neueste Spiegel-Polemik

nico
Posts: 17
Joined: 08 Jan 2009, 16:46

neueste Spiegel-Polemik

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Hallo zusammen,
wer sich einmal mehr über die liebenswürdige berichterstattung des spiegel zum fiat-konzern ärgern möchte, dem sei der aktuelle oinline-artikel "nachhilfe für sergio" ans herz gelegt. in kurzform: man habe in der 8-stunden-chrysler-pressekonferenz nichts als heiße luft verbreitet, konkrete modelle ließen auf sich warten, die zielmargen seien unrealistisch etc.

nur allzu gut ist mir noch die unsagbare polemik dieses blattes im kontext der opel-versteigerung in erinnerung. bleibt eigentlich nur die frage, wie hoch die schmiergelder opels denn gewesen sind - oder sitzt der stachel etwa so tief im zentrum des urdeutsch übersteigerten selbstwertgefühls? wer mag angesichts solcher nationalistischer tiraden wie sie in der letzten zeit über uns hereingebrochen sind, nicht an heine denken: "denk ich an deutschland in der nacht, bin ich um den schlaf gebracht?"

daher um so mehr: es lebe der nonkonformismus! viva lancia

ps.: danke für die zahlreichen links und infos zur hyena. merci vielmals
Ravennese
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Joined: 14 Jan 2009, 12:55

Re: neueste Spiegel-Polemik

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Als Wirtschaftsjournalist wundert mich das überhaupt nicht...

So gut der SPIEGEL im investigativen Journalismus ist (bzw. war), so schlecht war und ist er schon immer im Bereich internationale Wirtschaft. Praktisch keine einzige der erstellten Spiegel-Wirtschaftsprognosen seit Mitte der siebziger Jahre ist eingetroffen. Doch bei den meisten verstellt der gute Ruf, den das Blatt (zu Recht) in der Recherche hat, den Blick auf die Tatsache, dass das Gebiet Wirtschaft und Finanzen des Spiegel geprägt ist von spießiger Provinzialität, viel deutscher Hybris und wenig Sachverstand... Also nicht ärgern, ist nur sehr viel heiße Luft...(habs auch gelesen).

Gruß, Alex
lanciadelta64
Posts: 9055
Joined: 07 Jan 2009, 20:28

Re: neueste Spiegel-Polemik

Unread post by lanciadelta64 »

Ciao Nico,

zuerst einmal ist der Spiegel der jüngeren Jahre nicht mehr, was dieses Magazin einmal war. Es ist nicht mehr viel davon übrig geblieben.

Und zum Artikel...weißt du Nico, ich bin i.d.R. Schlimmeres gewöhnt und somit empfand ich den Bericht als nicht so schlimm. Da hat mich das in der Phase des Interesses FIATs an Opel wesentlich mehr genervt.

Fakt ist, dass Marchionne und Co wirklich keine neuen Modelle vorgestellt haben (was wohl auch kaum einer erwartet haben dürfte, handelte es sich eher um eine Beschreibung dessen, was FIAT-Chrysler für die nächsten 5 Jahre planen) und Fakt ist auch, dass die Ziele von Marchionne, wie man aus FIAT-Kreisen sehr ambitioniert sind, aber das ist Marchionnes aggressive Art, sich sehr hohe Ziele zu setzen. Als er nach dem ersten Quartal mit hohen Verlusten der Presse erklärte, er wolle im laufenden Geschäftsjahr mit einem Gewinn von einer Mrd. Euro abschließen, erntete er nur ungläubiges Erstaunen. Mittlerweile sieht es aber so aus, als könne FIAT die von Marchionne gesteckten Ziele erreichen.

Insofern beinhaltet der Text zwei Wahrheiten (was ja schon heute fast eine Sensation ist, wenn man bedenkt, wie viel Lügen wir tagtäglich uns reinziehen müssen) und das sehe ich dann auch weniger böse.

Dass die Form etwas mit ins Lächerliche ziehen zu tun hat, ist eine andere Sache, aber auch hier hält sich das Negative in Grenzen. In der Tat hätte sich der Spiegel diesen Bericht sparen können, weil er so sinnvoll wie ein Kropf ist, ohne wirklich nennenswerten Inhalt, aber das ist ein anderes Thema.

Die überwiegende Mehrzahl der Fangemeinde von FIAT und Lancia bzw. Alfa teilen sich in drei Lager auf, in solche, die enthusiastisch über die Verbindung mit Chrysler sind, weil sie hoffen, man könne endlich bei Lancia und Alfa nach vorne schauen; dann solche, die wie eher skeptisch ausgerichtet sind bzw. erst einmal die Fakten sehen, bevor sich ein wirkliches Urteil darüber bilden wollen und dann die Pessimisten, die nur das Schlimmste erwarten.

Was sollen dann andere davon halten? Dass Marchionne keine fertigen Produkte gezeigt hat, war klar, ist doch eigentlich die operative Seite erst seit 3 Monaten aktiv. Zuerst hat man über die Zielsetzung gesprochen und nun wird es an der Zeit sein, dass die Entwicklungsabteilungen, die Designer und Techniker Lösungen finden, um das umzusetzen und das wird dauern. Nicht umsonst wird es eine Reihe von "Restylings" geben und keine "Neuprodukte", eben weil das Zeit braucht.

Also rege dich nicht auf. Es gibt mit Sicherheit andere Berichte in der deutschen, aber auch italienischen Presse, die mir mehr Kopfzerbrechen bereiten ;)

Und verzeihe dem Spiegel, dass man ein Schatten früherer Tage ist :D, denn scheinbar ist es nicht nur schwierig in der Autoindustrie fähige Leute zu finden, sondern auch in der Medienlandschaft, in der in meinen Augen das Niveau immer mehr sinkt und das "Handwerkliche" verloren geht (halt in der Autoindustrie wie in den Medien)

Tanti saluti

Bernardo
lanciadelta64
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Joined: 07 Jan 2009, 20:28

Re: neueste Spiegel-Polemik

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Ciao Alex,

ich war immer ein Fan des Spiegels und während meiner Zeit in Deutschland und auch in den Anfängen hier in Italien gab es kaum eine Ausgabe, die ich nicht hatte, aber die Zeiten des großen Journalismus des Spiegels ist eh Geschichte.

Tanti saluti

Bernardo
Ravennese
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Joined: 14 Jan 2009, 12:55

Re: neueste Spiegel-Polemik

Unread post by Ravennese »

Ciao Bernardo,

als "Konservativer" war ich politisch immer Spiegel-Gegner - vor allem den grundsätzlich hämisch-ironischen Stil und die (früher) einseitig linke Ausrichtung habe ich gehasst. Aber richtig ist, dass die das "Handwerk" exzellent beherrschten. Manchmal blitzt das schon auch heute noch auf, es gibt immer noch exzellent recherchierte Stories. Und das Archiv des Spiegel ist unschlagbar - es heißt nicht umsonst: Wenn Du etwas über dich selbst wissen willst, was Du nicht weißt, frag beim Spiegel!" >:D<

Aber insgesamt hast Du leider Recht: Da überwiegt in der Branche mittlerweile in der Tat das "Fast Food" - schade. Zur Pflichtlektüre gehört das Blatt trotzdem immer noch, wenngleich nicht mehr JEDE Woche...

Saluti, Alex
rosso & nero
Posts: 1447
Joined: 09 Jun 2009, 15:39

Re: neueste Spiegel-Polemik

Unread post by rosso & nero »

Ciao Bernardo,

Die Wirtschaftskrise hat auch den SPIEGEL voll getroffen: sieh dir nur einmal an, wie dünn das blatt durch den Entzug von Inseraten geworden ist.

Und gute Journalisten kosten Geld. 2/3-3/4 der SPIEGEL-Artikel, die nicht die dt. Innenpolitik betreffen werden auf Honorarbasis geschrieben. Und um wenig Geld bekommt man eben wenig Qualität: if you pay peanuts, you get monkeys.

Ist aber nur meine Sicht der Dinge.

Cordialmente,

"Don" Chris
Veni, Vidi, Delta
Siegi
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Joined: 23 Dec 2008, 19:34

Re: neueste Spiegel-Polemik

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hallo Lancisti,
es ist sicherlich nicht leicht ein guter Journalist im Bereich Wirtschaft zu sein. Da muß man sehr lange, oft sehr lange, recherchieren um die Fakten zu erkennen u. zu verstehen. Der Zeitaufwand steht dann oftmals in keinem Verhältnis zum Ergebnis, darum wird meist ein schnell erstellter "versandelter" Bericht verfasst, der ev. die Problematik nur andeutet.

Von einem Fachblatt wie der Spiegel erwarte ich, dass von einer Präsentation wie, Chrysler - Fiat, detailgetreu berichtet wird. Ich möchte nicht wissen, wie das der "Schreiberling" beurteilt.
Darum kaufe ich kaum noch solche Zeitschriften.

ciao Siegi
Lancistos
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Joined: 22 Dec 2008, 13:36

Re: neueste Spiegel-Polemik

Unread post by Lancistos »

Zeitschriften oder Zeitungen enttäuschen für ihr Geld. Polizeiberichte und Pressemeldungen von DPA und Co. kann ich auch kostenlos lesen.
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LCV
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Joined: 21 Dec 2008, 19:15
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Re: neueste Spiegel-Polemik

Unread post by LCV »

Sorry, aber linke Schmierblätter lese ich schon garnicht, egal ob die zum Teil gut recherchieren.

Gruß Frank


PS. Damit keine Missverständnisse entstehen: Rechte Schmierblätter lese ich erst recht nicht!
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