Fiat-Chrysler: Automobilmarkt Europa im Februar 2012

mp
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Re: Fiat-Chrysler: Automobilmarkt Europa im Februar 2012

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naja -- das ein Strassentransporterstreik in Italien zu Einbußen von 20.000 Fahrzeugen führte ist ein "schwaches Gschichtl", das nimmt ihnen keiner ab.
lanciadelta64
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Re: Fiat-Chrysler: Automobilmarkt Europa im Februar 2012

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Nun die streiken seit rund einem Monat, also nicht seit "gestern". Was speziell für Pomigliano sehr schmerzlich ist. Ob nun Cassino und Melfi de facto schwer getroffen ist, darüber kann man sicherlich streiten, weil man eine Überproduktion hat und Kurzarbeit angekündigt ist. Ähnlich dürfte es auch für Mirafori sein, wo gerade die Umstrukturierung beschlossen wurden und Investitionen von rund 1 Mrd. Euro.

Aber wer sich ein Auto bestellt hat, wird logischerweise "hellauf begeistert" sein und so gesehen ist das sicherlich für FIAT ein Problem, denn ein Monat ohne Auslieferung bedeutet nicht nur Verluste von nicht ausgelieferten Fahrzeugen. Das íst dann eine Kettenreaktion. Wenn man bedenkt, dass vom Panda in einem Monat europaweit über 15.000 Stück an den Mann gebracht wurden (Top 10 in Europa), könnten die 20.000 durchaus "realistisch" sein...
lancisti
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Re: Fiat-Chrysler: Automobilmarkt Europa im Februar 2012

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http://www.autoedizione.nl/fiat-slaat-a ... s-staking/


Wenn man diese Bilder sieht, stellt man sich die Frage ob man dieser "Gewerkschaft" nicht den Saft abdrehen sollte.
Das ganze hat ja Mafia ähnliche Zustände.
Ich will nicht wissen was passiert wenn der erste Fahrer verletzt oder sogar in seinen LKW verbrennt.


Andreas
Thesis0
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Re: Fiat-Chrysler: Automobilmarkt Europa im Februar 2012

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Wer so etwas macht, streikt nicht. Das ist hoch kriminäll. Da kann man nur hoffen, dass die Verantwortlichen gestellt und zur Verantwortung gezogen werden.
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Stillgelegt:
BMW 525i EZ. 1990
Lancia Dedra 2000 Turbo EZ. 1992 (Bj. 1991)
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In Betrieb:
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lanciadelta64
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Re: Fiat-Chrysler: Automobilmarkt Europa im Februar 2012

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Ciao Andreas

Wenn man die italienische Geschichte nicht kennt und/oder sich nicht mir ihr beschäftigt hat, wie wohl logischerweise fast alle außerhalb Italiens (und manchmal auch innerhalb des Landes ;) ) wird man viele Dinge nur sehr schwer bis gar nicht nachvollziehen können.

Fakt ist, dass ein Teil der Gewerkschaften sehr militant ist und sehr militant war. Man muss nur die 70er Jahre sehen, um das zu verstehen. Ja eigentlich sind sie heute im Vergleich dazu sehr "zahm" geworden, beinahe wie ein "zahnloser" Tiger.

Wie gesagt, es ist alles von außen her - und nicht selten auch von innen - sehr schwer zu verstehen. Wir haben - anders als in Deutschland - eine Vielzahl von Gewerkschaften, teilweise mit Absicht von den USA gefördert, um den größten Gewerkschaftsverband, der CGiL, zu entmachten und diese Gewerkschaften haben nicht selten auch noch die Politik der Regierungen der DC und Co unterstützt und dienten eher als "verlängerter" Arm. Nicht umsonst gehörten sie zum Teil zu bestimmten Parteien (DC/PSI)

Man muss auch verstehen, dass sehr oft - leider auch von FIAT - Vereinbarungen gebrochen wurden. Wir haben hier oft Segmente, die seit vielen Jahren keinen rechtsgültigen "Manteltarifvertrag" haben, weil die alten Verträge lange abgelaufen sind und nicht erneuert wurden.

Dazu kommen dann solche "nette" Geschichten wie die Schließung von Arese und vor allem - für uns Lancisti besonders schmerzlich - von Chivasso - hinzu. Chivasso war in den 90er Jahren die zu dem Zeitpunkt modernste FIAT-Fabrik auf italienischem Boden (Melfi wurde 1993 fertig). Dazu stand das Werk in einer Region, die mit der Industrie aufgewachsen ist, deren Menschen also auch diesen Rhythmus innehatten, allerdings auch gewerkschaftlich sehr gut organsiert waren.

Pomigliano dagegen war schon zu Alfa-Zeiten eine "Katastrophe" und ist es bis vor ein/zwei Jahren geblieben. Also warum sollte man eine intakte Fabrik, die eine modernere Lackierstraße als in anderen Fabriken hatte, die im Vergleich zu den anderen Fabriken qualitiver arbeitete und vor allem effinzienter geschlossen werden?

Es war ein Politikum, zumal viele Versprechen und Abmachungen nicht eingehalten wurden. Besonders "kurios" ist ein Gerichtsurteil, wonach FIAT die Leute, die ja bis zu dem Zeitpunkt eben nicht entlassen waren, sondern in "Kurzarbeit ohne Arbeitsstunden" (der Staat bezahlt, aber offiziell sind die Leute noch im Betrieb beschäftigt), wieder in voller Beschäftigung bringen sollte. Kurios, weil FIAT am Tag des Urteils das Gericht und die Leute vor vollendete Tatsachen gestellt hatte, nämlich die Fabrik mit Planierraupen den Erdboden gleich gemacht hatte.

Der Skandal daran - viele "Alt-Lancisti" können davon ein Lied singen - dass fast neue Pressen, neue Maschinen, die man wenigstens hätte verkaufen können, beispielsweise zwecks Ersatzteilenachbauten, einfach mit vernichtet wurden.

Man muss also immer daran denken, dass in Italien gerade wegen seiner Geschichte, wegen des starken Einflusses der USA (nicht immer im positiven Sinne, CIA lässt schön grüßen, mit nicht selten indirekter Teilnahme an niemals aufgeklärten Attentaten) einerseits, der "demorazia bloccata" dank einer sehr starken Kommunistischen Partei, die wirklich Italien zu einem "Spielball" der Großmächte werden ließ und in diesem Kontext muss man gewisse Dinge sehen und nur dann versteht man einen "Silvio" oder beispielsweise diese verabscheulichen militanten Reaktionen.

Andreas, verstehe mich nicht falsch, ich unterstütze das nicht und bin mehr als einmal auf Konfrontationskurs zur CGiL gegangen, die gerade heute aus Eigeninteresse Positionen vertritt, die bei einem Teil des eigenen Klientels vielleicht gut ankommen, aber für das Land eine einzige Katastrophe bedeutet. Nach Jahren einer insgesamt sehr gemäßigten Führung ist die neue Führung auch verbal auf Konfrontationskurs aus und das erinnert mich an "alte" Zeiten. Diese streitbare Dame hat sich gerade SM als "Intimfeind" auserkoren und genauso diese aktuelle Regierung, wichtig nur "GEGEN"; egal was kommt, bloß nicht den Status Quo ändern, der aber in Italien bedeutet, dass gerade eine ganze Generation an Menschen nicht in Arbeit kommt. Die Gesamtarbeitslosigkeit ist zwar in der Krise gestiegen (sie lag lange Zeit unter die Deutschlands), aber insgesamt immer noch moderat, aber die der Jugend ist gewaltig und zählt zu den höchsten ganz Europas (rund 1 Drittel der unter 30 Jährigen ist ohne Arbeit).

Also noch einmal, ich heiße das nicht gut und unterstütze es nicht, im Gegenteil, aber man muss gewisse Dinge verstehen, sonst bekommt man ein falsches Bild. In Italien ist es nicht immer klar, wer Täter und Opfer ist, manchmal ist das, was nach außen scheint, nicht die Wirklichkeit oder nur zum Teil und umgekehrt. Oft sind die Grenzen schwimmend, nicht klar definiert.

Saluto

Bernardo
lanciadelta64
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Re: Fiat-Chrysler: Automobilmarkt Europa im Februar 2012

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Micha,

es ist ein Streikende angekündigt worden. Sollte er tatsächlich beendet sein, hieße es, dass nach 7 Wochen zum ersten Mal wieder PKWs transportiert werden und ich gehe einmal davon aus, dass es am Ende wohl mehr als 20.000 Fahrzeuge sind, die FIAT nicht ausliefern konnte.

lg

Bernardo
mp
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Re: Fiat-Chrysler: Automobilmarkt Europa im Februar 2012

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Das Fiat in Europa 20.000 weniger verkauft , nur der Transportgewerkschaft in die Schuhe zu schieben, halt ich für eine billige Ausrede. Die meisten Fiat´s kommen sowieso aus Polen und hier in Österreich gab es keine Lieferprobleme (ausser bei Mogli weil es die Features nicht gibt). Die meisten kommen per Train.
Das Fiat weniger verkauft, ist an Ermangelung an Modellen oberhalb den 500er,Panda u. Puntomodellen auszumachen.
Bravo bekommt null Facelift, darüber gibt es gar nix mehr. detto Alfa . Lancia Eigenentwicklung nach der Chryslerumlabelung ??-- ich hab noch nix gehört. Ja ich weiß neue Modell kommen eh bald -- das höre ich seit 2003 laufend und dann kommt nix.
Du weisst warum ich das Datum genannt habe oder??
lanciadelta64
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Re: Fiat-Chrysler: Automobilmarkt Europa im Februar 2012

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Micha, seit nun 7 Wochen - und das dauert jetzt auch noch an. denn auch wenn nicht mehr gestreikt werden soll, dauert es, bis alles "normal" läuft - kann FIAT innerhalb Italiens keine Fahrzeuge liefern. Das sind nun rund 2 Monate und wenn du weißt, wie viele Fahrzeuge FIAT verkauft und dass vor allem der New Panda, der ja in erster Linie in Italien gebaut wird, davon betroffen ist, sind diese 20.000 Fahrzeuge sehr leicht nachzuvollziehen. Ja ich behaupte, der Verlust ist noch größer. Dass am Ende FIAT nicht nur deswegen Verluste hinnehmen muss, steht auf einem ganz anderen Blatt. In Italien verliert man als Brand leichte Marktanteile, zusammen mit Alfa mehr, mit Lancia kommt man mehr oder weniger auf ähnliche Werte wie vor einem Jahr.

Noch einmal, es geht nicht alleine darum, dass FIAT nur wegen des Streiks an Boden verliert, aber der Verlust wäre ohne Streik sicherlich geringer gewesen. Bedenke, wie viele Fahrzeuge die FIAT-Gruppe in Italien verkauft. Der New Panda wurde in einem Monat rund 15.000-16.000x verkauft. Zwei Monate ohne Auslieferund dieses Modells und du liegst schon bei rund 30.000 Fahrzeuge weniger.

Nun eigenständige Modelle werden wir von Lancia niemals mehr erleben, sicherlich nicht kurz- und mittelfristig. Diesen Luxus erlaubt sich nicht einmal VW, denn sonst wäre es vorbei mit den 15 Mrd. Euro Gewinnen. Die gehen deutlich unverforener um, ohne dass sich irgendeiner daran stört.

Schau, Mercedes hat von der E-Klasse in 3 Jahren mehr als 500.000 Fahrzeuge verkauft bekommen. Wie viele Fahrzeuge hat Lancia selbst in der Blütezeit verkauft?

Der Lancia Thema und der Lancia Dedra waren die erfolgreichsten Limos und die kamen nicht einmal in ihren jeweilgen Modellreihen nur annähernd heran, nicht einmal nach 10 Jahren Produktion.

Wie also in Gottes Namen soll man ein Auto produzieren, dass a) besser als ABM sein soll b) sich mindestens genauso oft verkaufen sollte c) möglichst günstiger sein und c) dazu noch Gewinne abwerfen...

Das ist die Schwierigkeit, mit denen man zu kämpfen hat. Ich glaube nicht, dass die Hauptprobleme FIATs ist, ob man nun ein Modell mehr oder weniger im Programm hat, nicht ob nun Lancia eigenständiger oder nicht wäre, ob man mehr oder weniger Werbung macht, sondern die Schwäche auf den expandierenden Märkten.

Westuropa tickt im Automobilbau längst "Deutsch" und alle anderen sind chancenlos. Das sage nicht ich, sondern das besagen die Zahlen aller Konkurrenten. Wenn du ABM wegnimmst, wo bleibt der Rest? Wie sieht es mit ihren Bilanzen aus?

Wie gesagt, Westeuropa ist für mich längst verloren. Aber unverzeihlich ist es, dass man ohne Chrysler in der Welt völlig abgemeldet gewesen wäre und selbst mit Chrysler ist man weltweit immer noch sehr schwach anwesend.

Indien läuft mehr schlecht als recht, China wer? könnte FIAT sagen und auch sonst ist man in Asien kaum vorhanden, von Afrika etc. fange ich erst gar nicht an und dann kommt noch Osteuropa, eigentlich ein "Heimspiel" für die FIAT-Gruppe mit Polen und dann Lada und auch hier ist man untergegangen.

Hier sind viele Fehler gemacht worden und die darf sich auch SM auf die Fahnen schreiben, denn es ist ihm in den letzten 6-7 Jahren nicht gelungen, sich hier vernünftig zu betätigen. Suzuki VW zu überlassen und auf Opel zu schielen, war ein Kardinalfehler.

Man kann nur hoffen, dass die Fabrik in Serbien erfolgreich sein wird, denn wenn ich das richtig verstanden habe, hat Serbien mit Russland ein Handelsabkommen, sodass es für FIAT einfach sein wird, von dort Autos nach Russland zu bringen. In China schenit man scheinbar nun Partner gefunden zu haben und vielleicht wird 2013 das Jahr für Suzuki-FIAT.

Ich hoffe auch, dass man endlich aufhört, das Wort Sportlichkeit im Zusammenhang mit Lancia wie der Teufel das Weihwasser zu fürchten. Was will man denn bei Alfa noch kaputt machen? Das ist doch idiotisch und teurer wird es kaum sein, ein HF-Label wieder aufzuwecken. Man braucht ja keine "Brutalos" herauszubringen, keine "reinrassigen" Sportcoupés...
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