unzulässiger Vergleich Bentley Continental Flying Spur und Thesis

[Frankg]

Liebe Leute,

heute hatte ich das Vergnügen einen Bentley Continental Flying Spur und einen Thesis in unmittelbarer Nähe zu sehen. Natürlich sind das eigentlich Kategorien, die miteinander nicht verglichen werden dürfen. Dennoch hier mein völlig subjektives, getrübtes und gnadenloses Urteil:
Beide Wagen waren Mittelgraumetallik. Der Bentley schwach grünlich, der Thesis schwach bläulich. Der Thesis-Lack hat die bessere Tiefe, der Farbton wirkt lebendiger und kultivierter.
Der Bentley ist viel größer und zeigt diese Größe auch, der Thesis wirkt dagegen zierlich, fast zu zierlich für seine eigentliche Größe. Die Heckgestaltung: Doppelplus für den Thesis, nicht nur origineller, sondern vor allem sehr viel kultivierter. Die Linienführung ist sauber, aus jeder Perspektive überzeugend und elegant. Der Bentley ist ein einfallsloser plumper Klotz, wie mit dem Beil aus Vollholz geschlagen, nicht die Spur von Eleganz. Die Gesamtproportion: Der Thesis wirkt ausgewogen, ein wenig defensiv und zurückhaltend. Der Bentley ist in der Mitte zu lang, die Proportionen wurden überhaupt nicht bewältigt. Die Front: Der Bentley ist nicht überraschend, um nicht zu sagen langweilig, zudem sind die Radienverläufe sehr simpleminded. Der Thesis ist eigenständig aber wirkt ein wenig leer. Kühler und Scheinwerfer haben es schwer die Front zu akzentuieren. Die Flächenübergänge sind sehr schön und sauber.
Innenraum: der Bentley hat häßliche Details: schwarze Flächen, an Armaturenbrett und Lenkrad, die nicht an den Rest des Innenraums angepasst sind. Ein Sammelsurium wertiger Materialien, die miteinander nicht harmonieren. Der Thesis verfolgt dagegen eine klare Linie, die kultiviert und sensibel umgesetzt wurde, glänzt mit einfallsreichen Details und mutigem, aber sehr harmonischen Materialmix.

Fazit: unglaublich wie ungehobelt der Bentley im Vergleich wirkt.

Fahrverhalten und Qualität kann ich natürlich nicht beurteilen, wäre aber auch noch unfairer. Immerhin hat der Bentley über 500 PS und kostet knapp 170.000 €.

Demzufolge verbietet sich natürlich jeglicher Vergleich, trotzdem finde ich es amüsant.

Gruß

Frankg

[Robi]

hallo
Vergleich mal den Thesis mit dem aktuellen Maybach, von hinten sind beide sehr ähnlich, der Rest gewinnt der Lancia haushoch !! Und der Preisunterschied ist noch extremer !
Aber das ist halt alles Geschmacksache.

Gruss
Robi

[gfb]

... der Thesis ist (weil er nicht holzschnittartig ist) vielen Leute suspekt, auch wenn es das Vorrecht eines römischen Legionärs war "Schlag-drauf-und-Schluß" zu heißen (in Asterix) und die Niedersachsen als Verwandte der Angelsachsen war nicht unbedingt für "Sophisterei" bekannt ...

Beim Lybra werden die Aprilia-1937-Zitate als Mercedes-Kopie mißverstanden, beim Gamma wurden Heckelemente für Maserati kopiert, wenn man Gamma-Fans glauben will, der hängende Hintern des Kappa könnte durchaus als Vorbild für den CLS verstanden werden und der Ypsilon ist nur zu weiblich und exotisch, um Mini (in der Tradition des Brit-Volkswagen) etc. in den Boden zu rammen - allein der Grande Punto mit seinem Erfolg als Maserati für Arme schlägt die Fox-, Polo-, Clio-Peinlichkeiten.

In meinem Lybra mit blauem Alcantara fühle ich mich wohl (auch wenn ich kurzzeitig die Phedra-Lybra-Ideen anderer selber hatte) und der Thesis ist mir etwas zu behäbig in seiner Anmutung, mit seinen Kutschbocksitzen, aber einen dunkelblauen Thesis im Regen bei Dämmerung kann man nur mit einer Deesse, einem SM, mit einem alten XK oder einem Bugatti toppen, auch wenn ich mich ganz gerne noch an den alten Rover 3500 erinnere. Und um die Ausgewogenheit und wirklich gemein zu werden zu wahren: bis auf den 575 sind nach meinem Eindruck Ferraris Autos für Leute mit Egoschwäche, die Eigenwert durch Markenwert ersetzen müssen, auch wenn ich mich dem Autotester-Urgestein Fritz B. Busch anschliesse und den halbenglischen Sproß einer deutsch-amerikanischen Marke noch darüber (je nach Standpunkt) oder darunter einordnen muss. Im mittleren Segment des Alltagsmarktes, d.h. unter dem Thesis ist der Alfa GT die erste Wahl, weil er eleganter als ein Brera ist und mehr Platz für 4 oder 5 bietet für weniger Geld - und erstaunlicherweise für mich perfekt passt. Die zwei meistmißverstandenen Autos?

Auch wenn konstruktionsbedingt kein Platz für einen V8 (außer von Yamaha? Oder einem V24 von Benelli, den Schöpfern einer 750 Sei?) und von der Stückzahl für einen Heckantrieb oder Allradantrieb, den man braucht für um die 200 PS und viel mehr (als 299), um mit den 500 PS von Bugatti mitzuhalten ist der Thesis allein schon von den Stückzahlen fast exklusiver als ein Maserati, fast mit der zierlichen Anmutung eines Quattroporte-Vorgängermodells, welches für normale Dominanzauto-Bedarfer zu kapriziös und zurückhaltend war. Mehr Geschmack als Autos mit Sternen und Ringen serienmäßig!
Die V8-Träume mancher auch angesichts der V6-Einstellungs-Gerüchte/Nachrichten sind da schon verständlich, aber unrealistisch. Gleichzeitig wäre ein 2.4 Diesel mit einem Registerturbo (wie bei Opel vorgestellt) denkbar verbunden mit einem Sperrdifferential gegen das Scharren mit einem Vorderrad, welches mit der Antischlupfregelung abgewürgt wird. 200 plus xx PS, d.h. 3.0 Leistung zum halben Verbrauch und da ja die meisten Leute nicht einmal 200 PS brauchen würde man dies draufschreiben und mit einer Overboost-Taste "Sport" herausstellen und den Motor sonst "vernünftig" bewegen.

Und mit Sperrdifferential könnte auch der Stola 85S (verlängerter Thesis-Maybach) ausreichend dynamisch sein, auch wenn in dieser Klasse imagemäßig ein Heck- oder Allradantrieb dazugehört.

Aber man muß ja eigentlich nur 20 oder 50 davon bauen ... für Benedict, Berlu, Elkanni etc. und die Wiederauflage von "Das Blaue Palais" ...

[Christian]

Ich muß Frankg recht geben. Zu Weihnachten war ich in Kitzbühel. Es gab einige Bentley's zu sehen. Doch eines war schnell klar, was ich in der Kürze erkennen konnte. Das Heck vom Thesis ist viel ausgewogener und eine Augenweide. Das Heck vom Bentley wirkte schlicht plump.

Gruß aus Wien

Christian