E10-Kraftstoff

Hier können Lancisti auch über andere Sachen als Lancia reden.
GWB
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Joined: 21 Dec 2008, 18:45

Re: E10-Kraftstoff

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Den Test hatte ich nach ausführlichem Suchen im englischsprachigen Internet, wo aus den USA sehr gute und ausgiebige Erfahrungen vorliegen, gewagt, als meine LPG-Anlage defekt war.
Im Detail hatte ich mit E85 schrittweise zugetankt. Bei ca. 50% E85 fing die Motorsteuerung an, Fehler zu werfen, worauf ich wieder Super zugetankt habe. Wahrscheinlich wurden irgendwelche Schwellenwerte für Korrekturparameter überschritten, da bei Ethanol mehr Sprit eingespritzt werden muß – meine Vermutung, denn mangels OBD-Gerät konnte ich keine Parameter auslesen. Das würde sich aber mit der Wirkungsweise von E85-Umrüstsets decken.
Mit zunehmendem Ethanolanteil im Kraftstoff nahm auch der Verbrauch zu. Gleichzeitig fühlte sich das Auto spritziger und beschleunigungsstärker an – ein Eindruck der zur Bestätigung gemessen werden müßte. Wegen der höheren Oktanzahl wäre das aber nicht unplausibel.
Mit dem Zutanken von Super verschwand der Motorfehler.
Als die Gasanlage wieder funktionierte, habe ich das Experiment, das über knapp 2 Monate und etwa 1000 km lief, wieder abgebrochen, da sich durch den gestiegenen Verbrauch trotz des geringeren Preises für E85 keine finanziellen Ersparnisse ergaben.

In der englischsprachigen Wikipedia findet sich ein hervorragender Artikel über E85 in nicht umgerüsteten Motoren (http://en.wikipedia.org/wiki/E85_in_standard_engines). Die Daten darin beziehen sich hauptsächlich auf die Erfahrungen in den USA, wo es E85 schon seit längerer Zeit gibt. Dort steht, daß Ethanol-Benzin-Gemische nicht korrosiver sind als normaler Sprit. Lediglich Ethanol-Wasser-Gemische sind aggressiv gegenüber Leichtmetallen. Das sehe ich ja auch im Labor, wie ich bereits beschrieben habe.
Auf der Homepage eines Amerikaners waren (oder sind noch) Bilder zu sehen, wie Kraftstoffpumpen aus Kunststoff nach 100.000 Meilen Benzin bzw. Ethanol im Vergleich aussehen. Die Pumpe aus dem Benzinbetrieb war so spröde, daß der gelblich verfärbte Kunststoff beim Ausbau zerbrochen ist. Die Pumpe aus dem Ethanolbetrieb sah fast noch neu aus.
Reiche Erfahrungen mit E10 dort zeigen, daß keine Korrosionsschäden an Leichtmetallteilen zu erwarten sind. Allerdings wird Rost, der sich schon in älteren Tanks entwickelt hat, durch Ethanol mobilisiert.

Über die Herstellung und Ökobilanz von ethanolhaltigem Kraftstoff habe ich mir noch keine abschließende Meinung gebildet.
Sofern Urwälder und sonstige CO2-Senken dafür entfallen, dürfte sie sicherlich nicht positiv ausfallen. Andererseits spräche nichts dagegen, wenn die hiesigen Agrarflächen, die für Nahrungsmittelproduktion nicht benötigt werden und teilweise brach liegen, für Zwecke der Mobilität verwendet würden.
Ich habe kürzlich in einer Diskussion den interessanten Gedanken gehört, daß die Mobilität seit Anbeginn der Menschheit immer in Konkurrenz zur Nahrungsmittelerzeugung gestanden hat – Zugtiere brauchten schließlich auch ihr Futter. Insofern ist die heutige Situation eine absolute Ausnahme der Menschheitsgeschichte. Insofern wäre die Nutzung von Agrarflächen für Mobilitätszwecke nicht unethisch. Es wird interessant, wie sich dieser Gedanke entwickelt.

So lange das Fahren bezahlbar bleibt, nach möglichkeit umweltfreundlicher wird als heute und die Mobilität und Leistungsfähigkeit des Fahrzeugs nicht wesentlich eingeschränkt ist, bin ich leidenschaftslos, was in meinen Energiespeicher – im weitesten Sinn – im Auto kommt.

Grüße,
GWB
fulvia a.i.
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Joined: 11 Mar 2009, 16:38

Re: E10-Kraftstoff

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in Zeischrift Oldtimer Markt 12.2010 ist Bericht 'Nicht so hitzig' interesant
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