Fiat droht mit Produktionsverlegung

lanciaYcosmo
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Fiat droht mit Produktionsverlegung

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Rom. Fiat-Chef Sergio Marchionne droht den italienischen Gewerkschaften mit der Verlegung der Produktion des neuen Panda-Modells von Neapel nach Polen, sollten sie die neuen Vertragsforderungen des Turiner Autobauers nicht akzeptieren. "Es ist der letzte Appell: Entweder kommen wir zu einer Einigung, oder wir werden den Panda anderswo produzieren", sagte Marchionne.

Ende in Neapel?

Dies würde das Ende für das Produktionswerk in Pomigliano d'Arco bei Neapel bedeuten, in dem 5000 Arbeitnehmer beschäftigt sind. Die Fiat-Manager drängen die Gewerkschaften zu stärkerer Flexibilität in puncto Arbeitsschichten, Pausen und Überstunden. Sie verlangen weiters Garantien gegen die in Italien üblichen Streikaktionen. So soll die Belegschaft bereit sein, bei Bedarf eine Arbeitsschicht samstags in der Nacht einzuführen. "Wir müssen in der Lage sein, effizient auf die Nachfrage-Änderungen zu reagieren", erklärte Marchionne. "Die Forderungen Fiats enthalten zu viele Abweichungen vom Kollektivvertrag und den Gesetzen", erwiderte Gewerkschaftschef Maurizio Landini.

Sollten die Verhandlungen scheitern, würden sich die Gewerkschaften in Tychy freuen. "Wir sind in der Lage, Fiat die Produktion zu garantieren", sagte ein polnischer Gewerkschaftssprecher. Im Vorjahr wurden 600.000 Wagen in den Fiat-Werken in Tychy hergestellt, fast jeder zweite davon war ein Panda. Bis 2014 soll die Produktion laut dem Entwicklungsplan Fiats bis 2014 auf 500.000 Autos sinken, dafür soll aber die Qualität der hergestellten Autos höher sein. Nach Tychy soll nämlich die Produktion der teuren Lancia-Modelle verlegt werden. 2011 sollte in Polen weiters die Produktion des Kleinwagens Fiat 600 eingestellt werden. Infolge dessen werde die Gesamtproduktion der polnischen Fiat-Fabrik auf 470.000 im Jahr 2014 sinken, so polnische Experten.
lanciadelta64
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Re: Fiat droht mit Produktionsverlegung

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Die Nachricht ist nicht neu und ich bete dafür (vielleicht sollte ich ja nach Assisi einmal einen Abstecher machen), dass die Verhandlungen scheitern, denn dann wird man wenigstens auch weiterhin gut verarbeitete FIAT Pandas haben, anstatt Sabotage, fehlende Teile und das Zusammenbauen von Fahrzeugen wie man es normalerweise erst nach der zweiten Flasche Wein zustande bekommt.

Für mich war es ein Schock, zu hören, dass der Panda nach Pomigliano kommt. Die sollen von mir aus Fahrräder bauen, eine neue Müllverbrennungsanlage dort bauen oder gleich den Müll dort entsorgen, aber die Finger bitte von Autos lassen.
Grille
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Re: Fiat droht mit Produktionsverlegung

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Ich war schon immer für die Schließung des Werks dort. Dieses Werk hat Alfa Romeo nur geschadet. Zum Glück werden der MiTo und die neue Giulietta dort nicht mehr gebaut. Und prompt bekommen diese neiden Modelle positive Verarbeitungskritiken. Die Giulietta gewinnt sogar gegen den Einser BMW - und das in Deutschland. Dazu gibt es ja schon einen Thread. Dies wäre nicht der Fall gewesen, wenn die Giulietta in Neapel gebaut worden wäre, da bin ich mir sicher.
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lanciaYcosmo
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Re: Fiat droht mit Produktionsverlegung

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Am besten lassen sie mit Pomigliano Alfa gleich mit ableben. ABM machen es vor, dass Luxus/Premium und Sportlichkeit zusammen gehören und nicht getrennt in zwei Marken verfolgt werden sollte.
lanciadelta64
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Re: Fiat droht mit Produktionsverlegung

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Pomigliano ist schon zuzeiten des Alfasuds "berühmtberüchtigt" gewesen und ist immer ein Problemkind. Aber wenn auch nicht so schlimm, so ist auch Cassino nicht "europatauglich". Ich bin mir sicher, der Giulietta wird das gleiche Schicksal des Deltas ereilen, denn die Mehrzahl der Leute ist mit dem Auto zufrieden, mit der Verarbeitung wird aber kaum einer wirklich glücklich. Das ist da wie Lottoriespiel, wer Glück hat, wie ich, bekommt ein im Großen und Ganzen gut zusammengebautes Auto, wer Pech hat, fragt sich, ob er einen Arbeiter erwischt hat, der vorher zu viel "Castelli Romani" getrunken hat. Will Fiat dieses Problem lösen, muss es die gesamte Autoproduktion aus Italien wegbringen. Das ist der einzige Weg, sonst kann man "Gold" verbauen, aber die Probleme werden ewig die Gleichen bleiben. Mit Pomigliano sollte nach Imerese der Anfang gemacht werden. Die können von mir aus dort Müll verbrennen, anstatt Sondermüll als "herkömmlichen" Müll deklarieren.
Grille
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Re: Fiat droht mit Produktionsverlegung

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Ja, da hast Du Recht, aber die Verlagerung der ganzen Produktion ins Ausland wird leider niemals umsetzbar sein. Da haben die berühmt berüchtigten Gewerkschaften dort was dagegen :(
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lanciaYcosmo
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Re: Fiat droht mit Produktionsverlegung

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Was kann denn die Gewerkschaft ausrichten (z.B. rechtlich) gegen so eine Entscheidung, außer Proteste zu organisieren und einen gewissen öffentlichen Druck herzustellen? Nach einer gewissen Zeit erinnern sich die Verbraucher auch nicht mehr daran und kaufen wieder wie früher. Als Beispiel, wo es nicht funktionert hat, fällt mir da nur AEG Electrolux ein, die sich bis heute nicht mehr erholen konnten von der Nürnberger Werksschließung und Produktionsverlagerung nach Italien und Polen. Denen haben es die deutschen Kunden nicht verziehen.
Grille
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Re: Fiat droht mit Produktionsverlegung

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Zur Macht der Gewerkschaften in Italien kann uns Bernardo sicherlich mehr erzählen. Jedenfalls haben die dort einen wesentlich größeren Einfluss wie bei uns in D.
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lanciaYcosmo
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Re: Fiat droht mit Produktionsverlegung

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Und diese starken Gewerkschaften werden auch einen großen Anteil daran haben, dass die italienische Industrie in großen Teilen in einer strukturellen Krise steckt. Italien hat für Westeuropa noch einen recht hohen Anteil an einfach qualifizierten Industriarbeitsplätzen. Zum Beispiel haben sie noch einen recht hohen Anteil an Arbeitsplätzen in der Textilindustrie, diese Industrie ist in Deutschland praktisch schon ausgestorben. Diese Arbeitsplätze können sich aber wohl nur noch dadurch in Italien halten, weil die Italiener für Westeuropa viel zu wenig verdienen. Eigentlich bremsen diese zu starken Gewerkschaften das Land und ein Wohlstandswachstum aus.
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LCV
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Re: Fiat droht mit Produktionsverlegung

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lanciaYcosmo schrieb:
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> Und diese starken Gewerkschaften werden auch einen
> großen Anteil daran haben, dass die italienische
> Industrie in großen Teilen in einer strukturellen
> Krise steckt.

Die Gewerkschaften haben sich schon längst zu Institutionen
entwickelt, die vor allem den Vorteil ihrer Bosse im Auge haben.
Was mal dazu diente, die Ausbeutung der Arbeiter zu verhindern,
artet heutzutage in - vorsichtig ausgedrückt - bedenkliche Aktivitäten
aus.

Als ich in den 60-er Jahren zur Abrundung meiner Ausbildung in einer
Druckerei arbeitete, versuchte so ein typischer Gewerkschaftstyp
mich zum Beitritt zu überreden. Dieser Mensch stellte so den Typus
dar, der die Gewerkschaften in schlechtes Licht rückt. Dumm,
arbeitsscheu und am Morgen schon angesäuselt, aber Parolen auf
den Lippen! Ich weigerte mich und er sagte, in Baden-Württemberg
könne ich das. Im Ruhrgebiet würde sofort die gesamte Belegschaft
streiken, wenn ich nicht entweder Mitglied würde oder der Chef mich
wieder rauswirft. ERPRESSUNG! Nichts anderes.

Die Gewerkschaften sind mit daran schuld, dass wir jetzt starke
Einschnitte hinnehmen müssen. Zu Hochkonjunkturzeiten erpressten
sie überzogene Löhne, standen dadurch gut vor den Mitgliedern da,
aber selbst haben die Bosse viel Geld gescheffelt. In den USA werden
Gewerkschaften Syndicate genannt, was dort genau beschreibt, was sie
sind. In D ist es nicht so drastisch, aber gerade in Italien (und England)
ging es ja jahrelang nur von Streik zu Streik und hat den Aufschwung des
Landes behindert.

Von den ganzen herausgeholten Vergünstigungen hat der Arbeitnehmer
bei weitem nicht so viel profitiert, wie man ihm weismachen wollte (und
zum Teil konnte). Denn jede Lohnerhöhung trieb die Lohn-Preis-Spirale
an und am Ende konnte man froh sein, wenn das höhere Einkommen
die gleiche Kaufkraft hatte wie das alte.

> ... dadurch in Italien halten, weil die Italiener für
> Westeuropa viel zu wenig verdienen. Eigentlich
> bremsen diese zu starken Gewerkschaften das Land
> und ein Wohlstandswachstum aus.

Ist das kein Widerspruch??? Die Gewerkschaft kämpft für höhere Löhne,
kürzere Arbeitszeiten usw. Dadurch wird die Industrie geschädigt. Aber
die zu niedrigen Löhne im Vergleich zu anderen europäischen Ländern
sind irrelevant, wenn man sieht, was für Löhne in Marokko, Indien oder
China bezahlt werden, wobei in einigen Staaten immer noch hundert-
tausende von Kindern sich zu Tode schuften, damit hier ein T-Shirt
für 1,99 verkauft werden kann. Ich glaube nicht, dass italienische Firmen
den Preiskrieg mitmachen können. Ich kann mir eher vorstellen, dass
diese Restindustrie auf höherem Level arbeitet und von der Existenz
der vielen Modedesigner profitiert.

Wenn Fiat die Produktion nach Polen und in die Türkei usw. verlagert,
muss das ja nicht auf einen Schlag gehen. Man baut einfach langsam
ab. Was will die Gewerkschaft tun? Streiken? Dann geht noch mehr
Produktion ins Ausland, auch in die USA. Davor dürften auch Gewerk-
schaftsbosse Angst haben, da ihnen dann Mitglieder und Einfluss
abhanden kommen. FÜR die Firma und FÜR die Kunden wäre es
natürlich wünschenswert, wenn die Autos besser würden. Denn bei
den Zuständen in den süditalienischen Werken wird man kaum etwas
verbessern können. Die würden sich nicht mal ändern, wenn ganz sicher
ihre eigene Existenz auf dem Spiel steht.

Was hat es gebracht, dass die britische Gewerkschaft zum Boykott
von BMW aufrief, als man Rover schloss. Schließlich wollte sich die
Roverbelegschaft nicht retten lassen und sabotierte (aus Nationalstolz?)
alle Bemühungen. Nun sind die auf mehrere chinesische Firmen verteilt
worden. Und die engl. Kunden haben sich nur kurz beeindrucken lassen.
Mini hat ja gezeigt, dass es auch anders geht.

Gruß Frank
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