Wer kennt das nicht: 3,0 V6 Standgas hängt!

Rolf R.

Wer kennt das nicht: 3,0 V6 Standgas hängt!

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Es wurde ja schon des Öfteren auch hier im Forum darüber berichtet - 3,0 V6 im Leerlauf und plötzlich "hängt" das Standgas bei ca. 1.000 - 1.100 U/min. Ein leichtes Antippen des Gaspedals lässt die Drehzahl zumeist wieder auf die gewohnten ca. 700 U/min absinken.

Der Theorien bezüglich des Grundes gab es einige:

- ausgeschlagene Drosselklappenwelle
- hängender Leerlaufsteller
- Softwarefehler der Motronic

Persönlich hatte ich den Leerlaufsteller favorisiert!

Seit heute bin ich mir ziemlich sicher - es ist ein bauartbedingtes Problem! Aber der Reihe nach!

Auf dem Weg zur Arbeit - ein Mercedes (was auch sonst ;-) ) nimmt mir die Vorfahrt. Vollbremsung! Danach springt die Leerlaufdrehzahl auf ca. 2.200 U/min. Erst mal Weiterfahrt, aber das Problem steigert sich. Nach kurzer Strecke liegt die Leerlaufdrehzahl bei über 5.000 U/min! So kann man nicht fahren! Der Motor drehte nicht nur hoch, er hatte auch noch ziemlich viel Leistung, wenn man mit eingelegtem Gang fuhr! Also lag kein Problem mit dem Mischungsverhältnis Luft/Benzin vor.

Mit einiger Mühe bringe ich die Diva gut nach Hause. Nachdenken - wo kann das Problem liegen?
- Luftmengenmesser? Kann nicht sein, selbst wenn er zu viel Sprit zuteilt, die Luftzufuhr kann er nicht verändern!
- Undichtigkeit im Ansaugtrakt? Hätte nicht diesen Effekt, der Motor würde im Leerlauf sägen, ggf. absterben
- Leerlaufsteller? Dessen Verstellbereicht lässt keine 5.000 U/min zu!
- Steuerungsproblem? Kann auch die Luftzufuhr nicht steuern!

Bleibt eigentlich nur eine hängende Drosselklappe!

Ansaugtrakt aufmachen! Tatsächlich, die kleine Drosselklappe steht deutlich offen. Nur wenn man den gaszug aufhängt, schliesst sie vollständig. Klemmt der Gaszug, liegts am Gaspedal? An der Pedalerie nachsehen. Ja, der Gaszug hängt, er geht nicht ganz zurück, bildet eine ziemliche Schleife am Gaspedal. Offenbar ist die Hülle aus ihrer Befestigung in der Spritzwand gerutscht.

In den Fundus, nach Gaszug suchen und zum Glück finden! Oh, der hat ja garkeine richtige Befestigung in der Spritzwand - lediglich zwei Nasen am Endstück der Hülle sichern gegen Verdrehen! Aha! Das Ganze Endstück wird mit einer starken Feder gespannt!

Gaszug am Drosselklappengehäuse abschrauben, am Gaspedal aushängen. Ein kräftiger Zug im Motorraum und das Ding ist raus! Und dann ist klar, was geschehen war. Das Endstück des Gaszugs war gebrochen und dieser dadurch aus der Spritzwand gerutscht, hatte sich dahinter verkeilt und die Seele des Zugs blockiert. Nach 442 Tkm ein verzeihlicher Defekt! In fast 800.000 Thema-Kilometern der erste defekte Gaszug!

Nur - wie bekommt man den neuen Zug wieder rein? fast unmöglich, sitzt der Durchgang duch ganz eng neben dem Brenskraftverstärker. Mit langem, dünnen Finger - nur einer, mehr geht nicht! - kann man es neben dem Dämmmaterial fühlen, aber nicht sehen! Einfädelversuche scheitern allesamt, insbesondere die öse des Zugs fürs Gaspedal findet nie dem richtigen Weg.

Hier hilft nur eines. Ein stabiler Draht, daran eine Kordel gebunden. Und vom Fussraum aus durchgesteckt. Kordel gelöst, an der Zugöse angebunden. Gaszug ungefährt an die richtige Stelle neben dem Bremskraftverstärker gesteckt und von innen an der Kordel gezogen. Hurra, die Öse kommt durch, aber das Endstück will nicht in die Bohrung, sitzt zu hoch. Nacharbeit! Jetzt sind die Nasen am falschen Ort, aber man kann den Zug nicht mehr drehen. Und nun erschliesst sich der Sinn des Sechskants am motorseitigen Abschluss des Endstücks. Man kann gerade noch mit grösster Mühe mit einem 12er Schlüssel ran und ein bischen drehen! Und endlich rasten auch die Nasen ein!

Geschafft! Der Rest ist ein Kinderspiel!

Jetzt wird auch das Problem mit dem erhöhten Leerlauf klar. Unter bestimmten Umständen verschiebt sich die Gaszug etwas in Richtung Motor, klemmt dabei in der Bohrung. Diese "Längung" lässt den Leerlauf ansteigen! Tippt man das Gaspedal an, setzt sich die Sache wieder!

Ursächlich für diese Fehlkonstruktion dürfte der extrem enge Einbauplatz sein. Festschrauben des Gaszugs an der Spritzwand ist schlichtweg unmöglich, wenn das Fahrzeug vollständig bestückt ist. Deshalb half man sich mit dem federbelasteten Endstück, das den Zug in der Bohrung der Spritzwand halten soll.

Ich hab jetzt einige Hautabschürfungen und blaue Flecke, aber Diva schnurrt und knurrt wieder! Und weiss jetzt, was es mit dem erhöhten Standgas auf sich hat!

Gruss

Rolf
ONI

Re: Wer kennt das nicht: 3,0 V6 Standgas hängt!

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Hallo Rolf,

das Problem kenne ich, und meine Kunden leider auch zur genüge.
Beim 2,0 16V Sauger ist Moment sogar schwer Ersatz zu bekommen.
Ist zwar lieferbar aber wann das weiß leider keiner.

Gruß Holli
Torsten

Re: Wer kennt das nicht: 3,0 V6 Standgas hängt!

Unread post by Torsten »

Hallo!

Das Problem des hängenden Gaszuges habe ich vor einiger Zeit ebenfalls gehabt. Es Lag an einer sich auflösenden Gummimuffe, die aufgrund ihrer "Lakritz-artigen Konsistenz" den Gaszug gestoppt hat. Diese Gummimuffe ist absolut nicht notwendig, so daß ich sie einfach entfernt habe.
Die Muffe sitzt am Bowdenzugeingang in der Nähe des Drosselklappenschalters.

Gruß

Torsten
Delta95

Re: Wer kennt das nicht: 3,0 V6 Standgas hängt!

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@Rolf

Nun ich kenne dies "spezielle" Konstruktion auch von meinem Prisma (jetzt Prisma Turbo).... Werde mir dies auch mal anschauen. Nun gibt es hier keine Möglichkeit den Gaszug an der Spritzwand zu sichern?
patrick

Re: Wer kennt das nicht: 3,0 V6 Standgas hängt!

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Die Gummitülle ist sehr wohl notwendig, da ohne sie Wasser in den Zug gelangen könnte und im Winter selbiger einfriert. Die Muffe gibts im Modellbauladen z.B. bei Conrad.
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