...auch das noch!

Hier können Lancisti auch über andere Sachen als Lancia reden.
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LCV
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Re: ...auch das noch!

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Es ist richtig, dass das Händlernetz außerhalb des Heimatmarktes meist dünn ist. Gewisse Entfernungen nimmt man ja auch in Kauf. Aber Lancia hatte ein wirklich gutes Händlernetz mit deutlich über 300 Stützpunkten in Deutschland. Das hat man durch das ewige Ändern der Strukturen zerstört. Man musste nichts mehr aufbauen, nur erhalten. Doch wenn der Händler investieren soll, aber 3 Wochen später erfährt, dass wieder alles anders wird, dann kommt man sich vor wie in der Irrenanstalt. Beispiel: Ein Händler vertritt seit langer Zeit Fiat und Lancia. Insgesamt drei Autohäuser. Nun reiste eine Delegation aus Frankfurt mit ein paar Turinern an und bearbeitet ihn, auch noch Alfa dazu zu nehmen. Er stimmt endlich zu. Kurz darauf kündigt man ihm aber sämtliche Verträge - ohne Begründung. Noch einmal 2 Wochen später bekommt er die großartige Einladung, an der Händlerpräsentation des Thesis in Rom teilzunehmen. Da fallen einem nur noch Obelix-Zitate ein.

Inzwischen hat man es geschafft, das deutsche Vertriebsnetz für Lancia auf ca. 30% herunter zu fahren, wobei über die Hälfte ja eigentlich Chrysler-Händler sind, die mit den noch fahrenden Lancias nichts anfangen können. Wären diese Händler mit Sinn und Verstand flächendeckend verteilt worden, könnte man immer noch damit leben. Aber da hocken irgendwo 3 Händler im Umkreis von wenigen km aufeinander, andere Regionen sind ganz ohne Händler. Und ausgerechnet auch noch dort, wo die Kaufkraft der Leute besonders stark ist. Das nennt man planmäßigen Rückzug. ---

Dass jemand "ausnahmsweise" z.B. den Alfa 156 kaufte, weil der optisch so gut ankam, aber beim nächsten Auto wieder "deutsch" kauft, habe ich schon oft erwähnt. Wer bisher immer national kaufte, hatte doch im Hinterkopf die Bedenken: "Hoffentlich war das kein Fehler!" Die von der Presse und vielen verbreiteten Vorurteile sind zwar stark übertrieben, aber jeder kleine Mangel bestätigt dies ja. Wenn dann noch Defizite beim Service dazu kommen, war es das erste und letzte Mal, dass ein Kunde so experimentierfreudig war. Dabei dürfte er mit einem VW auch nicht besser fahren, aber das spielt sich eben im Kopf ab und ist nicht logisch erklärbar. Gehirnwäsche durch "das Auto". Letzten Endes ist man aber für sein eigenes Image, den Service, Qualität, Umgang mit Kunden in Sachen Garantie/Kulanz usw. selbst verantwortlich. Dort müsste man ansetzen, wenn man denn wollte. Aber will man???
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LCV
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Re: ...auch das noch!

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Glaubst Du mir langsam, dass Fiat Europa abgeschrieben hat?
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Marlon
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Re: ...auch das noch!

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Alex G. schrieb:
-------------------------------------------------------
> Es ist sowohl der Motor als auch das drumherum.
> Mein Freundlicher, auch wenn ich mich hier
> wiederhole, hat mir selbst gesagt, dass von den
> Kunden die den NY erwägen die meisten gerade
> wegen der Motorenauswahl wieder abspringen. Selbst
> meine Frau, die nur nach Verkehrsregeln fährt und
> gerne gemütlich unterwegs ist, findet die
> Motorisierung inzwischen zwar als bekannt und o.k.
> aber eigentlich nicht ausreichend. Den TwinAir mag
> sie nicht, Diesel lohnt sich bei den Strecken
> nicht, also was bleibt? Zielgruppe verfehlt,
> jedenfalls außerhalb Italiens.
>
> Zum zweiten bleibt das ewige Problem Händler und
> vor allem Marketing/Bekanntheit. Jeder der bei uns
> mit dem NY konfrontiert wird als Mitfahrer etc.
> ist überrauscht und angetan von Design,
> Qualität, Nutzwert. Aber wenn diese Leute Autos
> kaufen, würden sie nie zu Lancia gehen, kennen
> die nämlich garnicht und ist einfach nicht im
> Kopf. Eine Kollegin sucht derzeit z.B. einen
> Kleinwagen. Wo guckt sie? Beim Polo, aber nur mit
> 4 Türen den. Dann kommt ein Anderer und sagt:
> "Hoffentlich ist der besser als der Sharan von
> meinem Nachbarn, der dauernd kaput ist" Antwort:
> "Ja, das wollen wir mal nicht hoffen"… Wieso
> kaufe ich denn da? - Weil ich nichts anderes kenne
> und mir die Werbemachinerie ewig eingebläut hat,
> dass das einfach gut ist.
>
> Fiat hat das Problem, es gibt "nichts" zu kaufen,
> also kauft keiner, wo auch? Händler sind auch
> Mangelware. Und wenn keiner kauft, sagt man in
> Turin: "ach, lohnt sich nicht darin zu
> investieren". Man hat zwar kein Geld, aber wenn
> man Autohersteller ist, sollte man sein
> Geschäftsfeld auch darauf ausrichten, oder sehe
> ich da was falsch? Sparen - und zwar an der
> falschen Ecke - ist zwar oft nötig, aber kein
> Geschäftsmodell.
>
> Aber das hatten wir alles schon.
>
> Grüße
> Alex G.

Ciao Alex,

genau dies haben mir auch die Händler bestätigt, mit denen ich gesprochen habe.

Der NY ist doch alleine von Namen und Design nicht für den typischen Kleinwagen
Käufer der nur klein und billig will. Dafür gibt es genug andere.

Auch wurde 2011 bei der Präsentation einige Artikel in deutschen Tageszeitung
veröffentlicht, die genau auf das Thema der "unklaren Positionierung" des NY eingehen.

Sämtliche Hersteller versuchen Autos dieser Klasse höher zu postitionieren,
nur der Vorreiter des Luxus (nicht Sport !!!!!) Kleinwagens rudert zurück.

Leider finde ich auf Anhieb nur diesen ....

http://www.spiegel.de/auto/fahrberichte ... 65048.html

Die Kunden die sich mit dem für diese Klasse eleganten Aussendesign anfreunden
können, fehlt das passende Innere bzw. die passenden Motoren.

Hier bei mir im Umkreis in Süddeutschland haben viele ehemals starke Lancia Händler
nur noch einen Lancia Service oder haben maximal noch einen NY auf dem Hof stehen,
meist noch von 2011 als Werkstattwagen.

Das einzige was mich von Ausstattung und Art noch an Lancia in dieser Klasse erinnert,
sind die dort ausgestellten 500 mit Leder und Vollausstattung, die man bei Lancia nicht
mehr bekommt. Die meisten Händler hier im Umkreis verkaufen an die verbliebenen
Lancia Kunden in dieser Klasse den 500 bzw. 500 Abarth. Werbung sieht man für Lancia
ebenfalls nicht, dafür wird der 500 regelmässig in der Presse beworben.

Ansonsten sah man bei diversen Händler von Fremdfabrikaten in letzter Zeit
einige schöne Y 843, die die Lancia Händler nicht mehr in Zahlung
nehmen durften :(

Gruß Marlon
Alex G.
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Re: ...auch das noch!

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Es ist tatsächlich auch die Positionierung des NY, die zu Unsicherheit der potentiellen Käufer führt. Der NY steht technisch und von den "Zwergenmotoren" auf einer A-Plattform, ist aber von Größe, Ausstattung und Fahrkomfort besser, eher B-Segment. Im klassichen A-Segment - d.h. klein, kleiner Motor, günstiger Kaufpreis - kann er nicht punkten, da er zu teuer und orchideenhaft ist. Im B-Segment zählt dann wieder nur das Image, welches man sich bei MINI, A1, etc. zu kaufen sucht. Einhergehend mit PS-Protz. Hier ist der NY zu untermotorisiert und es hapert dann auch an möglichen Ausstattungsdetails. Er liegt also dazwischen. Und den Kult- und Knuddelfaktor hat er genausowenig, wie einen bekannten Namen.

Von jeher war Lancia meist der veredelte Fiat, aber im Vergleich zum 500er und dessen Ausstattungsmöglichkeiten bekommt man schnell den Eindruck, der NY ist zu zaghaft, irgendwie halbherzig aufgestellt und - ja vom Gefühl her - eher Resteverwerter von Fiat (siehe Delta-MOMO-Felgen). Obwohl der Wagen im Nutzwert und Eigenschaften von seiner Entwicklung her mehr kann und können dürfte.

Grüße
Alex G.

PS: Also wenn Fiat noch eine Billigmarke anstrebt, warum nicht Lancia. Die Ausstattungen passen inzwischen fast, beim Namen kann sich der unkundige Dacia-Suchende dann gerne irren und zuschlagen, nur der Preis muss dann noch ein wenig runter;-)
web.uno
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Re: ...auch das noch!

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man hat den YPSILON nun mal als mittelding konzipiert - darin seh ich noch nicht das problem - denn das ist auch der DELTA.
dennoch kann man nicht davon ausgehen das er weil er zwischen den klassen A und B liegt auch das B-segment befriedigen kann. da fehlt eben wieder mal das schon oft vermisste modell das dann zwischen B und C liegen sollte. aber das ist ja leider ein ganz anders thema.
das größte problem ist es das man keine fähigen marketingleute hat die eben seine vörzüge herauskitzeln und entsprechend bewerben. ein paar studioaufnahmen und zugeschwafel von wegen luxus und so weiter interessiert niemanden. MERCEDES ist ja bestimmt auch nicht zum premiumruf gelangt weil sie sich ständig als solche bezeichnet haben.
und die motoren fehlen natürlich auch. denn wie du schon sagtest, mit dem motorenangebot sieht er aus wie ein billiger kleinstwagen was er aber nicht ist.
MfG,
martin
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lanciadelta64
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Re: ...auch das noch!

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Natürlich müsste man genau an den Punkten ansetzen, aber man hat es über Jahre versäumt, das Auslandsgeschäft anzukurbeln. Dass man auf dem Heimatmarkt, speziell nachdem sich Kaufverhalten, Steuergesetzgebungen etc., verändert hatten, nicht "ewig" 60% und mehr hätte halten können, was eigentlich klar.

Aber in Köpfen war lange einfach das Prinzip, außerhalb Italiens ist jedes verkaufte Auto einfach ein "Zuckerguss" auf den Kuchen, also schön, aber nicht unbedingt "notwendig" und heuer ist man ein Gefangener dieser Situation, zu schwach, um allein davon leben zu können, zu stark, um diesen Markt zu ignorieren und im Ausland eben nicht die Strukturen verbessert, die schon in den 1980er Jahren teilweise eine Zumutung waren.

Heute fehlt das Geld und/oder Glaube, sich außerhalb Italiens noch einmal aufzuraffen. Und SM ist der Meinung - ob nun zu recht oder zu unrecht, wird die Zukunft zeugen - dass man mit dem "gleichen" Geld woanders halt mehr herausholen kann bzw. wesentlich weniger investieren muss, um ein vielleicht besseres Ergebnis einzufahren.

Das ist nüchternes Handeln, aber umgekehrt war FIAT 2004 finanziell bankrott, heute mit der Krise ohne Chrysler wohl auch. Statt dessen hat man, wenn man den Zahlen glauben darf, weit über 10 Mrd. Euro "cash" in der "Streikkasse", die man aber als "Rücklagen" braucht, um gewisse Probleme abfedern zu können bzw. weitere Investitionen tätigen zu können.
lanciadelta64
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Re: ...auch das noch!

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FIAT hat in China - ja, FIAT ist schon länger in China, nicht wie VW, aber immerhin, allerdings hat man einige Male auf das "falsche" Pferd, sprich, falschen Partner gesetzt - länger seine "Weltautos" verkauft. Die Sache ist nur, dass die Wenigsten diese Modelle kennen, weil es "World Cars waren, die nicht in Europa vertrieben wurden. Die Serie "Siena/Alba" - im Prinzip ein FIAT Palio mit Heck - wurde auch in China gebaut.

Viaggio (und ich denke mir, so auch der Ottimo) dürften neue "World Cars" werden und somit ist das einfach eine "neue" Generation, die ja auch einmal "fällig" wurde. Wenn man "gemein" ist, könnte man auch sagen, der Ottimo ist im Prinzip ein "FIAT Stilo" mit anderer Karosse, denn die Plattform ist ja eng verwandt und vor allem bekam der Ottimo die komplette Aufhängungen vom Stilo, vorne wie hinten, das Getriebe dürfte wohl das aus dem FIAT 500 sein, ein richtiges "FIAT-Getriebe" noch, mit 5-Gängen.

Also kannst du davon ausgehen, dass die Entwicklung des Ottimo nicht wirklich viel gekostet haben dürfte. Aber sollten sich Viaggio und Ottimo wirklich allein in China 70.000x verkaufen, wären die genauso erfolgreich wie der FIAT Bravo, mit dem Unterschied, dass der in der Produktion wohl erheblich teurer gewesen ist und somit die Gewinnmarge einfach deutlich höher sein dürfte als bei einem Bravo.
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