Off Topic Iveco

Delta_Ulm
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Joined: 05 Mar 2012, 17:59

Off Topic Iveco

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Hallo zusammen,

eine kleine Information aus derm Hause Fiat Industrial. Spiegelt das Verhalten des gesamten Konzerns aber recht gut wieder.

Der zum Fiat-Konzern gehörende Nutzfahrzeughersteller Iveco schließt seine Lastwagen-Produktion in Ulm. Dabei gehen in Ulm 670 von etwa 1100 Arbeitsplätzen in der Fahrzeugmontage verloren. Das ebenfalls nicht ausgelastete Schwesterwerk in Madrid übernimmt das Ulmer Produktionsvolumen.

Grüße aus Ulm

Tobias
lanciadelta64
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Re: Off Topic Iveco

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Nun ja, und wo lässt VW und Co seine Autos überall bauen? Ich glaube, es ist müßig, sich hier darüber auszulassen, denn bei aller Kritik an FIAT und Co, man kann nicht verlangen, dass sie nun "frommer als der Papst" sein sollten. FIAT lässt den den NY und FIAT 500 in Tychy (Polen) bauen, ein Teil der Fahrzeuge kommt aus der Türkei, wie Linea oder Dobló bzw. Frankreich und VW lässt ein teures Produkt, das man von der Gewinnmarge locker in Deutschland produzieren könnte, wie den Touareg, in der Slowakei und Bosnien bauen, genauso wie der nicht gerade billige Audi Q7 oder teilweise auch der Porsche Cayenne. Wenn man dann auch noch bedenkt, wie sehr man die FIAT-Gruppe in Deutschland mit "offenen Armen" empfängt (ich erinnere hier nun an die Geschichte mit Opel), dann sehe ich darin keinen Grund, nun besonders FIAT nun ein "mieses" Verhalten nachzusagen...
Delta_Ulm
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Re: Off Topic Iveco

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Das Thema Opel ist ein anderes. Vor wenigen Jahren (ich meine es war 2007) musste GM 1,55 Mrd. US Dollar an Fiat zahlen, um Fiat nicht übernehmen zu müssen. Und dann kommt Fiat lächelnd an und sagt, wir helfen Euch "mit Eurem Geld."

Es ist halt schade, dass ein Traditionsstandort nach 95 Jahren LKW Produktion seine Pforten schließen muss. Die Fahrzeuge werden leit längerem auch in Madrid gefertigt. Dort sind die Produktionskosten niedirger.
lanciadelta64
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Re: Off Topic Iveco

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Nun ja, ich möchte nicht anfangen von den Dingen zu reden, die mir Leute hier über GM gesteckt haben. Eins ist sicher, es war traumatisch. FIAT ist nicht "lächelnd" gekommen, um "zu helfen", sicherlich nicht GM und angesichts der hohen Verluste von Opel würde ich jetzt nicht sagen, dass nun FIAT mit "Opel"-Gelder gekommen ist, um Opel zu helfen.

Wenn aber ein Hersteller wie VW seine teuren Produkte wie Touareg, Audi Q7 und da neuerdings auch zu VW gehörend Porsche seinen Cayenne teilweise in Billiglohnländern bauen lässt, wenn VW seine Produktion an Polos, Opel seine an Corsas und Ford seine an Fiestas teilweise auch den Spaniern überlässt, eben weil die Kosten wohl geringer sind, verstehe ich immer noch nicht diese Verbindung dieser Entscheidung wegen Iveco und dem Verhalten des "ganzen" Konzerns.

Ich kann ja verstehen, wenn die Arbeiter sauer sind, auch wütend, aber als "neutraler" Beobachter kann ich nicht erkennen, warum nun FIAT etwas nicht tun darf, was die eigenen Hersteller im eigenen Land schon seit "ewigen Zeiten" tun.
mp
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Re: Off Topic Iveco

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is ja gescheit oder?? Spanien ist wohl billiger und Förderung wird es auch geben. Ehrlich gesagt mich wundert das der Konzern nicht bei TATA in Indien fertigen lässt. Zumindest hätte ich den Standort Neapel aufgegeben.
Bob
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Re: Off Topic Iveco

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Sind die Kosten dort wirklich niedriger ? Das bestätigen nur wenige Untersuchungen. Gerade blue colours sind in Spanien im Vergleich zu D oftmals teurer, bei den graduierten sieht es deutlich anders aus. Also müssen es doch wohl eher andere Standortfaktoren sein, wozu nicht nur die regionalen Förderungen gehören.
Grüße
Bob
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Delta_Ulm
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Re: Off Topic Iveco

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Guten Morgen,

Uns wurden die niedrigen Lohnstückkosten als möglichen Grund genannt. Wie sich die im Detail ermitteln, vermag ich nicht zu sagen.
Das Werk in Madrid montiert vielfach mit Leiharbeitern und die sind in jedem Fall günstiger als Deutsche Facharbeiter.
Was genau dahinter steht, ist schwer zu sagen. Die Qualität kann es nicht sein. Die LKW aus Spanien landen größtenteils nach ihrer Fertigstellung in der Nacharbeit in Ulm. Und das Ulmer Werk gilt als Benchmark in Sachen Qualität in der Iveco Welt.
Seit der Verkündung am Montag ist Schweigen im Wald. Es gibt keinen offiziellen Zeitplan und auch über die Vorgehensweise wurde nichts verkündet.

Ob es Opel ohne Fiat besser oder schlechter geht, werden wir nie wissen.

Grüße aus Ulm

Tobias
mp
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Re: Off Topic Iveco

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Hallo Tobias,
kann auch nur der einzige Grund sein.
Qualität ist nun mal teurer. Ist auch in meiner der Baubranche so. War gestern bei einen Kunden welcher nun nach österreichischen Firmen sucht, welche seine Schäden am polnischen Haus reparieren sollen. Musste freundlich bleiben, werde mich offiziell bemühen welche zu finden. Insgeheim hoffe ich, dass er mit seiner schadhaften Kisten im Regen stehen bleibt. Erst billig bauen dann bei den heimischen Firmen winseln.
Wie geht es mit der Belegschaft bei euch weiter.???
lanciadelta64
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Re: Off Topic Iveco

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Es geht hier nicht darum, ob Opel unter FIAT besser oder schlechter dagestanden hätte, sondern darum, dass du hier etwas geschrieben hast, womit du sagen wolltest, so, wie in Ulm gehandhabt wird, ist das "typisch" für FIAT. Demnächst hat FIAT auch noch für schlechtes Wetter schuld.

Wenn aber DEUTSCHE Unternehmen Teile ihrer Produktion ins Ausland bringen, sogar Autos, die aufgrund ihres recht hohen Kaufpreises wie die SUVs aus der VW-Gruppe einschließlich Porsche, im Ausland produzieren lässt, wenn ein VW Polo in Spanien produziert werden darf, ohne dass sich einer in Deutschland aufregt, wenn Opel sehr wahrscheinlich Teile seiner Produktion ins Ausland bringt, sollte nun FIAT extra dafür sorgen, dass in Ulm die Leute Arbeit haben.

Das ist es, was mich gestört hat, nicht die allgemeine Problematik UND ich betone "ALLGEMEINE" Problematik, dass mehr und mehr Produktionen ins Ausland transferiert werden.

Dass FIAT - auch nicht erst seit gestern - Fahrzeuge an Standorten produzieren lässt, die für sie lohnend sind, versteht sich von selbst. Das macht aber NICHT NUR FIAT.

Ich kann nicht sagen, warum nun FIAT seine Produktion für Iveco nach Spanien bringt, aber sicherlich wird es dafür "interne" Gründe geben. Ich kann natürlich verstehen, dass das für die Betroffenen wenig befriedigend ist, aber das ist auch nicht für die Arbeiter von Imerese, die seit Dezember letzten Jahres auf der Straße sind und deren Zukunft ungewiss ist.

Für FIAT sicherlich ein "richtiger" Schritt, weil der Standort einfach nicht zu halten war, schon allein von der Logistik her, aber für die Menschen, die dort arbeiten oder besser "gearbeitet haben", ein schwerer Schlag.

FIAT ist sicherlich nicht besser, aber auch nicht schlechter als andere Hersteller bzw. Arbeitgeber. Sie gehen dahin, wo es sich lohnt. Ob es dann am Ende immer auch die "richtige" Entscheidung ist, lasse ich einmal dahingestellt. Aber ist es nicht so, dass wir alle ein Auto oder auch Nutzfahrzeug möglichst "billig" haben wollen, auch die Ulmer, aber umgekehrt möglichst viel Geld verdienen und gefälligst sollen immer die "Anderen" darauf verzichten. Vielleicht liegt hierin die Schizophrenie.

Eine Arbeitsstunde in Deutschland kostet einem Unternehmen wie viel? 40-50 Euro? In Spanien vielleicht nur die Hälfte. Damit nicht genug: Es stellt sich die Frage, wie es mit der Lieferung von Zulieferern aussieht, wie es mit der Verbindung zu anderen Produktionsstätten aussieht.

Solche Dinge gibt es aber auch in Deutschland. Nach der Wiedervereinigung hat Bayer in meiner Geburtstadt sich entschlossen, die Produktion nach Ostdeutschland zu bringen, auch weil sicherlich die Leute dort eher bereit gewesen sein dürften, ein paar "geringere" Umweltauflagen zu akzeptieren.

Also Bayer "darf" das, die Menschen meiner Geburtsstadt haben das zu akzeptieren, aber FIAT soll gefälligst für die Ulmer auf eigene eventuelle Vorteile verzichten.

Wie gesagt, man mag das gesamte System kritisieren, aber nun so zu tun, als sei FIAT nun der "Teufel", während die deutsche Industrie alles "wahre Engel" seien, halte ich für sehr sehr weit hergeholt.
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