blinde Neuwagenkäufer
Posted: 12 Apr 2005, 22:29
Möchte euch einen Text aus einer österreichischen Autozeitung wiedergeben. Ein deutsche Redakteur würde sich das nie trauen (leider). Finds einfach klasse.
1225 Autos warten darauf, dass man ihre Talente erkennt. Doch jeder elfte Neuwagen-Käufer greift wütig zum Golf. Mit ihm könne man nix falsch machen, sagt man. Es ist das Eingeständnis seiner eigenen Fadheit, sich einen Golf, womöglich noch Schwarz und Diesel, einzutreten: Blech gewordene Anonymität, ein graues Schaf unter grauen Schafen. Wer nichts angestellt hat, muss sich auch nichts verstecken.
Schlimmer als die schwarzen Diesel-Golfs sind nur die customisierten, tiefer gelegten, verbreiterten und umgebauten Kübeln, eine besondere Spielart des Schaftums. Hier paart sich die stilistische Unbeholfenheit eines Designs, an das wir uns nur durch seine erdrückende Überpräsenz gewöhnt haben, mit der völligen Absenz jeglichen ästhetischen Empfindens seiner Besitzer. (Es sitzen auch meistens die entsprechenden Leute drin.)
Maskerade als vermeintliche Individualität, ein selbstgewählter Käfig, den sie nicht verlassen, sondern aus geistiger Blindheit schlicht nicht sehen. Bei jedem Golf in Grauslich-Metallic, mit Glasfiberkrätze und abgedunkelten Seitenscheiben, den ich die Freude habe verschrottet vorzufinden, muss ich jauchzen.
Geschmacklosigkeit kann etwas Wunderbares sein. Nur sollte sie bewusst gesetzt sein und nicht aus Unbeholfenheit, Phantasielosigkeit oder aus einem Herdentrieb heraus. Ein Irrtum, den die Masse begeht, bleibt trotzdem ein Irrtum.
1225 Autos warten darauf, dass man ihre Talente erkennt. Doch jeder elfte Neuwagen-Käufer greift wütig zum Golf. Mit ihm könne man nix falsch machen, sagt man. Es ist das Eingeständnis seiner eigenen Fadheit, sich einen Golf, womöglich noch Schwarz und Diesel, einzutreten: Blech gewordene Anonymität, ein graues Schaf unter grauen Schafen. Wer nichts angestellt hat, muss sich auch nichts verstecken.
Schlimmer als die schwarzen Diesel-Golfs sind nur die customisierten, tiefer gelegten, verbreiterten und umgebauten Kübeln, eine besondere Spielart des Schaftums. Hier paart sich die stilistische Unbeholfenheit eines Designs, an das wir uns nur durch seine erdrückende Überpräsenz gewöhnt haben, mit der völligen Absenz jeglichen ästhetischen Empfindens seiner Besitzer. (Es sitzen auch meistens die entsprechenden Leute drin.)
Maskerade als vermeintliche Individualität, ein selbstgewählter Käfig, den sie nicht verlassen, sondern aus geistiger Blindheit schlicht nicht sehen. Bei jedem Golf in Grauslich-Metallic, mit Glasfiberkrätze und abgedunkelten Seitenscheiben, den ich die Freude habe verschrottet vorzufinden, muss ich jauchzen.
Geschmacklosigkeit kann etwas Wunderbares sein. Nur sollte sie bewusst gesetzt sein und nicht aus Unbeholfenheit, Phantasielosigkeit oder aus einem Herdentrieb heraus. Ein Irrtum, den die Masse begeht, bleibt trotzdem ein Irrtum.