Giulia angeblich im September in Italien "sehr erfolgreich"...

Hier können Lancisti auch über andere Sachen als Lancia reden.
lanciadelta64
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Re: Giulia angeblich im September in Italien "sehr erfolgreich"...

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Wenn „Vater Staat“ dich am Ende rettet, kann man leichter planen, als wenn im Endeffekt dir eine ganze Nation laufend ins Gesicht springt und darüber hinaus man nicht „staatliche“ Anteilseigner zufriedenstellen musst (Alfa Romeo hat dem italienischen Steuerzahler ein Vermögen gekostet und verbrannte Jahr für Jahr immense Summen).
Frankreich ist B-Segment-Land, ergo garantiert das Land eigentlich hohe Zahlen. Italien ist aber längst zum A-Segment-Land deklassiert, ergo reichen die Volumina im B-Segment nicht mehr aus. Am Ende ist es eine Frage der Gewinnmarge und hier hapert es, wenn du als FIAT deinen Punto für unter 9.000 Euro anbieten musst, während VW für ein ähnliches Modell locker 1.500-2.000 Euro mehr einstreichen kann und das auch noch bei VW typisch „reicher“ Ausstattung (na ja, das Lenkrad ist schon dabei und Sitze auch ;-) ).
Man muss nicht die 500L/X etc. „verkürzen“, denn in Wirklichkeit ist es die „gleiche“ Plattform des Grande Puntos, die nur verlängert wurde. Aber die Kostenfrage ist nicht allein auf die Plattform reduziert, denn FIAT konnte den 500er lange nicht bauen, obwohl der am Ende auch auf einer „verbesserten“ Panda-Form aufgebaut wurde. Dennoch musste man FORD ins Boot holen, um das Produkt entwickeln zu können.
Ähnlich hat FIAT scheinbar versucht, für den „New Punto“ weitere Interessenten für die gemeinsame Entwicklung gesucht, was bisher aber keine Früchte getragen hat.
Die Frage ist eine andere, nämlich glauben wir SM, wenn er sagt, das B-Segment sei ein finanzielles Grab und die Gewinnmargen derart niedrig, dass man keine Gewinne erzielen kann oder glaubt man ihm nicht. Ich kann viele seiner Gedankengänge nachvollziehen, aber am Ende muss auch ich ihm „trauen“, denn natürlich kann ich das nicht kontrollieren, ob seine Äußerungen tatsächlich auf realistische Annahmen beruhen oder es am Ende nur eine Rechtfertigung, weil man die Ressourcen anderweitig binden will bzw. Europa längst aus dem Blickwinkel hat.
Fakt ist, Marchionne hat eine weit geringere Bindung zu Europa als ein Altavilla. Marchionne ist außerhalb Italiens aufgewachsen und mentalitätsmäßig kommt er deutlich besser klar mit der Mentalität der Nordamerikaner als mit der von Europäern und hier speziell Italienern.
Wie gesagt Martin, alles dreht sich darum, ob wir ihm trauen oder glauben, es sei nur eine Ausrede Marchionnes.
Delta LX
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Re: Giulia angeblich im September in Italien "sehr erfolgreich"...

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Immerhin hat Altavilla offenbar genug Gewicht, eigene Ideen für seine von ihm verantwortete Region zu realisieren - wie der TIPO exemplarisch zeigt. Man weiss ja, dass SM anfangs nicht begeistert dahinter stand und darauf hinweis, dass dieses Modell von Altavilla gewollt war. So betrachtet sollte man einen neuen Punto (wie auch von autoedizione kolportiert) nicht ausschliessen. Umso mehr, weil SM ja weiterhin nach möglichen Allianzen Ausschau hält…
inzepinze
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Re: Giulia angeblich im September in Italien "sehr erfolgreich"...

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...und vielleicht wird es im B-Segment doch wieder ein Lancia, wie es autoedizione.nl kolportiert...kein Fiat, kein Alfa...Lancia ist in Italien wohl die erfolgversprechendste B-Segment-Marke für FCA...den ganzen Ypsilons zufolge, die ich in drei Tagen in der Emilia Romagna gesehen habe, wäre das zumindest folgerichtig...

Also weiterhin: Viva Lancia.

Ingo
lanciadelta64
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Re: Giulia angeblich im September in Italien "sehr erfolgreich"...

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Nun laut Marchionne steht er mit Altavilla im "Krieg", denn der eine, Altavilla wollte (will?) einen Punto-Nachfolger und Marchionne nicht.
Da Marchionnes Äußerungen oft auf den Moment ausgerichtet ist, heißt das natürlich per se nicht, dass es nie einen B-Segment-Hatch geben wird, aber Marchionne hat uns auch gelehrt, dass ihm die Kontinuität nicht sehr wichtig ist und das Ende der Produktion (1.000 Mitarbeiter in Melfi werden in Kurzarbeit "Null" geschickt) des aktuellen Puntos steht vor den Türen.

Aber der Tipo hat uns sicherlich gelehrt, dass ein "No" heute, nicht automatisch bedeutet, dass nicht vielleicht "morgen" einer entwickelt wird und es hat ja auch schon in der Vergangenheit, wenn auch mit nicht unbedingt großem Erfolg, "brasilianische" FIATs in Italien gegeben, wie den Palio zum Beispiel (der SW war sogar einigermaßen erfolgreich, die Hatch-Variante dagegen ein Totalausfall, auch weil zu dicht am Punto nach oben und/oder am Panda nach unten).

So ist weder ausgeschlossen, dass man am Ende nicht vielleicht doch noch einen mit ins Boot holen wird (man hat Mazda Pomigliano gezeigt gehabt, eben um eventuell dort Mazda-Produkte zu bauen), noch dass man am Ende es vielleicht doch in Eigenregie durchführt, wenn ich auch nicht glaube, dass man so ein Fahrzeug in Melfi produzieren wird, aber Tychy läuft "leer" und die serbische Produktionsstätte läuft auch nicht auf vollen Touren, also wären beide Standorte bereit.

Auch dürfte der Panda ja in nicht so weiter Zukunft einen Nachfolger bekommen, also wird so oder so sich hier einiges tun, wobei natürlich auch der 500er "Next Generation" ja schon seit längerem in der Entwicklung ist, sodass sicherlich sich noch vieles in den nächsten Jahren tun wird.
lanciadelta64
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Re: Giulia angeblich im September in Italien "sehr erfolgreich"...

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Der Ypsilon ist das zweitmeistverkaufte Auto Italiens und meine Gegend ist voller Ypsilons. Auf Sizilien waren vor einigen Monaten bereits lauter nagelneuer Ypsilons unterwegs und eine Etage unter meinem Ypsilon auf einer Autofähre, gab es eine große Ladung neuer Ypsilons. Aber dennoch sollte man diese Zahlen mit Vorsicht betrachten und paradoxerweise wirken für mich die letzten Zahlen eher als eine Art "Ausverkauf".

Der Ypsilon hat sich als eine Art "Edel-Mini" etabliert, allerdings zu einem "Dumpingpreis". Ein VW Polo kostet hier rund 2.000 Euro mehr und selbst ein Skoda oder Seat kostet mehr, ja sogar der Up! wird hier höher gehandelt. Man liegt preislich beinahe auf Panda-Level, obwohl der Ypsilon qualitativ deutlich besser ist.

Das heißt, man will über den Preis einen "totalen" Ausverkauf des Ypsilons. Der italienische Markt aber garantiert kaum eine Rentabilität eines "New Ypsilons". Es müsste also ein Strategiewechsel her, den ich aber bisher nicht sehen kann und von denen - zumindest die ich kenne - auch die Händler nichts wissen.

Marchionne ist für seine Wankelmütigkeit bekannt und bekanntlich stirbt zuletzt die Hoffnung, dennoch sollte man sich keiner Illusionen hergeben, Marchionne tickt anders. Lediglich Altavilla ist einer der wenigen Manager, die es wagen, SM zu widersprechen (dem einen oder anderen Manager im Hause FCA ist das zum Verhängnis geworden).

Ich habe den Tipo bzw. die drei Varianten nicht kommen gesehen und über den Bravo sprach er mehr oder weniger wie heuer über den Punto, aber umgekehrt hat er auch Sachen konsequent umgesetzt, wie das Einmotten des Lancia Fulvias Concept.
evo16v
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Re: Giulia angeblich im September in Italien "sehr erfolgreich"...

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Ich glaube eine nicht unwesentliche Rolle wird für die Zukunft auch das Thema spielen, das Du ja schon selst erwähnt hast - nämlich die Werkebelegung. Da wird halt die Frage sein, was man alles an Modellen braucht, um Melfi, Tichy, Serbien usw. auszulasten, auch die Frage wie geht es mit der Türkei in Zukunft unter einem so weitermachendem Erdogan weiter, bleibt das ein attraktiver Standort oder muß man vielleicht mal Tipo/Doblo woanders hinschieben, läßt es sich politisch durchsetzen irgendwo ein Werk vielleicht auch dicht zu machen usw. Denke da sind sehr viele Variablen und Stellschrauben im Spiel, die über das reine Produkt weit hinausgehen wenn es um eine konzernweite Rentabilitätsrechnung geht.
Delta LX
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Re: Giulia angeblich im September in Italien "sehr erfolgreich"...

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Im Grunde, Bernardo, bleibt es vorderhand bei Kaffeesatzlesen, sowohl hinsichtlich eines neuen B-Segment-FIAT auch als entsprechender Lancia-Modelle. Und was den (Preis-)Vergleich mit VW-Gruppe-Modellen angeht, so sollte man sich die Frage stellen, ob jene, italienischen Automobilisten, die esterophil sind, überhaupt in Erwägung ziehen, ein FCA-Modell zu kaufen. Mit anderen Worten: das FCA-Angebot richtet sich ohnehin an jene, die das nationale Produkt bevorziehen, weshalb der Preis- bzw. Imagevergleich hinkt. Entsprechend klein dürfte der Anteil Wechselkäufer FCA / ausländisch denn auch sein. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Markt-, Marken- und Produktpolitik von FCA den heimischen Markt betreffend m.E. zu beurteilen.
Delta LX
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Re: Giulia angeblich im September in Italien "sehr erfolgreich"...

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Nachdem Ford ja bekanntlich bei Mazda ausgestiegen ist, FCA bereits mit den Japanern in Sachen Roadster kooperiert, liegen gemeinsame Projekte der beiden Konzerne in anderen Segmenten durchaus im Bereich des Möglichen. Auch und gerade in den Volumen-Segmenten B und C…
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LCV
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Re: Giulia angeblich im September in Italien "sehr erfolgreich"...

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Delta LX schrieb:
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> Nachdem Ford ja bekanntlich bei Mazda ausgestiegen
> ist, FCA bereits mit den Japanern in Sachen
> Roadster kooperiert, liegen gemeinsame Projekte
> der beiden Konzerne in anderen Segmenten durchaus
> im Bereich des Möglichen. Auch und gerade in den
> Volumen-Segmenten B und C…

Die Zielgruppe ist nicht so markenvernarrt wie z.B. die größerer Autos, vor allem im Luxusbereich, sowie bei Coupés und Cabrios.
Der italienische Käufer wird eher Fiat kaufen, auch wenn die Marke nicht beliebt sein mag. In Italien ist das Händlernetz ja noch
ganz gut verteilt und es gibt u.U. jahrzehntelange Verbindungen zwischen Händler und Kunde. Im Ausland hat Mazda in Sachen
Service sicher die besseren Karten. Warum sollte ich einen Fiat kaufen, wenn ich auch einen Mazda bekomme. Die Autos können
absolut gleichwertig sein, aber wenn es um Service, Garantie, Kulanz usw. geht, muss Fiat noch viel lernen, falls man das
überhaupt will. Sicher würden auch einige Fiat im restlichen Europa verkauft werden, aber wenn dafür Mazda umso stärker
verkauft, würden sich die Entwicklungskosten auch lohnen. Jedenfalls kann man bei einem Kleinwagen, der für die Zielgruppe
ein reiner Gebrauchsgegenstand ist, keine derartigen optischen Unterschiede herausarbeiten wie beim MX5 und 124 Spider.
Kultautos wie den 500 kann man auch nicht beliebig kreieren. Außerdem läuft sich so etwas irgendwann tot.
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