sportlichkeit, sprich Seitenhalt. Das ist das Manko, aber auch nur, weil man die Sportsitze nicht einmal gegen Aufpreis ordern kann. Das wäre dann wirklich der Kakao auf dem Cappuccino gewesen

Dann bin ich anschließend den Alfa mit der gleichen Maschine gefahren, da natürlich mit Schaltung und hier musste ich mich erst einmal an einer nicht leichten Kupplung gewöhnen und hier wirkte der Motor etwas zugeschnürter, was vielleicht auf ein höheres Gewicht schließen lässt. Hier war der Motor nicht so bissig, aber das fällt eher auf, wenn man beide hintereinander gefahren ist (Dean hat auch beide gefahren, vielleicht hat er andere Erfahrungen sammeln können und meine sind durch den Kauf des Deltas parteiisch). Den Alfa bin ich dazu auch nur 35 Km gefahren, zu wenig, um genaue Eindrücke zu sammeln, nur soviel, er war mir zu hart. Für italienische Straßen ist das eindeutig zu hart und eine Frage der Zeit, bis alles zu klappern anfängt. Beim Testwagen war noch alles ruhig.
Dann bin ich zum bekannten VW-/Audi-Händler hier gefahren. Er ist Generalvertreter der Provinz für beide Marken und ich durfte den neuen GTI bewundern. Was mir hier auffiel. Das ist ein ganz anderes Auto, qualitativ wirkt er locker eine Klasse tiefer und das Cockpit…obwohl besser als im 5er Golf (mein Gott, der im 5er war nicht anzuschauen), ist es immer noch von dem entfernt, was ich als akzeptabel ansehen kann.
Ich bin den Golf ca. 50 Km gefahren, allerdings mit Beifahrer (ich könnte ja den „armen“ Golf kaputtfahren

Der Motor wirkte vom Durchzug schwächer als der Delta. Da ich ihn aber ausdrehen konnte, fiel mir auf, dass er auch bis 6.000 Touren gut zieht. Man kann merken, dass der Delta mehr Drehmoment besitzt. Auch hier waren die Bremsen toll, sehr gut zu dosieren, vielleicht weniger bissig. Straßenlage, soweit ich das in so kurzer Zeit beurteilen kann, sehr gut, aber auch nicht unbedingt für den „Nürburgring“ (da ist der Abarth SS ein ganz anderes Kaliber), nicht so leise wie der Delta, aber leise genug. Die Lenkung ausreichend präzise, aber auch nicht besser als im Delta Turbojet.
Der Verbrauch ist nicht vergleichbar, weil a) die Strecke zu kurz war b) ich mich durch die Stadt durch den Stau wälzen musste, was den Verbrauch hochtrieb. Dazu habe ich vergessen gehabt, den Computer auf „0“ zu stellen und somit sind die Werte auch von anderen Fahrern mit eingerechnet. Hier lag der Wert bei 9,9 Km pro Liter, also ca. 10 Liter/100 Km. Ich denke mir, dass ein paar „Heizer“ vor mir unterwegs waren. Bei Richtgeschwindigkeit lag der Verbrauch in etwa auf dem Niveau des Deltas, mit der gleichen Spannbreite von 5 Liter bei schonender Fahrt bis 25 Liter bei vollem Turboeinsatz. Übrigens auch hier wie beim Delta schon über dem Standgas sauberer Turboschub, ohne wirkliche Schwäche, wenn auch für mein Gefühl etwas weniger Drehmoment im Durchzug.
Ich habe jedenfalls meinen Kauf nicht bereut (ich kannte ja den Delta eh schon vorher) und meine Befürchtungen wegen des Automaten, wurden nicht bestätigt. Im Gegenteil. Es ist ein sehr gutes Getriebe und das im „Normalmodus“.
Saluti
Bernardo
PS: mein Lancia-Händler hat allein heute 2 Deltas (normale) verkauft bekommen
