Nun will ich nicht „Recht haben“. Im Gegenteil, ich hoffe, dass SM genauso darin flexibel ist, wie er es ja in vielen Dingen war und ist. Allein wenn ich mir die Geschichte um den „Standort Italien“ anschaue, wie oft er sich selbst „widerlegt“ hat, erst „fabbrica italiana“, dann das war so nicht gedacht bzw. durch die Krise überholt, dann die Drohung, die komplette Produktion könne verschwinden, um dann alle zu überraschen, in Italien werden vor allem „Premium-Fahrzeuge“ hergestellt und keiner versteht mehr, was da läuft.
Daher lieber ich irre mich, als dass ich Recht habe. Aber es ist ja hier eine Diskussion und ich glaube, das ist doch in jedem Bereich so, in denen es um Passion, um Fan einer Sache geht, dass man darüber redet, mal im Einklang, mal auch mit hitzigem Kopf (deswegen ist man doch Fan einer Marke, oder?, speziell wenn es um Foren geht, die „allgemein“ gehalten werden und nicht sich spezifisch auf einzelne Modelle beziehen, in denen es vor allem ja auch Hilfegesuche geht).
Womit ich mich persönlich schwerer tue, ist dieser kuriose Sinneswandel und hier beziehe ich mich beispielsweise auch auf die Händler hier in Italien, denn ich bekomme das am Beispiel meines Freundlichen mit. Die „Probleme“ Lancias, die Marchionne heuer so verkauft, als sei er „Kolumbus II), waren genauso 2011 sichtbar und vorhanden. Also frage ich mich, wieso man überhaupt „New Lancia“ ins Leben ruft, wenn man rund 18 Monate später verkündet, was eh schon Jahre zuvor „jeder“ hätte wissen können, ja wissen müssen und erst Marchionne.
Das Vertriebsnetz Lancias war eine Katastrophe, dank fehlender Kontinuität bei den Produkten, Einsparungen wegen der Probleme bei FIAT, an allem, was mit Lancia zu tun hat, 0-Werbung, war die Marke in Europa in Vergessenheit geraten. Das Image Lancias ist 2013 nicht anders als 2011 und davor, ergo auch keine „Neuigkeit“, auch nicht, dass italienische Autos oberhalb der 25.000 Euro Grenze nur bedingt Kunden IN Europa ansprechen.
Alles Dinge, die heuer Marchionne erklärt, wobei es lange bekannt war und ist. New Lancia – und so denke ich mir – haben das alle verstanden, die sich mit Lancia beschäftigen – sollte die „Wiedergeburt“ sein und es war klar, dass es ein längerfristiges Projekt sein musste. Die Chrysler-Derivate sollten als Übergangsmodelle dienen und das war ja auch gut so, denn bei denen konnte man weniger verlieren, als wenn man neue Produkte auf den Markt geworfen hätte, die mit den Strukturproblemen zu kämpfen hatte.
Anders ausgedrückt, da SM kein „kleiner Junge“ ist, genau weiß, was so im Automobilbereich los ist und die Finanzlage der FIAT-Gruppe immer sehr gut eingeschätzt hat, fühlt man sich von ihm auf den Arm genommen.
Ich will dir ein Beispiel nennen: mein Freundlicher hat einen tollen Lancia-Verkaufsraum, Marke entsprechend (weniger der Modelle, denn da passen eher Fahrzeuge wie Thema, Thesis und Co, denn lauter Ypsilons

). Mit New Lancia wurde er angewiesen, seinen Verkaufsraum umzugestalten, entsprechend einer Vorgabe, alles in schwarzweiß und logischerweise mit der Vorgabe, bei dem du die Materialien erwerben solltest.
Bis hier nichts Ungewöhnliches, aber zum Glück hatten die Händler „Übergangsfristen“ und Freundlicher noch nicht mit der Arbeit begonnen, denn nun 2013 rudert man komplett zurück und geht in entgegen gesetzter Richtung. Lancia soll nicht mehr einen eigenen Verkaufsraum haben, sondern mit FIAT zusammengelegt werden.
Man stelle sich vor, mein Freundlicher hätte in den neuen Verkaufsraum investiert, um heuer dann die Nachricht zu bekommen. April, April, du musst jetzt den Raum „schließen“…
Ich zähle sicherlich nicht zu denjenigen, die jetzt den Chrysler-Derivaten extrem kritisch gegenüberstehen, denn ohne sie hätte man nichts gehabt, aber man fährt eine Strategie, mit der du ja am Ende auch der Gruppe schadest.
Schau, der Thema wurde hier in Italien mit 41.400 Euro eingeführt. Heute bekommst du einen ohne Händlerrabatt für 29.000 Euro, ergo für so um die 25.000-27.000 Euro. Wer nun für seinen Thema 38.000-40.000 Euro bezahlt hat, fühlt sich heute „verarscht“. Schlimmer noch, denn das ist Wasser auf die Mühlen der Presse, sodass du dem Image noch mehr schadest, anstatt das Image zu verbessern.
Klar, kann man nichts daran ändern, aber die Wut einiger Lancisti ist doch verständlich. Schlimmer noch, denn es gibt ja Leute, die vielleicht vor dem Kauf eines neuen Wagen stehen und sich nun fragen, „was soll ich mir kaufen“?
Ich beispielsweise kann mit SUVs, VANs und wie sie alle heißen, nichts anfangen. Will in Zukunft ein Auto aus dem B- oder C-Segment haben oder auch aus dem D-Segment, bekomme ich bei der FIAT-Gruppe langsam aber sicher Probleme.
Anders ausgedrückt, Marchionne „zwingt“ sich beinahe der Konkurrenz auf, denn ist ein „Sammler alter Lancias“.
Und das ist es, warum so häufig Threads, die mit der FIAT-Gruppe und der Entwicklung in Europa zu tun haben bzw. sich mit Marchionne beschäftigen, zu teilweise hitzigen Debatten führen, denn diese sprechen die Emotionen an. Nüchtern gesehen kann es einem eigentlich ja egal sein. Wenn nicht FIAT das „passende“ Auto hat, gehe ich zur Konkurrenz.
Wie gesagt, es geht um Emotionen und weniger um „rationale“ Gründe, aber wenn wir alles so extrem „nüchtern“ sehen, erübrigen sich alle Auto-Foren, die nichts mit der Problematik einzelner Modelle zu tun haben.
Im Übrigen sieht man auch am Beispiel Alfa, wie "flexibel" und "wechselwütig" SM ist. Bisher war die Rede, die Giulia auf der Plattform "C-Wide" entstehen. Dann war sogar die Rede, es könne gar eine Art "Giulietta Stufenheck" werden und nun sieht es so aus, als würde die Giulia auf einer neuen Plattform aufbauen, die entwickelt werden sollte und Heckantrieb ermöglicht.
Auf dieser Plattform sollen dann gleichzeitig insgesamt vier Alfas aufbauen, also Giulia Limo und SW, E-Segment-Alfa und ein Alfa-SUV. Darüberhinaus soll diese Plattform auch für die Fahrzeuge der Chrysler-Sparte für den US-Markt dienen, wie z.B. für den 300C.
http://www.autoblog.it/post/291745/alfa ... posteriore