Ciao Gert,
meine Einschätzung kommt nicht von ungefähr. Schau, in seiner zweiten Amtszeit hat er in 5 Jahren Italien an die Wand gefahren, verlor die Regionalwahlen (weil er nicht selbst in den Wahlkampf eingriff) und nach Umfragen sah er wie der sichere Verlierer aus. Also änderte er das Wahlgesetz (sein erster großer taktischer Fehler) und dank des neuen Wahlgesetzes verlor die Wahl ohne sie wirklich verloren zu haben (mit dem alten Wahlgesetz hätte er gewonnen B)- ) Prodi gewann ohne wirklich zu gewinnen, denn im Senat besaß er nicht wirklich eine Mehrheit und Berlusconi betrieb die Opposition der verbrannten Erde, auch mithilfe der Camorra und dem Fernsehen. Nun frage ich dich, wenn nicht vor 3 Jahren die Wähler ihn nicht wirklich nach Hause geschickt haben, wann dann? Damals hat er ein Trümmerhaufen hinterlassen und die Wähler hätten ihn fast wieder gewählt.
Er ist erheblich beliebter als seine eigene Regierung. Wo er auftritt, ist er der Messias und wenn er in den Wahlkampf selbst zieht, kannst du fast sicher sein, dass der Kandidat gewinnt. Er ist das, wovon "jeder" Italiener träumt. Er schafft es dich heute zu beleidigen und morgen den Menschen einzureden, er habe das entweder nicht so gesagt, so gemeint oder sei von der Presse fertig gemacht worden, die alle die 5. Kolonne des Kommunismus sei. Er schafft es alles und davon das Gegenteil zu sein.
Eine Kostprobe: Bis vor einigen Monaten negierte er die Krise, nun hat man den schlimmsten Wachstumsrückgang der größten EU-Nationen und schafft es selbst diese katastrophale Zahlen als "Erfolg" zu feiern. Da sagt er, das Schlimmste sei im Oktober des letzten Jahres gewesen (wie, ich dachte, da war alles perfekt?). Er schafft es einem armen Teufel einzureden, er sei reich.
In jedem anderen Land hätte seine aktuelle politische Bilanz zu Niederlagen bei Regionalwahlen geführt. Nicht in Italien, hier eilt er von Triumpf zu Triumpf.
Nach Umfragen (und ich rede hier nicht von seinen, die er in Auftrag gibt) liegen seine Sympathiewerte auf über 55%. Bei den nächsten EU-Wahlen wird seine Regierungskoalition wenn nicht 50%, dann sehr knapp daran kommen (bei der letzten Nationalwahlen hatte die Regierung 47-48%). Seine eigene Parteiallianz wird etwas an Stimmen verlieren, dafür die Lega zulegen, aber im Endeffekt wird er noch gestärkter hervorgehen.
Er wird Stück für Stück das umsetzen, was die P2 (die USA und CIA haben beim Aufbau der P2 nicht nur als Zuschauer zugesehen) im Programm hatte. Er kennt sich darin gut aus.
Also glaube mir, Berlusca kann nur der Blitz treffen, sonst werden wir noch viele Jahre "Freude" an ihm haben. Vergiss nicht, er kontrolliert praktisch ALLE Medien, kann das Gesetz beugen wie er will und die Italiener werden ihm auch noch dazu zujubeln. Es gibt ja auch keine "Alternative", die selbst nach Berluscas Ausscheiden eine Mehrheit jenseits dieser Regierungskoalition sichern könnte. Vergiss niemals, Italien ist ein erzkonservatives Land und das in ihrer Mehrheit. Dazu hat die PD, die an sich schon ein Widerspruch ist, weil sie sich aus linken Teilen der ehemaligen Sozialisten, der Nachfolgepartei der Nachfolgepartei der ehemaligen kommunistischen Partei Italiens zusammen mit dem linken Flügel und einstigen Todfeind der PCI, den Christdemokraten.
Wenn es zurzeit jemand ist, der wirkliche Opposition macht, ist es Di Pietro mit seiner Partei, die wohl mittlerweile bei 7-8% liegt. Die größte Oppositionspartei, die PD verliert weiter an Boden, auch weil sie es nicht schafft, Paroli zu bieten, nicht versteht, dass man einem bösen Löwen nicht mit "guten" Worten bekämpfen kann. Wer also soll Berlusca stören?
Fini? Er wird niemals Regierungschef ohne Berluscas Willen. Die Lega? Sie könnte etwas Ärger machen, aber sie ist Geldempfänger Berluscas, der sie vor der finanziellen Pleite gerettet hat. Die Neofaschisten? Die wird er auch ein paar Euro-Scheine in den Rachen stecken und schon werden auch sie zur Bedeutungslosigkeit verdonnert.
Das ist die politische Situation Italiens und ich sehe in absehbarer Zeit keine Möglichkeiten, den Berlusca loszuwerden und selbst wenn wir ihn loswerden sollten, bedeutet es nicht, dass es besser ist, denn diese Lega ist gefährlich und die Seilschaften zwischen dem organisiertem Verbrechen und der Politik verschwindet doch nicht allein deswegen. Solange "die" Italiener nicht erwachen (und sie werden nicht erwachen), werden wir keine Veränderungen erleben. Glaube mir, wenn er Papst werden könnte, würde der noch Papst werden
Saluti
Bernardo