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Förderung Autoindustrie und Erhaltung vieler Jobs

Posted: 05 Dec 2008, 00:11
by MOGLI
Mit Entsetzen verfolge ich das lächerliche Gehabe der 3 amerikanischen Auto-Bigbosse vor dem US Kongreß. Und in Europa ist es auch nicht viel Anders.
Jeder kam beim ersten Mal mit dem Firmenjet (GM hat ja 5 davon) - und der eine Flug kostete mehr als 20.000 USD - und bettelte vorm Kongreß um Geld, sonst schmeißens wieder Leute raus. "Das gehört einfach dazu", war die lapidare Antwort.... Man bilde sich eine eigene Meinung über solche abgehobenen Manager. Ich geh jetzt auch mal mit Frack und Zylinder im Bentley um Geld betteln....
Nun sind diese völlig erschöpft von den Strapazen in Hybridautos angereist und betteln schon zum dritten Male um Geld, sonst verlieren zig Tausend Leute den Job. (schon ein wenig deutlicher: das Messer ansetzen...)
Ja und ganz vorrangig: man will um 1USD / Jahr entlohnt werden, wenns Geld vom Staat (=Volk) gibt.
Denkt denn niemand mehr nach ? Zuerst Jahrelang Mitarbeiter rauswerfen und dann Geld vom Volk kassieren, während man sich selbst das Geld mit beiden Händen reingestopft hat, sich um Marktbedürfnisse nicht viel geschert hat , weil der Golfplatz wichtiger war , als neue Ideen ? Wie lange schaun wir als Volk diesem sagenhaften Treiben noch zu ?
Angesichts dessen, daß diese Leute mitunter Jahrzehntelang Gagen von zweistelligen Millionenbeträgen / Jahr bekamen - "ein wirklich sozialer Schritt" .... Schon mal ausgerechnet, was so 15-30 Mio Dollar im Jahr an Zinsen abwerfen ? - mit vollen Windeln ist ja gut stinken.
Ich würde diesen Heuchlern höchstens die halbe Summe geben und sie dafür zwingen, die Preise ansehnlich für die Autos purzeln zu lassen (Zumindest für ein Jahr) - dann kann der Staat ja den Rest dem Volk zukommen lassen und die Mehrwertsteuer für Autos halbieren. Erstes Ziel sollte für die Herren mal sein, daß wieder mal Vollbeschäftigung in der Autoindustrie angestrebt wird, die Aktionäre gesetzlich für 1 Jahr auf Gewinne verzichten - denn die stinken sowieso schon vor Geld - und die sollten auch mal wissen, wann Ende mit der Abzocke ist. SIE waren es ja zum Großteil, die für das Diseaster mitverantwortlich sind. Und dann gehört endlich mal mit den Spielkasinomethoden am Finanzmarkt aufgeräumt (Wetten auf fallende Aktien usw.). Dem Endverbraucher könnte man auch über die Banken per Gesetz sehr günstige Bank-Kredite für Fahrzeuge und weitere Steuerzuckerl zukommen lassen - das würde die Autoindustrie binnen kurzer Zeit wieder auf die Beine helfen. ABER NEIN, mann will schon wieder dem Steuerzahler das Geld aus der Tasche ziehen und denen geben, die dafür sorgen, daß es im kleinen Kreis aufgeteilt wird oder sonst wo im Graubereich zerrinnt. Die großen Herren der Industrie waren ja in den letzten 10 Jahren auch nicht bereit GERECHT mit den Mitarbeitern zu teilen - im Gegenteil, man hat Viele rausgeworfen und wundert sich dann, daß der Umsatz sinkt, weil mehr und mehr Leute kein Geld mehr dazu haben, sich solch ein "immer teurer werdendes" Vehikel zu leisten.
Langsam frage ich mich, wo die guten Ideen der Politiker bleiben, die aus den letzten Jahren nicht viel gelernt haben. Wenn man die Wirtschaft fördern will, dann müssen die Hersteller zwar gefördert werden, aber die andere Hälfte müssen Sie durch Auflagen (Stellenabbau vermeiden) und auch mit eigenen Mitteln (Verzicht auf Provisionen, Gagen, hohe Gewinne) selbst beitragen. Der Steuerzahler am anderen Ende wird sich bei saftigen Preisreduktionen, Kreditzuckerln und Steuerzuckerln sicher für ein neues Auto leichter entscheiden können. Und da kann man seitens der Politik sicher ganz gut eingreifen und regulieren (sah man ja auch am Beispiel China - wiewohl. dort viele andere Dinge im Argen liegen).
Statt also den Herstellern z.B 3 Milliarden Euro in die Tasche zu stopfen - tun es 1,5 auch, wenn man gleichzeitig den Autokäufern die gleiche Summe durch viele Vergünstigungen zukommen läßt. Das kurbelt die Wirtschaft kurzfristig sicher schneller an.
War nur so eine Idee - und daß einem mal der Kragen platzt, ist für Viele sicher verständlich.
Ich selbst arbeite auch in diesem Industriezweig - nur mache ich mir inzwischen ernsthafte Sorgen, wie die nächsten 6 Monate aussehen mögen. Vielleicht radeln wir bald wieder ?

Oder wäre das nichts, einen neuen Delta mit allen Preiszuckerln mit 25% Preisnachlass zu bekommen und 2 Jahre keineAbgaben-Steuer dafür zu bezahlen, bei einem Kredit, der staatlich gestützt 3% / Jahr beträgt ?



Grüße
Mogli

Re: Förderung Autoindustrie und Erhaltung vieler Jobs

Posted: 05 Dec 2008, 08:18
by BIR
Die Problematik der USA-Autoindustrie lässt sich mitnichten auf die Probleme der europäischen Autoindustrie übertragen. Das Gehabe ist seltsam, mir scheint dort wollen einige Politiker Manager künstlich aufgeblasen Demut lernen. Dabei würde die denen selbst ab und an gut stehen. Eine Szenerie wie in "Life of Brian" - ich sage nur "Jehova!"...

Schöne Idee, die Preise "purzeln" zu lassen, ob dann als Konsequenz nicht der Lohn des Arbeiters gleich mit purzelt? Das ist nicht Zuende gedacht.

Und immer diese Schreie nach preiswerten Krediten für den Normalbürger? Damit noch mehr in die private Insolvenz stolpern? Früher musste man sich nach der Decke strecken und das war wohl nicht schlecht. Was ich nicht habe, kann ich nicht ausgeben. Oder wie unser Wirt immer sagte: Keine Deckel!

Ich mag mich nun nicht mit jedem Punkt deiner "Thesen" auseinandersetzen, vielleicht ist auch der ein- oder andere richtige Ansatz bei, aber im ganzen ist es nicht meine Linie.

Re: Förderung Autoindustrie und Erhaltung vieler Jobs

Posted: 05 Dec 2008, 09:21
by mp
kann nicht ganz zustimmen - wenn keine Nachfrage nach Modellen vorhanden ist, kannst nicht Arbeiter behalten nur damit die leestehende Hallen zusammenkehren.
Den grossen 3 kein Geld zu geben würde bedeuten zig tausende Arbeitsplätze, massiver Kaufkraftabfluss wovon dann wieder andere Branchen betroffen wären und die Europäer vor allem die japanischen Hersteller würden sich die Hände reiben.
Wobei die Ami-Autoindustrie schon vor der Krise mächtig angeschlagen war -- komplett verfehlte Modellpolitik, Design eine Katastrophe, sparsam ein Fremdwort.
PS..GM hat ja doppelt Glück...die werden ja von Deutschland (Obbel) auch noch finanziert...das fin dich wirklich bedenklich.....wenn schon dann sollten sie wenigstens einen Staatsanteil reklamieren.

Re: Förderung Autoindustrie und Erhaltung vieler Jobs

Posted: 05 Dec 2008, 09:43
by Norbert
Hallo BIR,

selbstverständlich man muß MOGLIs Ausführungen nicht in allen Punkten folgen; unbestreitbar ist jedoch, daß die Neuwagen-Preise auf dem deutschen Markt auch vor Erhebung der Mehrwertsteuer vergleichsweise hoch sind. Und dort liegt - abgesehen von der Verunsicherung der Privatkunden durch scheinbar unaufhaltsam steigende Krankenkassenbeiträge und undurchsichtig kalkulierte Energiepreise - einer der wesentlichen Gründe für die allseits beklagte Kaufzurückhaltung.

Auf den so sehr geschätzten Privatkunden ehrlicher als marktschreierisch eingeleitete Rabatt- und sonstige "Aktionen" wirken dürfte eine Überarbeitung der offiziellen Preislisten, und zwar weg vom allgemeinen "Premium"-Anspruch hin zu dem tatsächlichen Preisniveau, das der Markt nicht erst seit dem hysterischen Gerede über die Finanzkrise erlaubt. Aber nicht nur die offiziellen Preisempfehlungen von BMW, Audi und MB nimmt doch kein rechnender Mensch mehr ernst; selbst auf langjährige FIAT-Kunden muß es befremdlich wirken, wenn der Brutto-Preis für ein Alttags(zweit)fahrzeug wie den Grande Punto 5-Türer mit 65 PS-Maschine, manueller Klimaanlage und MP3-CD-Radio einschließlich Überführung und Zulassung bei ca. 15.600 € landet. Das waren vor einigen Jahren immerhin noch gut 30.000 DM!

Nach all den Rationalisierungsmaßnahmen, die die europäischen Hersteller in den vergangenen Jahren durchgesetzt haben, sollte ein Fahrzeug dieser Größenordnung einen "offiziellen" Endpreis von höchstens 13.000 € nicht überschreiten. An den nichtselbständigen Käufer, der seinen PKW steuerlich nicht abschreiben kann und der in den vergangenen Jahren durchweg Reallohnverluste (z.B. im öffentlichen Dienst) wegzustecken gehabt hat, denkt man in Vorstandsetagen der Automobilindustrie, ihrer Verbände und in den Ministerien des Bundes und Länder wohl gar nicht.

Dennoch: Viva Lancia!

Norbert

Re: Förderung Autoindustrie und Erhaltung vieler Jobs

Posted: 05 Dec 2008, 10:02
by Ruth
Zitat:
Zitat-Ende

Kann mir eigentlich einer erklären, warum heutzutage immer noch die Überführung besonders ausgewiesen wird und warum sie im Rahmen der Globalisierung so extrem hoch ist ?

Egal was ich kaufe, ob Motorroller, Wohnwagen (bin mir da aber nicht so sicher), Fernseher, Waschmaschine, Gefriergeräte..... bekomme ich sie ohne Aufschlag. Diese Dinge müssen genauso von A nach B transportiert werden, wie Neuwagen auf Autotransportern.

Bei dieser Bereitstellung von Bürgschaften oder sogar von Krediten in Mrd.höhen, werden doch trotzdem abertausende von Arbeitsplätzen vernichtet. Die Pläne existieren doch schon lange in den Schubladen / Dateien der Rechner. Nun kann man noch an günstiges Geld kommen, also warum nicht mitnehmen. Und der Bürger ist der Doppelgea...... !

Re: Förderung Autoindustrie und Erhaltung vieler Jobs

Posted: 05 Dec 2008, 11:51
by Norbert
Hallo Ruth,

genau an solchen Rechnungspositionen wie "Ü&Z" reibe ich mich in zunehmendem Maße. Bei einem Honda-Händler in meiner Nachbarschaft beträgt dieser Posten sage und schreibe 670 €. Angesichts solcher Praktiken, die leider keine Einzelfälle darstellen, sollten sich sie Händlerverbände nicht darüber wundern, daß immer mehr Privatkunden von Neuwagen im engeren Sinne (d.h. noch nicht zugelassenen PKW) nichts mehr wissen wollen.

Ebenso ärgerlich ist die Aufpreispolitik. Aufschlagsfrei werden bei fast allen Herstellern nur noch wenige Lackierungen angeboten. Ebensowenig vermag ich einzusehen, wieso ein CD-Radio von Blaupunkt "ab Werk" mit ca. 400 € berechnet wird, während im Fachhandel mp3-taugliche Markengeräte mittlerweile ab 55 € erhältlich sind. Deren Montage ist bei werksseitig vorgerüsteter Verkablung eine Sache von höchstens 30 Minuten.

Dennoch:Viva Lancia

Norbert

Re: Förderung Autoindustrie und Erhaltung vieler Jobs

Posted: 05 Dec 2008, 14:23
by alex
Würden nicht so viele Familien davon abhängen, dann würde ich diese Geldgeier vor die Hunde gehen lassen.

Da das nicht realistisch ist, sollten sie - wie MOGLI meint - nur die Hälfte bekommen. Mit der Bedingung, das das Management komplett ausgetauscht wird, oder aber staatlich kontrolliert wird. Eigenverantwortlich würde ich diese Geier nicht mit dem Geld des Volkes arbeiten lassen. Diese Profithengste haben doch weder von Betriebs- noch noch Volkswirtschft eine Ahnung. Die eigene Tasche ist das, was zählt(e). Und Obbel saugen sie jetzt aus wie Blutegel!

Ich würde mich schämen mit dem Jet zu kommen und zu betteln.

Und jetzt ist das Kind tieeeeef in den Brunnen gefallen.

Re: Förderung Autoindustrie und Erhaltung vieler Jobs

Posted: 05 Dec 2008, 14:50
by mp
also zu den Preisen -- glaub du weisst nicht was die Blechkisten im Ausland kosten.Wir Ösis hätten gerne eure Autopreise, die sind nämlich bei uns im Schnitt 10% teurer, dazu noch höhere motorbezogenen Versicherungssteuern, Autobahnplankette usw.......

Re: Förderung Autoindustrie und Erhaltung vieler Jobs

Posted: 05 Dec 2008, 14:51
by mp
die betteln nicht für sich, sondern für den Rest der Arbeiter. Ihre Moneten liegen sowieso schon längst auf Lichtensteiner Konten.

Re: Förderung Autoindustrie und Erhaltung vieler Jobs

Posted: 05 Dec 2008, 15:25
by BIR
Genau. Betriebe/Manager unter staatliche Kontrolle. Machen wir doch eine Weltrevolution!

Dabei haben sowohl "Links" wie "Rechts" schon bewiesen, das mit ihnen (Gottseidank) kein Staat zu machen ist, was wohl daran liegt, das sie in der Konsequenz ein ähnliches Ziel haben, dem Menschen das Denken abzunehmen und abzugewöhnen.

Es ist immer wieder seltsam, in schweren Zeiten soll der Staat alles regeln und in guten Zeiten sich draußen halten.

Ich finde eher, das solche eine "Krise" nicht unbedingt schädlich ist, hat sie doch wie ein Gewitter eine reinigende Wirkung.