neuer Thema und Voyager, sowie zur Marke LANCIA
Posted: 14 Nov 2011, 09:00
Liebe Lancisti,
in der Presse vom Freitag (11.11.2011) fand ich einen sehr interssanten Artikel, der das Problem Lancia recht pointiert darstellt:
[size=large]Lancia: Renaissance mit amerikanischem Spätbarock[/size]
10.11.2011 | 18:58 | STEFAN PABESCHITZ (Die Presse)
Lancia Thema und Voyager sind doch mehr als nur Badge-Engineering. Als es ums Aufrüsten ging, hat Lancia jedenfalls mit beiden Händen zugegriffen und lässt hinsichtlich Komfort und Luxus kaum Wünsche offen.
Die Reinkarnation ist vollbracht, dem Geheul um die arme Marke zum Trotz. Die Lancisti müssen niemandem leidtun. Hauptsächlich, weil es gar keine gibt. Manche fühlen sich zwar berufen, die dahingeschiedenen Tugenden der Marke zu bewinseln, vielleicht nur, weil sie einen alten Lancia in der Garage eingesperrt haben. Sie hätten „ihrer“ Marke einen besseren Dienst erwiesen, wenn sie in den letzten 25 Jahren mit Thema (erste Generation), Kappa und Thesis zumindest eine von drei Chancen, ein gutes aktuelles Auto von Lancia zu kaufen, wahrgenommen hätten, statt lieber deutsche Produkte zu fahren. Vielleicht entzieht sich die feine Unterscheidung zwischen Gralswächter und Friedhofswärter auch nur erfolgreich der Selbstwahrnehmung. Den beiden Ami-Ziegeln 300C und Voyager, die von ihren ursprünglichen Schöpfern mit der Grazie eines Duplo-Steins ausgestattet wurden, die unaufdringliche Eleganz der Turiner Edelmarke anzuzaubern, war ein fast aussichtsloses Unterfangen. Zumindest die Italiener selbst sind dennoch zufrieden mit dem Ergebnis. Nur am Heck des Thema war das amerikanische Spätbarock erkennbar stärker als alle Behübschungsversuche.
Der Voyager hingegen muss seine Abmessungen gar nicht vertuschen, ist ihm doch der vorwiegende Einsatz als Mutterschiff auch im zweiten Leben vorbestimmt. Allerdings hebt die überkomplette Ausstattung des serienmäßigen Siebensitzers den Familientransport direkt in die Businessclass.
Die Turiner haben sich merkbar bemüht, alle möglichen praktischen Anforderungen hochwertig umzusetzen. Schiebetüren und Heckklappe öffnen sich elektrisch und funkfernbedient, die hinteren beiden Sitzreihen verschwinden mit ein paar Handgriffen in Sekundenschnelle im Fahrzeugboden und geben damit maximal 3912 Liter Laderaum frei. Unzählige Staufächer, Tempomat, Drei-Zonen-Klima und automatische Niveauregulierung sind serienmäßig an Bord, in der Aufpreisliste warten noch Goodies wie ein sprachgesteuertes Multimedia-Entertainment-System oder ein Panoramaglasdach. Und als echtes Minderheitenprogramm sogar ein V6-Benzinmotor. Mit einem Basispreis von 46.900 Euro bleibt der Voyager als Lancia-Reinkarnation mit 2,8-Liter-Diesel preislich trotz des Ausstattungszuwachses unter dem seinerzeitigen Chrysler-Preis.
Der Thema ist ein weiterer Beweis, dass es nicht zwingend notwendig ist, ein vollkommen neues Fahrzeug zu konstruieren, um ein gutes Auto auf die Räder zu stellen. Die Basiskonstruktionen der letzten Jahre haben offenbar genug Potenzial, um mit entsprechendem Update eine passable Figur zu machen. VW Passat und Seat Exeo sind aktuelle Beispiele für ein zweites Leben nach dem Modellwechsel.
Als es ums Aufrüsten ging, hat Lancia jedenfalls mit beiden Händen zugegriffen und lässt beim neuen Markenflaggschiff hinsichtlich Komfort und Luxus kaum Wünsche offen. Falls die künftigen Verkaufszahlen nicht ebenso exklusiv ausfallen wie seine Ausstattung, würde die Menge an verarbeiteten Rinderhäuten den Thema sogar zu einer Art natürlichem Feind der Kuh machen. Als Draufgabe haben die Turiner Ingenieure dem ehemals etwas trägen US-Fahrwerk eine vorbildlich straffe und dennoch komfortable Abstimmung anerzogen.
Zur Markteinführung wird der Thema mit einem V6-Diesel (Drei-Liter-Hubraum) in zwei Leistungsstufen angeboten. Die beinahe zwei Tonnen Fahrzeuggewicht leisten gegen dessen 190 PS und 440 Nm bzw. 239 PS und 550 Nm nur unerhebliche Gegenwehr. In Kürze wird ein V6-Benziner (3,6-Liter-Hubraum) nachgereicht, der seine 283 PS über eine Achtgangautomatik von ZF auf die Straße schicken wird. Der Einstieg in die Oberklasse garantiert abseits des Mainstreams beginnt bei den Italienern bei 45.900 Euro.
Link: http://diepresse.com/home/leben/motor/7 ... r/index.do
LG aus Österreich
Leopold
in der Presse vom Freitag (11.11.2011) fand ich einen sehr interssanten Artikel, der das Problem Lancia recht pointiert darstellt:
[size=large]Lancia: Renaissance mit amerikanischem Spätbarock[/size]
10.11.2011 | 18:58 | STEFAN PABESCHITZ (Die Presse)
Lancia Thema und Voyager sind doch mehr als nur Badge-Engineering. Als es ums Aufrüsten ging, hat Lancia jedenfalls mit beiden Händen zugegriffen und lässt hinsichtlich Komfort und Luxus kaum Wünsche offen.
Die Reinkarnation ist vollbracht, dem Geheul um die arme Marke zum Trotz. Die Lancisti müssen niemandem leidtun. Hauptsächlich, weil es gar keine gibt. Manche fühlen sich zwar berufen, die dahingeschiedenen Tugenden der Marke zu bewinseln, vielleicht nur, weil sie einen alten Lancia in der Garage eingesperrt haben. Sie hätten „ihrer“ Marke einen besseren Dienst erwiesen, wenn sie in den letzten 25 Jahren mit Thema (erste Generation), Kappa und Thesis zumindest eine von drei Chancen, ein gutes aktuelles Auto von Lancia zu kaufen, wahrgenommen hätten, statt lieber deutsche Produkte zu fahren. Vielleicht entzieht sich die feine Unterscheidung zwischen Gralswächter und Friedhofswärter auch nur erfolgreich der Selbstwahrnehmung. Den beiden Ami-Ziegeln 300C und Voyager, die von ihren ursprünglichen Schöpfern mit der Grazie eines Duplo-Steins ausgestattet wurden, die unaufdringliche Eleganz der Turiner Edelmarke anzuzaubern, war ein fast aussichtsloses Unterfangen. Zumindest die Italiener selbst sind dennoch zufrieden mit dem Ergebnis. Nur am Heck des Thema war das amerikanische Spätbarock erkennbar stärker als alle Behübschungsversuche.
Der Voyager hingegen muss seine Abmessungen gar nicht vertuschen, ist ihm doch der vorwiegende Einsatz als Mutterschiff auch im zweiten Leben vorbestimmt. Allerdings hebt die überkomplette Ausstattung des serienmäßigen Siebensitzers den Familientransport direkt in die Businessclass.
Die Turiner haben sich merkbar bemüht, alle möglichen praktischen Anforderungen hochwertig umzusetzen. Schiebetüren und Heckklappe öffnen sich elektrisch und funkfernbedient, die hinteren beiden Sitzreihen verschwinden mit ein paar Handgriffen in Sekundenschnelle im Fahrzeugboden und geben damit maximal 3912 Liter Laderaum frei. Unzählige Staufächer, Tempomat, Drei-Zonen-Klima und automatische Niveauregulierung sind serienmäßig an Bord, in der Aufpreisliste warten noch Goodies wie ein sprachgesteuertes Multimedia-Entertainment-System oder ein Panoramaglasdach. Und als echtes Minderheitenprogramm sogar ein V6-Benzinmotor. Mit einem Basispreis von 46.900 Euro bleibt der Voyager als Lancia-Reinkarnation mit 2,8-Liter-Diesel preislich trotz des Ausstattungszuwachses unter dem seinerzeitigen Chrysler-Preis.
Der Thema ist ein weiterer Beweis, dass es nicht zwingend notwendig ist, ein vollkommen neues Fahrzeug zu konstruieren, um ein gutes Auto auf die Räder zu stellen. Die Basiskonstruktionen der letzten Jahre haben offenbar genug Potenzial, um mit entsprechendem Update eine passable Figur zu machen. VW Passat und Seat Exeo sind aktuelle Beispiele für ein zweites Leben nach dem Modellwechsel.
Als es ums Aufrüsten ging, hat Lancia jedenfalls mit beiden Händen zugegriffen und lässt beim neuen Markenflaggschiff hinsichtlich Komfort und Luxus kaum Wünsche offen. Falls die künftigen Verkaufszahlen nicht ebenso exklusiv ausfallen wie seine Ausstattung, würde die Menge an verarbeiteten Rinderhäuten den Thema sogar zu einer Art natürlichem Feind der Kuh machen. Als Draufgabe haben die Turiner Ingenieure dem ehemals etwas trägen US-Fahrwerk eine vorbildlich straffe und dennoch komfortable Abstimmung anerzogen.
Zur Markteinführung wird der Thema mit einem V6-Diesel (Drei-Liter-Hubraum) in zwei Leistungsstufen angeboten. Die beinahe zwei Tonnen Fahrzeuggewicht leisten gegen dessen 190 PS und 440 Nm bzw. 239 PS und 550 Nm nur unerhebliche Gegenwehr. In Kürze wird ein V6-Benziner (3,6-Liter-Hubraum) nachgereicht, der seine 283 PS über eine Achtgangautomatik von ZF auf die Straße schicken wird. Der Einstieg in die Oberklasse garantiert abseits des Mainstreams beginnt bei den Italienern bei 45.900 Euro.
Link: http://diepresse.com/home/leben/motor/7 ... r/index.do
LG aus Österreich
Leopold