Vergiss nicht, die Menschen mögen "Klopapierrollen"

Wichtig ist nie die Substanz, sondern den Leuten einzureden, es sei "Substanz". Der Rest wird dann zum Selbstläufer. Dazu sind Italiener "Modemenschen" und gehen mit dem "Wind". Ich kenne hier Orte, da haben sich alle Jugendliche einen Opel Tigra gekauft gehabt usw usw usw. Wichtig ist das Scheinen und nicht das Sein. Wenn ich für einen Golf 30.000 Euro bezahlt habe, bin ich kein "Idiot", sondern einer, den die anderen mit Neid anschauen. Fahre ich einen Bravo für 20.000 Euro, bin ich kein Genie, sondern ein "armer Teufel, der sich halt nichts leisten" kann (td)
Italiener fuhren italienische Autos weniger aus nationaler Überzeugung als vielmehr, weil sie im Vergleich zur deutschen Konkurrenz auch billiger im Unterhalt waren, dazu konnte dir jede Werkstatt selbst auf dem Dorf einen FIAT reparieren. Italien hat ein "nationales Minderwertigkeisgefühl" und damit gilt bei uns fast alles, was aus dem Ausland kommt, automatisch als besser und da die Produkte teurer sind, müssen die ja gut sein, so der allgemeine Glaube.
Dazu steht Deutschland halt für Reichtum, ergo bin ich "reich", wenn ich ein deutsches Auto fahre, schließlich kostet es ja auch mehr, so die Logik.
Vergiss nicht, während in Deutschland ein VW Käfer, also ein Auto in der Größe eines älteren Golf zur Mobilität führte, war es in Italien ein FIAT 500, also ein "Mikoauto". Die Bewunderung aber war immer in Richtung "Größe", etwas, was man selbst nicht hatte.
In den 70er und 80er Jahren führte auch eine "Luxussteuer" nebst der noch heute geltenden Versicherungsbemessungsgrundlage dazu, dass deutsche "Luxus-Autos" unbezahlbar waren. Wer also so ein Auto fuhr, musste einfach reich sein. FIAT mit Lancia waren aber gerade bis 2.000 ccm besonders stark, auch dank Turbo. Während in Deutschland die reine PS die Frage nach "to be or not to be" war, war die Hubraumgröße hier der Maßstab des "Reichtums".
Fahrzeuge über 2 Liter-Hubraum mussten eine Luxussteuer bezahlen und waren somit extrem teuer in der Anschaffung und da gerade die deutschen Hersteller Autos jenseits der 2-Liter-Grenze hatten, galten ihre Autos als Symbol für Reichtum, ergo ein Traum, zu besitzen.
Dazu tat dann die Berechnung der Versicherungsprämie auf der Basis der Hubraumzahl ein Übriges (mein Delta Turbojet wird billiger in der Versicherung sein als ein Golf GTI mit ähnlicher Leistung). Dank der Turbos waren die Themas auch mit viel Leistung sehr günstig, wenn man bedenkt, dass wahrscheinlich ein gleichstarkes deutsches Auto jenseits der 2-Liter-Grenze kam.
Und selbst in den unteren Ebenen leisteten die deutschen Autos oft im Verhältnis zur Hubraumzahl viel zu wenig. Ein VW Golf 2 hatte bei 75 PS 1,6 Liter-Hubraum, ein FIAT Tipo bei ähnlicher Leistung nur 1,4.
Irgendwann in den 90er verschwand die Luxussteuer, aber der Traum und somit der Wunsch nach deutschen "Supercars" war immer noch in den Köpfen. Wie sagte mir einmal eine Kollegin: Wir fahren FIAT und Lancia, aber träumen von BMW und Mercedes.
Das alles zusammen mit der "sprichwörtlichen" Zuverlässigkeit führte zum Erfolg deutscher Produkte in Italien. Man muss allerdings auch sagen, dass VW mit dem 3er Golf eine Menge Wert auf Qualität legte. Ein vergleichbarer FIAT Brava/Bravo bestand nur aus Hartplastik im Innenraum.
Das ganze Image basiert auf den Golf 2 und 3. Dass naher der Golf 4 und besonders der 5er bei weitem nicht mehr den Standard der Vorgängermodelle erreichte, war dann egal, weil der Ruf längst schon legendär war.
Ach so, es gibt noch einen bestimmten Grund und der basiert auf den Diesel. Italiener fuhren schon mehrheitlich Diesel, da galt ein Diesel als "Heizöl-Ferrari" oder "Trecker-Porsche". VW hatte mit dem Golf GTD ein Modell, das besonders in Italien schnell lief und seinen Ruf für "sportliche" Autos ::o aufbaute. Dieser Golf war über viele Jahre ohne direkten Gegner.
FIAT kam dann mit dem Uno Turbo D, der mit 1,3-Liter-Maschine mithalten konnte, aber eben nur mithalten. Der Golf hatte da längst seinen Ruf weg. Daher schwören noch heute die Leute auf die Golf-Diesel, auch wenn der mit veralteter Technik aufwartete. Erst jetzt!!!!!!! kommt VW im Golf mit der Common-Rail-Technik, aber soweit denkt kaum einer. Wichtig ist der Ruf, den auch die Fachzeitschriften zu bestätigen scheinen, die Mund-zu-Mund-Propaganda sowieso und das funktioniert recht gut.
Tanti saluti
Bernardo