Marchionne labert...
Re: Marchionne labert... hier Rendezvous mit einem Mythos...
«… Wieso war denn alles noch in Ordnung, als Fiat noch die Nr. 1 der Importeure war? …÷ Da beschreibst du eine lange zurück liegende Zeit, wo die Zahl der aussereuropäischen Importeure recht überschaubar war. Klar, hat Fiat als Importeurin auf dem dt. Markt Fehler gemacht, allerdings befand sich die Firma damals in guter Gesellschaft, da auch andere von der fernöstlichen Offensive auf dem linken Fuss erwischt wurde.
Und wir redeten hier in erster Linie bislang vom dt. Markt (und dem europäischen Binnenmarkt), nicht vom italienischen. Dort hat sich Fiat zu jener Zeit ganz bestimmt nicht «von alleine aus dem Markt katapultiert». Bedenke, dass nach Übernahme Alfa Romeos im Grunde nur ein einziger Volumenhersteller in Italien übrig blieb. Dieser hielt aufgrund gewisser Importbeschränkungen einige Jahre noch einen Marktanteil von ca, der Hälfte. Im Zuge der Liberalisierung sank Fiats Markanteil auf den heutigen Wert, der aber für ein Unternehmen allein weiterhin recht respektabel ist,. Deutschland hat drei Volumenhersteller, wobei VW den Markt anführt. In Italien gibt jedoch nur einen einzigen. Also: der Unterschied liegt auf der Hand, so dass du ihn bei deinen Breitsalven gegen Fiat berücksichtigen solltest…
Und wir redeten hier in erster Linie bislang vom dt. Markt (und dem europäischen Binnenmarkt), nicht vom italienischen. Dort hat sich Fiat zu jener Zeit ganz bestimmt nicht «von alleine aus dem Markt katapultiert». Bedenke, dass nach Übernahme Alfa Romeos im Grunde nur ein einziger Volumenhersteller in Italien übrig blieb. Dieser hielt aufgrund gewisser Importbeschränkungen einige Jahre noch einen Marktanteil von ca, der Hälfte. Im Zuge der Liberalisierung sank Fiats Markanteil auf den heutigen Wert, der aber für ein Unternehmen allein weiterhin recht respektabel ist,. Deutschland hat drei Volumenhersteller, wobei VW den Markt anführt. In Italien gibt jedoch nur einen einzigen. Also: der Unterschied liegt auf der Hand, so dass du ihn bei deinen Breitsalven gegen Fiat berücksichtigen solltest…
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Re: Marchionne labert... hier Rendezvous mit einem Mythos...
Du kennst meine Einstellung zu FIAT, Romiti, Agnelli und zum "maglione-Träger". Es ist alles weit komplexer als nur auf "FIAT-Fehler", "Pleiteunternehmen von Lancia oder Alfa Romeo (IRI) oder auf der de facto restriktivste Markt Europas, nämlich Deutschland. Es ist auch ein italienisches Gesellschaftsproblem. Ist es falsch, sich so zu verhalten wie in D.? Nein, natürlich nicht, im Gegenteil. Es ist alles legitim, wäre aber auch in anderen Ländern ein genaueres Hinschauen und ihrerseits entsprechend zu reagieren und genau das wurde versäumt bzw. wird versäumt. Solange man in meinem Land nach "mittelalterlichen" Gesichtspunkten den Feind meines Feindes als meinen Freund ansieht, solange man nicht versteht, dass, wenn die eine Seite bei dir nicht kaufen will, du aber bei denen "wild" einkaufst, die "reich" werden, du aber "bettelarm", wird - leider - nicht viel ändern.
Wie gesagt, es ist in Italien weit mehr als nur ein Problem Agnelli, mehr als das der "bösen" Gewerkschaften, es ist ein Gesellschaftsproblem, dazu nimmt es eine politische Dimension an, die ich hier nicht erörtern will, weil es hier um das Nachkriegsitalien geht bzw. eigentlich schon davor (siehe USA, Mafia, Gladio, die Attentate wie auf den Bahnhof von Bologna, selbst der Fall Aldo Moro, die Democrazia Cristiana in einem Kontext der "blockierten Demokratie" usw. usw. usw). Wenn man diese Zusammenhänge nicht kennt (oder versteht), begreift man logischerweise den ganzen Rest auch nicht.
Das heißt, die Krise FIATs ist weit komplexer als diese nur auf die Vorurteile der deutschsprachigen Länder bzw. derer mit verwandten Sprachen zu reduzieren oder Missmanagement.
Es ließe sich kaum erklären, wieso man eine der damals modernsten Lackierstraße mit der damals zweitmodernsten Fabrik der Gruppe schloss, um die Produktion vor allem in die schon damals schlechteste Produktionsstätte der Gruppe zu bringen. Es ließe sich kaum erklären, wieso man am Tag des Gerichtsurteils, als entschieden wurde, die Arbeiter müssen wieder eingesetzt werden, mit Planierraupen die gesamte Fabrik samt der Maschinen dem Erdboden gleichgemacht hatte (und wir beschweren uns über fehlende Ersatzteile, denn anstatt, wie sonst auch bei FIAT üblich, die Maschinen zu veräußern, wurden diese, teilweise neue Maschinen einfach zerstört, um einen Grund zu haben, das Gerichtsurteil nicht umsetzen zu müssen).
Es ist also schwierig, wenn es um FIAT, aber auch wenn es um I als solches geht, in schwarz-weiße Bilder zu denken.
Der Niedergang FIATs geht mit dem Wegmobben Ghidellas (einer der begnadetsten Ingenieure des Unternehmens "aller Zeiten"), der durch Romiti (eines der schillerndsten Figuren nicht nur der italienischen Wirtschaft, sondern des gesamten Landes, locker mit Andreotti und Co vergleichbar) eingeleitet wurde. Da die Agnellis vieles sein mögen, außer Vollpfosten, gehe ich einmal davon aus,
dass es im Sinne derer war, denn Ghidella war ein Mann des Produktes, Romiti in erster Linie um die Geldbörsen der Agnellis zu füllen.
Jetzt befindet man sich in einem Teufelskreis, aus dem man schlecht herauskommt, denn der italienische Markt ist für FCA der wichtigste Europas, aber im Gegensatz zu früher garantiert er kein Überleben mehr. Dafür hat man zu lange andere Märkte sträflich vernachlässigt und nun ist es zu spät, die Kehrtwende zu schaffen, denn dafür bräuchte man viel Geld, einen sehr langen Atem, dazu auch noch viel Geduld, aber die hatte man in Turin noch nie und Marchionne sowieso nicht.
Wenn ich bedenke, dass ein Delta als "Flop" verschrien wurde, der aber einerseits sich selbst überlassen wurde, nicht richtig beworben werden durfte (das RSS wurde nie richtig beworben, weil Lancia durfte ja nicht mit Fahrdynamik in Zusammenhang gebracht werden), aber immer deutlich mehr verkauft wurde als eine Giulia, die an Entwicklungskosten ein Vielfaches dessen gekostet hat
was der Delta gekostet hat, muss ich schon sagen, dass es genau auch das ist, was ich seit vielen vielen Jahren, lange bevor Marchionne auf die Bühne erschien, sehe und kritisiere, nämlich dass es im Konzern eine Alfa-Lobby gibt, während Lancia intern wohl auf wenig Gegenliebe stieß.
Wie gesagt, es ist in Italien weit mehr als nur ein Problem Agnelli, mehr als das der "bösen" Gewerkschaften, es ist ein Gesellschaftsproblem, dazu nimmt es eine politische Dimension an, die ich hier nicht erörtern will, weil es hier um das Nachkriegsitalien geht bzw. eigentlich schon davor (siehe USA, Mafia, Gladio, die Attentate wie auf den Bahnhof von Bologna, selbst der Fall Aldo Moro, die Democrazia Cristiana in einem Kontext der "blockierten Demokratie" usw. usw. usw). Wenn man diese Zusammenhänge nicht kennt (oder versteht), begreift man logischerweise den ganzen Rest auch nicht.
Das heißt, die Krise FIATs ist weit komplexer als diese nur auf die Vorurteile der deutschsprachigen Länder bzw. derer mit verwandten Sprachen zu reduzieren oder Missmanagement.
Es ließe sich kaum erklären, wieso man eine der damals modernsten Lackierstraße mit der damals zweitmodernsten Fabrik der Gruppe schloss, um die Produktion vor allem in die schon damals schlechteste Produktionsstätte der Gruppe zu bringen. Es ließe sich kaum erklären, wieso man am Tag des Gerichtsurteils, als entschieden wurde, die Arbeiter müssen wieder eingesetzt werden, mit Planierraupen die gesamte Fabrik samt der Maschinen dem Erdboden gleichgemacht hatte (und wir beschweren uns über fehlende Ersatzteile, denn anstatt, wie sonst auch bei FIAT üblich, die Maschinen zu veräußern, wurden diese, teilweise neue Maschinen einfach zerstört, um einen Grund zu haben, das Gerichtsurteil nicht umsetzen zu müssen).
Es ist also schwierig, wenn es um FIAT, aber auch wenn es um I als solches geht, in schwarz-weiße Bilder zu denken.
Der Niedergang FIATs geht mit dem Wegmobben Ghidellas (einer der begnadetsten Ingenieure des Unternehmens "aller Zeiten"), der durch Romiti (eines der schillerndsten Figuren nicht nur der italienischen Wirtschaft, sondern des gesamten Landes, locker mit Andreotti und Co vergleichbar) eingeleitet wurde. Da die Agnellis vieles sein mögen, außer Vollpfosten, gehe ich einmal davon aus,
dass es im Sinne derer war, denn Ghidella war ein Mann des Produktes, Romiti in erster Linie um die Geldbörsen der Agnellis zu füllen.
Jetzt befindet man sich in einem Teufelskreis, aus dem man schlecht herauskommt, denn der italienische Markt ist für FCA der wichtigste Europas, aber im Gegensatz zu früher garantiert er kein Überleben mehr. Dafür hat man zu lange andere Märkte sträflich vernachlässigt und nun ist es zu spät, die Kehrtwende zu schaffen, denn dafür bräuchte man viel Geld, einen sehr langen Atem, dazu auch noch viel Geduld, aber die hatte man in Turin noch nie und Marchionne sowieso nicht.
Wenn ich bedenke, dass ein Delta als "Flop" verschrien wurde, der aber einerseits sich selbst überlassen wurde, nicht richtig beworben werden durfte (das RSS wurde nie richtig beworben, weil Lancia durfte ja nicht mit Fahrdynamik in Zusammenhang gebracht werden), aber immer deutlich mehr verkauft wurde als eine Giulia, die an Entwicklungskosten ein Vielfaches dessen gekostet hat
was der Delta gekostet hat, muss ich schon sagen, dass es genau auch das ist, was ich seit vielen vielen Jahren, lange bevor Marchionne auf die Bühne erschien, sehe und kritisiere, nämlich dass es im Konzern eine Alfa-Lobby gibt, während Lancia intern wohl auf wenig Gegenliebe stieß.
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Re: Marchionne labert... hier Rendezvous mit einem Mythos...
@LCV:
Frank, das ist doch unbestritten, dass FIAT jede Menge Fehler begangen hat und von FIAT-Deutschland will ich schon gar nicht reden, denn was ich dort erlebt habe, grenzte schon beinahe an "Sabotage" (was es sicherlich nicht war, aber das heißt, dass es noch umso schwerer wiegt, weil FIAT-Deutschland von Ignoranz "regiert" wurde, ergo wohl die in Turin kaum besser gewesen sein können). Genau in jeder Epoche ist die "Regentschaft" Romitis angesiedelt und es ist mehr als ein Gerücht, dass die Agnellis bewusst das Unternehmen an die Wand gefahren haben, weil sie begriffen hatten, mit einem "Pleiteunternehmen" ließe sich mehr Geld verdienen als durch den Verkauf von Autos.
Was ich nur sagen wollte, ich bin es leid (ich beziehe mich nicht auf dich, sondern im Allgemeinen und weit stärker von "Alfisti" als von Lancisti, die erst vielleicht in den letzten Jahren auf FIAT weniger gut zu sprechen sind und somit kann ich als Lancista das schon noch am ehesten verstehen), immer zu hören, FIAT sei alles schuld, vorher sei alles eh immer besser gewesen etc.
Viele scheinen echt zu glauben, vor FIAT seien diese Unternehmen in "voller Blüte" gewesen, dann kam FIAT/Agnellis, und diese Unternehmen seien deswegen in den Ruin getrieben worden. Wie gesagt, ich bin mit dem, was sich FIAT in den letzten Jahrzehnten geleistet hat, alles andere als "zufrieden", aber das bin ich auch mit "meiner" Gesellschaft und ihrer Einstellung hier auch nicht.
FIAT hätte den logischen Niedergang auf dem Heimatmarkt (es gab Phasen, das man einfach nicht mehr produzieren konnte, aber der Markt einfach an mehr Autos verlangte, die FIAT allein nicht bedienen konnte) durch ein verbessertes Auslandsgeschäft kompensieren müssen. Man hätte am Image arbeiten müssen.
Ich will hier eine kleine Anekdote erwähnen. Vor vielen Jahren, so Mitte der 1990er Jahre, bin ich über den Gebrauchtwagenfuhrpark der FIAT-Niederlassung gestreift und da stand ein Lancia Dedra Integrale. Nun müsste man meinen, weil Lancia, dazu auch noch ein "Premium-Modell", auch noch die Topvariante, habe das Fahrzeug gesondert gestanden.
Was war? Der Dedra stand irgendwo in einer Ecke, einen Platten, total verdreckt, die Scheibenwischer unter Blätter.
Zur gleichen Zeit bei einem Mercedes-Händler sahst du die Gebrauchtfahrzeuge beinahe wie "Neufahrzeuge" aufbereitet und der Verkäufer polierte noch einmal ein paar Stellen im Lack mit einem Lappen.
Es ist also nicht so, dass ich blind durch die Gegend gelaufen bin oder FIAT verherrlichen will. Mir sind die Fehler, um es nett zu sagen (eigentlich gibt es für so eine Art des Verkaufens keine Worte), bekannt gewesen.
Man hatte also genügend Zeit, ins Image zu investieren, aber man hat es nicht getan und heute ist es zu spät, weil man sich in einen Teufelskreis befindet. Man bräuchte viel Geduld und vor allem viel Geld, aber das hat man nicht.
Frank, das ist doch unbestritten, dass FIAT jede Menge Fehler begangen hat und von FIAT-Deutschland will ich schon gar nicht reden, denn was ich dort erlebt habe, grenzte schon beinahe an "Sabotage" (was es sicherlich nicht war, aber das heißt, dass es noch umso schwerer wiegt, weil FIAT-Deutschland von Ignoranz "regiert" wurde, ergo wohl die in Turin kaum besser gewesen sein können). Genau in jeder Epoche ist die "Regentschaft" Romitis angesiedelt und es ist mehr als ein Gerücht, dass die Agnellis bewusst das Unternehmen an die Wand gefahren haben, weil sie begriffen hatten, mit einem "Pleiteunternehmen" ließe sich mehr Geld verdienen als durch den Verkauf von Autos.
Was ich nur sagen wollte, ich bin es leid (ich beziehe mich nicht auf dich, sondern im Allgemeinen und weit stärker von "Alfisti" als von Lancisti, die erst vielleicht in den letzten Jahren auf FIAT weniger gut zu sprechen sind und somit kann ich als Lancista das schon noch am ehesten verstehen), immer zu hören, FIAT sei alles schuld, vorher sei alles eh immer besser gewesen etc.
Viele scheinen echt zu glauben, vor FIAT seien diese Unternehmen in "voller Blüte" gewesen, dann kam FIAT/Agnellis, und diese Unternehmen seien deswegen in den Ruin getrieben worden. Wie gesagt, ich bin mit dem, was sich FIAT in den letzten Jahrzehnten geleistet hat, alles andere als "zufrieden", aber das bin ich auch mit "meiner" Gesellschaft und ihrer Einstellung hier auch nicht.
FIAT hätte den logischen Niedergang auf dem Heimatmarkt (es gab Phasen, das man einfach nicht mehr produzieren konnte, aber der Markt einfach an mehr Autos verlangte, die FIAT allein nicht bedienen konnte) durch ein verbessertes Auslandsgeschäft kompensieren müssen. Man hätte am Image arbeiten müssen.
Ich will hier eine kleine Anekdote erwähnen. Vor vielen Jahren, so Mitte der 1990er Jahre, bin ich über den Gebrauchtwagenfuhrpark der FIAT-Niederlassung gestreift und da stand ein Lancia Dedra Integrale. Nun müsste man meinen, weil Lancia, dazu auch noch ein "Premium-Modell", auch noch die Topvariante, habe das Fahrzeug gesondert gestanden.
Was war? Der Dedra stand irgendwo in einer Ecke, einen Platten, total verdreckt, die Scheibenwischer unter Blätter.
Zur gleichen Zeit bei einem Mercedes-Händler sahst du die Gebrauchtfahrzeuge beinahe wie "Neufahrzeuge" aufbereitet und der Verkäufer polierte noch einmal ein paar Stellen im Lack mit einem Lappen.
Es ist also nicht so, dass ich blind durch die Gegend gelaufen bin oder FIAT verherrlichen will. Mir sind die Fehler, um es nett zu sagen (eigentlich gibt es für so eine Art des Verkaufens keine Worte), bekannt gewesen.
Man hatte also genügend Zeit, ins Image zu investieren, aber man hat es nicht getan und heute ist es zu spät, weil man sich in einen Teufelskreis befindet. Man bräuchte viel Geduld und vor allem viel Geld, aber das hat man nicht.
Re: Marchionne labert... hier Rendezvous mit einem Mythos...
Aus der Sicht der Familie Agnelli war Marchionne sehr erfolgreich.
Ich hatte vor ca. 25 Jahren bei einer Fiat Tochter (Iveco) gearbeitet, damals gab das Unternehmen neue Aktien heraus, ich glaube für ca. 5,- DM/ Stück, heute liegt der Börsenkurs bei ca. 20 EUR, dazu kommt noch die Abspaltung CNH (Iveco und New Holland Traktoren) mit ca. 10 EUR und noch Ferrari mit ca. 100 EUR. Ich habe nicht nachgeschaut ob die Anzahl der Aktien gleichgeblieben ist, aber in der Summe hat Marchionne aus einem Pleite Laden über die meisten Jahre alles richtig gemacht. Aktuell siehe ich für den Konzern mangels attraktiver Produkte und einem schwachen Service Netz eher wieder schwierigere Zeiten zukommen. Ich kann mich noch erinnern als es den Alfa 164, den Lancia Thema gab und man beide gegen BMW und Mercedes positionieren wollte - damals hatte ich es für möglich gehalten. Ebenso verstehe ich nicht warum man bei Opel nicht mitgeboten hat, wenn laut Marchionn die Stückzahl das Entscheidende ist.
Ich hatte vor ca. 25 Jahren bei einer Fiat Tochter (Iveco) gearbeitet, damals gab das Unternehmen neue Aktien heraus, ich glaube für ca. 5,- DM/ Stück, heute liegt der Börsenkurs bei ca. 20 EUR, dazu kommt noch die Abspaltung CNH (Iveco und New Holland Traktoren) mit ca. 10 EUR und noch Ferrari mit ca. 100 EUR. Ich habe nicht nachgeschaut ob die Anzahl der Aktien gleichgeblieben ist, aber in der Summe hat Marchionne aus einem Pleite Laden über die meisten Jahre alles richtig gemacht. Aktuell siehe ich für den Konzern mangels attraktiver Produkte und einem schwachen Service Netz eher wieder schwierigere Zeiten zukommen. Ich kann mich noch erinnern als es den Alfa 164, den Lancia Thema gab und man beide gegen BMW und Mercedes positionieren wollte - damals hatte ich es für möglich gehalten. Ebenso verstehe ich nicht warum man bei Opel nicht mitgeboten hat, wenn laut Marchionn die Stückzahl das Entscheidende ist.
Re: Marchionne labert... hier Rendezvous mit einem Mythos...
@ Bernardo: Irgendwie reden wir aneinander vorbei.
Es geht mir nicht darum, dass die zu Pleitefirmen gewordenen Lancia und Alfa
unter Fiat nicht wieder regeneriert wurden.
Es ging NUR um Fiat, das mal gut dastand und nicht die Zeichen der Zeit erkannte.
Und es geht mir darum, dass man heutzutage Kunden schlecht behandelt.
Was ich kritisiere beruht auf meinen Erfahrungen von 28 Jahren Clubarbeit und ist
nicht aus der Luft gegriffen. Dagegen sind die Verschwörungstheorien gegen
deutsche Hersteller und Journalisten schon deshalb Blödsinn, weil es unnötig ist,
irgendetwas gegen Fiat zu inszenieren. Die demontieren sich schon selbst.
Geht es um Lancia in D, so ist es noch lächerlicher. Am Ende verkaufte man in
ganz Deutschland gerade mal 100 Autos pro Monat, davon war fast die Hälfte
auch noch Eigenzulassung. Jeder größere VW- oder ABM-Händler verkauft da
mehr. Was sollen die sich um Firmen Gedanken machen, die absolut bedeutungslos
sind in Bezug auf den Absatz?
Trotzdem stehe ich zu den Autos, aber das gesamte Management ist eine Zumutung
für die letzten wenigen Kunden. Wäre mir das alles egal, dann würde ich kein Wort
verlieren. Ist es aber nicht und gerade die alten Lancisti trauern den Möglichkeiten
nach, die es bei gutem Management hätte geben können.
Dass Du nicht gemeint sein kannst, sollte ja klar sein, denn Du kritisierst
ja auch diese ganzen üblen Dinge.
In diesem Sinne
-D
Es geht mir nicht darum, dass die zu Pleitefirmen gewordenen Lancia und Alfa
unter Fiat nicht wieder regeneriert wurden.
Es ging NUR um Fiat, das mal gut dastand und nicht die Zeichen der Zeit erkannte.
Und es geht mir darum, dass man heutzutage Kunden schlecht behandelt.
Was ich kritisiere beruht auf meinen Erfahrungen von 28 Jahren Clubarbeit und ist
nicht aus der Luft gegriffen. Dagegen sind die Verschwörungstheorien gegen
deutsche Hersteller und Journalisten schon deshalb Blödsinn, weil es unnötig ist,
irgendetwas gegen Fiat zu inszenieren. Die demontieren sich schon selbst.
Geht es um Lancia in D, so ist es noch lächerlicher. Am Ende verkaufte man in
ganz Deutschland gerade mal 100 Autos pro Monat, davon war fast die Hälfte
auch noch Eigenzulassung. Jeder größere VW- oder ABM-Händler verkauft da
mehr. Was sollen die sich um Firmen Gedanken machen, die absolut bedeutungslos
sind in Bezug auf den Absatz?
Trotzdem stehe ich zu den Autos, aber das gesamte Management ist eine Zumutung
für die letzten wenigen Kunden. Wäre mir das alles egal, dann würde ich kein Wort
verlieren. Ist es aber nicht und gerade die alten Lancisti trauern den Möglichkeiten
nach, die es bei gutem Management hätte geben können.
Dass Du nicht gemeint sein kannst, sollte ja klar sein, denn Du kritisierst
ja auch diese ganzen üblen Dinge.
In diesem Sinne

Lancia Club Vincenzo - Int. Lancia Flaminia Register - Int. Lancia Thema Register - Eurovan 1 IG - SAAB-Freunde Südbaden
www.lancia-club-vincenzo.com
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Re: Marchionne labert... hier Rendezvous mit einem Mythos...

Frank, ich weiß, dass FIAT einmal sehr gut dastand, in Europa die Nr.1 war. Das Problem ist die Familie Agnelli bzw. deren Politik, die gezielt war. Italien ist und war immer ein Sonderfall und man kann es nicht mit einfachen Worten erklären, weil einfach viel zu viele Sache miteinander verquickt sind. Vieles, was für uns idiotisch wirkt, verwirrend, hat in Wirklichkeit für bestimmte Kreise einen
Sinn. Die Agnellis haben nicht umsonst zugelassen, dass ein Ingenieur, vielleicht der fähigste FIAT-Manager, wenn nicht aller Zeiten, doch zumindest der letzten 40 Jahre, weggemobbt wurde und ein Romiti das Sagen hatte. Man hat gezielt FIAT an die Wand gefahren. Das ist - leider - die Wahrheit.
Ich habe lange gebraucht, zu begreifen, dass hinter vermeintlich "wahnsinnige" Entscheidungen in Wahrheit eine Strategie stand. Ich muss zugeben, ich habe dafür etwas gebraucht bzw. dank des guten Instinkts eines Lancista, der selbst kein Italienisch kann, aber mir die nötigen Informationen beschaffte, die ich brauchte. Dann kam per Zufall die Klage der Tochter von Gianni Agnelli und schon fügte sich das eine mit dem anderen. Man hat gezielt Geld aus dem Unternehmen gezogen und es auf Umwege auf Offshore-Konten transferiert.
Man konnte halt mit dem "Pleiteunternehmen" FIAT mehr Geld verdienen als mit einem "gesunden" Unternehmen, zumal damals noch die Möglichkeit der "Kurzarbeit Null Stunden" ohne große Auflagen durchzubekommen. FIAT erhielt staatliche, regionale, provinzielle und last but not least auch noch kommunale Unterstützungen, weil jedes Mal mit der Drohung, Arbeitsplätze zu streichen, Gelder locker gemacht wurden. Es gibt einige Fälle, wo FIAT (Lancia-)Arbeiter über viele Jahre in "Kurzarbeit Null-Stunden" waren. Kein Witz!
Am Ende bezahlte der Staat die Gehälter für FIAT. Heute ist das in dieser Form nicht mehr möglich. Mehr noch, heute muss ein Unternehmen offenlegen, welche Maßnahmen man ergreifen will und wieso man "Kurzarbeit Null" beantragen will. Dazu ist es zeitlich begrenzt und kann nur ein einziges Mal verlängert werden.
Wie gesagt, die Agnellis haben gezielt FIAT an die Wand gefahren. Nicht umsonst hat sich in der Volkes Seele eine "Anti-FIAT-Einstellung" eingebrannt, die gleichzeitig eine "Anti-Agnelli-Einstellung" ist. Das geht bisweilen bis in tiefem Hass über und im besten aller Fälle in Verachtung.
Auch die Gewerkschaften, die ich in vielen Dingen scharf kritisiere, kann man in vielerlei Hinsicht verstehen, denn sie wurden nicht selten vorgeführt, in die Irre geleitet, regelrecht belogen und betrogen, also wundert es einem nicht, dass man denen aus Turin nicht über den Weg traut. Warum wohl waren gerade die Gewerkschaften dafür, dass Ford Alfa übernommen hätte und wieso würden italienische Gewerkschaften sofort unterschreiben, wenn VW etc. FIAT übernehmen würden...
Das alles hat etwas mit der Art und Weise zu tun, wie man in Turin mit den Arbeitern und den Gewerkschaften umgegangen ist und man glaubt, "ausländische" Investoren seien vertrauenswürdiger als die Agnellis je waren.
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- Joined: 07 Jan 2009, 20:28
Re: Marchionne labert... hier Rendezvous mit einem Mythos...
Nun zu Opel, FIAT hat ja Opel übernehmen wollen, war aber gerade von weiten Teilen der Medien, Arbeiterschaft nebst Gewerkschaften in Deutschland, um es einmal nett zu sagen, "abgelehnt" worden. Also ist klar, dass man nicht mehr um Opel mitbieten wollte.
Natürlich waren die Agnellis mit Marchionne zufrieden, wie einst mit Romiti. Das Problem ist halt, dass nicht selten die Agnellis ganz allein damit dastanden, aber das hat sie noch nie interessiert. Sie haben sich auf jeden Fall mit beiden gesundgestoßen. Drauf gezahlt haben die Mitarbeiter, der Staat, also im Endeffekt der Bürger.
Natürlich waren die Agnellis mit Marchionne zufrieden, wie einst mit Romiti. Das Problem ist halt, dass nicht selten die Agnellis ganz allein damit dastanden, aber das hat sie noch nie interessiert. Sie haben sich auf jeden Fall mit beiden gesundgestoßen. Drauf gezahlt haben die Mitarbeiter, der Staat, also im Endeffekt der Bürger.
Re: Marchionne labert... hier Rendezvous mit einem Mythos...
Ich sehe das nicht so schwarz. Immerhin gibt es FCA noch und die Produktqualität ist gut.
die Giulia würde sich mehr verbreiten wenn es gute km-Leasing Angebote gäbe.
Ich verstehe nicht, warum da nichts passiert und frage mich ob das nur bei Händlern
ein Problem ist oder ob die Niederlassungen auch auf einem Restwertleasing bestehen.
Und wie ist diesbezgl. die Situation in CH und A
die Giulia würde sich mehr verbreiten wenn es gute km-Leasing Angebote gäbe.
Ich verstehe nicht, warum da nichts passiert und frage mich ob das nur bei Händlern
ein Problem ist oder ob die Niederlassungen auch auf einem Restwertleasing bestehen.
Und wie ist diesbezgl. die Situation in CH und A
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- Joined: 17 Mar 2009, 18:02
Re: Marchionne labert... hier Rendezvous mit einem Mythos...
stichwort markstellung....
in den deutschen erdkundebüchern war mitte der 80er jahre FIAT als beispiel eines "Riesenunternehmens",
fast.... staatstragenden und europaweit bzw. weltweit tätigen Unternehmens, welches nicht nur Autos sondern
auch LKW, Traktoren und sogar Schienenfahrzeuge baut sowie Anteile an Strassenbaufirmen und grossen Zeitungen
hält, abgesehen von der fast Monopolstellung in Italien damals.
Lancia hatte damals, beispielhaft in Griechenland (auch wenn der Markt klein ist) einen Marktanteil von 3,6% (Lancia allein)
und FIAT um 15%.
Die Zeitungen sprachen immer davon, wer denn nun in Europa die Vorherrschaft für sich entscheidet: FIAT oder VW...
Das Endergebnis ist sowas von "haushoch verloren" peinlich, als würde man 1:5 verlieren und hinterher sagen,
das Spiel sei knapp ausgegangen. Nein, am Anfang hat man noch gut mitgehalten aber dann ist man eingegangen
trotz Talent. Stichworte Allrad, Design, Turbo Diesel (Erster im FIAT Croma vor Audi 100), Common Rail Entwicklung
uvm.
stichwort 500...
tatsächtlich kein Billigangebot, eher sowas wie BMW-MINI von FIAT.
Aber er kommt gut an. Die Leute sind bereit, einen Mehrpreis zu zahlen. Gäbe es solche Modelle in mehreren Modellklassen,
sähe die FIAT Welt wohl anders aus...
stichwort leasing...
gute leasing und finanzierungsangebote, sei es für privat oder für firmen oder flottenkunden,
hat man jahrelang versäumt. Es ist eben nicht mehr so, daß ein privatmann mit 20,000 EUR
in der Tasche auftaucht und bar bezahlt, wie das noch bis in die 80er Jahre der Fall war.
in den deutschen erdkundebüchern war mitte der 80er jahre FIAT als beispiel eines "Riesenunternehmens",
fast.... staatstragenden und europaweit bzw. weltweit tätigen Unternehmens, welches nicht nur Autos sondern
auch LKW, Traktoren und sogar Schienenfahrzeuge baut sowie Anteile an Strassenbaufirmen und grossen Zeitungen
hält, abgesehen von der fast Monopolstellung in Italien damals.
Lancia hatte damals, beispielhaft in Griechenland (auch wenn der Markt klein ist) einen Marktanteil von 3,6% (Lancia allein)
und FIAT um 15%.
Die Zeitungen sprachen immer davon, wer denn nun in Europa die Vorherrschaft für sich entscheidet: FIAT oder VW...
Das Endergebnis ist sowas von "haushoch verloren" peinlich, als würde man 1:5 verlieren und hinterher sagen,
das Spiel sei knapp ausgegangen. Nein, am Anfang hat man noch gut mitgehalten aber dann ist man eingegangen
trotz Talent. Stichworte Allrad, Design, Turbo Diesel (Erster im FIAT Croma vor Audi 100), Common Rail Entwicklung
uvm.
stichwort 500...
tatsächtlich kein Billigangebot, eher sowas wie BMW-MINI von FIAT.
Aber er kommt gut an. Die Leute sind bereit, einen Mehrpreis zu zahlen. Gäbe es solche Modelle in mehreren Modellklassen,
sähe die FIAT Welt wohl anders aus...
stichwort leasing...
gute leasing und finanzierungsangebote, sei es für privat oder für firmen oder flottenkunden,
hat man jahrelang versäumt. Es ist eben nicht mehr so, daß ein privatmann mit 20,000 EUR
in der Tasche auftaucht und bar bezahlt, wie das noch bis in die 80er Jahre der Fall war.
- minesweaper
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- Joined: 03 Jun 2011, 18:48
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Re: Marchionne labert... hier Rendezvous mit einem Mythos...
Die emotionslose Marke VW - wer einmal in Wolfsburg war weiß warum das so ist, das ist eine der ödesten Gegenden in Deutschland, die auch die Autobauer geprägt hat - und Lancia aus bella italia passen so direkt nicht zusammen.
Das einzig positive ist, dass VW immer noch genug Geld hat um ordentlich in Lancia zu investieren.
Nachdem auch Bentley und Lamborghini zu VW gehören könnte das mit Lancia schon auch funktionieren.
Das einzig positive ist, dass VW immer noch genug Geld hat um ordentlich in Lancia zu investieren.
Nachdem auch Bentley und Lamborghini zu VW gehören könnte das mit Lancia schon auch funktionieren.
Lancia Delta 3 Oro, 1,8 DI T-Jet, Bicolore: luna piena, vulkano