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Re: ciao Lancia?
Posted: 07 Dec 2009, 14:40
by LCV
Ich weiß nicht, warum alle auf "mindestens 5 Millionen Autos" herumreiten. Sicher ist es nicht möglich, eine komplette Produktpalette anzubieten, mit ausgereiften guten Autos, wenn man nur 50.000 im Jahr produziert. Dies geht nur bei Verwendung extrem vieler Fremdteile und einem relativ hohen Preis. Aber was nützt ein Absatz von 5 Millionen Autos, wenn schon der Umsatz durch Rabattkriege geschmälert wird und der Gewinn nach Abzug aller Kosten eher in Verlust ausartet?
Dazu fällt mir nur der blöde Witz ein:
He, Du machst ja bei jedem Stück 1 Euro Verlust!
Antwort: Das verstehst Du nicht, die Menge bringt's!
Man sollte bei allen hochtrabenden Plänen nie vergessen, dass mit jedem mehr produzierten Auto auch das Risiko steigt, wenn eine Wirtschaftskrise kommt. Wer sich richtig gut aufstellt und mit einem kleinen, aber bescheidenen Kundenkreis zufrieden ist, wird auch Krisen besser überstehen.
Wenn Alfa und Lancia die richtigen Produkte unter Verwendung vieler gemeinsamer Teile mit Fiat und in bestimmten Bereichen auch Chrysler anbieten, wirklich vermarkten und Service bieten, dann haben sie eine Überlebenschance. Aber diese besondere Kundschaft ist auch kritischer und in Sachen Motorenauswahl bedarf es Fingerspitzengefühl.
Re: ciao Lancia?
Posted: 07 Dec 2009, 15:02
by lanciadelta64
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Re: ciao Lancia?
Posted: 07 Dec 2009, 16:01
by lucca
Re: ciao Lancia?
Posted: 07 Dec 2009, 16:31
by Mik75
Fakt ist aber auch das ein Hersteller der die Möglichkeit hat intelligent möglichst viele Komponenten in möglichst viele Fahrzeuge einzubauen ohne dabei die jeweilige Markenphilosphie außer acht zu lassen ganz klar höhere Überlebenschanchen hat.
Um das geht es doch hauptsächlich heute?
Re: ciao Lancia?
Posted: 07 Dec 2009, 16:48
by lanciadelta64
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Re: ciao Lancia?
Posted: 07 Dec 2009, 16:48
by SalvaGer
Aber zu welchen Konditionen? Der Markt dort ist preislich verdorben.
Re: ciao Lancia?
Posted: 07 Dec 2009, 17:11
by Mik75
Ciao Bernardo,
ich kann dir nicht ganz folgen.
Es ist doch ein erheblicher Unterschied ob ein Hersteller z. B. die Entwicklungskosten und Komponenten eines Motors auf 500.000 Autos oder auf 2.000.000 Autos verteilen kann. Oder habe ich da was falsch verstanden?
Saluti, Michele
Re: ciao Lancia?
Posted: 07 Dec 2009, 17:35
by lanciadelta64
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Re: ciao Lancia?
Posted: 07 Dec 2009, 18:26
by lanciaYcosmo
Die Autoindustrie schafft sich aber den Zwang zur Größe bzw. Fusionen selber.
Durch die kürzeren Modelllebenszyklen und das bei vielen Herstellern größere Modellangebot (Stichwort Crossover!) sind die gesamten Entwicklungskosten sicherlich deutlich angestiegen. Da auf der anderen Seite der Kunde nicht bereit ist, für ein neues Auto mehr zu bezahlen, müssen sie die Kosten auf einen größere Zahl von produzierten Autos verteilen.
Dadurch kommt es dann auch bei einigen Herstellern zu deutlicher Überproduktion (so passiert u.a. bei den amerikanischen Big-Three) um die Gewinnschwelle zu erreichen, wodurch am Ende die Autos mit großen Rabatten in den Markt gedrückt werden müssen. Dadurch sinken aber auch die Gebrauchtfahrzeugwerte und der Autohandel bekommt ein Problem, da die mit den in der Vergangenheit angenommen Restwerten der Leasigfahrzeuge mit den tatsächlichen bei der Rücknahme bei weitem nicht mehr übereinstimmen.
Der Zustand wie in den USA, dass ein Autohändler zum Teil Hunderte Neuwagen auf dem Hof hatte, und der Kunde sein Neuwagen sofort mitnehmen konnte, mag für den Kunden ein viel angenehmerer Zustand sein, als wenn er mehrere Wochen nach der Bestellung auf das Auto warten muss, aber es ist ein Zeichen von schlechtem wirtschaften auf Seiten des Herstellers (der Händler wird wohl meist dazu gezwungen die Überkapazitäten aufzunehmen). Dadurch drücken die Hersteller die Preise ihrer Fahrzeuge selber in den Keller und erhöhen sich selbst den Kostendruck. Als Folge daraus müssen Mitarbeiter "eingespart" werden, die Produktion an einen günstigeren Standort verlagert werden oder die Qualität sinkt, weil günstigere und oftmals schlechtere Teile verwendet werden. Der Prozess läuft dann entsprechend bei den Zulieferen weiter.
Am Ende geht ein im Vorfeld durch Fusionen enorm gewachsener Autokonzern eventuell pleite und der Steuerzahler darf für das Missmanagement blechen, weil eine Zerschlagung oder totaler Untergang des selbigen gesamtwirtschaftlich enorme Folgen nach sich ziehen würde. Die Ursache dafür? Siehe 2. Zeile!
GM z.B. hat sich eingebildet, nach spätestens 3 Jahren müsste ein Modell erneuert werden. Was für ein Irrsinn und welche Verschwendung von Ressourcen und (Steuer-)Geldern! Und in Europa und Asien bilden sich Automanager ebenfalls ein, es müsse so laufen. Siehe Modelllaufzeiten Golf: Golf II: 11 Jahre, Golf III: 10 Jahre, Golf IV: 9 Jahre, Golf V: 6 Jahre.
Was uns allen gut tun würde, wäre eine "Entschleunigung", nicht nur im wirtschaftlichen Bereich.
Re: ciao Lancia?
Posted: 07 Dec 2009, 19:49
by LCV
Ciao Michele,
rein rechnerisch, aber nur theoretisch ist es richtig, dass eine größere "Auflage" den Herstellungspreis drückt. Die Entwicklungskosten, Herstellungskosten und Auslastung der Fertigungsstraßen profitieren und Zukaufteile können mit größerer Stückzahl auch günstiger werden.
In der Praxis sieht es anders aus. Die internationale Automobilindustrie produzierte vor der Krise 25 - 30% mehr Autos als der Markt verlangte. Dies führte zu Rabattschlachten, wo alle vorher gewonnenen Vorteile mehr als vernichtet werden. Größere Hersteller versuchen kleinere an die Wand zu drücken. Politiker greifen ein und denken dabei mehr an ihren Geldbeutel als an die Volkswirtschaft. Mit Restriktionen aller Art soll der Kaufzyklus der Neuwagen verkürzt werden. UND DAS ALLES IM NAMEN DER UMWELT!!!
Da Manager und Politiker aber skrupellos sind, arbeitet man zugunsten eigener Einkünfte und Börsenkurse. Dass die Zeche unsere Kinder und Enkel zahlen müssen, interessiert die nicht. Wer Millionen abschöpft kann für seine eigenen Kinder und Enkel sorgen! Damit das alles noch eine Weile weiter funktioniert, werden Arbeitsverträge verschlechtert, Personal eingespart usw. Frage: Wer soll dann die Kisten kaufen, wenn die Leute keinen Job mehr haben?
Wer besonders viele Autos baut, reagiert aber auch sehr empfindlich auf Konjunkturschwankungen. Schließlich kosten die Produktionsstätten viel Geld und die Gehälter sind auch nicht ohne. Aber nicht die Produktionsauslastung ist der Schlüssel zum Erfolg, sondern dass man die Autos auch zügig verkauft, statt auf Halde zu produzieren.
Hier liegt der Kleine im Vorteil. Kleine Hersteller könnten dadurch überleben, dass sie möglichst viele Komponenten zukaufen. Selbst die Entwicklung kann man vergeben. Porsche hatte z.B. für Lada ein Auto entwickelt. Das ist für Lada billiger, wahrscheinlich qualitativ besser und ergibt einen positiven Werbeeffekt. Man hängt sich an den Namen an.
Letzten Endes halte ich "Gesundschrumpfen" für den besseren Weg. Der Größenwahn hat meist kein gutes Ende.
Gruß Frank
PS. Bin weder Kommunist noch Gewerkschafter, sondern ein kleiner Unternehmer. Aber die Systemfehler liegen auf der Hand und werden garantiert wissentlich ignoriert.