Lancia from Above - eine Außensicht zur Produktidentität
Posted: 25 Oct 2007, 15:54
Hallo zusammen,
nachdem ich montatelang wieder und wieder eure forumsbeiträge verfolgt habe, möchte ich mich kurz einbringen.
Im gegensatz zu den meisten hier, kann ich mich noch nicht zu den lancistis zählen, habe seit Jahren aber ungebrochen interesse an der marke. auch gehöre ich wohl jener generation an, die, anfang der 1980er geboren, die rennsportvergangenheit von lancia nicht mehr aktiv miterlebt hat. daher vielleicht gleich vorweg: eure gedanken kreisen immer wieder um die zukunft lancias - und das in rückbezug auf eine vergangenheit, die nur noch der generation über 30 präsent sein dürfte. dazu und zum thema PRODUKTIDENTITÄT gleich mehr...
mein interesse für lancia begann vor ca. 8-9 jahren, als das erste eigene auto gesucht und gefunden werden musste. negative mundpropaganda, angeforderte Prospekte, die nie eingetroffen sind und last not least negative adac-pannenstatistiken geboten vorsicht und so fiel die wahl gleich zweimal auf peugeot (eher identitätslos - zugegeben - aber nicht die schlechteste wahl). seit einem halben jahr interessiere ich mich nun wieder für ein neues modell (obwohl ich 206-fahrer bin, kann ich den französischen 7er-baureihen in punkto design nichts mehr abgewinnen) - und habe auch bedingt durch wiederholte italienaufenthalte mein interesse an lancia wiedergefunden. ohne irgendwelche nationalen klischees reproduzieren zu wollen - aber die mentalen veränderungen, die man südlich der alpen erlebt, sind gerade im kontrast zum teutonischen norden (region hannover-bielefeld) immer wieder enervierend.
nun also lancia - oder in den worten meines zukünftigen schwiegervaters: bist du denn von allen guten geistern verlassen? - Was verbindet man als mensch unter dreißig noch mit dieser marke - außer dass gleich zwei meiner universitätsprofessoren einen thesis fuhren (bezeichnend immerhin mit Blick auf Käuferschicht und Markenpositionierung). Zwei drittel aller Deutschen ist die Marke kein Begriff (was auch nicht weiter schlimm ist), das andere drittel aber begegnet einem mit blick auf italienische autos vor allem mit : "die rosten / stehen länger in der werkstatt als sie auf der straße sind". und dies sind zitate von nicht gerade bildungsfernen menschen.
will sagen: ein schlechtes image kann man sich auch erarbeiten. FIAT als gesamtkonzern hat diese erfahrung bis vor kurzem machen müssen und erfährt nun seine sprichwörtliche wiedergeburt: erst der erfolgreiche punto-nachfolger, dann die gm-klausel, der bravo und schließlich das verkaufswunder 500. ein fühlbar erstarkter puls geht durch das ganze unternehmen - angefangen bei neuen modellen, die als vollendete gesamtentwürfe überzeugen - bis hinunter zu frischen internetauftritten, etc.. selbst lancia, auf dessen prospekte zum 1995er Y ich heute noch warte, bekommt inzwischen einen newsletter hin ... man hatte die hoffnung ja schon aufgegeben. - aber die vorhandenen vorurteile bei vielen deutschen kunden werden trotzdem nur allmählich weichen, meiner erfahrung nach sitzt das misstrauen ggb. fiat-produkten einfach zu tief. aber selbst wenn man das ding ding sein lassen könnte - ein konservativer geist wird sich nur schwerlich von seinem teutonischen ps-wunder trennen (--> wann kommt eigentlich das tempolimit ?).
Nochmal: warum also lancia? - weil mir das italienische design gefällt (prinzipiell aber vor allem beim neuen musa) und weil ich die ausstattungen schätze. Ist lancia nur noch eine ausstattungslinie von FIAT(so eine der gängigen forumsfragen)? - Beim Musa sicherlich - aber selbst wenn? Opferte FIAT lancias motorsportvergangenheit zugunsten von alfa romeo? - Wahrscheinlich. Wird Lancia andererseits als Premiummarke wahrgenommen? - Wohl kaum. Und dennoch existiert lancia nach wie vor bei relativ gleichbleibenden verkaufszahlen und trotz einer sträflich vernachlässigten modellentwicklung und trotz mangelhafter kundenorientierung- bzw. betreuung.
Straft mich, wenn ich falsch liege: aber noch muss man sich für einen lancia rechtfertigen - und das spricht nicht gerade für eine premiumsmarke. andererseits wage ich zu behaupten, dass lancia-käufer immer auch ein stück weit idealisten sind, jenseits populistischer platitüden stehen und einen wagen immer auch als bestandteil und ausdruck ihres eigenen lebensentwurfes ansehen. Dem muster "sage mir, was du fährst und ich sage dir, wer du bist" folgen alle.
daher nochmals: wofür steht lancia? lassen wir die übervollen FIAT-slogans beiseite; fakt ist momentan doch ein "schon jetzt und noch nicht" - noch findet der gehegte anspruch, ein premiumshersteller zu sein, keinen wiederhall. und vielleicht ist lancia ja wirklich nicht mehr als eine gehobene ausstattungsvariante von FIAT - in multinational vernetzten konzernen keine seltenheit.
ich persönlich habe kein problem mit FIAT und deren modellpolitik. frei von irgendwelchen historischen bezügen verstehe ich lancia als italienische komfortalternative zu fiat und alfa als dessen sportpendant - also ähnlich strukturiert wie auch der VW- und FORD-Konzern. Als eigenständige marke existiert lancia nicht in meiner wahrnehmung - sie ist eine ausführungslinie des FIAT-Konzern mit ähnlicher Bodengruppe und ähnlichen Bauteilen. - Doch warum sollte mich das stören?
Meiner beschränkten Außensicht nach ist lancias problem lange zeit fiats problem gewesen - nehmen wir den immerhin ersten lancia-newsletter seit meiner anmeldung letztes jahr einfach als lebenszeichen, als nachweis um bemühte evolution und hoffen, dass die Wiederauferstehung FIATS auch Lancia neu belebt.
Was mich betrifft, so lautet die Frage nicht "Italiener oder nicht?" sondern "Welcher Italiener passt zu mir?". Dass Lancia als marke jemals wieder mit dem Label "sportlich" in verbindung gebracht werden wird, ist m.e. auch mit blick auf die neue abarth-reihe nicht anzunehmen. wozu auch? ist eleganz denn keine tugend mehr? - soweit vielleicht die beschränkte außensicht eines noch-peugeot-fahrers, der sich trotz FIAT mit lancia anfreunden und identifizieren kann. warum auch alles schlecht malen?
nachdem ich montatelang wieder und wieder eure forumsbeiträge verfolgt habe, möchte ich mich kurz einbringen.
Im gegensatz zu den meisten hier, kann ich mich noch nicht zu den lancistis zählen, habe seit Jahren aber ungebrochen interesse an der marke. auch gehöre ich wohl jener generation an, die, anfang der 1980er geboren, die rennsportvergangenheit von lancia nicht mehr aktiv miterlebt hat. daher vielleicht gleich vorweg: eure gedanken kreisen immer wieder um die zukunft lancias - und das in rückbezug auf eine vergangenheit, die nur noch der generation über 30 präsent sein dürfte. dazu und zum thema PRODUKTIDENTITÄT gleich mehr...
mein interesse für lancia begann vor ca. 8-9 jahren, als das erste eigene auto gesucht und gefunden werden musste. negative mundpropaganda, angeforderte Prospekte, die nie eingetroffen sind und last not least negative adac-pannenstatistiken geboten vorsicht und so fiel die wahl gleich zweimal auf peugeot (eher identitätslos - zugegeben - aber nicht die schlechteste wahl). seit einem halben jahr interessiere ich mich nun wieder für ein neues modell (obwohl ich 206-fahrer bin, kann ich den französischen 7er-baureihen in punkto design nichts mehr abgewinnen) - und habe auch bedingt durch wiederholte italienaufenthalte mein interesse an lancia wiedergefunden. ohne irgendwelche nationalen klischees reproduzieren zu wollen - aber die mentalen veränderungen, die man südlich der alpen erlebt, sind gerade im kontrast zum teutonischen norden (region hannover-bielefeld) immer wieder enervierend.
nun also lancia - oder in den worten meines zukünftigen schwiegervaters: bist du denn von allen guten geistern verlassen? - Was verbindet man als mensch unter dreißig noch mit dieser marke - außer dass gleich zwei meiner universitätsprofessoren einen thesis fuhren (bezeichnend immerhin mit Blick auf Käuferschicht und Markenpositionierung). Zwei drittel aller Deutschen ist die Marke kein Begriff (was auch nicht weiter schlimm ist), das andere drittel aber begegnet einem mit blick auf italienische autos vor allem mit : "die rosten / stehen länger in der werkstatt als sie auf der straße sind". und dies sind zitate von nicht gerade bildungsfernen menschen.
will sagen: ein schlechtes image kann man sich auch erarbeiten. FIAT als gesamtkonzern hat diese erfahrung bis vor kurzem machen müssen und erfährt nun seine sprichwörtliche wiedergeburt: erst der erfolgreiche punto-nachfolger, dann die gm-klausel, der bravo und schließlich das verkaufswunder 500. ein fühlbar erstarkter puls geht durch das ganze unternehmen - angefangen bei neuen modellen, die als vollendete gesamtentwürfe überzeugen - bis hinunter zu frischen internetauftritten, etc.. selbst lancia, auf dessen prospekte zum 1995er Y ich heute noch warte, bekommt inzwischen einen newsletter hin ... man hatte die hoffnung ja schon aufgegeben. - aber die vorhandenen vorurteile bei vielen deutschen kunden werden trotzdem nur allmählich weichen, meiner erfahrung nach sitzt das misstrauen ggb. fiat-produkten einfach zu tief. aber selbst wenn man das ding ding sein lassen könnte - ein konservativer geist wird sich nur schwerlich von seinem teutonischen ps-wunder trennen (--> wann kommt eigentlich das tempolimit ?).
Nochmal: warum also lancia? - weil mir das italienische design gefällt (prinzipiell aber vor allem beim neuen musa) und weil ich die ausstattungen schätze. Ist lancia nur noch eine ausstattungslinie von FIAT(so eine der gängigen forumsfragen)? - Beim Musa sicherlich - aber selbst wenn? Opferte FIAT lancias motorsportvergangenheit zugunsten von alfa romeo? - Wahrscheinlich. Wird Lancia andererseits als Premiummarke wahrgenommen? - Wohl kaum. Und dennoch existiert lancia nach wie vor bei relativ gleichbleibenden verkaufszahlen und trotz einer sträflich vernachlässigten modellentwicklung und trotz mangelhafter kundenorientierung- bzw. betreuung.
Straft mich, wenn ich falsch liege: aber noch muss man sich für einen lancia rechtfertigen - und das spricht nicht gerade für eine premiumsmarke. andererseits wage ich zu behaupten, dass lancia-käufer immer auch ein stück weit idealisten sind, jenseits populistischer platitüden stehen und einen wagen immer auch als bestandteil und ausdruck ihres eigenen lebensentwurfes ansehen. Dem muster "sage mir, was du fährst und ich sage dir, wer du bist" folgen alle.
daher nochmals: wofür steht lancia? lassen wir die übervollen FIAT-slogans beiseite; fakt ist momentan doch ein "schon jetzt und noch nicht" - noch findet der gehegte anspruch, ein premiumshersteller zu sein, keinen wiederhall. und vielleicht ist lancia ja wirklich nicht mehr als eine gehobene ausstattungsvariante von FIAT - in multinational vernetzten konzernen keine seltenheit.
ich persönlich habe kein problem mit FIAT und deren modellpolitik. frei von irgendwelchen historischen bezügen verstehe ich lancia als italienische komfortalternative zu fiat und alfa als dessen sportpendant - also ähnlich strukturiert wie auch der VW- und FORD-Konzern. Als eigenständige marke existiert lancia nicht in meiner wahrnehmung - sie ist eine ausführungslinie des FIAT-Konzern mit ähnlicher Bodengruppe und ähnlichen Bauteilen. - Doch warum sollte mich das stören?
Meiner beschränkten Außensicht nach ist lancias problem lange zeit fiats problem gewesen - nehmen wir den immerhin ersten lancia-newsletter seit meiner anmeldung letztes jahr einfach als lebenszeichen, als nachweis um bemühte evolution und hoffen, dass die Wiederauferstehung FIATS auch Lancia neu belebt.
Was mich betrifft, so lautet die Frage nicht "Italiener oder nicht?" sondern "Welcher Italiener passt zu mir?". Dass Lancia als marke jemals wieder mit dem Label "sportlich" in verbindung gebracht werden wird, ist m.e. auch mit blick auf die neue abarth-reihe nicht anzunehmen. wozu auch? ist eleganz denn keine tugend mehr? - soweit vielleicht die beschränkte außensicht eines noch-peugeot-fahrers, der sich trotz FIAT mit lancia anfreunden und identifizieren kann. warum auch alles schlecht malen?