Es handelte sich dabei um einen NY 1,3 MultiJet2 mit 95 PS und 450 Km auf der Uhr. Der Durchschnittsverbrauch auf diesen 450 Km lag bei 4.8 l/100Km (20,8 Km/l). Der Wert natürlich laut BC.
Das Auto hat mich fahrerisch vollkommen überzeugt und der Gesamteindruck war überraschend positiv, speziell Lenkung und Fahrwerk hatte ich nicht so eingeschätzt gehabt. Lassen wir Design - Geschmackssache und auch Preis (sicherlich ist ein FIAT Seicento billiger gewesen) erst einmal beiseite.
Fangen wir mit den Dingen, die mir weniger gefallen haben:
Die Kupplung kam für mich eindeutig zu spät. Da bin ich anderes gewöhnt. Die Schaltbarkeit des Getriebes war etwas sehr knochig, aber diesen Effekt hatte ich bereits beim FIAT 500. Mag sein, dass sich noch einiges "einschleifen" muss. Leider gibt es den NY scheinbar ausschließlich mit 5-Gängen. Ein Rückschritt im Vergleich zum Grande Punto, der den Vorgängermotor mit 90 PS mit 6-Gängen anbot.
Die Leistungscharakteristik ist angesichts der "Jungfräulichkeit" des Motors nur unter Vorbehalt zu beschreiben, denn aus Erfahrungen der MultiJet-Fahrer und auch Aussage meines Freundlichen, braucht der MTJ rund 10.000 Km, bis er sich freisetzt.
So aber blieb eine gewisse "Schwäche" in den unteren Drehzahlbereichen vernehmbar. Ich hätte mir hier von der zweiten MultiJet-Generation etwas mehr erwartet, aber vielleicht legt sich das im Laufe der Zeit, wenn der Wagen eingefahren ist.
Die Instrumentenabdechung fällt qualitativ auch überraschend negativ auf. Wie die auf diese Idee gekommen sind, möchte ich einmal wissen. Das geht besser und ich denke mir, dass zumindest wenn man anfängt, Sondermodelle wie Momo etc und mit Ledervollausstattungen anzubieten, hier zuerst Hand angelegt werden wird.
Das Handschuhfach ist nun auch nicht gerade riesig und hätte vielleicht angesichts des Preises ausgelegt sein können.
Die Sicht nach hinten ist natürlich nicht gerade sensationell toll, aber das ist mittlerweile Standard bei allen modernen Autos und dafür bekommt man den NY mit einer Einparkhilfe der zweiten Generation

Die Türgriffe der hinteren Türe sind speziell für Frauen mit langen Fingernägel "Fingernagelkiller". Hier hatte eindeutig das Design Vorrang vor der Funktionalität. Aber nun gut, wenn Probleme nur dieser Art sind, kann man damit leben. Das Lenkrad lässt sich leider nur vertikal verschieben und nicht in der Tiefe (hat mich aber persönlich nicht gestört, ich habe auf Anhieb die ideale Sitzposition gefunden)
Beim Tempomat einmal etwas Neues. Zwar hat man immer noch diesen Hebel, aber nicht mehr zwei Drehknöpfe, sondern nur noch einen, womit man ihn ein- und ausschaltet. Die Geschwindigkeit setzt man so fest, indem man den Hebel nach unten drückt. Und damit kann man dann die Geschwindigkeit verringern (nach unten) oder erhöhen (nach oben). An sich kein Problem, aber als "Kritik", weil anders als beispielsweise beim Delta oder FIAT 500.
Aber damit erschöpft sich schon mehr oder weniger die Negativliste
Dafür wie schon gesagt, hat mich der NY angenehm überrascht.
Ich habe sehr schnell die ideale Sitzposition gefunden. Dass die Instrumente in der Mitte sind, stört kurioserweise beim NY optisch weniger als bei allen anderen Fahrzeugen der Gruppe mit mittigen Instrumenten.
Die Instrumentengrafik ist sehr schick, der BC sogar noch "schöner" als beim Delta. Das Nachtdesign ist schon sehr toll gemacht und hier ist der NY eindeutig ein Fortschritt zum Vorgänger.
Die Sitze sind nicht zu weich und bieten dennoch einen guten Sitzkomfort. Nun bin ich ihn nur 90 Km gefahren, also kann ich nicht jetzt sagen, wie sich die Sitze anfühlen, wenn man einige hundert Km zurücklegen muss, aber im Vergleich zu den anderen FIAT/Lancia-Fahrzeuge der unteren Segmenten in meinen Augen ein Fortschritt.
Der Motor - lassen wir einmal beseite, wie oben erwähnt, weil noch nicht eingefahren - hat mit dem NY ein leichtes Spiel. Er zieht toll ab, beinahe "sportliche" Gefühle kommen auf. Und dann, was mich am meisten überrascht hat, der Verbrauch
Ich kam auf einem Durchschnittsverbrauch laut BC von über 4,4 l/100 Km (laut Anzeige 22,5 Km/l) Nun bin ich ihn nicht mit 190 über die Bahn gefahren, aber wenn ich bedenke, dass ich einiges mit ihm experimentiert habe, dazu bergauf richtig auch gezogen, ein paar Sprints (allerdings auch 5 Km lang ohne Überholchance hinter einem Trecker, der natürlich den Verbrauch nach unten gedrückt hat). Dennoch, wenn ich bedenke, was ich mit dem Idea 1,3 MJT oder mit dem Grande Punto mit dem 1,3-90PS-MTJ verbraucht habe, ist das angesichts der Tatsache, dass der Motor noch sehr neu ist, ein Spitzenwert.
Wenn man konstant auf der Autobahn fährt, kann man schon "Rekordwerte" erzielen. Hier eindeutig ein Fortschritt gegenüber der Vorgängergeneration des MultiJets.
Bei offenem Fenster ist der Dieselmotor deutlich vernehmbar - aber bei verschlossenem Fenster ist er recht leise, wenn auch immer als Diesel erkennbar, aber das gilt für alle Diesel, egal ob extrem teueres Auto oder nicht.
Nun wurde viel über Straßenlage und Lenkung gesprochen/geschrieben und die Straßenlage ist für ein Auto dieser Art hervorragend. Sicher, ich bin nicht in Monza gefahren, aber selbst auf einer kurvenreichen Gefällstrecke hatte ich nie ein flaues Gefühl im Magen, was besonders mich beeindruckt, weil er ja nicht "bretterhart" ausgelegt ist. Dafür ist auch die sehr präzise Lenkung verantwortlich. Ich weiß nicht, ob es am Gewicht des MTJ-Motor liegt, aber sie ist nicht so leichtgängig, wie man es sonst bei einigen Fahrzeugen kennt. Die Cityfunktion hat hier noch wenigstens einen Sinn, auch wenn die Lenkung auch so leichtgängig genug ist, aber eben mit dem Touch an "Härte", die ein sehr gutes Gefühl vermittelt. Ich bin mit dem um die Kurven gefegt, dass eine Freude war. Also im "Alltag" ein sehr angenehmes Fahrzeug mit sogar etwas Fahrspaß.
Die Bremsen sind ausgezeichnet, wie ich es testen konnte, nachdem ich beinahe eine Ausfahrt verpasst hatte. Danach hatte sich das übliche Bremsentesten erübrigt. Das war dann abgehakt.
Was mich aber besonders überrascht hat, dass die präzise Straßenlage nicht auf Kosten des Komforts ging. Ich habe extra eine sehr schlechte Straße ausgesucht und zu meiner Überraschung hat er sehr gut den "Flickenteppich" gemeistert. Dazu auch keine Knistergeräusche, sodass man sagen kann, dass er recht gut zusammengebaut wurde. Wie das nach Jahren aussieht, weiß ich natürlich nicht, aber so machte der Ypsilon mir beinahe ein Gefühl, in einem "Baby-Delta" zu sitzen. Mag sein, dass dazu die großen Außenspiegel beigetragen haben, die exakt die gleichen Windgeräusche wie im Delta erzeugen, aber auch unter Berrücksichtung, dass er zumindest in den Geschwindigkeitsbreichen von 110-120 (schneller konnte und wollte ich ihn auch nicht fahren, eben weil noch neu der Motor) sehr leise innen ist. Da sind Punto oder Panda lauter.
Die Klima war angesichts der immer noch 33 Grad gegen 16-17 Uhr auch sehr angenehm. Sie tut ihre Arbeit alle Ehre.
Fazit: Ein wirklich gelungenes Auto, das mich vor allem bzgl. der inneren Qualitäten sehr angenehm überrascht hat. Also von der Seite macht er seinem Namen "Lancia" alle Ehre und passt sicherlich in der Reihe der Ypsilons.
Das Design mag gefallen oder auch nicht, aber es polarisiert, wie es für Lancia ja auch eher üblich ist und auch mit Sicherheit gewollt.
Im Verkaufsraum standen einige NY in verschiedenen Farben und Ausstattungsvarianten.
Die Bicolore-Version ist weniger "schrecklich", als es die Bilder vermuten lassen. Speziell die Variante Silber/Anthrazit ist nicht so extrem, wie ich es befürchtet hatte. Das passt schon, was einmal mehr mir zeigt, dass man ein Auto erst einmal live sehen muss, bevor man wirklich ein Urteil abgeben kann. Sicher, diese Variante haut mich jetzt nicht vom Hocker und ich ziehe einen Delta-Bicolore von der Farbgestaltung vor, aber wem es gefällt, schockt damit nicht "den Nachbarn".
Da gefällt mir beispielsweise die weiße Variante mit schwarzem Panoramadach besser. Vielleicht hätte Lancia dieses Prinzip des Deltas übernehmen sollen. Das steht dem NY.
Beim Preis hat man sicherlich kein Sonderangebot zu erwarten und Preise von 16.000-18.000 Euro bei einem NY zu sehen, sorgt schon für große Augen, aber ob man nun wirklich Perlmutweiß haben muss, dazu Panoramadach, Einparkassistent etc., muss man sich dann auch fragen.
Sicherlich wird man - zumindest in Italien in einigen Monaten, wenn die erste Euphoriewelle vorbei ist, einen gut ausgestatteten NY mit Preisnachlässe auch für 13.000-15.000 Euro je nach Motorisierung nach Hause bringen.
Das ist für sich betrachtet auch nicht gerade wenig, aber wenn ich mir anschaue, was ein Punto Evo oder VW Polo mit halbwegs akzeptabler Ausstattung kostet, relativiert sich der Preis.
Und wer wirklich Geld sparen will und auf jeden Cent achten muss, für den gibt es den dann wohl sehr günstig zu ersteigernden alten Ypsilon oder eben ein FIAT Panda als Basisversion. Dass die Autos per se vielleicht "zu teuer" sind, ist ein anderes Thema.
Und zur Erinnerung: Ein Autobianchi/Lancia Y10 kostete je nach Ausstattung teilweise mehr als ein FIAT Uno und auch das aktuelle Modell des Ypsilons war/ist kein "Sparmodell".