Salve,
zuerst einmal sind nicht alle italienischen Fabriken so schlecht, wie manche denken. Mittlerweile liefert auch Melfi gute Arbeit und die Fahrzeuge, die aus Cassino kommen, sind, soweit ich das beurteilen kann, sehr gut. Termini wird auf jeden Fall geschlossen. Das ist beschlossene Sache, denn die Produktion soll von dort nach Serbien gehen.
Das Problemkind ist und bleibt Pomigliano. Marchionne will das Problem gelöst haben und wenn man zwischen seinen Zeilen lesen kann, dass geht die Tendenz eindeutig in Richtung Schließung und hier spielen natürlich die Opel-Werke eine wichtige Rolle. Vergiss nicht, Termini spielt schon lange keine wichtige Rolle mehr. Lediglich Pomigliano ist für Alfa das "Stammwerk", weil einst zu Alfa Sud gehörend. Marchionne könnte mit der Opel-Übernahme umgekehrt Druck auf die eigene Regierung ausüben, die aus politischen Gründen Pomigliano behalten will (Berlusca lässt schön grüßen

)
Ob man nun Saab und Lancia aus den Markt nehmen will, ist schwer zu beurteilen, aber wenn es aus den Munden des "Aufsichtsrats" kommt (wer das wohl war?

) klingt das schon fast so, als würden die weiterhin bestehen bleiben, denn das ist taktisches Geplänkel. Lancia hat zumindest in Italien immer noch einen Klang und verkauft, wie du weißt, insgesamt mehr als Alfa und das mit einem Schrumpfprogramm. Saab verkauft sich in Italien immer recht gut und Lancia und Saab haben ja auch in der Vergangenheit ein gemeinsames Projekt gehabt, das gut funktioniert hat.
Ob die vielen Namen am Ende alle einen Sinn machen, steht auf einem anderen Blatt, aber du siehst am Beispiel von Abarth, dass zusätzliche Namen an sich kein Grund für eine "Pleite" ist, sondern was man mit dem Namen machen will. Innocenti soll ins Leben gerufen werden, eben weil man aus der Vergangenheit gelernt hat, als man "Billigstfahrzeuge" unter Fiat laufen ließ.
Wichtig ist, dass man einerseits kostensparend produzieren kann, andererseits eine Markenidentität aufgebaut bekommt. Hier hat es bei FIAT in der Vergangenheit allerdings Probleme gegeben. Wenn man es richtig macht, passt alles, wenn man viele Projekte nur halbherzig bewerkstelligt, wird man noch mehr Probleme bekommen.
Ich weiß nicht, wie Opel in weiten Teilen der Welt angesehen wird, aber nicht überall gilt es als "deutsche" Marke, sondern als amerikanische. Für viele Italiener beispielsweise ist es eine "amerikanische" Firma, ähnlich wie Ford. Als "Deutsch" bezeichnet man nur Porsche, VW, Mercedes, BMW und Audi samt der anderen Hersteller, die zu den Gruppen gehören, wie Smart oder Mini bzw. Seat. Aber für FIAT ist Opel schon allein wegen Deutschland interessant, denn FIAT wird niemals große Erfolge in Deutschland feiern. Da wird der Papst eher evangelisch, aber genau dieser Markt ist sehr wichtig, denn er ist der größte und schwierigste Markt Europas.
Wenn FIAT Opel in der Substanz eigenständig lässt, also alles eher als eine Art "Kooperation" ansieht und weniger als "pure" Fusion, könnte man daraus Vorteile ziehen. FIAT hat im Gegensatz mancher Äußerungen kein Finanzproblem. Die Gruppe zählt zurzeit zu den gesündesten Automobilherstellern weltweit. Die Schwierigkeit sind andere, nämlich dass man zu klein ist, um alle Bereiche abdecken zu können. Man braucht das Know-How, um schnellstmöglich kostengünstig Autos produzieren zu können. Opel deckt auch Bereiche ab, die bei den Italienern brach liegen. Dazu will FIAT den GM-Teil in Lateinamerika übernehmen, was für den Marktführer in Brasilien weitere Einsparmöglichkeiten bringt.
Es ist nun einmal eine Tatsache, dass FIAT allein nicht die Größe und somit nicht den finanziellen Spielraum besitzt in kürzester Zeit für alle internen Marken kostengünstige Modelle herauszubringen. Das Ziel war ursprünglich möglichst viele Kooperationen einzugehen (Tata, PSA etc.) und eventuell die eine oder andere kleinere Firma aufzukaufen (siehe Zastava). Bei dem Versuch, mit BMW eine Kooperation einzugehen, ist man auf Problemen gestoßen und es hat gezeigt, dass so etwas nicht unendlich machbar ist.
Mit dieser Krise nun wird der Markt komplett durchgewirbelt und das ist eigentlich völlig normal, denn wie viele eigenständige Unternehmen gab es früher und sind heute entweder im Besitz anderer Marken oder vom Markt ganz verschwunden. Insofern ist es ein völlig normaler Prozess. Wir haben in Europa nun einmal Überkapazitäten und mit dem Lohnniveau, der es kaum ermöglicht, diese Fahrzeuge außerhalb Europas verkauft zu bekommen (wenn wir einmal Sonderlinge wie Ferrari, Porsche etc. nicht betrachten). Ob Magna samt Russen die bessere Lösung ist, weiß ich nicht (auch Russland hat schwer unter der Krise gelitten

) und da ich eh kein Freund dieser Fusion mit Opel bin, wäre sie mir eh lieber.
Es wäre für den italienisch-deutschen Frieden einfach gesünder, denn eine italienisch-deutsche Allianz kann nicht funktionieren. Dafür gibt es auf beiden Seiten zu viele Vorurteile, die früher oder später zum Problem werden könnten. Denn die Feinde dieser Fusion werden auch nach einer solchen Fusion darauf warten, um querzuschießen.
Saluti
Bernardo