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Re: nur Herr Marchionne nicht :(

Posted: 31 Oct 2013, 16:32
by web.uno
ok, china ist ein ganz eigener markt, und ich bin kein china-experte...
was mich aber sehr verwundert ist die china strategie:

1. es gibt dort CHRYSLER
2. es gibt dort JEEP
3. es gibt dort DODGE
4. wenn es dort DODGE gibt - warum hat man den DART dann dort als FIAT VIAGGIO eingeführt?
5. lauter aktuelle und noch dazu grosse modelle

wenn man dort auch noch FIAT etablieren will dann sollte man die dort doch eher mit günstigeren und eventuell für uns schon alten modellen versorgen um auf volumen zu kommen (wenn man sich VW ansieht so verkaufen die dort neben ein paar grossen aktuellen modellen für die betuchten, auch immer noch sehr erfolgreich uraltmodelle wie SANTANA und JETTA 2). also wäre es nicht viel sinnvoller ein paar generationen zurückzudenken und dort z.b. MAREAs zu verkaufen. oder LINEA vielleicht sogar TEMPRA???

Re: nur Herr Marchionne nicht :(

Posted: 31 Oct 2013, 16:36
by web.uno
genau darauf wollte ich hinaus - dann kann es ja kein so großes finanzielles problem mehr sein die nächsten CHRSYSLER-generationen in EU auch als LANCIA anzubieten.

Re: nur Herr Marchionne nicht :(

Posted: 31 Oct 2013, 17:29
by lanciadelta64
Aber es ist eben doch ein Problem, denn es ist nicht damit getan, ein Fahrzeug "umzulabeln". Sicherlich ist es heute weniger wichtig, woher ein Auto kommt, aber es gibt doch einige Merkmale, die halt marktspezifisch sind. Fangen wir einmal bei den Motoren an: In Europa braucht man vor allem Dieselmotoren oder "Downsizing-Motoren", also nicht 2,4l-Saugermotor, den du nirgendwo in Europa verkauft bekommst.

Also musst du Motoren "homologieren", eventuell extra auch noch anpassen (es reicht nicht aus, ein Motor einfach reinzuschrauben, manchmal stößt man auf Probleme, mit denen man nicht gerechnet, ich erinnere hier nur am "Bonanza-Effekt" bei Audi vor einigen Jahren).

Aber damit nicht genug: Ist Lancia außerhalb Italiens eine "bekannte" Marke? Wird Lancia auch noch als "Konkurrent" von ABM angesehen, oder eher von Dacia? Und last but not least, wie sieht es mit dem Vertrieb und dem Händlernetz samt Werkstätten aus. Und dann stellt sich die Frage, ein Modell "bekannt" zu machen, ergo braucht man Werbung.

Wenn du bedenkst, dass man selbst beim Neustart Lancias eher "gekleckert", denn geklotzt hat, wird man nicht gewillt sein, den Werbeetat deutlich zu steigern, den man aber unweigerlich steigern müsste.

Das heißt, man müsste, um Lancias, egal ob nun Chrysler-Derivate oder nicht, zu etablieren, viel Geld in Struktur und Werbung investieren, aber genau das kann oder will man nicht tun, also wären in meinen Augen - und ich bin mir sicher, auch in Augen Marchionnes- jedes neue Chrysler-Derivat in Europa praktisch unverkäuflich, wobei es nichts mit dem Produkt an sich zu tun hat.

Re: nur Herr Marchionne nicht :(

Posted: 31 Oct 2013, 17:37
by lanciadelta64
Nun kann ich über die Strategie des Darts nicht viel sagen und warum Viaggio anstatt Dart, aber es stimmt eben nicht, dass FIAT nicht "alte" Modelle in China verkauft hätte. Das Gegenteil ist wahr, denn mit dem Siena hatte man ein so genanntes "World Car" im Programm, das man "weltweit" angeboten hatte. Das Problem aber war, dass entweder kein Markt dafür vorhanden war und/oder man sich den "falschen" Partner ins Boot geholt hatte. Auf jeden Fall erwies sich der "Billig-FIAT" in China als "Totalausfall", weswegen man scheinbar die Strategie änderte. Ich vermute einmal, dass man mit dem neuen "Partner" in China eine neue Strategie fahren wollte und vielleicht auch mit dem Viaggio weitere Märkte erschließen wollte/will. Man darf nicht vergessen, es stand im Raum, dass die Hatchback-Version als Bravo-Nachfolger herauskommen sollte und in Turin fahren einige Testfahrzeuge herum.

Also scheint mir der Viaggio das "erste" Fahrzeug einer Strategie zu sein. Ob nun richtig oder falsch, ist schwer zu beurteilen, auch, ob nun ein Dart "erfolgreicher" gewesen wäre als nun der Viaggio, aber wenn man eine "bestimmte" Strategie hatte, eventuell von China nach Europa, ergibt es eher Sinn, ein "neues" Modell zu zeichnen. Auch darf man nicht vergessen, dass der Dart eine "aufwendigere" Hinterachse besitzt und man hier beim Viaggio "Einsparmaßnahmen" vorgenommen hat.

Re: nur Herr Marchionne nicht :(

Posted: 31 Oct 2013, 18:45
by Delta LX
«… Das heißt, man müsste, um Lancias, egal ob nun Chrysler-Derivate oder nicht, zu etablieren, viel Geld in Struktur und Werbung investieren, aber genau das kann oder will man nicht tun, also wären in meinen Augen - und ich bin mir sicher, auch in Augen Marchionnes - jedes neue Chrysler-Derivat in Europa praktisch unverkäuflich, wobei es nichts mit dem Produkt an sich zu tun hat» - Nun, der offiziellen Strategie zufolge wird es keine «Chrysler-Derivate» mehr geben, denn diese dienten lediglich dem Übergang in der Phase der Markenzusammenlegung. SM selbst sagte, Chrysler und Lancia sollten als Einheit verstanden werden - nicht nur vom Produktportfolio her sondern auch in anderen Aspekten. Eben darum erfolgt die Konzeption der kommenden Modelle integriert, Produktion je nach Segment entweder in Europa oder im NAFTA-Raum. Insofern relativiert sich dein Argument die hohen Investitionen in «Struktur und Werbung» betreffend ein Stück weit. Entscheidend (für die Kommerzialisierung besagter Modelle) dürften letztlich die konjunkturellen Bedingungen sein - hauptsächlich jene in Europa, nicht zuletzt aber auch die in den USA.

Re: nur Herr Marchionne nicht :(

Posted: 31 Oct 2013, 21:52
by lanciadelta64
Nun ich sprach von "Derivaten", um klar zu machen, dass diese Produkte als "Chrysler" entstehen und hierbei vor allem für den amerikanischen Markt gedacht wird und weniger für den europäischen. Es spielt dabei keine Rolle, ob wir nun das als "Lancia" oder "Chrysler" sehen, denn es ist ja nicht so, dass Chrysler einen wirklich "besseren" Ruf genießt und wenn ich mir so einige Threads in Chrysler-Foren, ist allein die Tatsache, dass man nun heuer zur FIAT gehört, ein Grund, diese Marke zu verlassen, also egal wie man es nimmt, diese "Modelle", die in den USA entwickelt werden, haben in meinen Augen in Europa allein deswegen keine Zukunft, weil diese für Europa spezifisch verändert werden müssten, wie bei der Motorisierung, Bremsen oder Fahrverhalten.

Und dann müsste man ja so oder so diese neuen Produkte "bewerben", denn wie willst du ein Auto verkaufen, wenn es keiner kennt? Aber damit müsste FIAT mit der Vergangenheit brechen, auch Lancia (oder Chrysler oder wie auch immer wir es nennen wollen) richtig zu bewerben.

Dieser Spruch "Lancia und Chrysler" als eine "Einheit" galt eben zu einer Zeit, als man zumindest Glauben machen wollte, man wolle in Europa in Lancia "investieren", aber das ist Vergangenheit. Daher relativiert sich nichts, denn egal, ob du nun einen New 200 als Chrysler oder Lancia verkaufen willst, du brauchst eine Struktur, ein Händlernetz, Ersatzteilversorgung und natürlich auch Werbung.

Wie willst du aber etwas bewerben, wenn du kein Geld dafür zur Verfügung stellen willst. Daher sehe ich wenig Chancen, dass wir selbst wenn Europa "boomen" sollte, zumindest in "Kontinentaleuropa", ein Produkt aus der Brandunion "Lancia/Chrysler" made in USA zu Gesicht zu bekommen.

Es fehlt einfach ein Markt dafür, denn Chrysler produziert in erster Linie Fahrzeuge, die in Italien schlecht an den Mann zu bringen sind, zumindest in der Menge und in Rest von Europa bleibt das Image, egal ob nun als Lancia oder Chrysler und somit man auch nicht mit "Rekordzahlen" rechnen darf.

Ich weiß nicht, wie man sich das in Zukunft vorstellt, aber wenn man einmal näher schaut, wie man auch das FIAT-Programm zusammenstreicht, die Erklärungen zu Alfa und Maserati heranzieht, gibt es wirklich wenig Spielraum, um US-Fahrzeuge nach Europa zu bringen, die nicht als Jeep laufen.

Alfa soll ja ein Modell im D-Segment bekommen, als Limo wie SW, dazu eventuell im E-Segment (hier unterhalb des Ghiblis) ein Modell, ein SUV, Spider und Co. Maserati belegt nun auch das E-Segment.

Also wird für ein Produkt der Chrysler-Reihe in Europa kaum Platz finden, zumal ja SM keine "Überschneidungen" will. Wahrscheinlich wird dann mit ein paar Veränderungen der Chrysler 200er als "Alfa Giulia" in Europa kommen, aber eben nicht als Chrysler200/Lancia Fulvia. Der Alfa wird das E-Segment belegen, also kann man davon ausgehen, dass der Thema hier auch keine Zukunft mehr haben wird.

Was bleibt denn da noch? Ein Delta-Nachfolger ist nicht geplant, weil man in den USA wenig Chancen rechnet und so muss man kein Prophet sein, dass man am Ende nur noch ein Lancia-Modell haben wird, nämlich den Ypsilon (das Flavia Cabrio ist schon aus dem Programm, der Delta kommt 2014 hinterher), was dann auch wieder zur Äußerung SM passt, der meint, der Ypsilon sei das einzige Lancia-Modell, das einen gewissen Markt hat (und den hat er auch nur dank Italien).

Re: nur Herr Marchionne nicht :(

Posted: 01 Nov 2013, 10:12
by Delta LX
Gehen wir einmal davon aus, dass du mit einer Einschätzung Recht bekommst, sollten wir dieses Portal besser heute als morgen von viva-lancia.com in rip-lancia.com umadressieren. Halten wir noch gemeinsam eine schöne Grabrede (stimmt, heute ist ja Allerheiligen), gehen unserer Wege - und geniessen unsere Lancias aus den besseren Zeiten der Marke.

Aber, es nützt nichts, hier über die Situation zu lamentieren, noch sich fatalistisch in das vermeintliche Schicksal zu fügen. Noch wird die Marke produziert und bietet eine Palette mit 4 Modellen an. Ob die jeweiligen Nachfolgemodelle dann effektiv kommen oder nicht, werden wir hier und heute nicht schlüssig beantworten können. Wahrscheinlich kann es selbst auch ein Herr M. nicht. Dieser hat nun Alfa Romeo eine globale Rolle in der Konzernstrategie zugewiesen (kein Wunder, sie ist - bei aller Sympathie für Lancia - weltweit bekannter als Lancia), doch man erinnert sich, wie der selbe Herr davon sprach, wie enttäuscht er von AR sei und dass Lancia in Europa ein grösseres Potenzial böte, weil es der Marke offenbar leichter fiele, höhere Absatzzahlen zu erreichen…

Fazit: Abschreiben sollte man Lancia nicht, weder heute noch morgen. Umso mehr, weil das Lingotto die europäische Modellpalette der Marke FIAT auszudünnen gedenkt. Und - da bleibe ich dabei -, weil man in Turin die 5% Marktanteil von Lancia in Italien nicht preisgeben will und kann. Die Marke FIAT ist nicht imstande, diese zu übernehmen, AR schon gleich gar nicht.

Re: nur Herr Marchionne nicht :(

Posted: 01 Nov 2013, 11:51
by LCV
Es ist sinnlos, sich hier darüber zu streiten, was kommt oder auch nicht kommt. Lassen wir uns überraschen!

Was aber offensichtlich ist: Die Herren Manager werden sich einen Teufel darum scheren, was ein paar wenige Fans sich wünschen. Klar ist zumindest für mich, dass dieses aktuelle 4-Modelle-Programm ein Witz ist und nur noch relativ wenig mit dem Lancia der erklärten Fans zu tun hat. Mag jemand seinen Delta oder Ypsilon (berechtigt) loben, das sind Einzelfälle. Erfolg hat eine Firma, wenn sie Autos mit Gewinn verkauft.

Dass Lancia immer noch bei ca. 5% Marktanteil in Italien liegt, hat überhaupt nichts mit den Entscheidungen knallharter Manager zu tun. Den Marktanteil kann man in der Pfeife rauchen, wenn man nicht auch Gewinne macht. Das ist der springende Punkt! Ich habe keine Ahnung wie hoch der Absatz sein müsste, damit man in die Gewinnzone kommt, aber abgesehen von Ferrari und Maserati verursacht der gesamte Fiat-Konzern in Europa nur große Verluste, die zur Zeit von den Gewinnen Chryslers abgefedert werden. Da man ja Fiat, Alfa, Lancia, Abarth ohnehin als eine Firma mit diversen Abteilungen sehen muss, schafft es ja Fiat nicht einmal mit dem Gesamt-Marktanteil in Europa auf einen grünen Zweig zu kommen. Einzelne Komponenten herausgelöst, könnten sich rechnen, so die 500-er Familie. Der Rest kostet nur Geld für nichts und wieder nichts. Ich beobachte die Entwicklung seit der Übernahme Lancias durch den Fiat-Konzern in 1969. Lancia war zwar durch die Geschäftsführung in die Quasipleite manövriert worden, hatte aber trotzdem den Ruf, hervorragende, innovative, exclusive und qualitativ hochwertige Autos zu bauen. Mit dem Beta hat man gleich mal den Ruf ruiniert. Es brauchte über 10 Jahre, bevor die Beta-Modelle einen akzeptablen Standard erreichten. Es gab zwar Lichtblicke wie den Integrale und Thema, aber kurzfristige Erfolge wurden nicht konsequent ausgebaut, sondern schlichtweg versemmelt. Auf mich wirkt das wie eine systematische Demontage. Modellpolitik, fehlendes Marketing, Schlamperei und Service zerstörten alles.

Für mich ist Lancia so etwa um 1995 endgültig gestorben. Deshalb sind Grabreden jetzt auch überflüssig. Eine Änderung bei der Behandlung (oder Misshandlung) der Marke ist wohl kaum zu erwarten.

Wenn einige Leute Lancia darauf reduzieren, dass ein Emblem am Auto ist, dann könnte (theoretisch) statt Chrysler nun auch jeder x-beliebige andere Autohersteller drinstecken, bis hin zu den Chinesen. Wo aber ist die Toleranzgrenze? Denn keiner (außer vielleicht Tata) hätte nur das Kapital zur Verfügung gestellt, dass man sich hätte auf die alten Werte besinnen können, um wieder echte Lancias zu bauen. Dies ist auch heutzutage angesichts der hohen Kosten schwer umsetzbar. Aber Tata hat schon Jaguar. Es ist ja auch leichter, bei einem Jaguar einen angemessenen Preis am Markt durchzusetzen als bei einem Lancia. Da hätte man 1969 konsequent den Nobelstatus erhalten müssen.

Man sollte auch nicht vergessen, dass gerade italienische Firmen kaum etwas mit der eigenen Historie am Hut haben. Beim Fiat-Konzern geht das so weit, dass man schon direkt beim Produktionsstopp eines Modells das Gefühl hat, man wird im Stich gelassen.

Re: nur Herr Marchionne nicht :(

Posted: 01 Nov 2013, 15:27
by lanciadelta64
Nun will ich nicht „Recht haben“. Im Gegenteil, ich hoffe, dass SM genauso darin flexibel ist, wie er es ja in vielen Dingen war und ist. Allein wenn ich mir die Geschichte um den „Standort Italien“ anschaue, wie oft er sich selbst „widerlegt“ hat, erst „fabbrica italiana“, dann das war so nicht gedacht bzw. durch die Krise überholt, dann die Drohung, die komplette Produktion könne verschwinden, um dann alle zu überraschen, in Italien werden vor allem „Premium-Fahrzeuge“ hergestellt und keiner versteht mehr, was da läuft.

Daher lieber ich irre mich, als dass ich Recht habe. Aber es ist ja hier eine Diskussion und ich glaube, das ist doch in jedem Bereich so, in denen es um Passion, um Fan einer Sache geht, dass man darüber redet, mal im Einklang, mal auch mit hitzigem Kopf (deswegen ist man doch Fan einer Marke, oder?, speziell wenn es um Foren geht, die „allgemein“ gehalten werden und nicht sich spezifisch auf einzelne Modelle beziehen, in denen es vor allem ja auch Hilfegesuche geht).

Womit ich mich persönlich schwerer tue, ist dieser kuriose Sinneswandel und hier beziehe ich mich beispielsweise auch auf die Händler hier in Italien, denn ich bekomme das am Beispiel meines Freundlichen mit. Die „Probleme“ Lancias, die Marchionne heuer so verkauft, als sei er „Kolumbus II), waren genauso 2011 sichtbar und vorhanden. Also frage ich mich, wieso man überhaupt „New Lancia“ ins Leben ruft, wenn man rund 18 Monate später verkündet, was eh schon Jahre zuvor „jeder“ hätte wissen können, ja wissen müssen und erst Marchionne.

Das Vertriebsnetz Lancias war eine Katastrophe, dank fehlender Kontinuität bei den Produkten, Einsparungen wegen der Probleme bei FIAT, an allem, was mit Lancia zu tun hat, 0-Werbung, war die Marke in Europa in Vergessenheit geraten. Das Image Lancias ist 2013 nicht anders als 2011 und davor, ergo auch keine „Neuigkeit“, auch nicht, dass italienische Autos oberhalb der 25.000 Euro Grenze nur bedingt Kunden IN Europa ansprechen.

Alles Dinge, die heuer Marchionne erklärt, wobei es lange bekannt war und ist. New Lancia – und so denke ich mir – haben das alle verstanden, die sich mit Lancia beschäftigen – sollte die „Wiedergeburt“ sein und es war klar, dass es ein längerfristiges Projekt sein musste. Die Chrysler-Derivate sollten als Übergangsmodelle dienen und das war ja auch gut so, denn bei denen konnte man weniger verlieren, als wenn man neue Produkte auf den Markt geworfen hätte, die mit den Strukturproblemen zu kämpfen hatte.

Anders ausgedrückt, da SM kein „kleiner Junge“ ist, genau weiß, was so im Automobilbereich los ist und die Finanzlage der FIAT-Gruppe immer sehr gut eingeschätzt hat, fühlt man sich von ihm auf den Arm genommen.

Ich will dir ein Beispiel nennen: mein Freundlicher hat einen tollen Lancia-Verkaufsraum, Marke entsprechend (weniger der Modelle, denn da passen eher Fahrzeuge wie Thema, Thesis und Co, denn lauter Ypsilons ;) ). Mit New Lancia wurde er angewiesen, seinen Verkaufsraum umzugestalten, entsprechend einer Vorgabe, alles in schwarzweiß und logischerweise mit der Vorgabe, bei dem du die Materialien erwerben solltest.

Bis hier nichts Ungewöhnliches, aber zum Glück hatten die Händler „Übergangsfristen“ und Freundlicher noch nicht mit der Arbeit begonnen, denn nun 2013 rudert man komplett zurück und geht in entgegen gesetzter Richtung. Lancia soll nicht mehr einen eigenen Verkaufsraum haben, sondern mit FIAT zusammengelegt werden.

Man stelle sich vor, mein Freundlicher hätte in den neuen Verkaufsraum investiert, um heuer dann die Nachricht zu bekommen. April, April, du musst jetzt den Raum „schließen“…

Ich zähle sicherlich nicht zu denjenigen, die jetzt den Chrysler-Derivaten extrem kritisch gegenüberstehen, denn ohne sie hätte man nichts gehabt, aber man fährt eine Strategie, mit der du ja am Ende auch der Gruppe schadest.

Schau, der Thema wurde hier in Italien mit 41.400 Euro eingeführt. Heute bekommst du einen ohne Händlerrabatt für 29.000 Euro, ergo für so um die 25.000-27.000 Euro. Wer nun für seinen Thema 38.000-40.000 Euro bezahlt hat, fühlt sich heute „verarscht“. Schlimmer noch, denn das ist Wasser auf die Mühlen der Presse, sodass du dem Image noch mehr schadest, anstatt das Image zu verbessern.

Klar, kann man nichts daran ändern, aber die Wut einiger Lancisti ist doch verständlich. Schlimmer noch, denn es gibt ja Leute, die vielleicht vor dem Kauf eines neuen Wagen stehen und sich nun fragen, „was soll ich mir kaufen“?

Ich beispielsweise kann mit SUVs, VANs und wie sie alle heißen, nichts anfangen. Will in Zukunft ein Auto aus dem B- oder C-Segment haben oder auch aus dem D-Segment, bekomme ich bei der FIAT-Gruppe langsam aber sicher Probleme.

Anders ausgedrückt, Marchionne „zwingt“ sich beinahe der Konkurrenz auf, denn ist ein „Sammler alter Lancias“.

Und das ist es, warum so häufig Threads, die mit der FIAT-Gruppe und der Entwicklung in Europa zu tun haben bzw. sich mit Marchionne beschäftigen, zu teilweise hitzigen Debatten führen, denn diese sprechen die Emotionen an. Nüchtern gesehen kann es einem eigentlich ja egal sein. Wenn nicht FIAT das „passende“ Auto hat, gehe ich zur Konkurrenz.

Wie gesagt, es geht um Emotionen und weniger um „rationale“ Gründe, aber wenn wir alles so extrem „nüchtern“ sehen, erübrigen sich alle Auto-Foren, die nichts mit der Problematik einzelner Modelle zu tun haben.

Im Übrigen sieht man auch am Beispiel Alfa, wie "flexibel" und "wechselwütig" SM ist. Bisher war die Rede, die Giulia auf der Plattform "C-Wide" entstehen. Dann war sogar die Rede, es könne gar eine Art "Giulietta Stufenheck" werden und nun sieht es so aus, als würde die Giulia auf einer neuen Plattform aufbauen, die entwickelt werden sollte und Heckantrieb ermöglicht.

Auf dieser Plattform sollen dann gleichzeitig insgesamt vier Alfas aufbauen, also Giulia Limo und SW, E-Segment-Alfa und ein Alfa-SUV. Darüberhinaus soll diese Plattform auch für die Fahrzeuge der Chrysler-Sparte für den US-Markt dienen, wie z.B. für den 300C.

http://www.autoblog.it/post/291745/alfa ... posteriore

Re: nur Herr Marchionne nicht :(

Posted: 01 Nov 2013, 15:44
by lanciadelta64
Du wirst es nicht glauben, aber FIAT-Europa hat seine Verluste drastisch reduziert, dafür aber auf den amerikanischen Kontinent weniger verdient (in Asien sogar einen kleinen Gewinn erwirtschaftet).

Nun wann Lancia gestorben ist oder nicht, ist etwas, was man schwer beantworten kann. Vielleicht ist ja am Ende Lancia eine Art „Stehaufmännchen“ und man sagt, Totgesagte lebe länger ;).

Nein im Ernst, Lancia ist mit dem Tod Vincenzo Lancias in eine Dauerkrise gesteuert und vielleicht ist stirbt eine Marke, wenn sie derart einen Gründer gebunden ist. Die Jahre nach dem Tod waren extrem schwierig, die Familie zog sich heraus, der Unternehmer danach konnte nichts mit Lancia anfangen und verkaufte für den symbolischen Wert von 1.000 Lire an FIAT das Unternehmen. Aber auch FIAT konnte nicht wirklich viel mit Lancia anfangen und der vielleicht letzte wirkliche „Ingenieur-Manager“ der Gruppe, Ghidella, sprach davon, dass man ein großes Problem habe, Lancia „richtig“ zu positionieren und man nicht wisse, ob man es schaffen könnte.

Am Ende aber schaffte Ghidella eine „Neugeburt“ und es kamen tolle Produkte wie der Delta 1, Thema oder auch Dedra heraus.

Mit der Schließung Chivassos 1994, also der Lancia-Fabrik, beraubte man der Marke die Seele, auch weil Chivasso mehr war als nur eine einfache Fabrik und hier wurden noch die Autos einzeln getestet.

Die Geschichte Lancias ist also vom „Tod“ gekennzeichnet.

Der italienische Marktanteil Lancias muss man relativieren, denn in Wirklichkeit besteht dieser vor allem eines Modells, eines, dessen Urahne ursprünglich als „Autobianchi“ entwickelt wurde, nämlich den Y10 (nun kann man natürlich sagen, dass mit der Übernahme Lancias Autobianchi in Lancia eingeflossen ist, aber das ist ein anderes Thema). Sobald aber höhere Preise verlangt werden müssen, was mit den oberen Segmenten ja automatisch einhergeht, tut sich auch Lancia extrem schwer.

Der Delta, immerhin als Premium in seinem Segment über einige Jahre führend, tat sich immer schwer, weil er für viele „zu teuer“ war, obwohl man preislich in etwa auf dem Level eines Golfs lag/liegt. Aber wenn die Leute für das gleiche Geld ein „ausländisches“ Produkt bekommen, ziehen sie das ausländische Produkt vor.

Also sind diese 5% bei näherer Betrachtung nicht so toll, wie man es vielleicht auf dem ersten Blick vermuten könnte. Damit nicht genug, denn der Vorgänger des aktuellen Ypsilons – sofern das wirklich stimmt – sollte pro verkauftem Fahrzeug rund 500 Euro Verlust beschwert haben, weil er auf Sizilien produziert wurde, also ziemlich isoliert.

Und da kommt dann eine – angebliche – Äußerung aus dem näheren Umfeld Marchionnes, wonach Marchionne der Meinung ist, man müsse in Italien nicht um jeden Preis den Marktanteil halten und 5-10% weniger Marktanteil wären nicht so „schlimm“. FIAT selbst kann kaum diesen Anteil verlieren, weil die beiden Modellreihen, Panda und 500er, so oder so für die nötigen Stückzahlen sorgen. Alfa kann kaum mehr verlieren, tümpelt man bei 2,5% herum, ergo dürften hier wohl die 5% Lancias eingerechnet sein. Ob diese Äußerungen wirklich aus der nächsten Nähe Marchionnes kommen, ist schwer zu sagen, weil die Medien nicht immer korrekt arbeiten und nicht selten einfach Gerüchte in die Welt gesetzt werden, aber Fakt ist, wenn es so einen Plan geben sollte, wäre auch Lancia eingerechnet.