LCV schrieb:
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> Lieber Ingo,
>
> Du weißt ich habe inzwischen fast 40 Jahre
> Erfahrungen gesammelt mit Autos von
> Fiat, Alfa, Abarth und Lancia.
>
> Ich stimme zu, dass der Croma ein gutes und
> zuverlässiges Auto ist. Aber die
> Vermarktung war mal wieder grenzwertig. Man kann
> aber den Service von Fiat
> nicht mit dem von Lancia vergleichen, da man die
> Marke ja einstellen will und
> keinerlei Interesse besteht, dass Du Deinen Lancia
> noch lange fährst. Was da
> in Sachen E-Teile abgeht, grenzt an Sabotage.
> Nicht jeder ist dann so italophil,
> dass er zum Dank für diese Machenschaften eben
> ein anderes Auto aus dem
> Konzern kauft. Mich würde schon mal
> interessieren, wie viele Kunden deshalb
> zur Konkurrenz abgewandert sind.
>
> Wie gesagt, Fiat-Autos sind wegen der großen
> Stückzahlen einfacher zu erhalten,
> sofern es Massenprodukte sind. Beim sog. Coupé
> Fiat gilt das auch nicht mehr.
> Unser Y ist dank großer technischer
> Übereinstimmung mit dem Punto vermutlich
> der letzte Lancia, der noch eine gewisse Zeit
> überleben kann. Da dürfte es beim
> Delta 3 schon früher eng werden. Von Thesis,
> Lybra, Phedra und Kappa ganz zu
> schweigen. Da muss man eine gewisse
> Leidensfähigkeit mitbringen, wenn man
> Teile braucht. Wer das negiert, muss ja nur mal im
> Forum lesen, was so alles
> passiert. Bis zum Thema und Dedra stehen die
> Chancen noch besser, da zumindest
> der Elektronikbereich weniger kompliziert ist.
> Meine Werkstatt sagt: Mit dem Thema
> darfst Du immer kommen, aber ab Kappa nehmen wir
> nichts an. Ohne spezielle
> Diagnosesoftware wird es zu kompliziert und damit
> zu teuer.
> Die Angebote bei mobile spiegeln das auch wieder:
> Vergleicht man im Zustand
> gleichwertige Thema-Modelle mit Kappa, so liegen
> die Kappas inzwischen wertmäßig
> deutlich niedriger, obwohl jünger.
>
> Ich war ja beim letzten Treffen Beifahrer im
> Croma. Es gibt nichts zu meckern.
> Allerdings fehlt ihm das sonst so hochgelobte
> italienische Styling. Eben ein
> Allerweltsauto und genau richtig für Leute, die
> nur verlangen, dass die Kiste immer
> anspringt, der Verbrauch stimmt und die
> Unterhaltskosten verträglich sind.
>
> Ich kann der Giulia bescheinigen, dass die ein
> gefälliges Design zustande gebracht
> haben. Jedenfalls nach dem 159 wieder ein schönes
> Auto, aber hoffentlich nicht
> so anfällig wie der 159. Ob aber Alfa wirklich
> einen solchen Erfolg haben wird, dass
> nicht irgendwelche Buchhalter diese Marke auch
> noch killen, muss man abwarten.
> Die Absatzsteigerung mag prozentual ganz gut
> aussehen, in absoluten Zahlen ist
> das aber noch nicht viel. Ich wünsche denen
> sicher nichts Schlechtes, denn es
> ist schade um jede Marke jenseits des Mainstreams,
> die von Finanzbuchhaltern
> vernichtet wird.
>
> Das Problem ist, dass sicher weit über 90% der
> Autokäufer keine ausgewiesenen
> Markenfans sind. Die wollen, dass das Auto
> bestimmte Kriterien erfüllt. Aber welche
> Marke, aus welchem Land usw. ist den meisten
> schnurzegal. Wenn also FCA in
> dieser Liga noch lange mitspielen will, muss man
> mal darüber nachdenken.
> Kundenbindung erreicht man, wenn der Kunde sich
> als Partner des Händlers
> versteht, fair behandelt wird. Glaspaläste, die
> eher einer Großbank ähneln, sind
> viel zu unpersönlich. Das kann sich Mercedes
> offenbar leisten, aber FCA eben
> nicht. Es anders und vor allem besser machen, das
> würde helfen.
>
> Wie gesagt, mein erster Italiener wurde 1978
> gekauft, ein Alfa Giulia 2000 GTV
> (Bertone). Ich habe privat diverse Fiat, Abarth
> Scorpione, und jede Menge Lancia
> gefahren. Geschäftlich hatte ich nur BMW,
> allerdings nur bis zum 1980er 6er
> Coupé. Mit keinem BMW hatte ich irgendein
> Problem, Ersatzteile wurden kaum
> gebraucht, aber waren auch immer verfügbar. Ich
> habe viele 100.000 km mit
> den BMW gemacht. Mein erster Lancia, ein 83er Beta
> Coupé, war gerade 5
> Jahre alt, als man mir für lächerliche Radlager
> 3 Monate Lieferzeit und Mondpreise
> nannte. Solche Erfahrungen führten zur Gründung
> des Clubs, da man Nerven sparte,
> wenn man sich gleich selber half. Nun war das
> damals auch möglich, zumal ich
> einen Kfz-Teile-GH betrieb und fast alles
> beschaffen konnte. Leider kann man
> das jetzt vergessen, weil man Steuergeräte nicht
> im Handel bekommt.
>
> Wäre ich jetzt noch im Geschäftsleben, würde
> ich geschäftlich einen Hyundai,
> Kia oder Toyota fahren und einen älteren Lancia
> privat. Geschäftswagen
> müssen laufen, Standzeiten kosten Geld und
> hierfür sollte man auch
> vernünftige Leasingkonditionen und Service
> bekommen. Je nach Region kann
> man da noch etwas Glück haben. Aber ausgerechnet
> in der Region mit der
> niedrigsten Arbeitslosenquote und sehr hoher
> Kaufkraft hat man das
> Händlernetz quasi komplett entfernt. Dies schon
> vor Jahren, nicht erst jetzt.
>
> Da soll mir jemand einen plausiblen Grund nennen,
> wieso ich bei FCA noch
> irgendein Auto kaufen soll. Deshalb bestenfalls
> einen Oldtimer.
Danke für deine ausführliche Meinung/Erfahrung.

-D