Marchionne in Rom

Hier können Lancisti auch über andere Sachen als Lancia reden.
lanciadelta64
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Re: Marchionne in Rom

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Natürlich sind Wartezeiten bei bestimmten Modellen "völlig normal", auch wenn ich mich frage, wie "glücklich" der eine oder andere Kunde ist, wenn in der Zwischenzeit schon ein "neueres" Modell herausgekommen ist. Aber ich spreche hier von "Butter-und-Brotautos" und ob man 1,5 Jahre für einen VW Polo als "Wertstabilität" ansehen kann, lasse ich einmal dahingestellt ;-).

Aber ich glaube, dass es vielleicht besser gewesen ist, die Giulia-Präsentation etwas zu verschieben, als vielleicht am Ende mit Problemen diese wieder zurückrufen zu müssen. Klar, wer wie auf Heißkohlen sitzt und das neue Produkt voller Sehnsucht erwartet, für den ist das "unerträglich", aber im Endeffekt sehe ich das jetzt bei der Giulia nicht unbedingt als ein Problem an.

Etwas anderes ist - und da bin ich bei dir - die fehlende Kontinuität, aber Marchionne hat - zu meinem Missfallen - immer seinen Augenmerk eher jenseits Europas gesetzt und weit weniger auf Europa und somit ist das von der Seite erklärbar, aber dennoch, die Lücken (vom Lybra zum Delta oder vom 159er zur Giulia) sind alles andere als "ideal" und ich behaupte, ein verlorener Kunde kann am Ende zum Bumerang werden, indem man dann hinterher deutlich mehr hinblättern muss, um so einen wieder zurückzuholen - sofern derjenige das überhaupt dann noch will - als wenn man versucht hätte, ihn von Anfang an bei der Stange zu halten.

Aber das ist dann wieder eine Frage des Betrachters. SM sieht es in seiner Art und bisher scheint seine Linie - bei all den Fehlern, die er begangen hat -zumindest bei den wichtigsten Punkten ihm recht zu geben. Daher sehe ich das immer sehr zwiegespalten, nämlich einmal als Kunden bzw. möglichen Kunden und ein anderes Mal mit Augenmerk auf den Gesamtkonzern und das geht selten im Gleichschritt.

Ich habe SM lange als "Retter" gesehen (bis 2008-09), seine Strategie mit Chrysler sah ich skeptisch, aber er hat auch das hervorragend gemeistert gehabt, aber genauso wurde er von mir für viele Entscheidungen, speziell im Detail, teilweise heftig kritisiert. Dafür finde ich im Moment die Positionierung Alfas, alles, was damit jetzt geschieht (hätte man das nur vor vielen vielen Jahren mit Lancia so gemacht :? ), die Geschichte mit der Tipo-Reihe als gut durchdacht und "erfolgsversprechend".

SM ist weder ein Messias noch der Teufel und somit sehe ich ihn halt differenziert...
Delta LX
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Re: Marchionne in Rom

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Deine Erwartungen und Ansprüche sind nachvollziehbar und rational gesehen eigentlich auch richtig. Du argumentierst aus der Optik eines deutschen Automobilkäufers heraus, für den jeder Anbieter gleich welcher Provenienz die Gepflogenheiten des deutschen Marktes befolgen sollte, will er Erfolg haben.
Wie festgestellt, entspricht FCA dieser Erwartungshaltung offensichtlich nicht. Wofür nicht allein die Managementfehler der Vergangenheit verantwortlich sind, sondern zu einem guten Stück eine in vielerlei Hinsicht differierende Mentalität.
Aber Hand aufs Herz: Macht nicht just diese andere Mentalität den eigentlichen Reiz aus, den die Marken und Modelle dieses Herstellers auf uns hier ausüben? Mir geht das zumindest so. Weshalb ich auch die Vorstellung einer teutonisch geführten italienischen Marke kategorisch ablehne. Das Beispiel Lamborghinis (wo wirklich nur noch der Name italienisch ist) ist abschreckend genug…
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LCV
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Re: Marchionne in Rom

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> Aber Hand aufs Herz: Macht nicht just diese andere Mentalität den eigentlichen Reiz aus, den die Marken und Modelle dieses Herstellers auf uns hier ausüben?

Der Reiz italienischer Produkte liegt wohl eher im Produkt selbst. Ob nun Mode, Möbel, Slow Food oder Autos, das ist meistens etwas Besonderes und
hebt sich von der Standardware ab.

Es dürfte aber wohl übertrieben sein, wenn man auch reizvoll findet, wenn der Service nicht stimmt, wenn E-Teile total überteuert sind oder einfach
nicht mehr lieferbar, wenn nicht unterschieden wird, ob der Kunde mit einem Oldtimer oder einer billigen Schrottkiste vorfährt. Wenn ich das Gefühl
habe, als Kunde nur Geldlieferant zu sein, dann hört der Spass auf.

Gehe ich in ein gutes Ristorante, werde ich bestens bedient, weil der Chef mich als Stammgast haben möchte. Je mehr Stammgäste, desto
besser das Geschäft und die Überlebenschance des Lokals. Italienische Restaurantbetreiber wissen das und stellen sich auf die Mentalität
der Region ein. Ist doch logisch und schließt nicht aus, dass etwas italienische Lebensart vermittelt wird. Ich werde aber auch hervorragend
bedient, wenn ich in Milano oder Firenze in ein "normales" Ristorante gehe. Bestenfalls in reinen Tourismusgebieten ist es manchmal weniger
toll, aber die meide ich. Es kommt auch darauf an, wie man selbst auftritt.

Leider denken große Konzerne offenbar anders. Hier ist der Service eher grenzwertig, wobei der netteste Händler oft auch an seine Grenzen
stößt, wenn "von oben" keine Unterstützung kommt. Somit hat der Fiat-Konzern selbst an seinem eher schlechten Image gebastelt.
Ich frage mich deshalb, ob man das nicht versteht. Will ich in Deutschland etwas verkaufen, dann muss ich mich den hiesigen Gepflogenheiten
anpassen. Will ich das nicht, bekomme ich die Quittung durch schlechte Presse und zur Konkurrenz abwandernde Kunden.

Es ist zu einfach, der Presse zu unterstellen, sie wollten ausländische Produkte schlecht reden, um den deutschen Herstellern zu helfen.
Das ist schon deshalb lächerlich, weil ABM sicher keine Hilfe braucht, um sich gegen die "italienische Übermacht" zu wehren. Man muss
sich ja nur die Verkaufszahlen anschauen. Wenn SM nun der absolute Businessman ist, dem das Produkt selbst egal ist (was eigentlich
ein Denkfehler ist, weil man vom Produkt überzeugt sein sollte, um es mit eben dieser Überzeugung zu verkaufen), dann wüsste ich gern,
wie er diese Zahlen sieht. Ist doch sein Metier. Wenn ein eher kleiner Japaner wie Mazda in D allein vom neuen MX5 ein Mehrfaches der
Alfa-Gesamtzahlen verkauft (bei Lancia war es noch schlimmer gewesen), dann stimmt etwas nicht. Die Autos sind nicht schlechter als
die anderer Marken. Es muss also am Drumherum liegen: Werbung, Marketing, Kontinuität, Service usw.
Deshalb gibt es nur zwei Möglichkeiten: Erkennen der Probleme und Abhilfe schaffen oder den Markt ganz aufgeben.
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Delta LX
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Re: Marchionne in Rom

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«… Deshalb gibt es nur zwei Möglichkeiten: Erkennen der Probleme und Abhilfe schaffen oder den Markt ganz aufgeben. …» - Sage ja nicht von ungefähr schon lange, FCA soll mit seinen Kernmarken DE verlassen. Denn dies ist wohl der schwierigste Markt für Importeure überhaupt.

Aber ich wette mit dir, dass auch dann noch (prinzipielle) Kritik an FCA in DE geübt werden würde, sollten all die von dir aufgezählten Punkte weitest gehend behoben sein. Man wird in DE immer ein Härchen in der Suppe finden. Hundertprozentig. Und das hat nichts, aber auch gar nichts mit Sachfragen zu tun, respektive deren objektive Beantwortung. Sondern ist einzig und allein den üblichen Ressentiments und Vorurteilen geschuldet, die man in DE all dem gegenüber hegt, was an (industriellen) Produkten aus Italien kommt. Und ich wette weiters mit dir, dass die Kritik sofort verstummte, geriete diese oder jene italienische Marke unter deutsche Kontrolle.

Im Übrigen kann ich deine Kritik etwa die Ersatzteilversorgung betreffend ganz und gar nicht teilen. Ist bspw. ein Ersatzteil für ein älteres oder altes Fahrzeug ab Werk bzw. Zentrale nicht mehr lieferbar, lässt es sich meist via Intranet bei Händlern oder authorisierten Servicestellen finden und die Lieferung von dort organisieren.
Jens kLt
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Re: Marchionne in Rom

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Georg schrieb:
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> Wenn ist das Ding endlich zu kaufen!!!



Hallo Georg,

ab Dienstag, 10. Mai!
http://www.alfaromeopress.de/press/article/19613
Allerdings zunächst nur die zwei Diesel und den V6.
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LCV
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Re: Marchionne in Rom

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> Im Übrigen kann ich deine Kritik etwa die Ersatzteilversorgung betreffend ganz und gar nicht teilen. Ist bspw. ein Ersatzteil für ein älteres oder altes Fahrzeug ab Werk bzw. Zentrale nicht mehr lieferbar, lässt es sich meist via Intranet bei Händlern oder authorisierten Servicestellen finden und die Lieferung von dort organisieren.

Gerade erst erlebt: Ein Thesis, der ja bis 2009 noch bestellbar war, bleibt mit Elektronikschaden liegen. Es gibt weit und breit keinen Händler, nicht mal einen Fiat-Händler. Ein BOSCH-Dienst kann immerhin das defekte Teil ausfindig machen (Lob hierfür) und kann es sogar beschaffen. Defekt am Samstag nachmittag, Weiterfahrt am darauffolgenden Freitag. Das wird in dieser Fahrzeugklasse nur schwer akzeptiert. Dabei ist das noch gut gelaufen! Da gibt es auch Fälle, wo man Dir sagt, schmeiß die alte Schüssel weg!!! Wenn die Ersatzteilversorgung so unproblematisch wäre, wieso bekomme ich im Club fast täglich verzweifelte Anrufe wegen Ersatzteilen? Bei unseren Oldtimern ist das normal und da regt sich keiner auf. Da lohnt sich auch der Aufwand für Lagerhaltung, Nachfertigungen usw. Es wäre schade um die Zeit, offizielle Händler zu fragen. Die wissen meistens garnicht, dass es diese Autos mal gab. Aber der Kunde relativ neuer Autos käme nicht auf die Idee, einem Club beizutreten oder sich in Foren zu informieren. Das machen nur die Leute, die eine normale und eigentlich selbstverständliche Hilfe nicht bekommen. Natürlich gibt es auch einige Clubs für neuere Autos, z.B. Golf GTi oder Mazda MX5, aber da liegt die Motivation nicht bei fehlender Hilfe.

Negative Presse wird auch überbewertet. Im ländlichen Bereich kaufen die Leute durch persönlichen Kontakt, durch wechselseitige Geschäftsbeziehungen usw. In einem Dorf hier bei uns gibt es einen Alfa-Händler, der sich durch überdurchschnittlichen Service einen Namen gemacht hat. Zufällig war da noch ein Opel-Service (quasi B-Händler), der aber auch Landmaschinen reparieren konnte. Der Alfa-Händler verkaufte gut an die Kunden in der Region, die nichts mit Landwirtschaft zu tun haben. Der andere Opel an die Landwirte. Dann wurde der Opel-Dienst Lancia-Vertragshändler. Innerhalb kurzer Zeit fuhren die Bauern fast alle Lancia. Die Dominanz von Lancia und Alfa in dieser Region war höher als in Italien. Dann kam die Zeit, als Alfa wenig zu bieten hatte. Der Händler musste noch Honda dazunehmen, um zu überleben. Etwas später gab der Lancia-Händler auf, der zunächst sehr gut verkaufte, aber es fehlten die richtigen Nachfolger und der Service konnte bei aller Bemühung des Händlers nicht mit der Konkurrenz mithalten. Ich kann das beurteilen, weil ich da ein paar Wochen einen erkrankten Mitarbeiter vertrat. Das war gerade zu der Zeit, als der Delta 1 auslief und man mit Thema, Dedra, Delta 1 und Y 10 eigentlich zuversichtlich in die Zukunft schaute. Bis dahin, dann ging es bergab und das lag nicht an den Händlern! Kommt man heute dort hin, sieht man ein paar Alfa und Fiat (Fiat wurde vor ein paar Jahren dazu genommen), auf dem ehem. Lancia-Gelände ist jetzt eine Spedition, und ansonsten fahren viele Honda herum.

Wie entscheidend der Service ist, sieht man daran, dass bestimmte Marken entweder dominieren oder kaum auffallen, je nachdem wie der Händler in der Region arbeitet. Bekommt der Händler werksseitig die richtige Unterstützung, dann läuft es. In einem anderen Dorf hat ein Ford-Händler seine Filiale aufgegeben. Jetzt ist da Kia. Während früher Ford dominierte, sieht man inzwischen sehr viele Kia. In der Großstadt mag das anders sein, aber im ländlichen Bereich spielen Kontakte zum Händler, Nähe zur Werkstatt die entscheidende Rolle. Über 90% der Autokäufer sind nicht absolute Fans irgendeiner Marke. Ein bisheriger Ford-Kunde wechselt ohne Probleme zu Kia oder sonst einer Marke. Das Auto muss bestimmte Anforderungen erfüllen, Preis, Garantie, Service, Händlernetz sollten stimmen, dann wechselt man ohne groß nachzudenken. Wer von diesen Leuten liest vorher in der AutoBild oder ams irgendeinen Testbericht? Das sind auch nur wenige. Selbst die regelmäßigen Leser solcher Zeitschriften werden sich nicht auf die Meinung der Presse verlassen.
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Georg
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Re: Marchionne in Rom

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Re: Marchionne in Rom

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Auf dem Titel der aktuellen Auto Bild steht, Alfa fordert BMW heraus.

Dabei heist es, dass BMW der erklärte Gegner für Alfa sei. Die Preise würden wohl so gestaltet werden, dass die Alfa Preise immer 10% unter dem Niveau eines vergleichbaren BMW's liegen sollten.

Zur Modellpalette von Alfa:

- Ab 2018 Giulietta als Schrägheck und jetzt kommt die Überraschung auch als Kombi (gegen 1er und 2er Active Tourer)
- Giulia als Limo aber auch als Kombi (gegen 3er)
- Ab 2017 Alfa SUV (gegen X3)
- Ab ca. 2020 Alfa Brera + Spider (gegen Z4) (so wie ich es verstanden habe als Nachfolger für den 4C)

Ein großer Alfa SUV (gegen X5) ist gestrichen um nicht den Maserati Levante zu stören, welcher wohl ganz gut gestartet ist. Ebenso, zumindest vorerst ist eine große Alfa Limo (gegen 5er) gestrichen, um nicht den Ghibli zu stören, welcher sich wohl im Gegensatz zum Quattroporte ganz gut verkauft.

Außerdem im Heft, ein positiver Bericht über den neuen Fiat 124 Spider.
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Stillgelegt:
BMW 525i EZ. 1990
Lancia Dedra 2000 Turbo EZ. 1992 (Bj. 1991)
Fiat Punto 55S EZ. 1994
Honda CB450S EZ. 1986

In Betrieb:
Lancia Thesis 2.4 20V Emblema EZ. 2004 (Bj. 2003)
Triumph Daytona 675 EZ. 2006
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