Impressionen aus Genf

mefisto2011
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Re: Impressionen aus Genf II

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Den Gott kannst Du ruhig außen vor lassen und im Leben bin ich auch längst angekommen. habe auch selbst als Journalist gearbeitet. Und selbst wenn etwas weit verbreitet ist, ist es deshalb nicht gut.

Davon abgesehen hat der Leser ein Recht auf Objektivität, wenn man ihm einen Testbericht vorsetzt. Die Leser sind wahrscheinlich auch naiver, als Du es Dir vorstellst

mefisto
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LCV
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Re: Impressionen aus Genf II

Unread post by LCV »

Wirkliche Objektivität ist tatsächlich ein nahezu unerreichbarer Idealzustand. Selbst Messwerte sind nicht wirklich objektiv. Misst man 0-100 km/h bei einem VW oder Audi, ist das Auto schon eingefahren, wobei es Fälle gab, dass Audi Autos sogar derart manipuliert hatte, dass ams die zurück gab und darüber berichtete. Ein Japaner dagegen wird mit fast 0 km angeliefert. Ich weiß selbst von einigen Wagen, dass die z.B. von 0-100 nach 10.000 km 3 sec schneller waren als im Auslieferungszustand. Auch die V/max war erheblich verbessert. Wird nun ein Mazda oder Toyota gegen einen VW oder Audi verglichen, sieht der Japaner alt aus. Bei den heutigen Bewertungen kommen Wischi-Waschi-Kriterien dazu, die wirklich subjektiv sind. Materialanmutung, Durchzugsvermögen und vieles mehr. Oft werden hier die Punkte verloren oder gewonnen, die im Gesamtergebnis entscheiden. Manchmal widersprechen die reinen Messwerte sogar diesen Bewertungen. Das muss aber nicht einmal böse gemeint sein oder auf gute Schmierung des Testers deuten, es ist subjektiv. Wenn Du in einem Honda CRX voll auf's Gas gehst, hast Du subjektiv einen sehr "rasanten" Eindruck. Nun mache das mit einer Luxuslimousine mit 500 PS. Obwohl die viel schneller ist, fühlt es sich garnicht so spektakulär an. Auch könnte sich wohl niemand, der aus Leidenschaft Autotester wurde, davon freimachen, persönliche Lieblinge zu haben. Bin ich ein ausgemachter BMW-Fan, werde ich beim Mercedes mit gewissen Vorurteilen herangehen und vielleicht sogar unbewusst das Haar in der Suppe suchen. Ein überzeugter Ökofreak wird irgendeine popelige Renaultkiste über den grünen Klee loben und einen Jaguar in die Hölle verdammen. Für solche Streuung braucht es keine Bestechung.

Übrigens, die These, dass man sehr auf die Anzeigenkunden schaut, wird auch ab und zu widerlegt. Zum Beispiel in der vielgescholtenen AB werden in letzter Zeit des öfteren Autos des VW-Konzerns ziemlich kritisiert. Neue Lieblinge einiger Journalisten kommen dagegen von Kia und Hyundai.

Übrigens halte ich es für legitim, dass man für ganz Europa an einem schönen Ort (z.B. Amalfi, Taormina oder Sevilla) ein neues Auto der gesamten Fachpresse vorstellt. Dass dann ein ganzes Hotel angemietet wird, ist wohl auch klar. Es ist auch aus der Sicht eines Herstellers sinnvoll, z.B. ein neues Cabrio nicht gerade bei Schneesturm in Lahti zu präsentieren. Einen Ort für alle muss man finden, sonst müsste man ja 25 Einzelaktionen an verschiedenen Orten durchführen. Ich glaube nicht, dass die Presseleute deshalb wohlwollender berichten, zumal ja die anderen Hersteller es genauso machen. Nur wer diese Möglichkeiten nicht nutzt, steht dann draußen. Das ist es auch, was mit "Pflege" der Journalisten gemeint ist, statt Geld bei Filmfestspielen und anderem Gedöns zu verbraten.
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mp
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Re: Impressionen aus Genf II

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unabhängigem Journalismus?? wo gibt es den??
Du nennst es bestechen, ich nenne es bearbeiten und hierfür gibt es viele Möglichkeiten wie man das anstellt. Ja und Geld muss man dafür jedenfalls in die Hand nehmen. Wäre sinnvoller als Filmfestivals zu sponsern.
mefisto2011
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Re: Impressionen aus Genf II

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Was heißt denn "sinnvoller"? Was kostet das eine (das Bestechen) und das andere (Kultur/Sportsponsoring)? Wenn wir so weit sind, dass "Bestechen" sinnvoller sein soll als Kultur/Sport zu sponsorn, können wir (und eine Menge Festivals u.ä.) auch gleich die Lichter ausmachen
mefisto

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lanciadelta64
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Re: Impressionen aus Genf II

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Was heißt hier "Recht auf Objektivität"? Was ist "objektiv"? Das lernst du schon in der Schule, dass es keine "Objektivität" gibt, sondern es eine Frage der Sichtweise ist. Was heute "objektiv" richtig ist, kann morgen "falsch" sein und umgekehrt. Was in Deutschland "objektiv" bezeichnet wird, kann woanders genau umgekehrt gesehen werden. Es gibt nicht nur "eine" Wahrheit, sondern auch hier ist es eine Frage der Betrachtung. Daher habe ich nie an die Objektivität der Medien geglaubt und heuer sowieso nicht mehr. Denn wenn es "Objektivität" gäbe, bräuchten wir ja eigentlich nur "eine" Zeitung, "eine" Medienform. Medien "manipulieren", versuchen die Leute in die eine oder andere Richtung zu bewegen. Das ist nicht neu. "Freie" Presse bedeutet nicht, dass sie "objektiv" ist, sondern dass zumindest in der Theorie jeder seine Sichtweise kundtun kann. Dennoch darf man nie vergessen, dass hinter den großen Medien immer auch bestimmte finanzstarke Personen stehen und die sicherlich nicht Infos haben wollen, die gegen die eigene Grundideen verstoßen.

Also zu glauben, es werde "richtig" und "objektiv" berichterstattet, ist in meinen Augen extrem naiv, besonders in einer Zeit, in der Nachrichten bares Geld bedeutet. Das Manipulieren ist sicherlich nicht neu, aber die Geschwindigkeit, mit der man jeden Mist veröffentlicht, schon. Recherchieren wird heute kaum noch, weil man möglichst schnell mit einer Info an den Markt kommen muss, egal wie glaubwürdig sie auch sein mag.

Man braucht nicht einmal so weit ins Bereich der "Bestechung" zu gehen, aber einer, der in einem Land lebt und aufgewachsen ist, dessen nationales Bewusstsein sehr ausgeprägt ist, wird entsprechend vieles durch die "nationale" Brille sehen und es muss nicht immer nur "böse" Absicht dahinter stehen.

Und sicherlich würdest du als Journalist eher über jemandem positiv reden, der dich vernünftig einlädt, dich "gut versorgt", als über einen, der dich in ein 1-Sterne-Hotel unterbringt, in dem es die ganze Nacht auch noch reingeregnet hätte, oder?

Das ist ein "menschliches" Verhalten und man kann es "Lobbyarbeit" nennen, "Bestechung" oder wie auch immer, aber IMMER wird die "Objektivität bewusst oder unbewusst untergraben.

Da ich die Möglichkeiten habe, Informationen aus verschiedenen Ländern haben zu können, kann ich dir sagen, die "deutsche" Objektivität ist sehr oft "anders" als die "italienische" und umgekehrt und da wären wir wieder beim Thema "Sichtweise".
Dean
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Re: Impressionen aus Genf II

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Doch Frank, kann ich sehr wohl vergleichen!

Glaubst du wirklich dass Lancia dem Marco Lavino die Kohle in den Allerwertesten schiebt um Publicity zu machen?
Forget it! Und wenn, dann ist es ein Bruchteil davon was Lavino selbst in die Hand nimmt.

Auch jetzt wieder, es wird eine grössere Zeitungskampagne geben für die Region Basel (Baselland und Baselstadt), wo man mit einer grösseren Zeitung ein zusätzliches Sonderblatt (6-8 Seiten) mit den Lancia Modellen beifügen wird.
Ja glaubst Du dass das dem Lavino geschenkt wurde? Träumereien, und nix als Träumereien.

Heute muss man auch selber ein gewisses Risiko eingehen und investieren wollen, ansonsten kann man ja an jedem Parkplatz ein Lancia stehen haben und hoffen dass das Auto von jemandem mitgenommen wird.

Präsentationen machen (meinetwegen auch kombiniert mit irgendwelchen Modeshows), Flyer, eigener Internetauftritt, Werbung in Lokalzeitung wie auch in grösseren Blättern, evtl. Radio-/TV-Spot in lokalen Sendern usw.

Und wenn man hier nicht selber Hand anlegt, ist es wohl auch besser, sich komplett aus dieser Industrie zu entfernen.
Denn die Bude eingerannt kriegt man nur als Audi/VW-Händler, und that's it. Egal was die Kotzkisten auch immer kosten.

Dean
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Re: Impressionen aus Genf II

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Noch was Frank..., so wie man nicht immer sagen sollte "Fiat hat keine Kohle", sollte man auch nicht immer nur die Händler schützen wollen. Es gibt Händlerverbände..., ist Dir bewusst was da meistens abgeht? Es wird nur auf den Hersteller und Importeur reingedrescht, schon von Angfang an. Händler die schon von Anfang an sagen, "scheisse, diese Kiste kriege ich nie verkauft, die werde ich um nichts in der Welt ins Schaufenster stellen".

BRAUCHT MAN SOLCHE HÄNDLER?

Wie wäre es mal mit kreativer Zusammenarbeit anstatt sich das Leben gegenseitig schwer zu machen.
Gab's da nicht mal das Sprichwort: "Zusammen sind wir STARK!" ?

Dean
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LCV
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Re: Impressionen aus Genf II

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@ Dean:
Ich behaupte nach wie vor, dass es in der Schweiz einfacher ist, Exoten à la Lancia zu verkaufen.
Ein Händler in Deutschland kann von Lancia allein nicht mehr leben und die merkwürdige Modellpolitik, ständiges Ändern der Strategie, Vertragskündigungen, Verschlechterungen der Marge usw. nehmen dem Autohaus jegliche Planungssicherheit. Ich würde es mir auch zehnmal überlegen, ob ich hunderttausende investieren soll, wenn ich vielleicht schon morgen den berühmten Tritt in den A... bekomme. Ich habe 1983 Verträge gesehen. Ich sage dazu KNEBELVERTRAG à la Brauerei. Und seither hat sich alles noch drastisch verschärft. Ich würde so etwas nicht unterschreiben.

Lavino ist sicher ein Sonderfall. Dass er von Lancia nicht das Geld für seine Aktionen bekommt, ist mir klar. Aber er hat eine jahrzehntelange Tradition, Stammkundschaft, bessere Voraussetzungen. In Deutschland gibt es so gut wie keine alteingesessenen Lanciahändler mehr. Wo soll da eine treue Kundschaft herkommen? Und was da zum Teil zwischen Gebietsleitern und Händlern abgeht, will ich hier garnicht beschreiben. Jedes Land hat seine Eigenheiten, besondere Bedingungen. Deshalb kann man absolut keine echten Vergleiche anstellen. Es ist ja auch der Kardinalsfehler der Turiner, dass sie ihre italienischen Erkenntnisse den Importeuren in anderen Ländern diktieren wollen.
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Re: Impressionen aus Genf II

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na dann mach mal bei 100% aller dt. Hersteller das Licht aus.
Ich nenne das nicht bestechen sondern Produktplacement oder Kundenbetreuung wie immer man das nennen will.
Speziell für die Journailie. z.B. man schreibt den Autoblödmännern den Text vor welchen sie plazieren sollen inkl. Einladung nach Nizza auf a Pizza (nur Beispiel) oder man lässt sie gratis inkl. deren Familie einen Golf testen. Danach schreiben sie.... die Schalter sind dort wo sie hingehören. Eh klar der kennt ja keine Anderen....
Noch nie aufgefallen das die Porsches Audis und Mercedes von den Schreiberlingen immer auf den schönsten Plätzen der Welt getestet werden (Toskana,Spanien usw..) .?? Lässt sich angenehm mit einen 1-wöchigen Gratisurlaub verbinden....Sorry aber auf diesem Gebiet gibt es nix Ehrliches...
mefisto2011
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Re: Impressionen aus Genf II

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du weißt doch genau, Bernardo, was ich mit "Objektivität" meine.

Wenn ich als Journalist anders über eine Sache berichte, weil ich fürstlich bewirtet worden bin, habe ich meinen Beruf verfehlt. So einfach ist das, das hat mit "menschlich" nix zu tun.

Ich habe auch nix gegen Subjektivität, wenn sie ausreichend argumentiert und begründet ist. Das heißt, der Leser muss erkennen können, dass es sich um eine subjektive Sichtweise handelt. Dann kann ich als mündiger Konsument selbst ein Urteil bilden -aber wie viel Prozent der Leute sind mündige Konsumenten?
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