und noch ein Test

lanciadelta64
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Re: und noch ein Test

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Ciao Alex,

Italiener besitzen bestenfalls im Ausland ein "Nationalgefühl". Noch nicht einmal Fußball eint die Nation wirklich. Der Weltmeistertitel hat da etwas "gekittet", aber eigentlich verdeckt es nur eine Sache. Italien ist eher wie das ehemalige Jugoslawien denn eine Nation wie Deutschland oder Frankreich. Schau, wenn Bayern gegen Real Madrid spielt, kannst du sicher sein, dass eigentlich ganz Deutschland auf der Seite Bayerns ist, obwohl die der am meisten gehasste Verein Deutschland sind. Als Juventus im Finale gegen Real stand, waren alle, die nicht Juventus-Fans waren, auf der Seite Reals.

Italien ist sehr "provinziell" und man pflegt hier viel mehr das Regionale, als man es in Deutschland macht, obwohl man das fast gar nicht glauben will, weil so viele Bundeländer etwas Anderes vermuten lassen. Bis vor wenigen Jahren bekamst du von einem Sizilianer auf die Frage, ob er ein Italiener sei, die Antwort "Nein, ich bin Sizilianer".

Die Sache mit den Fahnen ist in Italien eher eine folkloristische Art. Ein "echter deutscher Nationalist" würde niemals auf die Idee kommen, ein ausländlisches Fahrzeug zu fahren oder auch sonst nicht einheimische Produkte zu kaufen. Bei einem Franzosen ist das ähnlich. Ein nationalistischer Italiener empfindet es aber als keinen Widerspruch, mit einem Golf herumzufahren und gleichzeitig "italienische Parolen" zu propagieren.

"Wir" Italiener empfinden also das nationale Gefühl nicht mit der gleichen Intensität und Verbissenheit, wie es in den meisten anderen größeren Nationen der Fall ist. Bei den Italienern im Ausland ist es dagegen schon etwas Anders. Da hast du schon mehr "nationales Empfinden", weil die "Fremde" eint. Da ist es dann völlig egal, ob du Neapolitaner, Sizilianer oder Mailänder bist. Wir sind halt in vielen Dingen nicht so konsequent, also auch nicht im nationalen Bewusstsein.

Ich würde mir auch nie einen VW kaufen, auch wenn meine "bessere" Hälfte einen VW fährt (das wird ihr letzter sein ;) ), aber den brachte sie mit ein und nachdem sie meinen Punto HGT gefahren ist, den neuen Delta gesehen hat, ist wohl das Kapitel VW auch für sie gestorben B) B)- X(

Saluti

Bernardo
lanciadelta64
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Re: und noch ein Test

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Ciao Gert,

Berlusca ist zu allem in der Lage und 2013 wäre er nach italienischen Verhältnissen im richtigen Alter, Staatspräsident zu werden, denn 80 jährige Staatspräsidenten sind in Italien eher die Regel denn die Ausnahme ;)

Vieles deutet aber auf ihn als Staatspräsident und Fini Ministerpräsident hin. Alles wird stabsmäßig geplant und meine Landsleute sind zu dämlich, das nicht zu durchschauen. Schon bei der letzten Wahl wollten einige Silvio als Staatspräsident haben. Ich denke mir, es wird eine Art "Putin-Medwedew"-Spiel gespielt. Der wird freiwillig niemals seinen Posten räumen, aber Fini wird nicht ewig nur "Kronprinz" spielen und die Art und Weise, wie er schon seit einiger Zeit versucht, sein altes Image loszuwerden, deutet eindeutig auf Fini als nächsten Ministerpräsidenten hin. Auch wird Berlusca ihm das versprochen haben, um seine Unterstützung sich zu erkaufen. Aber Berlusca wäre nicht Berlusca, wenn er so einfach von der Bildfläche verschwinden würde.

Er liebt die Selbstdarstellung, kontrolliert praktisch de facto die komplette italienische Presse und kann in einem Land, die noch an weinenden Madonnen glauben, damit eigentlich alles tun, was er will. Zuerst wird er versuchen, das Präsidialamt mit mehr Macht auszustatten und dann wird er sich von seiner Regierungsallianz, die eh bis 2050 die Mehrheit haben wird, zum Staatspräsidenten wählen lassen. Uns kann nur seinen Tod retten und dann haben wir seine Handlanger, wobei ich mir immer noch nicht sicher bin, was gefährlicher ist, er "ewig" nach der 1000sten Liftung zu haben, oder seine Handlanger...

Saluti

Bernardo
Gert
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Re: und noch ein Test

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Ciao Bernardo,

Deine Einschätzung ist interessant und ich denke, dass sie zutrifft. Aber mit den (politischen) Plänen ist das so eine Sache. Vielleicht muss S. B. am Ende die Erfahrung machen, dass das reale Leben doch anders spielt. Spiegel online hat jüngst die Frage gestellt, „stolpert Berlusconi über sich selbst?“.

Gruß Gert
lanciadelta64
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Re: und noch ein Test

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Ciao Gert,

meine Einschätzung kommt nicht von ungefähr. Schau, in seiner zweiten Amtszeit hat er in 5 Jahren Italien an die Wand gefahren, verlor die Regionalwahlen (weil er nicht selbst in den Wahlkampf eingriff) und nach Umfragen sah er wie der sichere Verlierer aus. Also änderte er das Wahlgesetz (sein erster großer taktischer Fehler) und dank des neuen Wahlgesetzes verlor die Wahl ohne sie wirklich verloren zu haben (mit dem alten Wahlgesetz hätte er gewonnen B)- ) Prodi gewann ohne wirklich zu gewinnen, denn im Senat besaß er nicht wirklich eine Mehrheit und Berlusconi betrieb die Opposition der verbrannten Erde, auch mithilfe der Camorra und dem Fernsehen. Nun frage ich dich, wenn nicht vor 3 Jahren die Wähler ihn nicht wirklich nach Hause geschickt haben, wann dann? Damals hat er ein Trümmerhaufen hinterlassen und die Wähler hätten ihn fast wieder gewählt.

Er ist erheblich beliebter als seine eigene Regierung. Wo er auftritt, ist er der Messias und wenn er in den Wahlkampf selbst zieht, kannst du fast sicher sein, dass der Kandidat gewinnt. Er ist das, wovon "jeder" Italiener träumt. Er schafft es dich heute zu beleidigen und morgen den Menschen einzureden, er habe das entweder nicht so gesagt, so gemeint oder sei von der Presse fertig gemacht worden, die alle die 5. Kolonne des Kommunismus sei. Er schafft es alles und davon das Gegenteil zu sein.

Eine Kostprobe: Bis vor einigen Monaten negierte er die Krise, nun hat man den schlimmsten Wachstumsrückgang der größten EU-Nationen und schafft es selbst diese katastrophale Zahlen als "Erfolg" zu feiern. Da sagt er, das Schlimmste sei im Oktober des letzten Jahres gewesen (wie, ich dachte, da war alles perfekt?). Er schafft es einem armen Teufel einzureden, er sei reich.

In jedem anderen Land hätte seine aktuelle politische Bilanz zu Niederlagen bei Regionalwahlen geführt. Nicht in Italien, hier eilt er von Triumpf zu Triumpf.

Nach Umfragen (und ich rede hier nicht von seinen, die er in Auftrag gibt) liegen seine Sympathiewerte auf über 55%. Bei den nächsten EU-Wahlen wird seine Regierungskoalition wenn nicht 50%, dann sehr knapp daran kommen (bei der letzten Nationalwahlen hatte die Regierung 47-48%). Seine eigene Parteiallianz wird etwas an Stimmen verlieren, dafür die Lega zulegen, aber im Endeffekt wird er noch gestärkter hervorgehen.

Er wird Stück für Stück das umsetzen, was die P2 (die USA und CIA haben beim Aufbau der P2 nicht nur als Zuschauer zugesehen) im Programm hatte. Er kennt sich darin gut aus.

Also glaube mir, Berlusca kann nur der Blitz treffen, sonst werden wir noch viele Jahre "Freude" an ihm haben. Vergiss nicht, er kontrolliert praktisch ALLE Medien, kann das Gesetz beugen wie er will und die Italiener werden ihm auch noch dazu zujubeln. Es gibt ja auch keine "Alternative", die selbst nach Berluscas Ausscheiden eine Mehrheit jenseits dieser Regierungskoalition sichern könnte. Vergiss niemals, Italien ist ein erzkonservatives Land und das in ihrer Mehrheit. Dazu hat die PD, die an sich schon ein Widerspruch ist, weil sie sich aus linken Teilen der ehemaligen Sozialisten, der Nachfolgepartei der Nachfolgepartei der ehemaligen kommunistischen Partei Italiens zusammen mit dem linken Flügel und einstigen Todfeind der PCI, den Christdemokraten.

Wenn es zurzeit jemand ist, der wirkliche Opposition macht, ist es Di Pietro mit seiner Partei, die wohl mittlerweile bei 7-8% liegt. Die größte Oppositionspartei, die PD verliert weiter an Boden, auch weil sie es nicht schafft, Paroli zu bieten, nicht versteht, dass man einem bösen Löwen nicht mit "guten" Worten bekämpfen kann. Wer also soll Berlusca stören?

Fini? Er wird niemals Regierungschef ohne Berluscas Willen. Die Lega? Sie könnte etwas Ärger machen, aber sie ist Geldempfänger Berluscas, der sie vor der finanziellen Pleite gerettet hat. Die Neofaschisten? Die wird er auch ein paar Euro-Scheine in den Rachen stecken und schon werden auch sie zur Bedeutungslosigkeit verdonnert.

Das ist die politische Situation Italiens und ich sehe in absehbarer Zeit keine Möglichkeiten, den Berlusca loszuwerden und selbst wenn wir ihn loswerden sollten, bedeutet es nicht, dass es besser ist, denn diese Lega ist gefährlich und die Seilschaften zwischen dem organisiertem Verbrechen und der Politik verschwindet doch nicht allein deswegen. Solange "die" Italiener nicht erwachen (und sie werden nicht erwachen), werden wir keine Veränderungen erleben. Glaube mir, wenn er Papst werden könnte, würde der noch Papst werden ;)

Saluti
Bernardo
Gert
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Re: und noch ein Test

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Hallo Bernardo,

Auch das geht vorüber und Italien hat in seiner langen Geschichte schon so vieles überstanden, dass es diesen commediante - oder heißt es comandante? - auch noch verkraftet. Aber ich kann mir denken, dass es schmerzt, zusehen zu müssen, wie ein solcher Ministerpräsident dem eigenen Land im Wege steht und viele Wähler wollen/können es nicht erkennen.

Ciao Gert
mp
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Re: und noch ein Test

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Bernardo
aber ist es nicht so, das die Italiener zumindest meine Friulischen Freunde sagen das immer , das sie schon längst ohne Politiker auskommen - den selbst wenn sie keine Regierung hatten ging es irgendwie weiter.Haben die noch ihren Riccardo Illy.?
lanciadelta64
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Re: und noch ein Test

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Ciao Michael,

nein, die Friauler haben den Illy nicht mehr, was mich nicht verwundert, war doch seine Wahl eher ein "Betriebsunfall" und damals ein "Betriebsunfall". Traditionell sind es konservative Wähler und eigentlich sehr mit der korrupten "Mamma DC" beheimatet und so verwundert es nicht, dass dort Berlusca immer gewinnt. Illy gewann die Wahl, weil es einen internen Krieg im Rechtsbündnis gab. Der damals amtierende Regionalpräsident, ein Berlusconi-Mann, durfte nicht wieder kandidieren, weil die Lega das Bündnis aufkündigen wollte. Also machte Berlusca das, was er immer macht, wenn die Lega etwas will, er gibt es ihnen. Da ja seine Partei nicht wirklich eine Partei im eigentlichen Sinne ist, also mit richtiger Parteistruktur, sondern Berlusconis Privatpartei, setzte der kurzerhand den Mann seiner eigenen Partei ab und der Leghist wurde Kandidat. Das führte aber zu innerparteiischen Probleme in der Berlusconi Partei, was zu einem Austritt aus seiner Bewegung führte. Mit einem Laga-Mann an der Spitze und einer Forza Italia gespalten und zerstritten konnte (natürlich auch dank seiner Persönlichkeit), konnte Illy die Wahl gewinnen.

Ja, du hast Recht, Italien braucht im Prinzip keine Politiker. Ja ITaliener wollen keine wirklich haben. Sie mögen vom Herzen her schwache Regierungen, denn je schwächer die Regierung, desto leichter ist es, sein eigenes Ding zu machen. Je stärker die Regierung, desto mehr greift sie in das Leben eines Italieners ein und das ist ihm ein Graus. Allerdings will er gleich alles haben "La botte piena, la moglie ubbriaca in casa" (Fette Beute und die Frau betrunken zu Hause). D.h, er schreit sofort nach dem Staat, wenn er Hilfe braucht.

Ich erinnere mich an das Beben bei uns. Ein Ehepaar war nach dem Beben auf einen großen Parkplatz mit anderen und "jammerten", man habe ihnen noch kein Essen vorbeigebracht. Damit wir uns richtig verstehen: Die Straßen waren ALLE befahrbar, die Geschäfte offen und in der Zeit brauchtest du nicht einmal Geld haben, weil die Hilfsbereitschaft groß war. Das ist dann wieder sehr typisch. Aber sonst reagiert man sehr allergisch auf Einflussnahme des Staates im privaten Leben.

Daher nehmen wir auch Regierungskrisen nicht wirklich wahr und nehmen es mit einem Nicken zur Kenntnis. Als Berlusconis erste Regierung nach 8 Monaten stürzte, lief im TV eine Kammerdebatte, in dem Bossi Berlusconi das Vertrauen entzog. Die Leute in den Bars sahen nicht einmal in den Fernseher. Es war ihnen einfach egal, denn wie sagt man bei uns? Nach Regen kommt Sonnenschein und die Politiker (Herrscher) kommen und gehen. Daher erzeugen solche Krisen bei uns nicht wirklich zu einem Chaos. Das Leben geht halt weiter. Wäre so eine Debatte in Deutschland gewesen, ganz Deutschland hätte vor der Glotze gestanden und "oh Gott" gejammert. "Das Ende der Welt naht".

Wir werden auch Berlusca überleben, wie viele andere Regierungschefs vor ihm und auch noch nach ihm. Er wird eine Episode in der Geschichte bleiben und im Endeffekt stört sich keiner wirklich. Ich komme aus einer Gegend, die traditionell antiklerikal und Intimfeinde der Rechtskonservativen sind. Hier braucht Berlusca nicht zur Wahl anzutreten, aber nach dem Sieg Berluscas ist hier auch keiner in "tiefster" Depression verfallen und jeder lebte bisher sein Leben weiter wie bisher, ohne großes Gejammere oder Weltuntergansstimmung.

Saluti

Bernardo
rosso & nero
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Re: und noch ein Test

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Das war so, seit ich denken kann.

Ganz allgemein: den Delta kann man mit vielem vergleichen, aber sicher NICHT mit einem Golf, A3, oder sonstigem. Irgendein Test hat den Delta sogar in der "unteren Mittelklasse" angesiedelt.

Geht's noch blöder?

Mein nunmehr bestellter Delta ist mein erster "Italiener", und ich bin seinetwegen vom Citroën C5 abgekommen (bin bisher immer Peugeot, Citroën und auch einmal Renault gefahren, immer ohne Probleme): bessere Motorisierung, der Platino hat mehr anzubieten, etc.

DAS sind die Vergleiche, die ich persönlich anstelle.

Und wenn man wie die dt. Zeitungen die Vergleichsmodelle nur über den Preis definiert, tja, dann bleibt eigentlich nur mehr die einzige mögliche Schlußfolgerung über, dass die dt. Wägelchen im großen und ganzen schwer überteuert sind. Und von einem technischen Vorsprung ist eigentlich schon seit längerem nichts mehr zu bemerken.
lanciadelta64
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Re: und noch ein Test

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Wann soll es diesen "technischen Fortschritt" gegeben haben? ::o Beim Golf 1 mit den Trommenbremsen an allen vier Rädern aus dem Käfer?
rosso & nero
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Re: und noch ein Test / tangens

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aehemm: "Vorsprung". Aber "Fortschritt" ist auch nicht schlecht :).

als Anekdote: unvergessen die Jammerei der dt. Autoindustrie als der Partikelfilter-Zwang für Diesel-Wagen eingeführt wurde. "Technisch aufwändig, zu teuer, etc..." Und Peugeot samt Citroën lieferten damals ihre Autos bereits seit 4 oder 5 Jahren damit aus. OHNE ersichtlichen Preisauftrieb.

Oder, NOCH länger zurückliegend (mindestens 40 Jahre): wie sehr wurde der Golf doch als erstes Fließheckauto gefeiert! Pech nur, daß der R16, kurz darauf auch der R8 (Renault) damals als 5-Türer schon einige Jahre am Markt waren.

usw, usf

Chris
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