Marken-Attrappen

electroclash
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Marken-Attrappen

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Passender Artikel dazu in der FAZ.

[ec]
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LCV
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Re: Marken-Attrappen

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Nun, ist doch super. Ich habe mir ja bislang große Sorgen um den Weiterbestand unserer Marke gemacht. Wenn aber dieser Superexperte Dudenhöffer Lancia noch 5, höchstens 10 Jahre gibt, wird es Lancia wohl ewig geben ;-)

Und was die Attrappen angeht: Ob etwas funktioniert oder nicht, kann ein Journalist sicher nicht rein gefühlsmäßig erfassen. Onb nun Lada mit Dacia-Technik, die ja genau genommen Renault-Technik ist, zum Renner wird, hängt garantiert nicht davon ab, ob unter'm Blech Renault werkelt. Früher gab es ja sogar russische Autos, die von Porsche mitentwickelt wurden. Der russische Markt verlangt nach Autos, die russische Straßen auch außerhalb von Moskau oder St. Petersburg wegstecken können. Selbige Autos werden allerdings mit diesen Qualitäten nicht auf westeuropäischen Autobahnen punkten können.

Und Lancia hat nun mal durch die Kooperation mit Chrysler Modelle hinzugewonnen, die nur eben dadurch möglich sind. Was ist besser? Kein Auto zu haben und somit nichts zu verkaufen oder einen Ableger im Programm zu haben, der auf anderen Märkten unter anderem Namen sehr gut läuft und als Lancia eine Art Mitnahmeeffekt erzielt? Das Projekt als gescheitert zu erklären, ist somit Unfug. Aber um diese Dinge zu durchschauen, müsste der Herr Online-Redakteur wohl ein paar Minuten für die Recherche verschwenden. Ich habe ohnehin den Eindruck, dass sich im Online-Bereich jeder Depp zum Redakteur aufschwingen kann, ob nun qualifiziert oder nicht.
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Mumin
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Re: Marken-Attrappen

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Hmm, nenn doch mal gerade die Fakten, die den Artikel widerlegen. Mir fallen sie gerade nicht ein.

Leider hat der "Herr Redakteur" ziemlich Recht. Und Herr Dudenhöffer leider auch.

Mumin
al_dente
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Re: Marken-Attrappen

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Totgesagte leben länger!
DonVincenzo
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Re: Marken-Attrappen

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Hallo,

na dann sage ich mal was dazu, es ist ja nicht so, das es aussschließlich ein Chrysler-Modell ist, wer sich den Innenraum anschaut oder die deutliche Verbesserung der Fertigungsqualität sowie das nun europäische Fahrverhalten sowie kleinere italienische Designretuschen der erkennt schon das sich dahinter Lancia verbirgt, man muss es nur annehmen wollen ;) und genau das ist das derzeitige Problem, nur durch meckern ändert sich daran rein gar nichts, haben sich die Nörgler denn einmal die Mühe gemacht sich die angeblichen reinen Chrysler genauer anzuschauen ?

Wenn Lancia doch vorher so toll war, warum hat denn dann kaum jemand solche Autos wie den Thesis gekauft und auch einen Lybra floppen lassen ::o, ich weiss ich weiss, früher war ja bei Lancia alles besser 8-) .....nur wenn ich heute auf die HP von Lancia gehe, dann finde ich derzeit 5 Modelle dort, einen Kleinwagen ( Ypsilon ), eine Mittel/Kompaktklasse ( Delta ) einen MiniVan ( Musa ), ein Cabriolet !!! ( Flavia ) ein Oberklassenfahrzeug namens Thema (tu) und einen großen Van, also was will der Lancisti der vor ein paar Monaten noch mit Ypsilon ( old ), Musa und Delta Vorlieb nehmen musste !? Wunder ?

Man muss dieser Allianz auch ein Chance geben zum Reifen und nicht den Mist glauben den schlecht recherchierende Journalisten und Selbsternannte Autophilosophen von sich geben.
Gruß

DonV.
electroclash
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Re: Marken-Attrappen

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> Hmm, nenn doch mal gerade die Fakten, die den
> Artikel widerlegen. Mir fallen sie gerade nicht
> ein.

Mir auch nicht, aber ich halte mich da raus, da es mich sowieso nicht betrifft ;-) Wird wohl so ähnlich laufen wie bei Saab: ein unrühmliches Ende auf Raten. In fünf Jahren (oder früher) wird man darüber diskutieren können, so ferne man will. Im Moment ist alles Spekulation, der eine sieht es halt so, der andere anders. Es lebe der Unterschied.

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LCV
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Re: Marken-Attrappen

Unread post by LCV »

@ Mumin: Hast Du nicht gelesen, was ich geschrieben habe? Ich muss doch nicht zum hundertsten Mal bis ins Kleinste erklären, wie das Konzept momentan aussieht. Ob es mir persönlich gefällt, ist dabei egal. Immerhin hat diese Kombination Möglichkeiten eröffnet, die es vorher nicht gab. Rein vom Business her, vollkommen nachvollziehbar. Wer natürlich in Europas Kleinstaaterei nur seinen Heimatmarkt isoliert betrachtet, wird es wohl nie kapieren. Zudem verteilt dieses Konzept Risiken. Als Chrysler fast Pleite war, konnte Fiat helfen. Jetzt hilft Chrysler Fiat, weil eben nicht alle Märkte gleichzeitig boomen oder floppen. Nur eine riesige Weltwirtschaftskrise wäre die absolute Katastrophe. Aber dann haben wir vielleicht andere Sorgen als den Erhalt exotischer Marken.

Meine Sorge gilt weniger dem Geschäftsmodell als der Tatsache, dass die Führung des Konzerns einfach die Nase voll hat von bescheuerten Gewerkschaften mafiöser Machart, faulen, blaumachenden, stehlenden und sabotierenden Arbeitern, Doppelbürokratien durch Brüssel und x verschiedenen nationalen Vorschriften. Deshalb sehe ich die Möglichkeit, dass man Europa fallen lässt, ganz Italien dumm aus der Wäsche guckt und wir einen Lancia künftig nur durch Direktimport aus den USA nach einigem Austausch von Emblemen kaufen können. Mit dem Fiat-US-Spider hat das damals auch funktioniert.

Also: Wenn PSA in Europa tief in die roten Zahlen rutscht, ist das existenzbedrohend. PSA ist weltweit nur dürftig aufgestellt. Wenn aber in D, A, CH usw. jeweils nur wenige Lancias verkauft werden, ist das für das Gesamtkonzept irrelevant. Man kann bestenfalls darüber nachdenken, ob ein Europaimporteur mit Sitz z.B. in Luxembourg für diese Märkte reichen würde. Damit könnte man den Wasserkopf abbauen. Und im schlimmsten Fall eben offiziell nichts mehr verkaufen.

In GB ist Lancia zu Beta-Zeiten ausgestiegen. Trotzdem gingen jede Menge Autos nach England, über freie Importeure (die gleich ein paar Modifikationen wie Scheinwerfer vornahmen) oder sogar Privatpersonen, die direkt in Turin bestellen konnten. Wenn man bedenkt, dass dies einigermaßen funktionierte, obwohl es keine Rechtslenker mehr gab, sollte es im Resteuropa erst recht gehen.
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electroclash
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Re: Marken-Attrappen

Unread post by electroclash »

LCV schrieb:
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> jeder Depp zum Redakteur aufschwingen kann, ob nun
> qualifiziert oder nicht.

Es ist in erstaunlich vielen Lebensbereichen so, dass völlige Dilettanten und Realitätsverweigerer sich zu Experten aufschwingen.

Man urteile selbst über den Autor:

http://www.faz.net/redaktion/christoph- ... 04146.html

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lanciadelta64
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Re: Marken-Attrappen

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(tu) Hallo Frank,

Bravo, du hast es richtig beschrieben, denn der Text ist ja nicht gerade eine "journalistische" Meisterleistung, wenn man gleich im eigenen Text beinahe These und Antithese hat. Wie erklärt man denn einerseits den Erfolg Skodas und andererseits den "Flop" Seats, bauen doch beide auf VW-Produkte auf und sicherlich sieht nun Seat nicht "schlechter" aus als Skoda.

Dass die Autos mehr und mehr "Mogelpackungen" sind, ist sicherlich unumstritten. So dürfte der nächste 1er BMW Vorderradantrieb haben, eben weil man dann mit der PSA-Gruppe gemeinsam entwickeln kann, um Kosten zu sparen. BMW und Mercedes - also eigentlich "Intimfeinde", wenn es um die Tradition geht - haben gemeinsam die Hybridtechnik entwickelt und wie sich das noch zwischen der PSA-Gruppe und Opel/GM entwickeln wird, wird man sehen.

Lancia war "pleite", als man zu FIAT kam, also schon vor über 40 Jahren alles andere als eine "gesunde" Marke und bevor Chrysler zu FIAT kam, hatte Lancia große Probleme, also hat sicherlich Chrysler nicht den Verkauf von Lancia-Produkten geschadet, zumal ja New Ypsilon, Musa oder Delta sich außerhalb Italiens - also Modelle, die mit Chrysler nun gar nichts zu tun haben - auch nicht gerade toll verkaufen.

Gerade Skoda und Seat zeigen, dass nicht die Frage "Mogelpackung" oder nicht, über Erfolg oder Misserfolg einer Marke entscheidet, sondern ob man sie "richtig" positioniert hat oder "richtig" positioniert bekommt.

Skoda beispielsweise ist in Italien der absolute Flop, eben weil einerseits ohne Image, aber dafür dann wieder "zu teuer", aber in Osteuropa wird Skoda auch als ein Teil "eigene Identität" gepaart mit "deutscher Wertarbeit" in Verbindung gebracht.

Seat hat nicht diese Basis, also flopt Seat und ich behaupte, sie würden genauso schlecht verkaufen, wenn SEAT ohne VW-Technik wäre, denn es ist ja nicht so, dass SEAT vor der VW-Übernahme nun die "Erfolgsgeschichte" gewesen wäre. Ein Seat Leon sieht optisch sicherlich nicht wie ein VW Golf aus und ich glaube kaum, dass die Leute das Auto nicht kaufen, weil da vielleicht ein VW-Motor oder VW-Technik verbaut wurde, denn sonst würde ja auch keine Skoda kaufen.

Ich glaube auch nicht, dass nun das Projekt "Chrysler" gescheitert ist. Für die FIAT-Gruppe erweist sich diese Allianz als Glücksfall (und ich war am Anfang mehr als skeptisch) und man muss warten, wie die neuen Produkte der Gruppe werden. Fakt ist, Lancia hätte niemals eine Limousine des E-Segments stemmen können, denn 80.000-100.000 Fahrzeuge pro Jahr, die man verkaufen müsste, um keine Verluste zu erzielen, kann Lancia niemals stemmen, ergo ist es allemal besser, einen Thema, der vielleicht nicht den Zuspruch aller findet, zu haben, dafür aber zusammen mit dem 300C weltweit genügend Fahrzeuge verkauft , anstatt einen Thesis, der dem Konzern enorm geschadet hat.

Die "Mittelklasse" wird auch in Zukunft eher "italienisch" daherkommen, die oberen Segmente eher "amerikanisch", aber der US-Markt zeigt auch, dass die Grenzen "schwimmend" sind und nicht mehr so klar und eindeutig. Der braslianische "Uno" hat die Stilrichtung des aktuellen FIAT Pandas vorgegeben und somit glaube ich kaum, dass nun allein die Tatsache, dass die oberen Segmente mehr in Richtung USA gehen (tun das nicht auch die großen BMW- und Mercedes-Modelle mehr außerhalb Europas als wirklich nur auf Europa ausgerichtet?), den Erfolg eines Modells in Europa verhindert. Am Ende zählt das Endprodukt, wird es von den Menschen angenommen, ist es gut, sonst eben nicht und es ist dabei völlig egal, ob am Ende das Auto aus den USA/Kanda, Italien Polen oder Serbien oder gar China kommt.

VW hat 20 Jahre gebraucht, um mit Audi wirklich den Durchbruch zu schaffen. Man kann kaum verlangen, dass nun Lancia mit der Situation, die wir bis vor 2-3 Jahren hatten, nun über Nacht "Marktführer" wird. Zu viele andere Dinge liegen im Argen und ich glaube hier liegt das eigentliche Problem und weniger, ob nun Chrysler-Derivate im Programm sind oder nicht. Das Händlernetz muss verbessert werden, die Werkstätten "besser" arbeiten, im Service-Bereich muss zugelegt werden und ich Sachen Werbung und Marketing hat man sicherlich noch sehr viel Platz nach oben. Hat man die Geduld und das "nötige Kleingelt" diese Dinge zu verbessern, wird am Ende keiner mehr fragen "wird der Wagen nicht in den USA als Chrysler xxx verkauft?"
lanciadelta64
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Re: Marken-Attrappen

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Hallo Frank,

FIAT will sich Stück für Stück von diesem "nationalen" Gesicht trennen und mehr und mehr als "globale" Marke wahrgenommen werden. Vielleicht ist das etwas Positives, vielleicht ist SMs Versuch, "alte Verkrustungen" aufzubrechen, nicht so verkehrt.

FIAT hat eben wegen der Abhängigkeit vom Heimatmarkt immer nur mehr nach Italien geschaut und war irgendwann gefangen in dieser "nationalen" Falle, denn einerseits hat man viel verloren gehabt, aber andererseits nicht das Auslandsgeschäft gestärkt, sodass man heuer immer noch abhängig vom Heimatmarkt ist. Immer noch wird sehr viel nach Italien geschaut, werden die Fahrzeugen mehr den "italienischen" Wünschen angeglichen und herrscht diese Mentalität, für die die "Piemontesi" stehen.

Die letzten Entscheidungen (Ex-Bertone-Werk nimmt seine Arbeit auf, in Pomigliano waren die Leute von Mazda, in Mirafiori dürfte SM heute die Gewerkschaften getroffen haben, um endlich den Fahrplan für die Produktion des 500X und Jeep-Ableger zu beraten) zeigen, dass SM nicht unbedingt Italien "verlassen" will, aber seine Ausrichtung ist "global" und er will die Gruppe sichern und gerade die PSA-Gruppe zeigt, die ja lange als Vorbild für SM galt, dass eine fehlende globale Ausrichtung das Überleben gefährdet.

SM ist sicherlich nicht das "Genie der Produkte", aber taktisch und strategisch ist er kein "Vollpfosten" und spielt sicherlich auch zwischen den Gruppen. Dass er unpopulär ist, hat er in erster Linie seinem "Mundwerk" zu verdanken, da er gerne die Dinge beim Namen nennt und das ganz offen, ohne Rücksicht auf Verluste und damit hat er sich gerade in der Zeit der Silvio-Regierungen nicht viele Freunde gemacht gehabt.
Wie kaum ein anderer hat er keine Angst, gegen "alle" zu kämpfen.

Ob er am Ende richtig gelegen hat oder falsch wird man sehen. Aber Fakt ist, FIAT war de facto pleite, bekam von den Banken kein Geld mehr, Entwicklungen standen seit mehr als 10 Jahren praktisch still. Chrysler galt als "unsanierbar". Wenn ich mich nicht falsch erinnere, hatte FIAT vor SM über 30 Quartale -also beinahe 10 Jahre - nur rote Zahlen geschrieben - mittlerweile schreibt die Gruppe schwarze Zahlen, zuerst FIAT allein, heuer logischerweise dank der Gewinne Chryslers (FIAT schreibt in Europa heuer rote Zahlen, allerdings zum Glück nicht wie PSA, Ford oder Opel).

SM hat also die Gruppe - eigentlich beide Gruppen - in ruhigerem Fahrwasser bekommen und nun wird man sehen, wie sich das alles entwickeln wird. SM wird bis 2015 bleiben und vielleicht schafft er es, die Gruppe finanziell in eine Position zu bringen, sodass sein Nachfolger - hoffentlich dann einer "des Produkts" und nicht allein "der Finanzen - auf dieser Basis aufbauen kann.

Ob am Ende Lancia weiter existiert und wie, das weiß keiner, aber wenn wir uns einmal anschauen, wie sich der Markt allein in den letzten 4-5 Jahren entwickelt hat und was alles vorgefallen ist, kann heute keiner sagen, wie sich die Hersteller in 5 Jahren entwickelt haben.

Toyota hat gezeigt, wie schnell man einstürzen kann und VWs heutige Erfolge heißen nicht automatisch, dass in 5 bis 10 Jahren man nicht auch in eine Abwärtsbewegung gerät.

Daher müssen wir einfach nur abwarten, ob nun SM wirklich die "richtigen" Entscheidungen getroffen hat oder eben nicht, aber er ist sicherlich weder der Totengräber FIATs oder Lancias, denn das waren die Leute vor ihm. Er geht bestenfalls als derjenige rein, der entweder die Gruppe "gerettet" oder "versagt" hat.
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