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Re: Neue Modelle am Horizont.
Posted: 21 Nov 2014, 08:51
by Delta LX
Ob «Übersetzungsfehler» oder «falsche Interpretation»: Letztlich gewinnt man den Eindruck, dass die Zukunft Lancias eher eine Frage der Prioritäten ist. FCA investiert ja nicht umsonst in die Marke Alfa Romeo, weil deren Bekanntheitsgrad weltweit eben höher ist als jener Lancias, insbesondere in den NAFTA-Märkten. Etwas, was die Führung der damaligen Fiat Auto unter Cantarella ja schon Anfang der neunziger Jahre getan hat, als man ab 1992 Lancia international auszubremsen begann (zeitgleich wurden die beiden Marken mit Auflösung der Alfa-Lancia Industriale operativ wieder getrennt). Das Unterfangen zeitigte aber nur bedingt Erfolg, dann anstatt mit Alfa Romeo global zu expandieren, zog Fiat Auto Alfa Romeo ab 1994 nicht nur aus Nordamerika wieder ab, sondern auch aus weiteren Überseemärkten. Lichtblicke ergaben sich für die Areser Marke ab 1997 erst wieder mit dem 156, doch insgesamt versenkte Fiat Auto Unsummen in Alfa-Modelle, die sich nie und nimmer rechneten. Am Ende verloren international sowohl Alfa als auch Lancia.
Nun nimmt man, ermutigt und unterstützt durch ein solideres Vertriebsnetz (u.a.) in der NAFTA-Zone dank Chrysler-Übernahme, einen neuen Anlauf mit Alfa. Was man dafür zu investieren hat, fehlt schlicht und ergreifend für den Rest des europäischen Zweigs von FCA, und dort - situativ bedingt - besonders für Lancia. Konsequenz daraus: Reduktion der Modellpalette und des internationalen Vertriebs.
Allerdings vertreten einige namhafte Branchenanalysten die Auffassung, wonach FCA für Lancia mittel- bis längerfristig Comeback-Pläne hegt. Offenbar sei man in Turin der Meinung, man brauche die Marke, weil diese in gewisser Hinsicht und in Bezug auf bestimmte Märkte viel Potenzial verspricht. Doch im Moment verbietet der Blick auf die Investorenseite offenbar eine entsprechende Kommunikation. Unter diesem Aspekt werden auch die Äusserungen z.B. von Altavilla (etwa im Giornale-Interview) verständlich: Er und andere hüten sich, in Bezug auf Lancias Zukunft wirklich konkret zu werden.
Bei näherer Betrachtung zeigt sich denn auch das Dilemma, in dem FCA mit Lancia steckt: Einerseits hält man mit dieser Marke einen Marktanteil von knapp von 5%, den man nicht preiszugeben beabsichtigt. Aber weil FIAT - und noch weniger Alfa - diesen Anteil nicht wettmachen kann, muss FCA an Lancia festhalten. Und wird dies mit einer Neuauflage des Ypsilon dereinst auch tun. Und wie so häufig in der Vergangenheit wird die Kostenrechnung FCA dazu zwingen, auch mit der neuen Modellgeneration wieder in den Export zu gehen. Insofern ist die Idee also in keinster Weise abwegig, die Modellpalette dann auch wieder zu erweitern - hinsichtlich des Heimmarktes und sowieso. Was es dafür braucht, ist im nun erweiterten Konzernbaukasten ja hinreichend vorhanden (daher die Verweise auf Dart, 200, Ottimo/Viaggio - übrigens alles Modelle auf eigentlichen FGA-Plattformen). Klar dürfte in jedem Fall aber sein, dass - im Gegensatz zu Alfa - dann sämtliche Lancias ausserhalb Italiens produziert werden.
Re: Neue Modelle am Horizont.
Posted: 21 Nov 2014, 08:57
by Parzifal
naja in Italien scheint ja alles anders zus ein

.
Man wird Lancia nicht wirklich wiederbeleben, da müsste man wirklich nicht mehr wissen wohin mit dem Geld.
Aktuell scheint man Chrysler für den Weltmarkt fitt zu machen, Wirtschaftlich gesehen macht es dann schon mehr Sinn Chrysler nach Europa zu bringen und Combis und Dieselmotoren für die zu entwickeln als irgendwelche Lancias zu bauen da umlabeln ja nicht angenommen wird wird es keine neuen Lancias geben . Eventuell kommt ja dann der Ypsilon als Chrysler 50

.
Aber wenn überhaubt wird das erst in den 20iger Jahren passieren.
Wen man die weltweiten Pläne von FCA sieht dann weis man doch genau dass es kein Geld für Lancia geben wird, es wird so schon eine enge Kiste.
Re: Neue Modelle am Horizont.
Posted: 21 Nov 2014, 09:21
by evo16v
LCV schrieb:
-------------------------------------------------------
> Meine Rede. Den Ypsilon behutsam aufbauen,
> Retrogrill weg, damit eine klare Abgrenzung zum
> Retrodesign stattfindet
Das ist doch mal eine richtig erfolgversprechende Idee! Da wird man Sich bestimmt bei BMW, Mercedes und Maserati auch sofort anschließen und diese überkommenen Traditionsgrills in die Tonne treten. Frage ist nur, warum Audi, VW und Peugeot soviel Energie in den Aufbau eines Markengesichts gesteckt haben und selbst Schlitzaugen-Marken wie Lexus und Kia versuchen, ihren Möhren mit Zickzack- und Hundeknochengrill krampfhaft irgendeine Form von Identität einzuhauchen. Wo bei Lancia der Weg ohne den traditionellen Grill hingeführt hat, das haben wir ja am Ende der Ära Flaminia, Flavia u. Fulvia schon mal sehr schön gesehen - geradewegs in die Pleite.
Re: Neue Modelle am Horizont.
Posted: 21 Nov 2014, 09:28
by web.uno
im endeffekt ist LANCIA dann aber, so wie FIAT, nur noch kleinstwagenhersteller. was aber fehlt ist die kompakt- und mittelklasse. was wäre denn so verkehrt daran LANCIA zwar weiterhin klein- und kleinstwägen bauen zu lassen, das modellprogramm mit "umgelabelten CHRYSLER/DODGE" aber auch nach oben hin abzurunden? da DART bzw. 200 auf FIAT-plattformen (oder laut presseabteilung ALFA-plattformen) stehen sollte es motorisch ja kein problem sein da was EU-passendes reinzupflanzen. um den produktionsaufwand zu verkleinern könnte man es vorerst ja wie bei HYUNDAI/KIA machen, und die "US-LANCIAS" einfach nur in 3 ausstattungsstufen ohne aufpreisliste anbieten - so dass der käufer nur noch ausstattung, farbe und schiebedach zur auswahl hat. dazu noch ne brauchbare garantie (mind. 4jahre) und natürlich ordentliches marketing.
Re: Neue Modelle am Horizont.
Posted: 21 Nov 2014, 10:51
by acerdirk
Ich verstehe nur nicht warum das Händlernetz schon eingestampft wird, wenn die Zukunft noch offen wäre.
Re: Neue Modelle am Horizont.
Posted: 21 Nov 2014, 11:08
by LCV
evo16v schrieb:
-------------------------------------------------------
> LCV schrieb:
> --------------------------------------------------
> > Meine Rede. Den Ypsilon behutsam aufbauen,
> > Retrogrill weg, damit eine klare Abgrenzung zum
> > Retrodesign stattfindet
> evo16v schrieb:
> ---------------------------------------------------------------------------------
> Das ist doch mal eine richtig erfolgversprechende
> Idee! Da wird man Sich bestimmt bei BMW, Mercedes
> und Maserati auch sofort anschließen und diese
> überkommenen Traditionsgrills in die Tonne
> treten.
Habe ich geschrieben, dass Traditionsgrills grundsätzlich
falsch sind??? Als ich erste Bilder vom Mini-Prototypen
und die Designstudie vom 500 sah, dachte ich, BAUEN !!!
Das wird ein Erfolg. Beim Beetle hatte ich dagegen starke
Bedenken.
Die BMW-Nieren haben Tradition. Schon unser BMW 329
hatte die, wenn auch extrem vertikal ausgerichtet. Die Nieren
blieben bis heute, wurden aber immer mehr oder weniger
perfekt in das gesamte Karosseriedesign integriert. Das
gilt auch für andere Hersteller mit Tradition. Die von mir
schon oft geforderte Kontinuität erlaubt das. Der BMW 3er
E 21 hat eben x Nachfolgemodelle, die immer noch den
BMW 3er verkörpern.
Wo ist die Kontinuität bei Lancia? Die haben jedes Mal
wieder bei Null angefangen, dabei oft die bisherige Zielgruppe
vor den Kopf gestoßen und sich dann gewundert, dass es
nicht richtig funktioniert. Viele Thema-Fahrer - um nur ein
Beispiel zu nennen - haben nicht gesagt, dass es höchste
Zeit war, den "tollen" Kappa herauszubringen, sondern, was
man denn jetzt um Himmelswillen als Nachfolger für seinen
Thema kaufen könnte. Da mag der Kappa in einigen Bereichen
gegenüber dem Thema besser sein, aber das Design war
eben keine Weiterentwicklung, schon garnicht vom Maestro,
sondern einem no-name-team.
Während ein Mini oder 500 INSGESAMT eine Art Neuinterpretation
der damaligen Kultautos ist, so ist der Ypsilon einfach einer der
vielen neuen Kleinwagen, dem man einen Grill à la 50er Jahre
aufgesetzt hat.
Und deshalb sehe ich keinen Sinn in diesem Grill. Er wirkt für
mich und viele andere deplaziert. Entweder man baut tatsächlich
eine Art neue Appia oder man lässt solche Sachen bleiben.
Dieser Grill ist genauso unsinnig wie griechische Säulen vor
einem US-Bungalow.
Bei der Hauptzielgruppe von Mini und 500 gibt es auch eine
Menge Leute, die grundsätzlich kein Retro mögen. Also könnte
ein modern gestalteter Y mit überdurchschnittlicher Ausstattung
überzeugen und genau diese Leute erreichen. Direkte Konkurrenz
zu Mini oder 500 kann nicht funktionieren, da die Vorbilder dieser
beiden echte Kultautos waren. Da hätte eher Citroen Chancen mit
einer echten neuen Ente. Die bisherigen leichten Anklänge waren
nicht konsequent genug.
Lancia hatte keine Kultautos in der Art von Mini oder 500. Also
kann man das vergessen.
Frage ist nur, warum Audi, VW und Peugeot
> soviel Energie in den Aufbau eines Markengesichts
> gesteckt haben und selbst Schlitzaugen-Marken wie
> Lexus und Kia versuchen, ihren Möhren mit
> Zickzack- und Hundeknochengrill krampfhaft
> irgendeine Form von Identität einzuhauchen. Wo
> bei Lancia der Weg ohne den traditionellen Grill
> hingeführt hat, das haben wir ja am Ende der Ära
> Flaminia, Flavia u. Fulvia schon mal sehr schön
> gesehen - geradewegs in die Pleite.
Die Pleite von Lancia hat sicher nichts mit dem Grill zu tun.
Da gab es zu viele Fehlentscheidungen in der Führung.
Und dass jemand ohne jegliche Tradition versucht, ein
Markengesicht zu finden, ist nachvollziehbar. Fragt sich,
ob es gelingt.
Re: Neue Modelle am Horizont.
Posted: 21 Nov 2014, 11:54
by Delta LX
«… Lancia hatte keine Kultautos in der Art von Mini oder 500.…» - Nun, das ist eine Beurteilung, die international betrachtet sicher zutrifft. Aber nicht für Italien. Denn dort galt und gilt der 17 Jahres lang gebaute A112* (davon 10 Jahre unter Lancia-Regie) natürlich als Kultauto. In gewisser Weise kann man das auch bereits für den Y10* sagen. Die heutigen Lancia Ypsilon gelten als deren legitime Nachfolger - und haben darum in Italien auch Erfolg.
*(in 1.25 bzw.1.35 Mio. Einheiten produziert)
Re: Neue Modelle am Horizont.
Posted: 21 Nov 2014, 12:53
by LCV
Kultautos im Sinne alter Minis oder alter Fiat 500 (oder Käfer) gibt es bei Lancia nicht. Das waren "Institutionen" in der Nachkriegszeit, die auch auf für damals große Stückzahlen kamen. Es war der Aufstieg aus einer Epoche, als mancher schon happy war, wenn er ein Fahrrad besaß. Der Kultstatus dieser Autos hat auch mit dieser Aufbruchstimmung zu tun. Man erinnert sich gern daran, wenn man damals vorwärts kam. Und man erinnert sich an den ersten Italienurlaub, als man sich mit völlig überladenen Kleinwagen über Alpenpässe quälte.
Sicher kann man bei Lancia Traumwagen finden (Aurelia B20GT oder B24, Flaminia Zagato). Ein Stratos hat auch etwas von Kultauto, ist aber in einer ungeeigneten Preiskategorie und in zu kleinen Stückzahlen gebaut. Kultauto und Traumwagen sind zwei Paar Stiefel.
Und der A112 ist nun mal kein Lancia, sondern ein Autobianchi. Der Y10 hat gute Anlagen, ist aber zeitlich gesehen viel später dran. Deshalb sehe ich das Styling vom Y 840 durchaus positiv, aber eben nicht das der späteren Modelle. Der Erfolg der Ypsilon-Baureihen in Italien ist unbestritten. Ich würde aber sagen, der Grill hat damit nichts zu tun, zumindest für den italienischen Autokäufer. Für Italiener ist Lancia etwas ganz Besonderes. In anderen Staaten eine Marke unter vielen und vielen potentiellen Autokäufern sogar völlig unbekannt. Warum der Ypsilon im Rest der Welt eher mäßig verkauft wurde, liegt an vielen Dingen, hier schon x-mal diskutiert.
Andere Firmen hatten Erfolg ohne Retrogedöns. Zum Beispiel Renault mit dem ersten Twingo. Der war einfach anders und sprach vor allem die Gruppe der Neueinsteiger an. Dazu die "freche" Werbung und man hatte junge Studentinnen in der Tasche. Ich glaube aber kaum, dass der Nachfolger diesen Spirit auch noch verkörperte. So ist das nur noch ein Modell in der Produktpalette, ohne diesen speziellen Reiz. Man muss das nicht kopieren. Aber ein modern gestalteter Ypsilon mit überdurchschnittlicher Ausstattung, dazu perfekter Service, könnte durchaus Marktanteile gewinnen. Dann Sondermodelle auf die diversen Zielgruppen ausgerichtet. Das hat man ja schon gemacht. Aber ein kleines Coupé und ein Cabrio würden die Sache abrunden und gerade junge Singles ansprechen.
Re: Neue Modelle am Horizont.
Posted: 21 Nov 2014, 13:13
by Delta LX
Abgesehen von den Markenpuristen dürfte man in Italien die Autobianchis im Allgemeinen gewiss als Lancia-Produkte ansehen. Weniger beim A112, mehr beim Y10, der in der Marketingkommunikation mit beiden Markensigneten profiliert wurde. Zudem stand er beim Händler folgerichtig neben den Lancia-Modellen jener Zeit.
Überdies ist der Y10 (der den Lancia-Projektcode als Modellnamen weiterführt) natürlich von der Lancia-Truppe entwickelt worden; damals gab es ja noch eine Lancia-Entwicklungs- und Versuchsabteilung (Reparto Sviluppo e Prove Lancia).
Re: Neue Modelle am Horizont.
Posted: 21 Nov 2014, 13:23
by LCV
Na ja, Autobianchi A112 bekam irgendwann Lancia dran und der Y10, der zwar nicht gerade vom Konzept her Nachfolger des A112 war, bekam zunächst ein Autobianchi-Logo. Wo da die Logik drin liegt, wird wohl ewig ein Geheimnis bleiben. Es zeigt nur, wie auch bei der ständigen Umfirmierung (Lancia, dann Fiat, dann Alfalancia usw.), dass die sehr spontan agieren, aber nicht nachhaltig. Einmal richtig nachdenken, ein Konzept beschließen und das konsequent durchziehen, das wäre mal was. Auch für die armen Händler wäre Planungssicherheit sehr hilfreich.