Ciao caro Don Chris,
ich glaube, in den seltesten Fällen ist ein Autokauf "rational", denn dazu müsste man auch wissen, was "rational" wäre?
Was mich stört ist nicht, dass Deutsche deutsche Autos bzw. Autos, die zu deutschen Automobilgruppen gehören, kaufen, nicht dass "die" Franzosen chauvinistisch wie "die" Deutschen sich auch in den Tests aufführen. Es ist auch legitim, dass man auch in TVs chauvinistisch agiert, denn es hängen deutsche oder französische Arbeitsplätze bzw. die entsprechenden Industrien dieser Länder dran. Was mich stört, dass die "mediale Gleichschaltung" in meinem Land nicht auf industrieller Basis geschieht, sondern ad personam, für die persönlichen Interessen einer bestimmten Person, einer bestimmten Gruppe (P2 lässt grüßen). Es ist für mich schwer nachvollziehbar, dass einer streikt, weil Kurzarbeit angesagt ist und dann jammert, weil er für seine Raten für seinen neuen Audi A4 nicht bezahlen kann, für den er locker einmal 6.000-10.000 Euro mehr bezahlt hat, als man vielleicht für ein einheimisches Produkt bezahlt hätte . Ich kann nicht nachvollziehen, dass jemand über die Verabeitung jammert, während er genau vorher im Betrieb selbst kein Bock hatte, etwas vernünftig zu machen und dafür mitverantwortlich ist.
Dieser Deckmantel, um das "fare lo stronzo" zu vertuschen, nervt, denn in 9 von 10 Fällen geht es in erster Linie darum, dass der Mehrpreis kein Hindernis ist, sondern Kaufgrund. Verstehst du? Wenn du einen Golf kaufst und dafür mehr als für einen Delta bezahlst, bist du mit dem Golf die "bessere Person", die "reichere", ergo der "angesehenere" Mensch, während du mit dem Delta vielleicht der "arme" Schlucker bist.
Du siehst es auch daran, welche Motoren gewählt werden und wie die Leute bereit sind, für Aufpreise zu bezahlen. Beim Delta war am Anfang hier in Italien der 1,6 MultiJet, also der kleinste Diesel, die meistverkaufte Motorenvariante, zurzeit ist es der 1,4 T-Jet mit LPG, also wieder der kleinste Motor. Der Biturbo kommt so häufig wie ein Lottogewinn vor, von meiner Motorenvariante möchte ich erst gar nicht reden, aber wenn du dann bei VW oder besonders ABM schaust, kaufen die Leute nicht selten die größeren Motoren und da ist es dann egal, dass man die Versicherung über die Hubraum bezahlt, ein 3 Liter-Diesel, für den auch noch steuerlich und versicherungstechnisch ein "Diesel-Zuschlag" kommt, ist dann kein Hindernisgrund mehr.
Als ich bei meinem Delta die Aufpreise mitgeteilt hatte, sagte mir mein Freundlicher, dass er zum ersten Mal überhaupt zwei DIN A4-Seiten ausdrucken musste. Der Verkäufer, der vorher bei BMW und Mercedes gearbeitet hatte, meinte, dass es bei Lancia (FIAT) schon extrem ungewöhnlich wäre, während bei BMW (und Mercedes) so etwas an der "Tagesordnung" sei.
Das ist es, was mir die Galle hoch kommen lässt. Es fehlt meinen Landsleuten oft der Gemeinsinn, die Kausalität zwischen eigenes Verhalten und die Gesamtsituation. Man denkt nicht darüber nach, dass vielleicht mein eigenes Verhalten zu einem Problem beigetragen hat.
Einer in meinem Dorf hatte sich einen Delta Twinturbo gekauft gehabt (er ist auch noch mit meinem Freundlichen verwandt), aber laut dem Lancia-Meister, der sich gerade einen Mini zugelegt hat (und alles andere als ein Fan italienischer Autos ist, ergo seine Aussagen wohl sehr glaubwürdig sein dürften), habe er (der mit dem Delta) ihn nur nach 5.000 Km abgegeben, nicht weil er Defekte hatte, nicht weil der Delta drohte, sich in Einzelteile aufzulösen, sondern weil manche den gefragt hatten, warum er sich denn ausgerechnet einen Lancia zugelegt habe und nicht einen BMW.
Der Meister meinte, dass er scheinbar seinen Wechsel bereut habe, weil nun der 3er sich mehr in der Werkstatt als auf der Straße befände. Das bestätigt wieder einmal das, was ich sage, es geht um das Image und das "fare lo stronzo".
Andererseits muss ich froh sein, denn ich "armer Schlucker" darf dafür Delta fahren. Es hätte mich wirklich "schlimmer" treffen können
Tanti saluti
Bernardo