Caro Fiore,
wir haben oft über die Problematik der "fetten" Jahre gesprochen. Ich will das jetzt nicht wieder aufrollen, mit Romiti und Co z.B.
Also gehen wir zur Ära SM über. Ich sehe die Sache sicherlich kritisch und für mich ist SM weder ein Messias noch ein "Totengräber" und ohne Chrysler würde FIAT heuer das Schicksal der PSA-Gruppe ereilen, ohne dass aber, anders als in Frankreich, man auf Hilfe des Staates hoffen könnte.
SMs Verdienst ist es, mit "leeren" Kassen, nahezu zahlungsunfähig dank geschicktem Taktierens FIAT zu "stabilisieren". Man darf nicht vergessen, dass FIAT während der Umstrukturierungsphase und der ausgearbeiteten neuen Strategie von der Finanzkrise voll getroffen wurde und das nur 3 Jahre, nachdem beinahe der "Gerichtsvollzieher" vor der Türe stand.
Die Situation war 2004 so dramatisch, dass die Zulieferer nur Teile gegen Cash lieferten, was extrem ungewöhnlich ist und die Banken wollten der FIAT-Gruppe keinen einzigen Cent mehr geben. Schlimmer noch, denn man hatte Stück für Stück auch mit Entwicklungen aufgehört. Es gab also nix mehr und dazu eine zu dem Zeitpunkt veraltete Modellflotte.
Mit der "Abfindung" GMs wurden dann die Projekte gestartet, die wir kennen, der Bravo um 12 Monate vorverlegt und die Motorenentwicklung wieder begonnen (T-Jet, MultiAir etc.).
In der Zeit wollte SM die Strategie der PSA-Gruppe anwenden und er gab das Ziel heraus, dass jedes Fahrzeug das Nachfolgermodell tragen müsste und nur ein neues Modell auf den Markt kommen sollte, wenn es finanziell abgesichert sei.
So hat -was viele vergessen - nicht nur das Fulvia-Konzept eingestanzt, sondern auch das des FIAT 500 (3+1). Es begann die Zeit, dass mit Suzuki den Sedici baute, holte Ford mit ins Boot, um für sie den Ford Ka zu bauen, wobei Ford so rund 50% der Entwicklungskosten des FIAT 500 übernommen hatte und erst mit Ford im Boot gab SM grünes Licht, den 500er zu bauen.
Chrysler aber bekam FIAT beinahe "geschenkt", bzw. bezahlte man in Technologietransfer ohne Geld aus der Tasche zu ziehen.
Es ist also nicht so, dass nun FIAT-Europa Mrd. Euro Gewinne erzielt hätte, mit denen man die Chrysler-Beteiligung finanziert habe bzw. mit denen man Chrysler nun komplett einverleiben möchte.
Fakt ist, dass FIAT-Europa im letzten Jahr rund 800 Mio. Euro Verluste eingefahren hat und dass die FIAT-Gruppe am Ende mit schwarzen Zahlen dasteht, liegt vor allem an den Gewinnen der Chrysler-Group samt FIAT-Lateinamerika.
Auf diesem Gebiet hat SM relativ wenige Fehler gemacht bzw. dafür gesorgt, dass FIAT - wenn auch in einigen Bereichen eher schleppender (siehe China) - das Schicksal der PSA-Gruppe erspart geblieben ist.
Anders als die Leute der PSA-Gruppe hat SM schnell begriffen - oder einfach auch nur das Glück gehabt - dass man sich mehr von Europa lösen müsse.
Sicherlich hat aber im Detail SM nicht immer eine gute Figur gemacht, sein "Schlingerkurs", zumindest verbal, hat nicht immer gutgetan und vor allem in einem Land, in dem FIAT traditionell misstraut wird, sorgte er für noch mehr Misstrauen und Missmut.
SM ist, wenn es im Großen geht, sicherlich ein hervorragender Stratege, der aber im Detail oft einiges zu wünschen übrig lässt.
Tanti saluti
Bernardo
Lancia Italien Mai
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Re: Lancia Italien Mai
Das ist ja die "Politik" SM, der Europa als "verbrannte" Erde sieht und ich befürchte, wir werden in Europa noch über Jahre mit der Krise zu tun haben. Seine Strategie ist ja eben "weltweit" gerichtet und so hat er denn auch auf Alfa gegen Lancia gesetzt, weil er Alfa eher zutraut, eine weltweite Rolle spielen zu können als Lancia bzw. mit weniger finanziellem Aufwand.
FIAT bezahlt heute auch die Fehler der Vergangenheit, als man den Schwerpunkt auf Italien setzte und die Fahrzeuge, die man im Ausland verkaufte, als schönes "Zubrot" ansah, ohne aber diese Märkte als "lebenswichtig" anzusehen. Als dann die Krise kam, rächte sich diese "Strategie", denn man verlor Stück für Stück auf den Heimatmarkt, ohne aber in Europa zulegen zu können.
Es ist halt so, dass mit FIAT und Co in Europa sehr viele negative Assoziationen einhergehen und dieses Image wird man nicht so schnell los. Dazu ist sorgt das Bild des Landes nicht gerade dazu, "verkaufsfördernd" zu wirken.
Anders ausgedrückt, Europa ist für die FIAT-Gruppe "verbrannte" Erde und es fehlt das nötige "Kleingeld", um dieses Image mit einer kostspieligen Marketingoffensive gegenzuwirken.
Daher richtet sich ja auch das Augenmerk auf andere Märkte, die außerhalb Europas liegen, auf die man, ehrlich gesagt, auch erst spät und dann teilweise fehlerhaft (China, Indien), aktiv wurde.
FIAT bezahlt heute auch die Fehler der Vergangenheit, als man den Schwerpunkt auf Italien setzte und die Fahrzeuge, die man im Ausland verkaufte, als schönes "Zubrot" ansah, ohne aber diese Märkte als "lebenswichtig" anzusehen. Als dann die Krise kam, rächte sich diese "Strategie", denn man verlor Stück für Stück auf den Heimatmarkt, ohne aber in Europa zulegen zu können.
Es ist halt so, dass mit FIAT und Co in Europa sehr viele negative Assoziationen einhergehen und dieses Image wird man nicht so schnell los. Dazu ist sorgt das Bild des Landes nicht gerade dazu, "verkaufsfördernd" zu wirken.
Anders ausgedrückt, Europa ist für die FIAT-Gruppe "verbrannte" Erde und es fehlt das nötige "Kleingeld", um dieses Image mit einer kostspieligen Marketingoffensive gegenzuwirken.
Daher richtet sich ja auch das Augenmerk auf andere Märkte, die außerhalb Europas liegen, auf die man, ehrlich gesagt, auch erst spät und dann teilweise fehlerhaft (China, Indien), aktiv wurde.
Re: Lancia Italien Mai
Grazie Bernardo, so isses.
Und seien wir ehrlich, dem Agnelli/Elkann-Trupp ist es doch schnurzegal wie die Autos ausschauen, denen gehen WIR am Hintern vorbei, Hauptsache in Ihren Büchern sind die Zahlen schwarz.
Man kratzt die Kohle aus den anderen Familienbetrieben zusammen, macht zusätzlich noch ein wenig Schulden bei anderen Institutionen und prompt hat man 10 Mia. für eine Übernahme übrig..., und dann???
Heute nennt man sowas 'Zufriedenstellung der Aktionäre'!
Und seien wir ehrlich, dem Agnelli/Elkann-Trupp ist es doch schnurzegal wie die Autos ausschauen, denen gehen WIR am Hintern vorbei, Hauptsache in Ihren Büchern sind die Zahlen schwarz.
Man kratzt die Kohle aus den anderen Familienbetrieben zusammen, macht zusätzlich noch ein wenig Schulden bei anderen Institutionen und prompt hat man 10 Mia. für eine Übernahme übrig..., und dann???
Heute nennt man sowas 'Zufriedenstellung der Aktionäre'!
Re: Lancia Italien Mai
>2) auf jeden Fall Deutschland, denn ich glaube, die VW-Gruppe samt Skoda liegt wohl über den Wert der FIAT-Gruppe in Italien und dazu auch noch auf dem größten Markt Europas.
Der VW-Konzern hatte 2012 in Deutschland einen Marktanteil von ca. 42%. Darin enthalten sind die Marken VW, Audi, Skoda und Seat. Für mich eine besorgnis eregende Größe.
Gruß
Ingo
Der VW-Konzern hatte 2012 in Deutschland einen Marktanteil von ca. 42%. Darin enthalten sind die Marken VW, Audi, Skoda und Seat. Für mich eine besorgnis eregende Größe.
Gruß
Ingo
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Stillgelegt:
BMW 525i EZ. 1990
Lancia Dedra 2000 Turbo EZ. 1992 (Bj. 1991)
Fiat Punto 55S EZ. 1994
Honda CB450S EZ. 1986
In Betrieb:
Lancia Thesis 2.4 20V Emblema EZ. 2004 (Bj. 2003)
Triumph Daytona 675 EZ. 2006
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In Betrieb:
Lancia Thesis 2.4 20V Emblema EZ. 2004 (Bj. 2003)
Triumph Daytona 675 EZ. 2006
Re: Lancia Italien Mai
Thesis0 schrieb:
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> >2) auf jeden Fall Deutschland, denn ich glaube,
> die VW-Gruppe samt Skoda liegt wohl über den Wert
> der FIAT-Gruppe in Italien und dazu auch noch auf
> dem größten Markt Europas.
>
> Der VW-Konzern hatte 2012 in Deutschland einen
> Marktanteil von ca. 42%. Darin enthalten sind die
> Marken VW, Audi, Skoda und Seat. Für mich eine
> besorgnis eregende Größe.
>
> Gruß
>
> Ingo
Hallo Ingo,
das bezieht sich auf den Absatz, nicht Umsatz. Da BMW und Mercedes
sicher einen größeren Anteil der teureren Autos haben, dürfte es beim
Umsatz nicht so gravierend sein. Skoda und Seat ziehen den Konzern
etwas herunter. Aber bezogen auf den Fiat-Konzern ist es umgekehrt.
Das Programm besteht zum größten Teil aus viel billigeren Autos, da
ja Ferrari und Maserati keine großen Mengen verkaufen.
Gruß Frank
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> >2) auf jeden Fall Deutschland, denn ich glaube,
> die VW-Gruppe samt Skoda liegt wohl über den Wert
> der FIAT-Gruppe in Italien und dazu auch noch auf
> dem größten Markt Europas.
>
> Der VW-Konzern hatte 2012 in Deutschland einen
> Marktanteil von ca. 42%. Darin enthalten sind die
> Marken VW, Audi, Skoda und Seat. Für mich eine
> besorgnis eregende Größe.
>
> Gruß
>
> Ingo
Hallo Ingo,
das bezieht sich auf den Absatz, nicht Umsatz. Da BMW und Mercedes
sicher einen größeren Anteil der teureren Autos haben, dürfte es beim
Umsatz nicht so gravierend sein. Skoda und Seat ziehen den Konzern
etwas herunter. Aber bezogen auf den Fiat-Konzern ist es umgekehrt.
Das Programm besteht zum größten Teil aus viel billigeren Autos, da
ja Ferrari und Maserati keine großen Mengen verkaufen.
Gruß Frank
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www.lancia-club-vincenzo.com
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Re: Lancia Italien Mai
Sicherlich ist Absatz nicht gleich Umsatz, aber von einem Gewinn von rund 15 Mrd. Euro können auch Hersteller wie BMW oder Mercedes nur träumen und man darf nicht vergessen, dass VW ja auch Audi hat (nebst Lamborghini oder Porsche), eine Marke, die mehr oder weniger auch beim Umsatz auf "Augenhöhe" mit BMW oder Mercedes liegt.
Ein Marktanteil von 42% ist aber schon eine "Adresse", zumal der Zweitplatzierte wohl deutlich weniger vereint und wenn das jetzt weiter so geht, gehen wir auch europaweit in Richtung 30%.
Ein Marktanteil von 42% ist aber schon eine "Adresse", zumal der Zweitplatzierte wohl deutlich weniger vereint und wenn das jetzt weiter so geht, gehen wir auch europaweit in Richtung 30%.