Na ja, ich zitiere hier Marchionne, der von einer „Submarke“ spricht, wenn er von der 500er Serie spricht, also als eine Art „losgelöst“. Da geht es ja auch ums Image und in der Tat ist der 500er wohl der einzige FIAT, der außerhalb Italiens mehr verkauft als auf dem Heimatmarkt, ergo ein gewisses „Image“ hat, während FIAT eher als das „Aschenputtel aus Italien“ angesehen wird, als eine Art „schlechter Dacia“.
Im Endeffekt läuft es tatsächlich hinaus, dass FIAT in Europa im Prinzip aus zwei „Familien“ bestehen, aber wenn wir ehrlich sind, aus wie vielen bestehen denn die ABMs, die nach dem „Matrioska-Prinzip“ arbeiten, oder, wie ein Forum-Mitglied hier einmal meinte, „ein Anzug in verschiedenen Größen.
Es wird dann eben halt eine „Panda-Linie“ und eine „500er-Linie“ geben, gepaart mit den eh eher „Nutzfahrzeugen“ bzw. ursprünglich als „Nutzfahrzeugen“ gedachten Autos.
Übrigens, was die Wenigsten hier wohl wissen dürfen, Ob Punto oder Panda – wenn ich mich nicht irre, auch Bravo, aber bei dem schwöre ich jetzt nicht darauf – die gibt es als „Nutzfahrzeuge“, also nur mit 2 vorderen Sitzen und einer großen Ladefläche.
Viele nutzen diese Modelle, auch um Steuern zu sparen

, weil sie anders besteuert werden.
Nun das Problem der FIAT-Gruppe liegt eben in der zu „großen“ Abhängigkeit vom italienischen Markt. Ich erinnere mich in den letzten Jahren, wenn Italien „boomte“ und beispielsweise Deutschland nicht so viele Autos absetzte, wuchs der Marktanteil der FIAT-Gruppe in Europa, umgekehrt verliert man überdurchschnittlich, wenn es auf dem Heimatmarkt schlechter geht.
Da aber mittlerweile FIAT, anders als noch in den 1980er Jahren und davor, nicht mehr so viele Autos in Italien verkaufen kann, decken oft die „Heimatzahlen“ nicht die Kosten, die neue Modelle nun einmal verursachen.
Das Paradebeispiel hier ist der Punto: Der Uno verkaufte sich auf dem Heimatmarkt rund 40.000 x pro Monat!!!!!!!!, der aktuelle Punto braucht dafür beinahe 6 Monate.
Fahrzeuge wie MiTo und Giulietta haben einen Sinn ergeben, solange es ja auch „Schwestermodelle“ gab, auf die sie aufbauten. Die Giulietta – um einmal einen „bösen“ Spruch vieler FIAT-Feinde in Italien aufzugreifen – ist oberflächlich betrachtet nichts anderes als ein „FIAT Stilo“ mit anderem Design.
Geht der Punto in Pension, fehlt die Grundlage für einen „New MiTo“, zumal ja auch die gleiche Problematik des Puntos ja auch auf den MiTo zutreffen müsste, der in Italien drastisch eingebrochen ist und die Produktion in Mirafiori ist auf einem historischen Tief – nicht nur wegen des MiTos, aber auf wegen ihm.
Es ist halt so, dass außerhalb Italiens – Ausnahme 500er – KEIN Italiener wirklich „zieht“. Es ist ja nicht so, dass Bravo oder vor allem auch Delta, in Italien nicht verkauft wurden, genauso galt das ja auch für 159er, Croma etc., aber die oberen Segmente sind in Italien derart „unwichtig“, dass selbst bei einer „Marktbeherrschung“ FIAT in diesen Segmenten, nicht genügend Autos verkauft würden.
Und da kommen wir zur „neuen Strategie“ Alfas: Wenn die „kleinen“ Alfas nicht gewinnbringend produziert werden können, nimmt man sie vom Markt. Das ist marktwirtschaftlich eine notwendige Entscheidung (wir werden dann sehen, ob es wirklich so ist, ob man in Turin auf die Nachfolger verzichtet und nicht, ähnlich wie bei FIAT, dafür dann kleinere „Crossover“ anbieten wird).
Nun gebe ich dir voll und ganz recht, wenn nicht die „kleinen“ Alfas für notwendige Stückzahlen sorgen, wie sollen es dann die der oberen Segmente schaffen?
Ich denke mir – nur so lässt sich die Entscheidung erklären – dass man der Meinung ist – ob nun zu recht oder nicht, kann ich nicht beurteilen – Alfa sei „global gut zu vermarkten“ und es ist halt so, dass die „großen Italiener“ von Maserati und natürlich Ferrari „keine“ Krisen kennen und eh von einem Rekord zum nächsten laufen. Daher glaubt man wohl, Alfa werde weltweit als eine Art „sportliche Premium-Marke“ gesehen.
Nur so wäre es möglich, auf Stückzahlen zu kommen und dann nimmt man Europa eh nur so nebenbei, denn es ist nicht so, dass Alfa nun in Europa einen „so viel besseren Ruf „ als Lancia oder FIAT genießt, denn Alfa war ja schon „Schimpf und Schande“, bevor sie FIAT übernahm und de facto nur „Schrott“. In Europa könnte Alfa noch am ehesten mit „Nischenprodukten“ wie Spider oder Coupés punkten, aber der Rest?
Ich beobachte ja Lancia und Alfa über Jahre und es ist richtig, dass Alfa „europäischer“ ist, als Lancia, aber nicht „gut“ genug, um genügend Fahrzeuge zu verkaufen, denn Lancia kompensiert das schlechtere Europageschäft durch ein wesentlich besseres Italiengeschäft.
In den letzten Jahren, als Alfa ein „komplettes“ Programm hatte, also bestehend aus MiTo, 147er, 159er samt der drei Derivaten, kam man auf rund 150.000 Fahrzeuge, Lancia in der Zeit mit teilweisen zwei Modellen, maximal drei, auf 100.000-120.000 Autos, wobei in den letzten Jahren beide mehr oder weniger genauso viele Autos verkauft haben. Also schafft Lancia mehr oder weniger die gleiche Anzahl an verkauften Autos vor allem in Italien, wie Alfa in „GANZ“ Europas samt Italien.
Daher halte ich es für eher unwahrscheinlich, dass Alfa in Europa nun wie „Phönix aus der Asche“ aufsteigen wird, eher wird das Gegenteil der Fall sein, denn Alfa ist in Europa NICHT Premium, wie Lancia ja auch, die wenigstens einen Ypsilon als „Premium“ in Italien haben.
Daher wird man die Preise, die man bräuchte, um gewinnbringend zu sein, in Europa niemals durchsetzen können. Schon die erste Serie des 159er scheiterte am Preis, weil er an die von ABM angeglichen war und erst, als man rund 6.000-7.000 Euro „abspeckte“ (ich hätte bei einem 159er TBi gegenüber dem Delta 1,8 sogar „gespart“, wenn wir den Automaten im Delta jetzt nicht als „Zusatz“ anrechnen).
Ich sehe somit in Europa wenig Spielraum, um durchstarten zu können.
Über Lancia haben wir ja oft gesprochen. In meinen Augen ist es im Prinzip ein „geringeres“ Problem, dass man nun vielleicht mit Chrysler die Produkte „teilen“ müsste, denn es ist eh nicht neu, dass Fahrzeuge auf verschiedenen Märkte „unterschiedlich“ heißen. „Opel“ heißt in den USA auch nicht „Opel“ und bietet dennoch dort Opel-Fahrzeuge wie den Isignia an.
Aber wenn du eine Marke hast, die in Deutschland nahezu unbekannt ist, zumindest in der breiten Bevölkerung, die sogar in Italien von der Presse beinahe immer ignoriert wird (kurios, wenn du bedenkst, dass Lancia mehr verkauft als Alfa, dennoch wird eher Lancia ignoriert, dafür über Alfas umso mehr geschrieben), ein Händlernetz, das es ermöglicht, den Leuten „kurze“ Anfahrwege zu haben (in Deutschland liebt man es, den Händler vor der Türe zu haben), zumal viele Händler es eigentlich beinahe nicht „würdig“ einer „Premium-Marke sind und du als Kunde dann auch noch von so einem „abhängig“ bist, weil im Umkreis kein weiterer Händler vorhanden ist.
Das heißt, JEDES Modell, egal ob aus den USA oder Italien oder woher auch immer, wäre außerhalb Italiens zum Scheitern verurteilt bzw. würde niemals genügend „Fans“ finden, um gewinnbringend zu werden. Das heißt, FIAT müsste über Jahre Lancia „sponsern“, in Kauf nehmen, dass man Verluste einfährt, um dann vielleicht in 5-10 Jahren eine Marke zu haben, die vielleicht anders wahrgenommen würde als heute. Dafür müsste man in die Struktur investieren, Service bieten, wie man ihn teilweise in Italien bietet, aber nicht außerhalb, die einer Premium-Marke würdig und dann von mir aus 5 oder gar 7-Jahre Garantie. Und dann die Werbung, massive Werbung, nicht zu vergessen.
Dieses Szenario oder so ähnlich dürften sich die Manager der FIAT-Gruppe vor sich haben. Und die Entscheidung ist, man hat weder die „Geduld“, noch das Geld dazu, hält es für „herausgeschmissenes“ Geld, das sich nicht „lohnt“ zu investieren und wahrscheinlich woanders angelegt, mehr „Profit“ verspricht.
Ob es am Ende so kommt, ob diese Taktik voll aufgehen wird, kann ich nicht sagen, aber zumindest ist es wirklich so, dass man „viel“ Geld bräuchte und vor allem einen „langen“ Atem, den man in Turin nicht hat.
Über PRO und Co kann ich nicht viel sagen, weil mir dieser Teil der Gruppe nie wirklich interessiert hat. Ich nehme Qubo und Dobló zwar „wahr“, wenn ich sie sehe, aber das war es auch schon…