...Kommentar aus dem Wirtschaftsblatt
Posted: 20 Dec 2004, 11:47
http://www.wirtschaftsblatt.at/cgi-bin/ ... ?id=382239
Heisses Pflaster Autobranche
WirtschaftsBlatt. Man erinnert sich mit Stirnrunzeln an die Vorschuss-Fanfaren, die dem Automanager Herbert Demel auf seinem Weg nach Turin um die Ohren tönten. Der ehemalige Magna Steyr-Chef sollte – mit Hilfe seiner in der Vergangenheit bewiesenen Technik- und Führungskompetenz – die sterbenskranke Fiat-Autosparte auf Vordermann bringen. Von radikalen Modellwechseln, Hebung der Arbeitsproduktivität, billigerem Einkauf und effizienter Plattformstrategie war seitdem viel die Rede.
In die Schlagzeilen kam Fiat aber leider nicht durch schöne neue Autos und zufriedenere Kunden, sondern vielmehr durch fortlaufende Verlustmeldungen – eine höher als die andere –, durch streikende Fabriksbelegschaften und durch konsequente Marktanteilsverluste. Diese waren deshalb besonders schmerzhaft, weil sie am Kernmarkt Italien passierten. Denn was kann es Schlimmeres geben, als dass die italienische Hautevolee statt einer durch unsägliches Latin-Snob-Design verunstalteten Lancia-Oberklasse lieber einen BMW fährt? Dass es in Roms Innenstadt statt von schmucken Kleinwagen, wie sie Fiat früher baute (Autobianchi, Innocenti!), heute von deutschen Smarts nur so wuselt? Dass die Sportversionen des Alfa Romeo (GTV) seit Jahren unverändert blieben, während die Konkurrenz ein Sondermodell nach dem anderen auf den Markt warf?
Verständnisprobleme. Herbert Demel hat zu seinem Amtsantritt einer Illustrierten verraten, dass er nun Tag und Nacht Italienisch büffle, um mit den Fiat-Angestellten auch in ihrer Sprache reden zu können. Möglicherweise hat er das auch getan, allein das wechselseitige Verständnis dürfte sich trotzdem nicht eingestellt haben. Denn einige Zeit später klagte Demel sinngemäss darüber, dass die Italiener "gerne und lange über die Dinge reden, sie aber kaum umsetzen". Einfach hat man es im Lande Berlusconis ja bekanntlich nicht, wo das, was gesagt wird, nicht unbedingt das sein muss, was gemeint ist.
Demel ist zu wünschen, dass er das Fiat-Fiasko wenigstens halbwegs unbeschädigt übersteht. Das Image des "Machers" und "Sanierers" ist aber hinüber. Er kann sich damit trösten, dass er in dieser Rolle nicht alleine dasteht. Auch ein Carl-Peter Forster, 2001 hoffnungsvoll als Sanierer der Not leidenden Adam Opel AG eingesetzt, hat das sinkende Schiff längst verlassen. Die grossspurig angekündigte Schnellsanierung ging gründlich schief. Was lernt man daraus? Die Autobranche ist ein hartes Pflaster. Manager sollten den Mund nicht zu voll nehmen.
Arno Maierbrugger
Heisses Pflaster Autobranche
WirtschaftsBlatt. Man erinnert sich mit Stirnrunzeln an die Vorschuss-Fanfaren, die dem Automanager Herbert Demel auf seinem Weg nach Turin um die Ohren tönten. Der ehemalige Magna Steyr-Chef sollte – mit Hilfe seiner in der Vergangenheit bewiesenen Technik- und Führungskompetenz – die sterbenskranke Fiat-Autosparte auf Vordermann bringen. Von radikalen Modellwechseln, Hebung der Arbeitsproduktivität, billigerem Einkauf und effizienter Plattformstrategie war seitdem viel die Rede.
In die Schlagzeilen kam Fiat aber leider nicht durch schöne neue Autos und zufriedenere Kunden, sondern vielmehr durch fortlaufende Verlustmeldungen – eine höher als die andere –, durch streikende Fabriksbelegschaften und durch konsequente Marktanteilsverluste. Diese waren deshalb besonders schmerzhaft, weil sie am Kernmarkt Italien passierten. Denn was kann es Schlimmeres geben, als dass die italienische Hautevolee statt einer durch unsägliches Latin-Snob-Design verunstalteten Lancia-Oberklasse lieber einen BMW fährt? Dass es in Roms Innenstadt statt von schmucken Kleinwagen, wie sie Fiat früher baute (Autobianchi, Innocenti!), heute von deutschen Smarts nur so wuselt? Dass die Sportversionen des Alfa Romeo (GTV) seit Jahren unverändert blieben, während die Konkurrenz ein Sondermodell nach dem anderen auf den Markt warf?
Verständnisprobleme. Herbert Demel hat zu seinem Amtsantritt einer Illustrierten verraten, dass er nun Tag und Nacht Italienisch büffle, um mit den Fiat-Angestellten auch in ihrer Sprache reden zu können. Möglicherweise hat er das auch getan, allein das wechselseitige Verständnis dürfte sich trotzdem nicht eingestellt haben. Denn einige Zeit später klagte Demel sinngemäss darüber, dass die Italiener "gerne und lange über die Dinge reden, sie aber kaum umsetzen". Einfach hat man es im Lande Berlusconis ja bekanntlich nicht, wo das, was gesagt wird, nicht unbedingt das sein muss, was gemeint ist.
Demel ist zu wünschen, dass er das Fiat-Fiasko wenigstens halbwegs unbeschädigt übersteht. Das Image des "Machers" und "Sanierers" ist aber hinüber. Er kann sich damit trösten, dass er in dieser Rolle nicht alleine dasteht. Auch ein Carl-Peter Forster, 2001 hoffnungsvoll als Sanierer der Not leidenden Adam Opel AG eingesetzt, hat das sinkende Schiff längst verlassen. Die grossspurig angekündigte Schnellsanierung ging gründlich schief. Was lernt man daraus? Die Autobranche ist ein hartes Pflaster. Manager sollten den Mund nicht zu voll nehmen.
Arno Maierbrugger