Ethanol Selbsttest erfolgreich - bisher!

ChrisV6
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Ethanol Selbsttest erfolgreich - bisher!

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Hallo liebe Lancisti,

seit Juli fahre ich nun meinen Y. Zu Beginn mit einigen Problemen, unterdessen jedoch sehr zuverlässig der Kleine.
Nachdem man ja gerne versuchen möchte, die Benzinkosten so gering wie möglich zu halten, habe ich von Beginn an versucht, mit 50% E85 (85% Ethanol, 15% Benzin) zu fahren. Die Fuhre bewegte sich zwar, bockte aber wie sau. Daraufhin habe ich den Anteil auf 30% reduziert und er schnurrte wieder wie er sollte.
Vor etwa acht Wochen habe ich versehentlich falsch getankt und ihn damit plötzlich mit locker 80% E85 gefüttert.
Siehe da, plötzlich lief er sogar damit recht ansehnlich. Beim starten war ein kleiner Druck aufs Gas nötig, dann lief er einwandfrei. Als es nun ein wenig kälter wurde, sprach er nicht mehr ganz so gut an und war auf den ersten Metern recht unwillig. Das mag wohl mit der dickeren Konsistenz von Ethanol zusammenhängen. Aber nun habe ich wieder auf 60% reduziert und er läuft wie immer.
Sobald es wärmer wird, werde ich den Anteil wieder erhöhen.
Mit dem Ethanol habe ich inzwischen etwa 6000km zurückgelegt, ohne an dem Auto etwas verändert zu haben.
So ist auch das Tanken nicht mehr ganz so furchteinflößend. (E85 = 1,06€/l)
Der Kleine hat den 1.1l mit 54PS und Singlepointeinspritzung. Dieses System ist auch in der 60PS Version verbaut - ob genau kann ich nicht sagen, aber vom Prinzip. Bei dem 75er weiß ich es nicht und beim 16V ist es eine Multipointeinspritzung, da würde es bis maximal 30% Ethanolzusatz funktionieren.
Der Selbstversuch geht täglich weiter...

Viele Grüße

Chris
donthema
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Re: Ethanol Selbsttest erfolgreich - bisher!

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Mutig, mutig !!
Die Schäden zeigen sich auch eher langfristig.
Typische Ausfälle sind Korrosion in den Kraftstoffleitungen und an der Benzinpumpe im Tank, eventuell auch an der Einspritzung.
Kraftstoffleitungen von E85 Fahrzeugen sind normalerweise aus Edelstahl !!
Die Kalibrierung des Motors muss sich auch auf den anderen Energieinhalt bzw. die viel höhere Einspritzmenge einstellen können.
Bei Flexifuel Fahrzeugen wird das Ethanolverhältnis über Sensoren ermitelt.
Da dein Y auf Flexifuel nicht ausgelegt ist, kannst Du auch leicht Klopfschäden am Motor bekommen, da die Fuhre zu mager läuft.
Auslassventile und Ventilsitze sind bei Felxi's auch anders ausgelegt.
Ich würde da eher zum Umbau auf LPG raten. Der lohnt sich aber auch nur wenn man das Fahrzeug noch länger behalten will und viel fährt.
Unser Lancias (Y und Thesis) fahren beide damit.

Wie auch immer, bei beiden Alternativen ist von Vollgasfahrten dringend abzuraten.
Mit freundlichen Grüssen
Donthema
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LCV
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Re: Ethanol Selbsttest erfolgreich - bisher!

Unread post by LCV »

Hi,

der ADAC hatte einen Langzeitversuch mit einem Opel gestartet, der keine Freigabe für E10 hatte. Nach 16.000 km tönte der ADAC, alles bestens und unterstellte den Herstellern, dass man zu bequem sei, das zu überprüfen oder andere Beweggründe hätte. Als aber der Opel mehr als 30.000 km erreicht hatte, waren erhebliche Schäden entstanden. Da Benzinleitungen undicht werden können, ist das sehr gefährlich. Wenn bei hoher Geschwindigkeit ein Motorbrand entsteht, hat man Probleme, noch unbeschadet aus dem Auto heraus zu kommen. Also unbedingt in der Werkstatt mal alles checken lassen.

Gruß Frank
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oddo
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Re: Ethanol Selbsttest erfolgreich - bisher!

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mische dem kraftstoff etwas teilsytnetisches zweitaktöl bei, das schützt die teile der einspritzung, 250ml auf 50l sprit.
xYtras
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Re: Ethanol Selbsttest erfolgreich - bisher!

Unread post by xYtras »

Ich kann mich donthema nur anschliessen, allerdings kann man es auch versuchen, weil die 8V da ohne flex-fuel-Steuergeräte (übrigens meist auch sehr primitiv!) leicht "angepasst" werden können, um auch mit E70-E85 zu fahren und das sogar relativ gut:


Benzindruck erhöhen ist ein Muß, um mit Ethanol in höherer Konzentration in einem Punto 176 oder Y 840 in einem 1.1 oder 1.2 8V zu fahren.
Noch dazu geht es ganz einfach: Luftfilterkasten weg, Kasten über dem Drosselklappenkörper runter. Dann gibt es eine (meist gelb gewachste und damit verplompte -> weggkratzen) im Turmträger des Einspritzventils sitzende Schraube - die mit nem kleinen Innensechskant - im Uhrzeigersinn drehen. Das dreht den Rücklauf der Benzinleitung nach der Einspritzdüse zu.
Bei E70-E85 bis zum Anschlag aufdrehen, ca. 4 Umdrehungen. Dann läuft er mit ca. 1,4 bar, je nachdem, was die Benzinpumpe noch hergibt. Immer die Originaleinstellung markieren / Umdrehungen, die man gedreht hat, aufschreiben.
Die Kiste läuft, sogar erstaunlich gut.
Denn: änderst Du zumindest den Benzindruck nicht, wirst Du bei ausgeschalteter Lambdaregelung immer zu mager fahren, viel zu mager!!! Bei Lambda an evtl. auch!
Bei den Steuergeräten ist das in folgenden Momenten der Fall, daß die Lambdaregelung deaktiviert ist: Volllast/annähernd Volllast (dann wird die Einspritzgrundzeit aber per Mapping generell um 10% verlängert, immerhin!) und bei kaltem Motor. Bei warmem Motor und nichtVolllast läuft die Lambdaregelung, die Variabilität und Verlängerung der Einspritzzeiten stoßen ohne Benzindruck-Erhöhung aber an die Grenzen. (Das Einspritzventil IWM523 könnte man evtl. auch durch eine anderes ersetzen, ich glaube eins aus dem Opel Corsa A/B hat nen höheren Durchsatz).
Allerdings lebt die Pumpe dann nicht lange, für E85 ist das bei Temperaturen unter 5 Grad auch meist zu wenig.

Empfehlen kann ich nur dann nur den Einbau der 2,5bar Punto16V-Pumpe empfehlen, passt, gibts bei den meisten Schrottern. Allerdings sollte man den Rücklauf dann etwas wieder aufdrehen, 2 Umdrehungen laut Originaleinstellung reichen für ca. 1.7bar. Ist ideal. Läuft gut, unter -5 Grad orgelt man dennoch recht lange. Für ein besseres Anspringen, müsste man sich dann einen einstellbaren Potentiometer basteln und den Kühlwassertemperatursensor manipulieren.
Denn Ethanol verdampft ganz schlecht im Gegensatz zu Benzin, erst recht bei niedrigen Temperaturen. Und mit diesen Dämpfen wird das Starten erst möglich. Zu dick ist Ethanol garantiert nicht! Und den Ölfilm von den Zylinderwänden beim Kaltstart runterzuwaschen, ist keine gute Idee.

Generell: es klappt mit den 8V recht gut. In kurzer Zeit stirbt garantiert die Reservetankleuchte.
Restliche Schäden sind wirklich nicht auszuschließen. Ventilsitze, klar. Ob ein magerer Lauf der ZKD lange zuträglich ist, ist auch fraglich. Die Pumpen wären von Bosch ethanolresistenter. Allerdings sind das gefühlt größte Risiko undichte Benzinleitungen. Ein Brand ist nicht gerade lustig.

Bei oben genannten Modifikationen steigt der Spritverbrauch wieder. 30-35% sind bei 1.7bar zu erwarten, allerdings stimmt damit der Lambdawert und damit der Motorlauf. Allerdings spricht er nicht so spontan an unter Ethanol.

Und: das Kosten-Nutzen(Gefahren)-Verhältnis ist bei Kurzstrecken und geringer Fahrleistung und dem Mehrverbrauch doch nicht so toll, ich würde dann bei 100 Euro-Ersparnis im Jahr das Ganze doch überlegen. Tritt ein Schaden ein, wird es deutlich teurer.

E10 kann man bedenkenlos tanken!

Ciao
xYtras
ChrisV6
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Re: Ethanol Selbsttest erfolgreich - bisher!

Unread post by ChrisV6 »

Vielen Dank für die ganzen Hinweise und Tipps.
Der Y wurde inzwischen weitergegeben. Aber zur allgemeinen Hysterie um das Ethanol. Was den Insigna vom ADAC auch immer lahm gelegt hat, E10 war es bestimmt nicht. Die angeblich defekte Benzinpumpe, verursacht durch Alukorrosion vom höheren Ethanloanteil, wurde nie präsentiert. Mehrere Chemiker sind sich ziemlich einig, dass es nicht als Reaktion auf das Ethanol zurückführbar sei, vor allem nicht in der kurzen Zeit.
Mein Y lief auch Vollgas ohne Probleme. Zu mager würde er ja auch nur laufen, wenn das Sprit-Luftgemisch nicht mehr stimmt und man würde einen Leistungsverlust spüren, wenn ich mich nicht täusche. Das Problem hatte ich gerade, als ich den Ethanolanteil versehentlich bei meinem noch nicht umgerüsteten Kappa zu hoch geschraubt hatte. Im Regelbetrieb lief er gut, bei Leistungsabfrage war er wie zugeschnührt. Lief also zu mager.
Was die Auswirkungen von Ethanol auf die Bauteile angeht, so müsste der Bravo, den ich von Januar bis jetzt mit einem Steuergerät ausgerüstet gefahren habe, schon aufgelöst sein, glaubt man den ganzen Aussagen zu E10.
Ich fahre mit E85 seit einigen Jahren in verschiedenen Typen und auch über längere Distanzen. Mein Y lief 10tsd Kilometer mit im Schnitt E70, je nach Aussentemperatur halt mal mehr oder weniger E85.
Warum sollten Benzinschläuche im Motorraum sich auflösen und Brände verursachen? Mein Fiatmann des Vertrauens fährt Ethanol im Rennbetrieb. Seine Aussage und zwar erprobt: ja, man sollte bei Ethanol bezüglich der Klopffestigkeit aufpassen! So ab 10.000-11.000 Umdrehungen wird es eng!
Wer das im Alltag fährt, möge sich dann bitte melden, dem unterschreibe ich dann auch, dass er einen Motorschaden provoziert.
Mein Bravo rannte und rennt noch immer wie sonst was. Ölverbrauch ist kaum messbar. Hat gerade zur Abholung des Kappa 1200km motormäßig einwandfrei abgespult. Nur die Scheibenwischer und Frontscheinwerfer versagten auf halber Strecke ihren Dienst, was ich aber dem Lenkstockschalter zuschreiben muss, nicht dem Ethanol.
Mal sehen, wie demnächst dann beide Ethanolautos durchhalten...
Den Bravo übernimmt ein Bekannter, wird also im Auge behalten!

Viele Grüsse

Chris

PS: das Problem mit Vollgasfahrten und weggewaschenem Ölfilm kenne ich hisher eher von Gasanlagen...
xYtras
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Re: Ethanol Selbsttest erfolgreich - bisher!

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Hallo!

Ich möchte Deine Ausführungen nicht in Frage stellen, nur noch ein paar Anmerkungen dazu machen, damit vielleicht für einen anderen auf Sparsamkeit bedachten Y Fahrer die Umstellung auf Ethanol nicht so viel Ärger bereiten könnte.
Mein Y lief auch Vollgas ohne Probleme. Zu mager würde er ja auch nur laufen, wenn das
Sprit-Luftgemisch nicht mehr stimmt und man würde einen Leistungsverlust spüren, wenn ich mich
nicht täusche.
Das Steuergerät stellt definitiv die Funktion der Lambdaregelung bei Vollgas ein, der Y lief dabei auf jeden Fall zu mager.
14,7 kg Luft auf 1 kg Benzin bei Lambda=1. (Lambda bei Vollast sind 0,85-0,90).
Im Ethanolbetrieb sind es nur 9 kg Luft auf 1 kg Ethanol (E100). Dafür müsste der Motor bei E85 33% mehr einspritzen wenn man noch andere Dinge berücksichtigt. Das weiß der Motor aber nicht, das Sprit-Luft-Verhältnis stimmt nicht, und das garantiert!!!
Das ist in der Tat über kurz oder lange problematisch.

Im übrigen merkst Du keinen Leistungsverlust, weil er unter Volllast eh etwas fetter läuft (beim Y dann 0,85-0,9 Luft zu Sprit!), unter Teillast wirkt ja auch die Lambdaregelung und die versucht 1 zu erreichen.
Außerdem spricht ein Motor mager etwas besser an, er hängt schneller am Gas (Thermodynamik), im Alltag gefühlt nicht schwächer. Außer man stoppt die Elastizität im Gang selber, da würde er langsamer werden. Noch dazu fühlen sich 50 zu 55 PS nicht so dramatisch an wie 200 zu 220 PS.

Man muß auch unterscheiden: Vollast, Teillast und Leistung. Trittst du das Pedal durch, gibst Du Vollgas. Das macht man mit einem 55 PS ziemlich häufig. Es sei denn man fährt lange AB.
- Unter Benzin strebt er ohne die (springende) Spannung der Lambdasonde zu berücksichtigen dann Lambda =0,85 an, das Gemisch ist fetter, das kühlt den Motor (Schutz) und der Energiegehalt steigt geringfügig. Daher ist die Leistung etwas höher. Bei Teilgas (bis 90% Pedalstellung) versucht er Lambda =1 und läuft magerer. Er hat etwas weniger Leistung, die Verbrennungstemperatur steigt aber nicht, da er eben nicht soviel leisten kann und muß.
- nicht umgerüstete E85: Bei Vollgas strebt er auch Lambda=0,85 an, fettet also 10% mehr an. Doch er kann die nicht anstreben, da der Motor nur Benzin kennt. Also läuft er real vielleicht auf 1,0. Die Verbrennungstemp. steigen an, er läuft etwas spritziger, die vMax kann etwas erniedrigt sein (bei 55 PS alles sehr wage). Im Teilgas versucht er Lambda=1 und passt daher Einspritzintervall und -dauer an. Dies schafft er auch bei niedrigen Drehzahlen. Der Spielraum ist bei nur 1 bar aber begrenzt. So daß er dann auch teilweise zu mager läuft.
--> D.h. unter Lambdaregelung an, also warmer Motor ohne Vollgas liesse sich das E85 fast verkraften, nur sind die Bedingungen warmer Motor ohne Vollgas nicht so unbedingt von langer Dauer.
-umgerüstete E85: Man könnte ja beim Y 8V mit dem Einspritzventil mit xxx ccm (hab die Werte nicht mehr im Kopf) den Benzindruck leicht auf die sinnvollen 1,65 bar erhöhen. Er läuft bei Vollgas dann, weil man es nie so genau einstellen kann, also vielleicht zwischen Lambda 0,8 und 0,9. Zu fett schadet ja auch nicht. Er läuft standfest.
Bei Teillast wäre ein zu hoher Benzindruck auch nicht schlimm, der Regelbereich der Lambda wird aber nie überschritten, d.h. hier passt der Motor sich definitiv genau dem Ethanol an und fährt quasi mit Benzin. Auch da ist man auf der sicheren Seite. Ein FlexFuel-Gerät für SPI hat auch keine andere Funktion.

Warum sollten Benzinschläuche im Motorraum sich auflösen und Brände verursachen?
Weil Ethanol Weichmacher rauslöst. Durch Vibrationen und Umwelteinwirkungen kann sich die Standfestigkeit tatsächlich verringern. Auflösen tut sich da nix, nur die Schläuche können starrer werden.
Mein Fiatmann des Vertrauens fährt Ethanol im Rennbetrieb. Seine Aussage und zwar erprobt: ja, man sollte bei Ethanol bezüglich der Klopffestigkeit aufpassen! So ab 10.000-11.000 Umdrehungen wird es eng!
Ethanol ist klopffester!
PS: das Problem mit Vollgasfahrten und weggewaschenem Ölfilm kenne ich hisher eher von
Gasanlagen...
Wurde auch nicht behauptet. Kaltstart war das Thema. Wer den Motor aber 5 sec orgeln muß, bis er zündet, und das jedes Mal, flutet die Zylinder mehr. Die Belastung eines Kaltstartes ist nicht ohne, die Belastung mit E85 ohne Umrüstung exponentiell höher. Der Dampfpunkt ist vielfach höher als mit Benzin!
Deswegen verbauen alle Autohersteller die Flex-Wagen mit nem kleinen Benzinstarttank.
Von den Belastungen für Anlasser und Batterie nicht zu schweigen. Mit einer Benzindruckerhöhung bessert sich das auch nur etwas, d.h. der ist ein Poti tatsächlich sinnvoll.

Resümme für nen 8V: Erhöht man den Benzindruck fachgerecht und schnell bei E85, quält man Ihn im Kaltstart und im Winter, quält den Anlasser, etwas die Benzinpumpe, vielleicht die Leitungen, Einspritzventil usw., macht ihn aber nicht dramatisch weniger haltbar.
Allerdings gebe ich keine Gewährleistung darauf und würde es alles etwas vorsichtig angehen.
In einem teuren Auto würde ich prinzipiell abraten, das Sparen an der Tankstelle könnte sich auch nicht rechnen, zumindest wenn man noch viele Kilometer damit zurücklegen will!
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LCV
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Re: Ethanol Selbsttest erfolgreich - bisher!

Unread post by LCV »

ChrisV6 schrieb:
-------------------------------------------------------
> ... Aber zur allgemeinen Hysterie um das Ethanol.

Mir ist es völlig egal, ob jemand seinen Motor oder
sonst etwas ruiniert, um ein paar Cent zu sparen.
Mir geht es grundsätzlich darum, dass man uns zu
etwas zwingen will, angeblich für die Umwelt, wobei
der "Nutzen" isoliert betrachtet wird, nicht aber unter
allen Aspekten wie z.B. dem drastischen Anstieg der
Weltmarktpreise für Grundnahrungsmittel. Die Gesamt-
umweltbilanz lässt diesen politischen Aktionismus sehr
fragwürdig erscheinen. Es ist schon schlimm genug,
dass wir um E5 normalerweise nicht herumkommen.
Deshalb tanke ich möglichst in CH. Meine Verbrauchswerte
sind auch besser als mit hiesigem Sprit.

> Was den Insigna vom ADAC auch immer lahm gelegt hat, E10
> war es bestimmt nicht. Die angeblich defekte
> Benzinpumpe, verursacht durch Alukorrosion vom
> höheren Ethanloanteil, wurde nie präsentiert.

Es war kein Insignia, sondern ein Signum, der keine
Freigabe von Opel hatte. Der ADAC hatte sich immer
FÜR E10 ausgesprochen (warum auch immer) und wollte
beweisen, dass die Hersteller entweder die Kosten für
eine Prüfung älterer Autos scheuen, die Verantwortung
nicht übernehmen wollen oder einfach denken, nicht
E10-taugliche Autos landen schneller im Schrott. Der
erste Zwischenbericht klang auch euphorisch: NIX passiert!
Das war nach ca. 16t km. Nach über 30.000 km dann die
Feststellung, dass es erhebliche Schäden gab.
Warum sollte der ADAC hier lügen, wofür soll es gut
sein, dass sie ihre eigene groß verkündete Meinung
revidieren müssen? Es ehrt den ADAC, dass er zugibt,
sich geirrt zu haben.

> Mehrere Chemiker sind sich ziemlich einig, dass es
> nicht als Reaktion auf das Ethanol zurückführbar
> sei, vor allem nicht in der kurzen Zeit.

Sind 30t km eine kurze Zeit? Wer sind denn diese
ominösen Chemiker? Von wem werden sie bezahlt?
Die Mineralölindustrie hat ja große Probleme mit dem
Absatz von E10. Also wurden zahlreiche Experten
zu großen Aufklärungskampagnien heran gezogen.
Auf derartige Statements gebe ich garnichts. Solange
keine nachweislich unabhängigen Institute völlig
unbeeinflusst die Sache untersuchen, ist das alles
Lug und Trug.

In Schweden wurden zahlreiche SAAB auf E85
vorbereitet. Die sind aber nicht identisch mit den
normalen Benzinern. Schweden kann sein Ethanol
für den heimischen Bedarf ohne Probleme aus dem
Holz der riesigen Wälder decken, ohne diese zu gefährden.
Problematisch wird es, wenn man beginnt, das Ethanol
zu exportieren.

Hier in Deutschland wächst die Kritik, weil Bauern mehr
verdienen, wenn sie Pflanzen für die Biospritherstellung
anbauen statt Nahrungsmittel. Das nennt dann unsere
Kanzlerin nachhaltig. Es ist zum K..., wie das Volk vera...t
wird.

Fahre nur weiter Deinen Alkohol, "Geiz ist geil" und "ich
bin doch nicht blöd" regieren heute das Denken.
Ich lehne es kategorisch ab, weil es indirekt die Ärmsten
dieser Erde trifft.

Gruß Frank
Lancia Club Vincenzo - Int. Lancia Flaminia Register - Int. Lancia Thema Register - Eurovan 1 IG - SAAB-Freunde Südbaden
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ChrisV6
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Ethanol als Konkurenz zu Lebensmittelproduktion

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Hallo,

danke erst einmal für die ausführlichen Hinweise in Bezug auf die richtigen Einstellungen für E85.
Ich möchte mich aber mal kurz auf die bisher nicht betrachtete Seite des Ethanols konzentrieren, die Frank hier dankenswerter Weise ins Gespräch gebracht hat.

Da kommt der berechtigte Vorwurf auf, Ethanolanbau ist die Konkurenz für Lebensmittel.
Gut die Kommentare und die Art von Frank am Ende fand ich jetzt nicht so sachlich, wie man es sich wünschen würde, aber gut.
Hier oben wird viel Ackerfläche dazu verwendet, Biogasanlagen zu betreiben , weniger Ethanol zu produzieren. Das mag in anderen Bundesländern anders sein. Den Vorwurf finde ich aber durchaus diskutabel und in vielen Fällen auch gerechtfertigt. Was bringt es, an der Zapfsäule auf Kosten anderer zu sparen. Das möchte ich auch ungern. Hier ist es aber definitiv an der Regierung, sich an die Forschung zu machen und endlich effektive Produktionsalternativen zu entwickeln. Ethanol lässt sich, nach meinem Kenntnisstand (bitte verbessern wenn ich falsch liege), aus so ziemlich jeder Biomasse gewinnen. Und Bioabfälle, die zu Biomasse gemacht werden können, sollten recht weit verbreitet sein. Das wird nicht reichen, um den Bedarf einer Nation decken zu können, aber es wäre ein Anfang.
Es gibt auch die Möglichkeit aus Algen recht effektiv Ethanol zu gewinnen. Wasser haben wir dank zweier angrenzender Meere auch genug. Wäre also mal ordentlich Forschung angesagt, um daraus vielleicht etwas geeignetes zu entwickeln.

Interessant finde ich aber die Aussage bezüglich "Ausbeutung anderer" durch Ethanol. Was passiert den wegen dem Öl? Wieviele Naturgebiete sind vernichtet worden wegen Öl? Wieviele Menschen und Tiere dadurch gestorben bis heute? Ist Öl etwa in nur einer Hinsicht sauber? Nicht mal im Ansatz. Nur weil es "sauber" aus der Zapfsäule kommt? Dann schaue man sich mal die Ölfelder an, die Bohrinseln und den Dreck, den sie produzieren. Wie sehen die Gebiete aus, die schon ausgebeutet wurden? Was macht der Ölsand in Kanada mit der Umgebung? Für voraussichtlich Jahrhunderte werden dort Gebiete in gigantischer Größe derart vergiftet sein, dass kein Leben möglich ist. Hätte man lieber Ackerfläche draus machen sollen! Dann wäre es nachhaltiger gewesen und es wäre zwar Platz aber keine Nahrung verschwendet worden!
Aber das ist meine Ansicht. Vielleicht sieht man das hier etwas anders!
Von daher Frank, fahr ruhig Deinen überteuerten, umweltverpesstenden Saft weiter! Ich versuche lieber eine Alternative zu finden. Gas und Erdgas sind für mich auch keine Zukunftswunder, denn, oh Wunder, beides ist endlich. Bliebe Wasserstoff. Aber da ist die Forschung auch noch nicht bei der Alltagstauglichkeit angekommen.

Viele Grüße

Chris
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Re: Ethanol als Konkurenz zu Lebensmittelproduktion

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Hallo Chris,

es stimmt, dass die Erdölförderung und auch die Beförderung keine Ideallösung darstellen. Es ist auch zu begrüßen, wenn man ENDLICH nach Alternativen sucht, zumal das Erdöl für die Herstellung von Kunststoffen, sogar Arzneimitteln und tausende andere Produkte benötigt wird. Es in den Autos zu verbrennen, ist so gesehen Verschwendung. Aber die Produktion von Biokraftstoff in der jetzigen Form ist auch keine Lösung, sondern wieder mal Aktionismus. Man hat Jahrzehnte verschlafen und jetzt wird man hektisch. Wie Du richtig sagst, liegt es bei der Politik, die Weichen für zukunftsträchtige Lösungen zu stellen. Aber wie meistens, orientiert man sich an Symptomen, z.B. CO2-Ausstoß und versucht nun mit zum Teil ungeeigneten Mitteln, diesen zu reduzieren. Der Gipfel sind die Elektroautos. 0% Emission am Auto, aber was ist mit der Energiegewinnung, der Produktion und vor allem der Entsorgung der Batterien?

Es geht hier nicht um Polemik. Fakt ist, dass sich die Weltmarktpreise für Grundnahrungsmittel drastisch nach oben bewegen. Hier in Deutschland erzielt ein Bauer viel mehr Gewinn aus seinem Acker, wenn er für Biokraftstoff anbaut als für Lebensmittel. Es ist natürlich klar, was er anbaut. Mit unserem Lebensstandard können wir uns trotzdem genug zu essen kaufen. Aber in den Hungergebieten dieser Welt wirken sich solche Entwicklungen fatal (letal) aus.

Den Autoherstellern signalisieren die Regierung und die EU-Kommissare ganz klar, was sie wünschen. Z.B. lt. Frau Merkel soundsoviele Elektroautos bis zum Jahr X. Die Grünen setzen noch eins oben drauf und denken lautstark darüber nach, ob man in absehbarer Zeit nur noch Elektroautos in die Städte lässt. Das wiederum zwingt die Autoindustrie geradezu, sich mit der Entwicklung der E-Autos zu befassen, obwohl die Gesamtbilanz eines E-Autos sehr fragwürdig ist. So werden Kapazitäten gebunden. Stellt man dann in ein paar Jahren fest, dass dies ein Irrweg war, hat man wieder viele Jahre vergeudet, die der Forschung besserer Antriebe hätten dienen sollen. Warum sagt die Politik nicht einfach, bis zum Jahr 2015 wird ein Grenzwert vorgeschrieben, ansonsten gibt es keine Zulassung. Wie das gemacht wird, sollte man den Fachleuten überlassen. Und man sollte, wenn es auch schwer ist, nicht messen, was am Auspuff rauskommt, sondern die Produktion und spätere Entsorgung mit einrechnen.

Wieso engagieren sich gerade die großen Elektrizitätsanbieter so für E-Autos? Die haben ja auch eine starke Lobby und können die Politiker beeinflussen. Natürlich versprechen die sich ein zusätzliches Geschäft, also Verlagerung der Einkünfte von der Mineralölwirtschaft zur Elektrizitätswirtschaft. Da man sich an 10 Fingern ausrechnen kann, dass dies nach Abschaltung der Atomkraftwerke zu Engpässen führt, könnte man die Politiker wieder unter Druck setzen, diese Abschaltung wieder zu verzögern oder gar neue AKW zu bauen. So viele Windräder kann man garnicht aufstellen, um das Benzin/Diesel durch Elektrizität zu ersetzen.

Ich habe ja auch nicht pauschal gegen den Biokraftstoff gewettert. Wenn in Schweden dieser aus Holz gewonnen wird und nur den Eigenbedarf des Landes decken muss, gibt es keine Einwände. Schweden ist mit riesigen Wäldern gesegnet und in der Menge wird auch der Wald nicht gefährdet. Das galt auch für Brasilien, die schon seit Jahrzehnten die Autos mit Alkohol aus Zuckerrohr betreiben. Auch da war der Bedarf kleiner als das System hergab. Durch den Wirtschaftsboom werden plötzlich viel mehr Autos zugelassen und man hat den Bioalkohol auch als Devisenbringer entdeckt. Somit wird die eigentliche Lebensmittelproduktion nach Norden abgedrängt, d.h. man rodet den tropischen Regenwald.

Ich gehe mal davon aus, dass die Politiker die Zusammenhänge (er)kennen, aber bewusst unter den Teppich kehren. Man könnte ja vieles nicht durchsetzen, wenn das Wählervolk voll durchblicken würde. So wurde CO2 als Klimakiller auserkoren, von OZON redet plötzlich keiner mehr, weil es so schön messbar ist. Und es werden Maßnahmen ergriffen, die isoliert betrachtet, den CO2-Ausstoß verringern, unter'm Strich aber u.U. mehr schaden als nützen.

Was meinen Verbrauch des teuren und umweltfeindlichen Saftes angeht, reduziere ich den ganz einfach. Ich habe einen sparsamen Fahrstil, lasse das Auto sehr oft stehen und gehe lieber zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Statt jeden Tag mehrmals zum Einkaufen zu fahren, wird einmal in der Woche der Großeinkauf getätigt, Kleinigkeiten kann ich ohne Auto holen, da quasi alles im Umkreis von 500 m liegt. Ich fliege auch nicht in die DomRep, wo pro Person mehr (Flug)benzin verbraucht wird als manches Auto in einem Jahr braucht. Ich unterstütze auch keine Kreuzfahrten. Dieses gekenterte Schiff hatte eine Menge Treibstoff an Bord, davon könnte man eine Kleinstadt versorgen. Warum bekommen Fluggesellschaften und Reedereien keine drastischen Auflagen? Weil die sich wehren können. Mit dem Autofahrer kann man alles machen, weil der keine Vertretung hat (der ADAC macht ja nix). Und man kann über das Auto fast sämtliche Bürger eines Staates manipulieren und ihnen tief in die Tasche greifen.
Übrigens gehe ich jede Wette ein, dass man den Biosprit sofort verteuern wird, wenn immer mehr Leute umsteigen, aber die Steuereinnahmen zurück gehen. Und wenn wir Autos bekommen, die nur noch 1 l brauchen, wird der Sprit so verteuert, dass wir eher noch mehr zahlen als jetzt bei 7 l Verbrauch.

Gruß Frank
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