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Re: Designphilosophie
Posted: 26 Nov 2011, 09:55
by Georg
klar, der Thema ist mehr "mainstream-like"! Wenn wir aber ehrlich sind, war das "Erfolgsmodell" Thema I auch. Zu diesen Preisen kann man kein Fahrzeug anbieten, was so individuell ist und nur 2000 Stückzahlen erbringt!
Ich denke wir waren Lancisti werden in Zukunft wohl eher beim Baby-Maserati glücklich

Re: Designphilosophie
Posted: 26 Nov 2011, 10:01
by Georg
jetzt lasst es doch gut sein! Welches Auto hässlich oder vollkommen ist sollte immer im Ermessen des Betrachters sein!
Der Skoda Superb ist sicher eine solide Bank. Er muss ja nicht Allen gefallen und ich denke dass gerade viele Lancisti mit dem Design des Superbs etwas Problema haben, wobei gerade Skoda unentlich viel von Lancia übernommen hat, Kühlergrill, Form des Octavia Kombi, Innenraum Superb....
Re: Designphilosophie
Posted: 26 Nov 2011, 13:30
by Frankg
Der Thema I hatte im Gegensatz zum New Thema aber eine elegante am Bauhaus orientierte Formensprache, die der Tradition Lancias durchaus entsprach. Das Interieur der Betalimousine und der Trevi war beispielsweise ein radikal umgesetzter Entwurf von Bellini, der absolut am Bauhaus orientiert war.
Aber auch vor der Fiat-Lancia Zeit zeichneten sich Lancia Entwürfe immer durch eine an der Zeit gemessen reduzierte und elegante Formensprache aus.
Auch die ganz frühen Lancia, begonnen beim Lambda waren nicht nur technisch außergewöhnlich, sondern angenehm elegant und zurückhaltend gestaltet, wohl bemerkt: immer gemessen an ihrer Zeit. Lancia hat in seiner ganzen Geschichte immer etwas gewagt, sowohl gestalterisch als auch technisch und damit ein unverwechselbares Markenbild geschaffen.
Es entspricht zwar durchaus unserer Zeit nur auf Oberflächlichkeit zu setzen und der tiefer gehenden Philosophien oder gar Überzeugungen keinen Raum mehr zu geben, aber das ist nun wirklich nichts, womit sich ein Nischenanbieter wie Lancia mit den Großen messen sollte,
Der New Thema leistet auf diesem Gebiet nichts. Er ist weder intelligent konzipiert, noch hat seine Linienführung Eleganz oder steht exemplarisch für irgendeine Stilrichtung. Er ist nur „anders". Das reicht in meinen Augen nicht: man muss anders und besser sein. Ansonsten lässt sich Andersartigkeit nicht rechtfertigen. Das ist ein Punkt den Marketingleute nie begreifen werden. Deswegen gehen sie ja ins Marketing, zum einen fehlt das Durchhaltevermögen für das Kaufmännische und zum anderen für das Gestalten das Talent. Leider dominieren sie durch ihre Eloquenz so manches Unternehmen.
Ich kann den oben verlinkten Artikel nur als Geschwätz ohne Fundament erkennen. Auf diese Weise wird man sich in wenigen Jahren mit Billigherstellern um die wenigen von den Marken nicht erreichten Kunden prügeln. Keine sehr guten Aussichten.
Ich bin der festen Überzeugung, dass man Lancia durch Stärkung des Markenkerns ohne übermäßigen Aufwand durchaus zum Erfolg führen könnte. Nur müsste dafür einige selbstverliebte Manager ersetzt werden.
Re: Designphilosophie
Posted: 26 Nov 2011, 15:21
by LCV
Hallo Frank,
sicher alles richtig. Aber in dieser Zeit nur schwer umsetzbar.
Man sieht ja, wohin die Individualität bei Lancia führte. Zu Zeiten
der Thema, Dedra, Delta samt Integrale hatte man außerhalb
Italiens den höchsten Absatz erreicht, wenn auch auf dennoch sehr
niedrigem Niveau. Wenn ich mich recht erinnere, waren ca.
17.500 Autos (./. Händlerzulassungen???) das absolute Maximum,
das je in Deutschland erreicht wurde. Von da an ging es bergab.
Bis zu monatlichen Absatzzahlen von teils deutlich weniger als 100
Einheiten. Ich glaube nicht, dass man im Preissektor der Lancia-
Modelle wirkliche Individualität umsetzen kann. Da fehlt es einfach
an den Stückzahlen. Will man in Zeiten derart harten Konkurrenz-
kampfes dies dennoch tun, ist das brotlose Kunst, die bestenfalls
Lancia in die Pleite führt. Abgesehen davon wäre Lancia schon
längst vom Markt verschwunden, wenn es nicht vom Konzern
aufgefangen worden wäre. So etwas ist nur bei Marken wie
Ferrari, Maserati, Aston Martin, Rolls Royce, Bentley möglich, da
die schon wegen der sehr hohen Preise mit viel kleineren
Stückzahlen auskommen. Aber man sieht ja, dass Daimler
Maybach eingestellt hat. Auch da hat es nicht funktioniert.
Dem Design eines Trevi weine ich keine Träne nach. Was war
den so besonders daran? Und dieses Armaturenbrett, das wir
"Schweizer Käse" nannten, war vielleicht originell und sollte
Blendungen der Instrumente verhindern. Aber in der Praxis war
es eher unübersichtlich und die Uhren saßen zu tief drin.
Das Gamma Coupé war sicher ein guter Wurf von PF, aber
leider kamen dann andere Probleme hinzu und das Auto war
auch nicht gerade ein Erfolg. Die Berlina war "anders", wurde
aber in dieser Klasse nicht angenommen. Zum einen nur 4
Zylinder und zum anderen eine Form, die als Beta wohl durch
geht, nicht aber in der gehobenen Klasse, wo die meisten Käufer
konservativer eingestellt sind. Beim Thema ist es gelungen, eine
klassische (von mir aus konserative) Form zeitlos zu gestalten,
denn ein Thema sieht auch heute nicht wie eine alte Kiste aus.
Wir haben also nur die Wahl, Lancia zu vergessen oder zu
akzeptieren, dass übergangsweise Modelle auf den Markt kommen,
die bestenfalls ein Kompromiss sind. Aber vom Businessgedanken
her die einzige Möglichkeit, überhaupt zu überleben. Wenn dann
durch Chrysler und Märkte wie Nordamerika richtige Stückzahlen
zustandekommen, kann man peu à peu die Autos etwas stylischer
gestalten. Aber erst muss Geld in die Kasse und dann muss man
im unsichtbaren Bereich möglichst ökonomisch vorgehen. Also
viele gemeinsame Teile aus dem neuen Fiat-Chrysler-Konzern
verwenden. Den NT nicht zu bringen, wäre zwar für Europa vom
Absatz her egal, aber ohne diese Übergangsmodelle wäre Lancia
ganz am Ende. Um dies alles zu bewerten, denn bis jetzt hoffe ich
nur, dass ich die SM-Marschroute richtig interpretiere, sollte man
bis etwa 2015 warten. Dann erst wird sich zeigen, ob dies der
richtige Weg war.
Man hat am Thesis gesehen, dass "Künstler" daneben liegen,
denn das Auto war ein Riesenflop. Das mag zwar einige Liebhaber
sogar freuen, aber es ist nicht Aufgabe eines Autoherstellers,
den Sammlern einen Gefallen zu tun. Der muss die Kisten verkaufen
und wenn sie nicht gekauft werden, obwohl am Ende sogar ein
Auto in der Hall of Fame stehen mag, haben die Designer etwas
falsch gemacht. Design follows function, aber noch mehr sollte
das Absatzziel erreicht werden.
Gruß Frank
Re: Designphilosophie
Posted: 26 Nov 2011, 22:12
by bigfoot
ZHast du eigentlich gelesen, was DetteK und mp geschrieben haben, bevor du deine Antwort verfasst hast?
Re: Designphilosophie
Posted: 26 Nov 2011, 22:57
by Frankg
Hallo Frank,
nicht falsch verstehen. Ich spreche nicht dem Verkünsteln das Wort.
Der Markt ist eine Realität, die nicht ignoriert werden darf.
Dennoch bin ich der Meinung, dass man bei Lancia besser fahren würde, wenn man die Kundenbedürfnisse genau analysieren und dazu maßgeschneidert ein Angebot konzipieren würde als zu versuchen den Mainstream über den Preis anzusprechen. Wobei ich sehr dankbar dafür wäre, wenn man nicht permanent eine andere Zielgruppe bedienen würde, sondern mal beim eingeschlagenen Weg bleiben und diesen gezielt weiter entwickeln würde. Solange bis die Absatzzahlen mit den Erwartungen übereinstimmen. Mir scheint die Marketingphilosophie bei Lancia eher die zu sein, dass man mal was halbherzig versucht und wenn es dann; oh Wunder; nicht klappt eine völlig neue Zielgruppe erfindet, die lediglich in den Wunschvorstellungen der Verantwortlichen existieren dürfte.
Als historischen Fehler sehe ich wirklich die Zeit nach den Thema, Dedra und Delta an. War man mit diesen Modellen in einer Position, dass man eine relativ große Zielgruppe ansprechen konnte, die man lediglich durch eine gelegentlich fragwürdige Qualität verschreckt hat. Ausgerechnet meine Mutter und ein enger Freund, der sich nach meinem Vorbild einen Delta II und danach einen Thema gekauft hatte litten unter wirklich katastrophal unzuverlässigen Autos, was mir dann regelrecht peinlich war. Wobei ich selbst selten bis nie Probleme mit meinen Autos hatte. Also wäre die Aufgabe von Lancia gewesen die Qualität gleichmäßiger hinzubekommen und den eingeschlagenen Weg im Design weiter zu verfolgen. Der Kappa war eine seltsame Übergangslösung mit völlig unentschlossenem Design und deutlichen Rückschritten in der Materialqualität. Der Lybra leitete die Retro-Ära ein. Die für Lancia vollkommen unsinnig war, denn Lancia war immer Avantgarde - warum dann auf einmal Retro? Seither findet Lancia einfach nicht mehr zu einer zukunftsweisenden klaren Designlinie, sondern lediglich zu immer barockeren Formen. Über den New Thema presst man in eine Historie, die kneift wie ein zu eigner Anzug. Dazu gibt es eine wenig inspirierende Heckantriebskonstruktion klassischer Dreivolumenprägung. Wo ist denn da der tolle Fortschritt, den uns das Marketing weismachen will?
Endlich ein Lancia, der bei winterlichen Straßenverhältnissen genauso stecken bleiben wird, wie die Premiummarken BMW und Mercedes, der mehr Treibstoff verbraucht und seine relativ guten Fahrleistungen ausschließlich durch absurde PS-Leistung erreicht. Das konnte Lancia alles schon mal wesentlich besser.
Mit meinen Betas bin jedem 190er Mercedes davongefahren. Im Winter konnte ich sommerbereift an den in Unterführungen liegen gebliebenen BMW und Mercedes problemlos vorbeifahren. Mit dem 8.32 konnte ich trotz schlechterer Papierdaten Kreise um Porsche Boxter fahren.
Merkwürdig bis skurrile Autos haben zwar bei Lancia ebenfalls Tradition, wie die von mir angesprochene Trevi, aber die Autos hatten wenigstens subtilen Witz. Von außen wie aus dem letzen Jahrhundert und innen wie aus der Zukunft. Natürlich war das ein schlechtes Gesamtkonzept. Das Außendesign hätte mindestens genauso futuristisch sein müssen. Aber immerhin haben Bellinis Ergonomiestudien dazu geführt, dass man verstanden hat, dass Instrumente sich zum Fahrer hin zu neigen haben. Vielmehr haben es nach Lancia alle Konkurrenzmarken so gemacht. Zu der Zeit hatte Lancia trotz seiner relativen Erfolglosigkeit einen sehr hohen Achtungswert bei Automobildesignern, weil immer gute Ideen in den Autos steckten, die meist nur miserabel umgesetzt waren. Heute sind leider keine Ideen mehr zu finden.
Ich hoffe dennoch, dass die neuen Modelle ein wenig Geld in die Kassen spielen und man sich auf den Markenkern von Lancia besinnt. Allerdings habe ich bei dem Gefasel der Geschäftsführung wenig Hoffnung. Die haben Lancia einfach nicht begriffen.
Re: Designphilosophie
Posted: 27 Nov 2011, 11:12
by Georg
^^ ?
Re: Designphilosophie
Posted: 07 Jan 2012, 14:58
by Karl3
... der voraussichtlich auch auf der LX-Plattform stehen wird
Daß Lorenzo Ramaciotti die Designentwicklung bei Chrysler-Lancia überwachen wird, ist sicher eine gute Sache. Allerdings sollte man sich nicht zu viel erwarten. Ich habe das eher so verstanden, daß versucht wird, eine gemeinsame Formensprache für Europa und US zu finden, nicht aber daß die Modelle unterschiedlich sein werden.
Auch den Kommentar, daß er nichts von von "Badge-Engineering" hält, daß das auf Dauer nie funktioniert hat, würde ich nicht überbewerten. Ich denke, das bezieht sich eher Modelle im gleichen Land, nicht aber auf anderen Kontinenten.
Wenn man sie die Verkaufszahlen in den USA ansieht, so unterscheiden sich die vorderen Plätze gar nicht mehr sooo stark von uns wie früher (Toyota Camry, Nissan Altima, Ford Focus/Maverick/Fusion[der aber größer ist als bei uns], Honda Civic/CRV/Accord, Chevrolet Cruze, Hyundai Sonata).
Man findet kaum ein Fahrzeug mehr mit "amerikanischen" Design nach unseren Vorstellungen (abgesehen von den allgegenwärtigen Pickup-Trucks, aber auch dort gibt es schon einen Trend von V8 Richtung V6 / Ford EcoBoost).
Re: Designphilosophie
Posted: 07 Jan 2012, 15:07
by lanciadelta64
Nun ja, Chrysler und Lancia werden als "eine" Marke verstanden, ergo werden wohl beide mehr oder weniger "gleiche" Fahrzeuge" haben. Die Frage wird eher lauten, wie schafft man ein Design, das sowohl "die" Amerikaner zufriedenstellt, als auch die Europäer. Dass das geht, beweisen ja die deutschen Hersteller und auch mittlerweile die Japaner, die zwar auch früher mit "einem" Design am Start waren, aber halt "US-Design" in Europa verkauften.
Daher ist das per se weder gut noch schlecht. Die Frage wird also eher lauten, bekommen die das hin oder nicht. Sieht das Endprodukt "gut" aus oder nicht. Dass man heute Anstoß an Voyager oder Thema auf der einen oder Delta auf der anderen Seite, nimmt, hat weniger damit zu tun, dass man nun "ein" Design für "zwei" Marken (die, wie wir wissen ja im der Praxis nur eine sein sollte, bzw. eben je nach Markt einmal Lancia oder einmal Chrysler heißen sollen) hat, als vielmehr damit, dass man einfach "alte" Chrysler umgelabelt hat bzw. einfach nun auch "alte" Lancias (wenn wir den NY als "altes" Projekt ansehen) als Chrysler verkauft hat.
Bis zum heutigen Tag gibt es eigentlich noch kein wirklich gemeinsames Projekt.
Re: Designphilosophie
Posted: 07 Jan 2012, 15:51
by Karl3
Das stimmt.
Sowohl der Thema/300 als auch der Ypsilon wurden noch in der Pre-Merger Zeit entwickelt.
Aber ich habe Vertrauen zu Sergio. Ob das mit dem ständigen Verschieben des 159/Giulia-Launchdatums nun wirklich am nicht zufriedenstellenden Design liegt, oder aber nur vorgeschoben ist: Fakt ist, daß - seit SM am Ruder ist - sich der Konzern noch keinen wirklichen Design-Faux Pas geleistet hat.
Wenn sich die künftige Flavia im Design an der Linie dieser "Chrysler 200 EV"-Studie orientiert, wie manchmal behauptet wird, so kann das nicht so schlecht sein.