Fiat und Chrysler

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minesweaper
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Fiat und Chrysler

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Lancia Delta 3 Oro, 1,8 DI T-Jet, Bicolore: luna piena, vulkano
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LCV
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Re: Fiat und Chrysler

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Haben die auch schon erkannt, wo die Reise hin geht?
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DirkR
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Re: Fiat und Chrysler

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hier kommts noch viel dicker: http://www.autoedizione.com/marchionne- ... -chrysler/

Gruß, DirkR
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LCV
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Re: Fiat und Chrysler

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Diese Idee habe ich hier damals schon gepostet, als Fiat bei Chrysler einstieg. Man hätte unter einem neuen Namen einen ganz neuen Autokonzern vorstellen sollen, sozusagen mit einem Paukenschlag. Die Presse hätte sich da voll draufgestürzt und man hätte - als Weltkonzern - die Imageprobleme mit Fiat, Italien und Chrysler eliminiert. Das hätte aber nur Sinn gemacht, wenn direkt beim Einstieg dieser neue Name vorgestellt worden wäre. Jetzt so etwas zu machen, ist meiner Ansicht nach viel zu spät. Vermutlich lag es daran, dass Fiat nicht das Geld hatte, um sofort eine Fusion durchzuführen. Diese ist ja immer noch nicht vollzogen. Außerdem sucht SM ja noch einen dritten Partner, der hier mit einsteigt.

Wie gravierend doch die Vorurteile sind, sieht man an den Kommentaren diverser Dummschwätzer wie z.B. "wer italienische Autos kauft ist selber schuld". Man kann sich sachlich mit Mängeln auseinandersetzen und es ist auch unbestritten, dass es welche gibt. Aber Pauschalurteile sind idiotisch, wie es auch dumm ist, effektiv vorhandene Missstände zu leugnen und statt dessen auf irgendwelchen Konkurrenzfabrikaten herum zu hacken. Das alles ist eher Stammtischpolemik und hat nichts mit konstruktiver Kritik zu tun.

Ich würde keine italienischen Autos fahren, wenn die so miserabel wären. Angesichts der aktuellen Einstellung des Konzerns zum Service, der Ersatzteilversorgung und Modellpolitik würde ich aber auch kein neues Auto kaufen.
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lanciadelta64
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Re: Fiat und Chrysler

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Nun SM sagt heuer nichts anderes als das, was ich schon seit einiger Zeit "predige", denn Europa ist für italienische Fahrzeuge, sofern nicht "Exot" vom Rang eines Ferraris, "verbrannte" Erde und um eine Kehrtwendung zu gelingen, bräuchte man viel Zeit und Geld und beides hat man nicht.

Dass es auch eine Frage des Images ist, sieht man am besten Beispiel des Opel Corsas oder FIAT Puntos (Grande Punto). Der Punto ist sicherlich nicht das "hässlichere" Auto und beide sind gemeinsam entwickelt worden und viele Bauteile, wie Motoren, Getriebe, Plattformen und auch sonstige Teile sind teilweise baugleich. Dennoch hat sich der Corsa fast immer besser verkauft - und das teilweise recht deutlich - als Punto und das selbst in der Phase, als Opel die Schließung drohte.

Ein Bekannter hier bei mir hat sich vor einigen Jahren den Corsa mit dem 1,3 CTDI gekauft, also dem gleichen Motor wie der im Punto verbaut wird, also mit dem 1,3 MultiJet, einen von FIAT entwickelten Diesel. Er wollte um jeden Preis "keinen italienischen" Motor haben und ließ sich von mir auch nicht überzeugen, dass der Motor der gleiche ist, wie im Punto und es sich hierbei um einen "FIAT-Motor" handelt.

Allein die Tatsache, dass er eben nicht in einem FIAT verbaut wurde, sondern in einem Opel, machte aus dem automatisch einen "besseren" Motor.

Eine Namensänderung aber wird auch nur schwer gelingen, denn am Ende wird es eh doch immer heißen "Marke X", da steckt doch die alte FIAT-Gruppe dahinter und schon ist auch dieser Name "verbrannt".

Ich denke mir, dass SM etwas anderes vorschwebt, nämlich weniger eine "Namensänderung" per se (die braucht man im Prinzip nicht mehr, weil Lancia und FIAT ja de facto "zusammengestrichen" werden), als vielmehr die Aufgabe "Europas".

Es gehen die Gerüchte um, dass man auch gerne 5-10% auf dem Heimatmarkt und weitere Marktanteilsverluste hinnehmen würde, dafür aber den europäischen und auch italienischen Markt eher als "Nebenschauplatz" betrachten.

Die Schwierigkeit, die aber FIAT hat - und daher die Suche nach einem weiteren Partner - ist die Schwäche selbst auf den wachsenden Märkten.

FIAT ist in Lateinamerika stark und in Nordamerika dank Chrysler, aber ob Indien oder auch China, auf beiden Märkten gab es viel Sand im Getriebe und noch immer hat man dort nicht Fuß gefasst und selbst der russische Markt - eine Blamage an sich, wenn man bedenkt, dass Lada in FIAT-Lizenz gebaut hat - ist "ausbaufähig".

Also kann man nicht so einfach Europa aufgeben. Aber das FIAT-Programm zeigt schon eindeutig Tendenzen, dass man nur noch mit einem Rumpfprogramm arbeitet und Lancia spätestens mit dem Ablauf des Lebenszyklus des Ypsilons komplett verschwindet.

FIAT besteht heute aus einem Panda, dem 500er mit all seinen "Schwestermodellen" wie 500 L, 500 Living und demnächst 500 L, wobei der 500er eine Submarke bilden soll. Der Bravo läuft aus, der Punto ist seit 8 Jahren im Programm und bei beiden ist kein Nachfolger in Aussicht.

Beim Bravo gibt es laufend widersprüchliche Nachrichten und über das B-Segment meinte Marchionne, dass man im dem Segment absolut keine Gewinne einfahren könne und erkennen lassen, man könne auch verzichten, im dem Segment "klassisch" vertreten zu sein.

Der Freemont ist wiederum nichts anderes als der Dodge Journey und ich gehe einmal davon aus, dass auch der keinen direkten Nachfolger haben will.

Also bestünde ja FIAT schon nur noch aus Panda und der "Submarke" 500, also eigentlich nicht mehr wirklich am Markt. Lancia wird vom Markt genommen und sollte es stimmen - ich bleibe aber skeptisch - dass man bei Alfa auch plane, keinen MiTo- und Giulietta-Nachfolger auf den Markt zu bringen und wohlwissend, dass oberhalb des C-Segments für alle Italiener, auch für Alfa, die Luft extrem dünn wird und im E-Segment mit Ghibli ja eine "starke" Konkurrenz im eigenen Hause steht, zumal ja Maserati ja auch für "Sportlichkeit" steht.

Also bleibt wirklich nicht mehr wirklich viel in Europa übrig. Ich glaube auch nicht, dass ökonomisch mittelfristig etwas ändern wird und die Krise in Europa noch länger andauern wird. So dürfte man am Ende in erster Linie für den "internationalen" Markt produzieren und Europa wird zu einem "Zusatzgeschäft", einer Art "Zusatzbrot", ohne dass hierfür extra Modelle entwickelt werden.
mefisto2011
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Re: Fiat und Chrysler

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Vom Freemont wurde schon von einem direkten Nachfolger gesprochen, der auch italienischer ausfallen soll - angeblich, frag mich nicht, wo ich das gelesen habe
mefisto

aktuell: Lybra SW 1,9 JTD

davor
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lanciadelta64
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Re: Fiat und Chrysler

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Nun ich sprach von einem "italienischen" Nachfolger.

Aber es wurde in der Tat viel und davon das Gegenteil geschrieben, sodass man am Ende nichts weiß. "Zu viel" Information wird schnell zur Desinformation. Angeblich sollte der Bravo keinen Nachfolger bekommen, sondern durch eine Art "FIAT Qashqai" ersetzt werden. Dann hieß es, es sollte doch einen Bravo geben, dafür in China gebaut und im Endeffekt ein "Viaggio Hatchback", dann wieder Rolle rückwärts.

Dann sagte SM, kein neuer Punto, weil das B-Segment nur Verluste bringt, dann doch ein neues Modell, dafür etwas später, dann wieder Rolle rückwärts. Dann hieß es, SM wolle nicht mehr in Italien investieren, um dann zu erzählen, er wolle in Italien nur noch "Premium-Modelle" herstellen lassen, ergo dann auch Alfa 169er, Ghibili Maserati und der QP, dazu die SUVs.

Dann entscheidet das Verfassungsgericht so, wie es halt entscheiden musste, weil SM nicht vorgeben kann - wäre auch in D. nicht möglich - wie sich der Arbeiter gewerkschaftlich zu organisieren hat und schon redet er wieder, man wolle komplett alles ins Ausland bringen und blablabla.

Also was interessiert mich morgen das Geschwätz von heute würde man dazu sagen.

Aber Fakt ist, der Freemont hat sich de facto nicht häufiger verkauft als die Modelle von Alfa oder FIAT im D-Segment. Dass er dennoch "erfolgreich" war, liegt daran, dass man mit weniger gerechnet hatte, von Anfang an ihn extrem günstig anbot und weil auf ein "altes" Modell aufbauend, schon längst amortisiert war, ergo selbst für einen "Dumpingpreis" gewinnbringend zu verkaufen war.

Ob Croma oder Alfa 159er, sie führten auch das D-Segment an. Das vergessen viele (ich beziehe mich in erster Linie auf Italien).

Aber schon nach dem Croma und vor dem Freemont meinte SM, FIAT werde kein Fahrzeug mehr oberhalb des C-Segments auf den Markt bringen und wenn ein "New Journey" wirklich kommen sollte, wird sich zeigen, ob man dann auch dieses Modell so günstig anbieten kann oder nicht doch für deutlich mehr und damit auch der Verkauf gefährdet wäre.

Wie gesagt, es wird heute "alles" und davon das Gegenteil geschrieben.

Zuerst war immer die Rede, MiTo und Giulietta seien "erfolgreich" und lese ich, Alfa komme nur noch mit Heckantrieb heraus, ergo verließe die beiden kleineren Segmente. Allerdings sind es gerade die Modelle, die auf Stückzahlen kommen und zumindest in Europa wird man im D-Segment und schon gar nicht im E-Segment, wo es auch noch Konkurrenz im eigenen Hause mit dem Ghibli gibt, auf wirkliche Stückzahlen kommen.

Daher hieße das für mich, wenn das stimmt, dass man tatsächlich Europa aufgeben wolle und Autos nur noch für "fremde" Märkte bauen, wobei diese dann zwar auch in Europa angeboten werden, aber eben halt nur als eine Art "Zubrot".

Noch einmal, FIAT verkauft in erster Linie in Italien und hier in erster Linie in den unteren Segmenten, da auch der italienische Markt besonders in den unteren Segmenten Autos will. Den Kleinwagensektor - also B- und auch C-Segment - aufgeben, hieße, sich aus Europa zu verabschieden.
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LCV
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Re: Fiat und Chrysler

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Man kann es auch so sehen: In Europa macht der Fiat-Konzern momentan 1/4 Milliarde Euro Verlust im Quartal, also im Jahr etwa 1 Mrd. Egal, was man in Italien heutzutage verkaufen kann, Verlust ist Verlust! Außerhalb Europas macht man ganz gute Gewinne, da Chrysler sich erholt hat und Fiat do Brazil auch nicht schlecht läuft. Also ist es nur logisch, Europa zu verlassen, den ganzen Wasserkopf an Verwaltung und Vertriebssystem einzusparen, um damit am Ende noch viel besser dazustehen. Schließlich werden ja die Gewinne außerhalb Europas durch die genannten Verluste geschmälert. Wenn die Fusion vollzogen ist und man an die Börse geht, werden schon die Aktionäre Druck machen, dass nicht ein verlustbringender Zweig durchgeschleppt wird. Aktionären wie Managern ist Tradition so was von egal. Da zählt nur das Ergebnis.

Man muss ja als verantwortungsbewusster Chef auch in die Zukunft schauen. Die Konjunktur ist immer ein Auf und Ab. Deshalb kann man nicht davon ausgehen, dass der Boom auf den jetzt gut laufenden Märkten ewig anhält. 1 Mrd. Euro pro Jahr statt Verlust als Rücklage für schlechtere Zeiten oder als Investition in neue Modelle ist immer besser. Ich kann mir sogar vorstellen, dass nach Abstoßen der Verlustbringer die Rankingagenturen den Konzern besser einstufen und dadurch Kredite billiger werden. Aus rein geschäftlicher Sicht kann der Konzern nur gewinnen, wenn er Europa verlässt. Dabei gibt es immer noch die Möglichkeit, über Importgesellschaften einen gewissen Bedarf zu bedienen. Aber diese wären eigenständige Firmen, die nicht wie eigene Niederlassungen viel Geld kosten.

Lediglich Ferrari ist mit Maranello und Maserati mit Modena so verbunden, dass man die beiden in Italien lassen könnte. Aber alles, was in Richtung Massenproduktion geht, ist überall besser aufgehoben als in Italien, wo die Produktivität nicht stimmt, Gewerkschaften ihre Machtkämpfe austragen und kriminelle Organisationen die Werke unterwandern.

Wenn die Verkäufe in Italien so wichtig sein sollen, bei DEN Verlusten ist das doch Unsinn. Einziger möglicher Versuch: Den Vertrieb in ganz Europa bis auf Italien einstellen, die ganze teure Organisation dadurch stark reduzieren und schauen, ob man allein mit Italien immer noch Verluste macht. Ich glaube aber nicht, dass es viel bringt. Auch in diesem Fall könnten eigenständige Importeure, z.B. ein sehr großer Händler mit vielen Filialen, bei Bedarf Autos importieren.
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graneleganza
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Re: Fiat und Chrysler

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hat FIAT in Italien selbst wirklich Verlust ?
Kann ich mir kaum vorstellen...
War doch mit mehr als 40% plus 10% Lancia Marktanteil unangefochtener Marktführer
auf dem heimischen Markt und beherrschender als VW in Deutschland.
Aber diese Zeit liegt wohl auch mind. 1 Jahrzehnt zurück.
lanciadelta64
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Re: Fiat und Chrysler

Unread post by lanciadelta64 »

Nun FIAT hatte sicherlich eine Zeit lang einen Marktanteil, der höher lag als der VW in Deutschland. Umgekehrt aber war der Markt in D. teilweise deutlich größer, also verkaufte die VW-Gruppe schon da nicht unbedingt minder Fahrzeuge. Auch hat die VW-Gruppe heute samt Skoda und Seat, Audi und VW sicherlich eine Marktstärke auf den größten Markt Europas, die nicht zu unterschätzen ist.

Man darf auch nicht vergessen, dass FIAT mit der Übernahme Alfas de facto (lassen wir Marken wie Lamborghini und zuerst auch noch Maserati beiseite) die gesamte "italienische" Autoindustrie in der Hand hatte. Wenn man dann die Marktanteile von Mercedes, BMW, Opel und Ford auch noch als "Deutsch" hinzurechnet, kommt eine "Marktkonzentration" der deutschen Autoindustrie auf den Heimatmarkt, von die italienische Autoindustrie das letzte Mal vor rund 20 Jahren träumen durfte.

Die FIAT-Gruppe hat heuer einen Marktanteil so um die 28-29%, Lancia liegt bei rund 5%, Alfa bei 3. Wenn ich es noch gut in Erinnerung habe, hatte Lancia sogar einen Anteil von rund 13%, FIAT aber selbst nie 40%, aber mit Alfa und Lancia zusammen kurzzeitig an die 60%. Wie gesagt, damit war die gesamte italienische Autoindustrie gemeint und anders als in Deutschland (15%), hatten die Japaner einen unbedeutenden Marktanteil.
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