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Hallo Bernardo

Posted: 04 Jan 2012, 10:35
by Siegi
Für mich sind die Zulassungen u.a. ein Spiegelbild des Lebensstandards in den Ländern. So wie es aussieht, halten sich die Italiener derzeit stark zurück bei " unnötigen" Geldausgaben, obwohl nach der Statistik, pro Kopf Vermögen, das anders sein sollte.
Der Markt ist bei Euch im Dezember um ca. 15% eingebrochen! Die Fiatgruppe um ca- 21%. Das ist ein Hammer. Das zeigt auch, dass die Fiatgruppe nicht gut aufgestellt ist. Hinzu kommt noch, dass das Vertrauen in den Konzern stark abgefallen ist.
Siehst Du Aktionen seitens Marchionne u. Co?
Wird der neue Thesis angenommen? Der Ypsilon hat Lieferprobleme, warum eigentlich, oder sind die Kapazitäten so stark reduziert worden?
Was macht der Freemont? Hier sehe ich keinen u. das im Großraum München. Weißt Du da mehr?
Seit Jahren diskutieren wir hier, aber eine Wende zum deutlich Besseren ist nicht zu erkennen. Vermutlich ist Marchionne lieber bei Chrysler.

Das sind meine Gedanken, ein gutes gesundes Neue Jahr
ciao Siegi

Re: Hallo Bernardo

Posted: 04 Jan 2012, 12:50
by LCV
Hallo Siegi,

nur zur Vermeidung von Missverständnissen:

Der neue "THESIS" heißt THEMA (hier intern zur Unterscheidung New Thema oder NT).

Gruß Frank

Re: Hallo Bernardo

Posted: 04 Jan 2012, 13:48
by Siegi
Danke Frank, habe ich übersehen.

Re: Hallo Bernardo

Posted: 04 Jan 2012, 15:06
by lanciadelta64
Nun ja, der Markt in Italien ist aus vielerlei Gründen eingebrochen, wobei sich dieser Trend schon seit einigen Jahren angedeutet hat. Die "Abwrackprämie" sorgte für ein kurzzeitiges Hoch, aber erwies sich im Nachhinein als Bumerang, weil einmal neue Autos verkauft, war klar, dass die Leute sich nicht gleich wieder ein neues kaufen konnten.

Also ohne diese Abwrackprämie wäre der Markt wohl auch in dem Jahr weiter gesunken. Nun kamen aber ein paar Sonderfaktoren hinzu, wobei die Kaufzurückhaltung weniger mit dem "fehlenden" Geld beim Kauf zu tun hat, als vielmehr die in wenigen Monaten extrem explodierenden Kosten, die Autos und hier auch Neufahrzeuge, erzeugen.

Die Mehrwertsteuer wurde von 20 auf 21 % erhöht, an sich nicht wirklich "katastrophal", aber sie dürfte wohl auf 23% ansteigen. Dann wurden die Zulassungskosten, KFZ-Steuer, Autobahngebühren (je nach Autobahn auch bis über 10%, im Schnitt 3,5%), die Steuern auf Versicherungen und somit die Versicherung fürs Auto und last but not least der Benzinpreis, der dank der Erhöhung der Erhöhung beispielsweise in meiner Region (mit Bedienung) auf 1,85 Euro angewachsen ist und das alles in relativ kurzer Zeit. Das hat also den Abwärtsstrudel noch einmal beschleunigt.

Dass FIAT an Marktanteile verliert, ist auch ein "Phänomen", das vor vielen Jahren begonnen hatte und seinen Tiefpunkt in dem Jahr, als FIAT vor der Pleite stand, erreicht hatte. Dazu kommt, dass die FIAT-Gruppe bei keiner italienischen Autozeitung eine Lobby hat und grundsätzlich alles nieder gemacht wird, während die anderen Hersteller mehr oder weniger wengistens eine "Heimzeitung" haben, bei denen sie grundsätzlich gewinnen.

Die Schwierigkeiten, die man heuer hat, sind vielschichtig. FIAT genießt gesellschaftspolitisch einen extrem miesen Ruf und ist wohl das mit Abstand meistgehasste Unternehmen Italiens. Das kommt aber auch daher, dass es den Italienern an einem "nationalen" Bewusstsein fehlt und oft nach dem Prinzip verfahren wird, der Feind meines Feindes ist mein Freund.

Teils ist die Wut und der Hass verständlich, teils aber ist sie selbstmörderisch und hat wenig mit der heutigen Spitze zu tun. Es ist eben ein "geschellschaftspolitisches" Problem. FIAT bzw. Agnelli gehörten immer zum Establishment und haben dem Steuerzahler viel Geld gekostet, daher der Hass. Viele Lügen wurden den Arbeitern aufgetischt, sie ausgebeutet und nicht selten "bezahlte" der Staat die Gehälter, indem FIAT die Leute in "Kurzarbeit ohne Arbeitsstunden" schickte. Wenn ich mich nicht irre, gehören noch heute einige Arbeiter aus Chivasso - auf jeden Fall aber aus Arese - zu ihnen.

Marchionne wiederum hat in ein Vespennetz gestochen, denn in Italien gibt es sehr viele Dinge, die verkrustet sind und der Reformstau ist nun extrem lang, teilweise weil die Verbände, egal ob von Taxibesitzern, Arbeitern, Apothekern oder Anwälten oder weiß der Teufel von wem, sich gegen Reformen stemmen, wobei Leute wie Silvio gerade diesen Stau mit verursacht hat. Warum? Nun wenn du "keinem" auf die Füße trittst, gewinnst du Wahlen und kannst dann das tun, was dir "gefällt".

Nicht umsonst haben wir eine "Übergangsregierung" von "Parteilosen", weil keiner sich die Finger schmutzig machen will und dann bei einer Wahl abgestraft werden will.

Marchionne hat aber nicht selten das gesagt, was er denkt und in einem Land, in dem man auf jede Kleinigkeit extrem sensibel reagiert, gelten solche Aussagen als extrem aggressiv.

Das hat nun FIAT nicht sympathischer gemacht, auch nicht die Art und Weise, wie SM nun die neuen Arbeitsverträge durchdrücken will bzw. immer wieder droht, FIAT aus Italien abzuziehen.

Dann kommt natürlich auch noch ein Faktor hinzu, dass nämlich die Fahrzeuge der FIAT-Gruppe einfach veraltet sind. SM hat sehr viel Zeit und Geld - was ja auch notwendig war - in Chrysler gesteckt und nun fehlt es gerade in einem Land, in der Mode "alles" ist, an "Frischblut".

Nicht umsonst hat der New Ypsilon in den Verkaufszahlen den 500er überholt gehabt, weil der NY eben "neu" und der 500er schon ein "alter Hut" ist. Fahrzeuge wie der Punto oder Bravo sind eigentlich kaum noch an den Mann zu bringen. Der Punto ist schon zu alt, Fahrzeuge wie der neue Yaris, Ford Fiesta oder VW Polo sind "frischer" und somit zieht man solche Fahrzeuge dem Punto vor, zumal das Design des Evos nicht gerade die Leute begeistert hat.

Das Positive an dieser Situation ist, dass es SM gelungen ist, trotz einer Durststrecke die Gruppe gesund zu halten, anders als früher, als jede Krise den Konzern am Rande des Ruins gebracht hatte.

Freemont und NY sind wirklich positive Lichtblicke, die Ypsilon-Reihe hat sich (zusammen mit dem alten Modell, das es ja am Anfang nur gab) deutlich positiv entwickelt und der Freemont ist gar "Marktführer" des D-Segments geworden.

Der NT spielt dagegen in der Statistik noch keine Rolle.

Aber insgesamt fehlt "frisches Blut", es fehlen Fahrzeuge in den unterschiedlichen Segmenten, die mittlerweile fest in ausländischer Hand sind.
Es ist eine "alte" Geschichte, dass FIAT im C-Segment immer in erster Linie dank der Kombis sich verkauft hat, aber ohne einen Kombi sieht es schlecht aus.

Ob Astra oder Focus - sie verkauften sich immer in erster Linie dank ihrer Kombiversionen. Nur der Golf bildete hier die Ausnahme, der als Kombi nahezu unverkäuflich ist und den keiner haben will. FIAT hat mit dem Bravo nur einen 5-Türer, während die Konkurrenz verschiedene Varianten anbietet und gerade in einem Land, in dem die "Familie" im Vordergrund steht und Fahrzeuge in erster Linie "praktisch" sein müssen und weniger "schnell", fehlt es hier bei der FIAT-Gruppe gewaltig.

Die Problematik der FIAT-Gruppe liegt aber 2011 in erster Linie bei FIAT. FIAT hat deutlich an Marktanteil gewonnen. Umgekehrt ist Lancia in Italien zum "Hoffnungsträger" der Gruppe geworden, denn auch wenn Alfa im Jahresdurchschnitt mehr zugelegt hatte, sind doch die Zahlen der letzten Monaten bei Alfa schon beinahe "besorgniserregend" (im Monat Dezember hat man gegenüber 2010 an Marktanteile verloren).

Man wird nun sehen, wie das Jahr 2012 wird (vom Marktanteil her, denn nicht nur ich prognostiziere einen noch tieferen Gesamtmarkt in Italien), denn dann kommt der New Panda - ein Produkt "Made in Italy" (der Old Panda oder auch FIAT 500 wurde von vielen als "nicht italienisch" angesehen), dazu der Ellezero, Lancia könnte wohl gegen Ende des Jahres, Anfang 2013 auch mit dem C-Segment-Delta aufwarten, vielleicht kommt dann auch der 7-Sitzer-"Ellezero" als Lancia heraus.

Aber die Gruppe hat deutlich mehr Baustellen als nur Europa. Hier in Europa ist es wichtig, dass man sich vor allem bezüglich des Images verbessert, denn lassen wir den italiensichen Markt beiseite (hier dürfte wohl der maximale Wert, der erreichbar wäre, so um die 33% liegen, her dürfte für die FIAT-Gruppe nicht möglich sein), aber im Ausland muss man deutlich zulegen.

Die Baustellen, die man hat sind Russland, China, Indien und auch Afrika. In Russland versucht man gerade aus eigener Kraft eine Struktur aufzubauen (in der Nähe von Petersburg sollen Jeeps entstehen) und die Fabrik in Serbien ist insofern wichtig, als dass die Serben ohne Handelsbeschränkungen nach Russland exportieren können und Sonderkonditionen genießen.

In China beginnt man langsam - auch vor allem mit Alfaromeo - durch die Hintertüre zu gelangen und das Indiengeschäft dürfte auch vor allem davon abhängen, wie die Sache mit VW und Suzuki ausgehen wird, da Suzuki in Indien mithilfe von Maruti Marktführer ist.

Das heißt, der Weg, den FIAT noch beschreiten muss, ist sehr lang. Ich glaube auch kaum, dass die Zukunft FIATs sich in Europa abspielt, wo 1% mehr oder weniger nun nicht unbedingt die Kassen füllt oder leert, sondern in Asien und hier muss man sich deutlich besser aufstellen.

Der Vorteil, schlimmer kann es nicht mehr gehen, aber man hat auch unter SM hier zu viele taktische Fehler begangen. So toll SM FIAT vor dem Untergang bewahrt hat, so toll er das mit Chrysler über die Bühne gebracht hat, auf den asiatischen Märkten nebst Russland hat auch er sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert.

Re: Hallo Bernardo

Posted: 04 Jan 2012, 15:47
by mefisto2011
naja, das der Punto nicht mehr an den Mann zu bringen ist, stimmt ja nicht so ganz. Er ist immer noch das meistverkaufte Auto in Italien. Aber er erreicht nicht mehr die Zahlen wie früher, das ist richtig. Ob's jetzt am Design des Evo liegt, vielleicht zum Teil. Was mich überrascht, ist das schöechte Abschneiden des Bravo. Eigentlich ein hübsches und offensichtlich auch zuverlässiges Auto, aber wenn eine Nation auf den Golf abfährt ... Bin mal gespannt, was Fiat als Nachfolger aus dem Hut zaubert, wenn man den Erfolg des Freemont sieht, ist vielleicht der Wechsel zu einem Crossover gar nicht verkehrt. Obwohl man dann immer noch keinen Kombi hat.

Wirklich überrascht haben mich heute die Zulassungszahlen von Lancia im Dezember in Deutschland und nicht zuletzt in Belgien, da liegt man vor Mazda, Honda und Mitsubishi und hat seine Verkäufe im Dezember fast verfünffacht. Dazu muss man sagen, dass in Belgien am 31. Dezember 2011 eine staatliche Prämie ausgelaufen ist, die schadstoffarme Autos förderte - und dass man das Auslaufen der Prämie sehr kurzfristig angekündigt hat, zum Leidwesen der Händler ausgerechnet vor dem Autosalon von Brüssel, der nächste Woche seine Pforten öffnet und wo viele Belgier kaufen.

mefisto

Re: Hallo Bernardo

Posted: 04 Jan 2012, 16:55
by lanciadelta64
Nun "nicht mehr an den Mann bringen" bedeutet hier, dass er eben "kaum" (im Verhältnis zum Anspruch) noch von Privatleuten gekauft werden. Viele Puntos gehen an Institutionen, Fahrschulen, Leihwagen und Unternehmen, wie der Baubranche. Das heißt, die "Nettozahlen" liegen noch einmal darunter.

Wenn du bedenkst, dass vom Uno und Punto I in Europa in den besten Jahren so zwischen 600.000 und 700.000 Fahrzeuge verkauft wurden, wovon allein in Italien locker die Hälfte, wenn nicht sogar noch mehr (im Schnitt um die 30.000-40.000 Stück pro Monat), sind diese um die 120.000 auf dem italienischen Markt, also im Schnitt 10.000 pro Monat, lächerlich. Dazu darfst du NICHT vergessen, dass hierzu drei!!!!!!! Punto-Generationen nötig sind, nämlich Grande Punto, Punto Evo/Puno und Punto Classic, die parallel angeboten werden. Was meinst du also, wie viele von der aktuellen Punto-Generation verkauft werden? Vielleicht 70.000-80.000 Stück?

Das ist für ein Volumenmondell, das am Anfang den Anspruch hatte, sich 360.000 mal im Jahr zu verkaufen, mit der Hoffnung auf 400.000 zu kommen, eine "Katastrophe".

Was also für den Golf V galt, gilt auch für den Punto, nämlich dass sie führe ihre Hersteller "Flops" waren, wenn man Anspruch und Ziel als Maßstab setzt.

Der Punto ist in Europa nicht mehr in den Top 10, wahrscheinlich selbst in seinem Segment weiter hinten plaziert, also hinter Clio 207, Polo, Corsa und Fiesta.

Beim Design bezog ich mich auf die Aussagen meines Freundlichen und das allgemeine Echo der italienischen Presse, die das Design des Evos regelrecht zerrissen haben.

Aber sicherlich ist das nicht der einzige Grund, sondern es wiegen einfach die Jahre auf dem Buckel des Puntos. 7 Jahre waren früher kein Alter, heute ist das schon "uralt" und die Leute gehen mit der Mode. Eigentlich darfst du alle 3 bis 4 Jahre dein Modell "komplett" erneuern, damit man wieder Kunden findet.

Ein weiterer Grund ist aber auch das veränderte Kaufverhalten (Italien). Früher kaufte man sich von einem Modell gleich den Nachfolger, also vielleicht einen zweiten oder gar dritten Uno. Heute aber kaufst du ein Produkt einmal, um dann beim nächsten Mal einfach ein anderes Modell auszuprobieren. "Wechselkunden" sind also häufiger geworden.

Die insgesamt schlechten Verkaufszahlen des Bravos (in Italien nicht einmal in den Top 10 des Segments im Monat Dezember) hat viele Gründe. Zum einen behaupte ich, dass es in Italien gewisse "Strömungen" gibt, also diejenigen, die lieber "italienisch" fahren und solche, die diese aus den verschiedensten Gründen radikal ablehnen.

Am Anfang gab es nur den Bravo bei der FIAT-Gruppe, der 147er war in die Jahre gekommen. Heute hat aber die Giulietta einen Teil der Kunden, die zuvor auf den Bravo geflogen sind, absorbiert. Anders ausgedrückt, man hat nicht wirklich Neukunden von Fremdmarken bekommen, sondern es gab nur einen Austausch innerhalb der Gruppe, je nach Neuigkeit des Produkts.

Sicherlich hat man auch eine Reihe von "Marketing-Fehlern" begangen bzw. eher typisch italienisch, also ein "altes" Produkt nicht "frisch halten", sondern bis es ans "Lebensende" angekommen ist und durch ein neues Produkt abzulösen.

Der Bravo war anders geplant. Es sollte von ihm eine Kombivariante geben, was extrem wichtig gewesen wäre, denn gerade Italien ist das Land der Kombis und speziell in dem Segment (der Golf nimmt hier eine Sonderrolle ein). Dann sollte er alle technische Gimmicks bekommen, die heuer beispielsweise bei einem Delta zu bestellen war/ist.

Geplant war eine Rückfahrkamera, Einparkassistent etc. Aber SM wollte um jeden Preis den Verkaufsstart vorverlegt sehen, weil der Stilo Tag für Tag schwere Verluste einfuhr. Damit war der Bravo beim Verkaufsstart noch nicht so weit, solche Gimmicks zu bekommen.

Leider hat man es dann versäumt, diese nachträglich anzubieten, den Bravo somit aufzuwerten und nachdem er sich im ersten Jahr ganz ordentlich verkauft hat, brachen danach die Verkaufszahlen von Jahr zu Jahr ein. Lange war man Segment-Primus, auch weil der Golf V für einen Golf ungewöhnlich "floppte", aber es fehlte einfach das "Nachlegen", das Modernisieren (keine Leds vorne wie hinten etc.)

FIAT wird nun das klassische C-Segment verlassen und ähnlich wie Nissan mit dem Qashqai einen Crossover anbieten. Der Vorteil liegt darin, dass man nun bewusst mit anderen Stückzahlen operieren wird. Es sind nun auch andere Hersteller dabei, ihre Politik zu überdenken und mehr und mehr auf Crossover umzustellen.

Wenn man unsere Straßen so anschaut, denke ich mir, dass wir früher oder später eh alle mit solchen Fahrzeugen samt "Ballonreifen" herumfahren werden, denn entweder die Straßen werden richtig saniert - also nie - oder wir Kunden müssen uns überlegen, Autos zu kaufen, die solche Kraterlandschaften überstehen.

Re: Hallo Bernardo

Posted: 04 Jan 2012, 18:42
by mp
@bernardo dein Zitat
"FIAT wird nun das klassische C-Segment verlassen und ähnlich wie Nissan mit dem Qashqai einen Crossover anbieten. Der Vorteil liegt darin, dass man nun bewusst mit anderen Stückzahlen operieren wird. Es sind nun auch andere Hersteller dabei, ihre Politik zu überdenken und mehr und mehr auf Crossover umzustellen."

Ausser Fiat gibt es kaum einen Hersteller der keinen kl. SUV und Crossover anbietet -- für mich stellt sich die Frage wer im Konzern verantwortlich ist, das ständig alle Entwicklungen verschlafen werden. ? bzw. im Denken einen Langzeitrekord aufstellt.
Muss doch schon längst ein neuer Punto und Bravo her. Beide auch mit SUV Plattformen. Wenn das so weiter geht haben die Pensionistenkarren von Mercedes bald mehr kleine Variationen auf Lager als Fiat.
Bitte keine Ausreden mehr wegen Geld und Zeit. Selbst die kleine Firma Mazda hat (mittlerweile losgelöst von Ford) hat einen Kompakt SUV CX5 innerhalb eines Jahres und zwar eine eigene Plattform und eigene Motoren entwickelt. Da wird der Fiat Konzern wohl aus seinen riesigen Baukasten wohl in einem Jahr ein paar Modelle neu zusammenbringen.

Re: Hallo Bernardo

Posted: 04 Jan 2012, 19:56
by mefisto2011
in einem Jahr???
glaubst du doch selbst nicht, oder:S

Re: Hallo Bernardo

Posted: 04 Jan 2012, 20:55
by lanciadelta64
Micha, das Problem ist nicht, den Markt zu verschlafen, sondern "zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein". FIAT hat nun einmal nicht das Image, Moden vorzugeben und kann es sich nicht erlauben, zu früh am Markt zu sein, aber auch nicht zu spät und beides passiert FIAT zu oft. Dazu fehlt oft auch der Glaube und die Geduld am eigenen Produkt.

FIAT hat schon früh kleine SUVs gehabt, ja ist beinahe schon "Vorreiter" (wenn auch in einem Fall mit Suzuki-Hilfe). Ob Panda Cross oder Sedici, sie waren vor der Konkurrenz am Markt. Das Problem ist, dass man auf ABM wartet. Das klingt brutal, ist aber leider wahr. VW hat auch keine "kleine" SUVs und kann es sich erlauben und Audi kam spät mit seinem Q7 und war darunter länger nicht vertreten.

Das Fehlen des Glaubens an eigene Produkte hat leider zu oft geschadet (siehe Lybra/Thesis) und auch beim Delta. Da kommen die Franzosen und kommen mit dem DS5 heraus, einem Auto, das im Prinzip eine "Weiterentwicklung" des Deltas sein könnte, während FIAT wieder sich anders orientiert.

Nun ein neuer Punto muss nicht "lange" her und auch ein Bravo theoretisch nicht, auch wenn die Entwicklungszyklen sich verkürzt haben. Der Grande Punto kam 2005 auf den Markt, also vor 6 Jahren und wird am Ende seines Zyklus 7 Jahre alt sein, also der "Oldtimer" im Verband. Der Bravo wiederum ist wesentlich jünger und hat bisher erst 4 Jahre auf den Buckel. Außer Japaner wechselt kein Hersteller nach 4 Jahren eine komplette Modelllinie.

Dass man in manchen Segmenten nicht present ist, hat aber auch mit der Vergangenheit zu tun, mit der finanziellen Situation, die man hatte, denn die Banken gaben kein Kredit und die Autos mussten sich selbst tragen bzw. Partner ins Boot geholt werden. Wir erinnern uns, der FIAT 500 konnte erst entwickelt werden, nachdem man Ford ins Boot geholt hatte, um den neuen FORD Ka zu produzieren.

Also hat man einerseits mit den Lücken der Vergangenheit zu kämpfen, andererseits aber sollte die Gruppe nicht wieder in finanzieller Schieflage gerarten.

Was in meinen Augen schwerer wiegt, ist nicht das Fehlen von Fahrzeugen in manchen Segmenten - nicht alle Hersteller sind immer und überall vertreten - sondern dass man teils aus historischen Gründen, teils aus Fehleinschätzungen oder Fehler bei der Ausführung, wichtige Zukunftsmärkte verschlafen hat. Sicherlich kam auch hier die Krise in die Quere und FIAT hatte nicht die Kraft, zu expandieren, weil man zu sehr mit sich beschäftigt war, aber seit ein paar Jahren hat man ein paar Tiefschläge einstecken müssen, die man nicht allein mit dieser Krise von 2004/05 erklären kann, denn die Ehen in China scheiterten, in Indien kommt man mit Tata nicht sehr weit und in Russland hat man sich einmal mehr die Butter vom Brot nehmen lassen und hier sind eindeutig Fehler beim Management gemacht worden.

Re: Hallo Bernardo

Posted: 04 Jan 2012, 21:18
by Siegi
Hallo Bernardo,
erstmals Danke für die ausführlichen Darstellungen. Ich staune immer wieder wie Du die Zusammenhänge darstellst u.auflistest u. man könnte meinen Du bist ein Insider, sicherlich von der Presse.
Ich glaube auch etwas von Italien zu verstehen, aber Hintergründe sind mir fern. In meinem italienischen Bekanntenkreis fährt keiner einen aus der Fiatgruppe u. reden auch nicht positiv über Fiat, obwohl keine Erfahrungen vorliegen. Ich glaube hier ist mit Überzeugungsarbeit u. Qualität der Hebel anzusetzen zum weitern den Ausbau der Palette voranzutreiben.
Meine Ausführungen sind berufsbedingt etwas kürzer, macht aber nichts.
Schönen Abend
Gruß Siegi