Erster Kontakt mit dem Tipo "Hatchback" (5 porte)
Posted: 13 May 2016, 18:52
Ich habe heute das Vergnügen gehabt, mich mit den Tipos näher zu beschäftigen. Mein Freundlicher hat 2 Hatchbacks, einmal als 1,4er-Sauger mit „Grundausstattung“, also als Easy und dann den 1,6er MultiJet als Lounge mit einer „Komplettausstattung“. Den 1,6er konnte ich kurz testen (er ist noch nicht angemeldet und ich durfte ihn mit „roter Nummer“ fahren). Dazu ist er noch „flammneu“, also bin ich damit besonders „pfleglich“ umgegangen, aber ich kenne den 1,6er MTJ eh aus anderen Fahrzeugen der Gruppe und somit musste ich ihn nicht extra auf „Herz und Nieren“ prüfen, zumal ich ja auch die Limo fahren durfte, die aber dafür dann „ohne Vorbehalte“, weil es sich um ein Testfahrzeug handelt und schon einige tausend Km auf dem Tacho hat.
Zuerst zu den ersten Eindrücken der Tipos im Allgemeinen: Der Hatchback hat eine schöne Linienform, sogar signifikanter als der in meinen Augen „nichtssagende“ Peugeot 308. Dagegen ist der Tipo schon beinahe „stylisch“ Markant ist die Heckklappe, die eine „Ausbeulung“ besitzt, weswegen auch der Kofferraum riesig ist. Aber das hat man sehr gut dank der eingearbeiteten Heckleuchten kaschiert und passt zum Gesamtbild.
Der „Basis-Tipo“ war schwarz, eine Farbe, die mich traditionell anzieht und der Lounge kam in Anthrazit daher. Die Front ist auch sehr gefällig und die Chromzierleisten um die Nebellampen (Art „Bumerang“) gehören zur Lounge-Ausstattung dazu. Wie auch im Allgemeinen der Tipo Hatch sich in den beiden Ausstattungsvarianten deutlicher unterscheidet als die Limo. Das Basismodell hat also keine Chromleisten, keine LEDs vorne und ein anderes Armaturenbrett, nämlich das der Limo. Richtig gelesen, FIAT geht nach vielen Jahren wieder den Weg – je nach Ausstattung – mit unterschiedlichen Armaturenbrettern zu arbeiten. Früher gehörte das zum „Standard“, aber in den letzten 10-15 Jahren ging man dazu über, ein Armaturenbrett für alle Varianten gleich und die Unterschiede waren in erster Linie durch unterschiedliche Materialien und Zubehör gekennzeichnet.
Die „Easy-Variante“ hat keine Handschuhfachbeleuchtung (ob man die nun wirklich braucht, ist eine andere Frage), als „Lounge“ aber hat der Tipo das Fach beleuchtet.
Die Sitze selbst im Easy wirken nicht billig und ich würde behaupten, hier hat der Tipo gegenüber dem Bravo einen Schritt nach vorne gemacht, auch wenn ich das Armaturenbrett des Bravos als besser empfinde, speziell die Instrumentierung des Tipos erinnert mich etwas an „alte FIAT-Regata-Zeiten“. Da in der Basisversion das Armaturenbrett praktisch mit dem der Limousine identisch ist, ist auch wie das 5“-Uconnect das Radio des Hatchbacks ins Armaturenbrett eingearbeitet.
Dennoch können insgesamt die Materialien gefallen. Selbst als Easy wirkt der Tipo nicht billig. Der Tunnel besteht zwar aus Hartplastik (wie eigentlich selbst im D-Segment, auch bei sogenannten Premiumherstellern eher üblich), ist aber „aufgearbeitet“ und nicht einfach blank. Wenn man den Tunnel nicht anfassen würde, könnte man glatt meinen, das sei so ein Überzug drauf. Ähnlich ist es mit den Türverkleidungen, die zwar aus Hartplastik bestehen, aber sehr gut aufgearbeitet wurde und sich auch eigentlich gut anfühlen.
Sollte sich die Arbeitsqualität in der Türkei auf dem Level der Fahrzeuge bei meinem Freundlichen stabilisieren und es sich hier nicht um eine „Vorzeigeserie“ handeln, dann muss man sagen, dass die Tofas-Fabrik hervorragende Arbeit abliefert. Die Fahrzeuge bei meinem Freundlichen waren alle durchweg „perfekt“ zusammengebaut. Die Spaltmaße stimmten und auch sonst nichts, was irgendwie „lieblos“ zusammengebaut wurde. Das Niveau ist also recht hoch, schon jetzt.
Die Lounge-Variante ist –logischerweise- teuer, aber sehr gut ausgestattet und vor allem qualitativ sogar besser als der Bravo Emotion seinerzeit. Die Türverkleidungen nebst Teile der Sitze sind mit Castiglio überzogen. Das ist eine Art Alcantara, fühlt sich genauso an und sieht auch genauso an. Zum ersten Mal, wenn ich mich nicht irre, wurde es im Ypsilon eingesetzt und auch meiner hat den Rückenlehneninnenbereich aus diesem Castiglio. Die Sitze waren beim 1,6er zweifarbig, also aus dem beigen „Castiglio“ und dazu schwarze Innenbereiche (die Kopfstützen auch aus diesem „Castiglio“). Es gibt aber diese Sitze auch komplett in Schwarz und auch mit Leder.
Das Armaturenbrett ist im oberen Bereich nebst der Schalter unten anders als beim Basis-Hatch. Das 7“ große Uconnect ist wie ein Tablet aufgebaut. Live gefällt es mir mehr als auf den Fotos, auch wenn ich eher ein Anhänger „eingearbeiteter“ oder versenkbarer Systeme bin, wie es beim Bravo der Fall war, um im Segment zu bleiben (oder heuer bei der neuen Giulia, die das toll gelöst hat).
Der Tipo Lounge ist somit alles andere als ein „Billigangebot“ und bietet wirklich viel Auto fürs Geld und wirkt hochwertig. Selbst der Kofferraum ist sehr gut bedeckt, alles wirkt hochwertig und sehr gut verarbeitet. Und dann wird auch klar, wieso die Tester der Quattroruote beinahe den gleichen Wert der Werksangabe für das Kofferraumvolumen erzielt haben, denn der ist wirklich praktisch komplett nutzbar, ohne dass er irgendwie zerfurcht wäre.
Die Heckklappe lässt sich auch wesentlich angenehmer öffnen, als die von Bravo/Delta/Ypsilon, die alle drei das gleiche System haben.
Und da kommen wir zu den wirklichen Stärken des Tipos, nämlich Platzverhältnisse und Kofferraumvolumen. Wenn ich den Delta heranziehe, der ja Platzverhältnisse hinten besitzt, die getrost mit denen eines Fahrzeugs des E-Segments vergleichbar wären, eben auch dank der verschiebbaren Rückbank eigentlich einem auch viele Variationsmöglichkeiten bietet, beeindruckt mich der Tipo gerade in diesem Kapitel, denn bei 440 Liter Kofferraumvolumen und hinter einem „Bernardo“ (1,81m) hat man hinten immense Kniefreiheit. Das ist schon beinahe unglaublich. Der Delta bietet nur dann mehr, wenn man die Rückbank komplett nach hinten schiebt, gleich die Rückenlehne schräg stellt, aber dann schrumpft auch das Volumen auf 380 Liter. In der „mittigen“ Stellung, also bei ähnlichem Volumen des Kofferraums dürfte der Delta kaum mehr Kniefreiheit bieten, mit dem Unterschied aber, dass der Tipo ca. 15 cm kürzer ist.
Einziger Wermutstropfen besteht für die „dritte“ Person hinten, denn zum einen stört etwas der Tunnel, der beim Bravo und Delta weit weniger aufdringlich ist, zum anderen wurden zwei Sitze aus ausgeformt, dass man im Prinzip wie so auf einen „Bock“ sitzt. Dabei ist es aber keine Frage der Innenbreite, denn mit der dürfte man sich auch nicht schlechter stehen als im Bravo.
Und weil wir den Bravo hier gerade nennen, der ja mit dem Tipo in etwa die gleichen Außenabmessungen teilt, muss man sagen, dass der Tipo nicht nur einen größeren Kofferraum besitzt (der Bravo hat schon einen recht großen Kofferraum mit ca. 400 Litern, was zu den größten seiner Klasse zählte, seinerzeit sogar „Benchmark“ war), sondern auch hinten deutlich mehr Platz bietet. Wenn ich mich in einen Bravo vorne setze, wird es hinten schon etwas enger, aber das war im Segment so üblich. Nicht, dass die Konkurrenz hier mehr bot.
Zur „Schnupperfahrt“ ist zu sagen, der 1,6er hatte die bekannten Stärken und Schwächen. Zu den Negativpunkten des 1,6ers zählt, dass er im kalten Zustand etwas rau läuft. Im Tipo aber ist es kaum vernehmbar, was für eine sehr gute Isolierung spricht. Nun bin ich kein Diesel-Fan und das typische Dieselgeräusch stört mich selbst bei einem toll isolierten „Luxusfahrzeug“, weil ich es immer heraushöre, aber hier im Tipo hat man das, wie schon zuvor beim 500x hervorragend gemacht. Im warmen Zustand ist er fast gar nicht mehr als Diesel wahrnehmbar. Zu den Stärken zählt der Durchzug. Der 1,6er hat viel Drehmoment und oberhalb von 1.500 Touren zieht er richtig kräftig durch. Man merkt, dass der Tipo leichter als der Bravo ist. Ich bin seinerzeit den Bravo als 1,9er gefahren, der auch 120 PS hatte und der wirkte schwerfälliger. Die Lenkung ist gewohnt leichtgängig, mit den relativ großen Rädern vermittelt sie auch genügend Sensibilität, allerdings besitzt sie die typischen „Elektrolenkung“-Eigenschaften, also dieses synthetische Gefühl, was mich aber heute nicht mehr stört, weil ich es ja seit Jahren so kenne und mich daran gewöhnt habe.
Die Schaltung ist kurz und knackig, die Kupplung, wie schon bei dem einen oder anderen Tester „bemängelt“ wurde, etwas „schwergängig“, auch wenn ich hier eher der Meinung des Quattroruote-Testers bin, dass sich das im Rahmen hält und nicht wirklich zu schwer ist. Was im Stau vielleicht eher nachteilig ist, ist im Alltag – zumindest für mich – angenehmer, weil die Kupplung wenigstens ein Gefühl vermittelt und somit – für mich – leichter dosierbar ist, als wenn sie sich so anfühlt, als trete man ins Leere.
Bei Tempo 130 (auf der Schnellstraße sind 110 erlaubt, aber auf dem Stück gab es keine mobile Kontrolle (ich bin sie zuvor mit meinem ja abgefahren, weil es meine „Hausstrecke“ ist) und die fest installierte „Radarfalle“ die kenne ich und da konnte ich dann gleich die Bremsen überprüfen)
Ist der Tipo sehr leise und ich bin mir nicht sicher, ob vielleicht sogar leiser als im Bravo, aber das müsste man schon dann direkt überprüfen (im Test der 4R war der Tipo insgesamt leiser als die Giulietta mit gleichem Motor). Die Bremsen packen feste zu und sind gut dosierbar. Wie sie sich im „Ernstfall“ verhält, konnte ich natürlich nicht überprüfen, weil der Wagen noch neu war. Die Ausfahrt bin ich dann etwas schärfer angegangen, aber – was mir schon eh klar war – das brachte den Tipo nicht aus der Ruhe. Er blieb sehr ruhig, was auch mit den 225-45-17“ nicht anders zu erwarten war.
Aber da kommen wir auch zum Schwachpunkt der relativ einfach konzipierten Hinterachse. Die Verbundlenkerachse bietet viel Stabilität, aber in Punkto Federungskomfort, speziell mit breiten Niederquerschnittreifen und/oder „harten“ Reifen, kann man, vor allem wenn man kein elektronisches Fahrwerk anbietet, keine Wunder erwarten. Der Federungskomfort kann im Allgemeinen gefallen und der Tipo ist ausreichend weich gefedert, aber Fugen liebt er nicht, die kommen beinahe ungefiltert durch. Das konnte aber der Bravo bei gleicher Bereifung auch nicht besser und mein Delta mit 40er Querschnitt schafft es nur deswegen besser, weil mit einem elektronischem Fahrwerk versehen.
Die Bedienungselemente sind auch so, wie man es erhofft und das Unconnect lässt sich ohne Probleme von der Fahrerseite aus bedienen. Für mich „perfekt“ und nach Aussagen von FIAT wurde viele Wert darauf gelegt, aber ich bin kein Maßstab, denn für mich waren die Bedienungselemente italienischer Fahrzeuge immer „logisch“, die deutscher Hersteller mindestens „gewöhnungsbedürftig“, um es einmal nett zu sagen, daher kann ich jetzt nicht wirklich das als „Fortschritt“ sehen.
Insgesamt muss ich sagen, dass den Turinern nicht nur einfach ein „gutes“ Auto gelungen ist, denn das gab es schon vorher zu genüge (und vieles scheiterte an der Marketingabteilung und am schlechten Image der Marke), sondern ein „zurück in die Zukunft“, also eine Rückkehr zu den Tugenden, die FIAT –zumindest in meinen Augen – einst auszeichnete, nämlich „rationale“ Autos zu bauen, die dennoch irgendwo nicht das Auge zu kurz kommen lassen. Es ist ihnen gelungen, ein Auto zu bauen, dass auf Nutzwert aufbaut, auf Inhalte setzt, einen mehr als akzeptablen CW-Wert (0,29 ist besser als beim Bravo), gleichzeitig aber das stilistisch sehr gut verpacken konnte. Das hat man lange nicht mehr so aus Turin erlebt. Vor allem aber fällt der Tipo trotz alledem aus der Menge der Kompakten heraus und besitzt weder ein „japanisches Einheitsgesicht“ noch ähnelt es dem „Matrjoschka-Design“ deutscher Hersteller.
Die Limo konnte ich etwas ausgiebiger testen. Hier war der 1,4er Sauger verbaut und ich bin echt überrascht gewesen, denn dafür, dass er nur 95 PS hat, geht er erstaunlich gut, zumindest mit einer Person allein. Es spricht einerseits für den Motor, andererseits für das Gewicht der Limousine. Ich zähle mich ja normalerweise nicht unbedingt zur Limousinen-Fangemeinde, aber der Tipo als Limo hat etwas, was mich anzieht. Ich muss mir immer wieder einreden, es handle sich hier ja um eine Limo des C-Segments, denn rein optisch könnte der auch im D-Segment gute Figur machen. Erst wenn man merkt, dass hier halt relativ kleine Motoren verbaut sind, merkt man halt, dass hier das C-Segment gemeint ist.
Der Motor zieht auch aus mittleren Drehzahlen – für einen Sauger – gut durch und man hat nie das Gefühl, untermotorisiert zu sein. Die Plattform ist eh für deutlich mehr Leistung ausgerichtet und somit kommt man wirklich am Grenzbereich des Fahrwerks heran. Der Wagen ist gutmütig, nimmt die Kurven sehr sauber und selbst ein Abbremsen in Kurven bringt ihn nicht aus der Ruhe. Der Federungskomfort ist ordentlich, wenn auch mit der für den von mir oben genannten Einschränkung der Verbundlenkerhinterachse, die aber scheinbar für die Limo „weicher“ abgestimmt ist.
Ich hatte das Gefühl, dass die Limo, trotz der gleichen Reifengröße, alles etwas „geschmeidiger“ hinbekommt, was aber auch am Motor liegen kann, der ja im Hatch größer, ergo auch mehr Gewicht auf die Vorderachse bringt.
Auch die Materialien in der Limo können überzeugen. Der Tipo – zumindest in der von mir getesteten Lounge-Variante – wirkt nicht „billig“ und es fühlt sich alles recht gut an, auch die Sitzstoffe, auch wenn der Hatch hier – einschließlich des Türverkleidunginnenbereichs – mit dem „Castiglio“ sich irgendwie besser anfühlt und „besser“ aussieht, aber es ist ja nicht so, dass nun die Konkurrenz als „Standard“ hier mehr bietet.
Zuerst zu den ersten Eindrücken der Tipos im Allgemeinen: Der Hatchback hat eine schöne Linienform, sogar signifikanter als der in meinen Augen „nichtssagende“ Peugeot 308. Dagegen ist der Tipo schon beinahe „stylisch“ Markant ist die Heckklappe, die eine „Ausbeulung“ besitzt, weswegen auch der Kofferraum riesig ist. Aber das hat man sehr gut dank der eingearbeiteten Heckleuchten kaschiert und passt zum Gesamtbild.
Der „Basis-Tipo“ war schwarz, eine Farbe, die mich traditionell anzieht und der Lounge kam in Anthrazit daher. Die Front ist auch sehr gefällig und die Chromzierleisten um die Nebellampen (Art „Bumerang“) gehören zur Lounge-Ausstattung dazu. Wie auch im Allgemeinen der Tipo Hatch sich in den beiden Ausstattungsvarianten deutlicher unterscheidet als die Limo. Das Basismodell hat also keine Chromleisten, keine LEDs vorne und ein anderes Armaturenbrett, nämlich das der Limo. Richtig gelesen, FIAT geht nach vielen Jahren wieder den Weg – je nach Ausstattung – mit unterschiedlichen Armaturenbrettern zu arbeiten. Früher gehörte das zum „Standard“, aber in den letzten 10-15 Jahren ging man dazu über, ein Armaturenbrett für alle Varianten gleich und die Unterschiede waren in erster Linie durch unterschiedliche Materialien und Zubehör gekennzeichnet.
Die „Easy-Variante“ hat keine Handschuhfachbeleuchtung (ob man die nun wirklich braucht, ist eine andere Frage), als „Lounge“ aber hat der Tipo das Fach beleuchtet.
Die Sitze selbst im Easy wirken nicht billig und ich würde behaupten, hier hat der Tipo gegenüber dem Bravo einen Schritt nach vorne gemacht, auch wenn ich das Armaturenbrett des Bravos als besser empfinde, speziell die Instrumentierung des Tipos erinnert mich etwas an „alte FIAT-Regata-Zeiten“. Da in der Basisversion das Armaturenbrett praktisch mit dem der Limousine identisch ist, ist auch wie das 5“-Uconnect das Radio des Hatchbacks ins Armaturenbrett eingearbeitet.
Dennoch können insgesamt die Materialien gefallen. Selbst als Easy wirkt der Tipo nicht billig. Der Tunnel besteht zwar aus Hartplastik (wie eigentlich selbst im D-Segment, auch bei sogenannten Premiumherstellern eher üblich), ist aber „aufgearbeitet“ und nicht einfach blank. Wenn man den Tunnel nicht anfassen würde, könnte man glatt meinen, das sei so ein Überzug drauf. Ähnlich ist es mit den Türverkleidungen, die zwar aus Hartplastik bestehen, aber sehr gut aufgearbeitet wurde und sich auch eigentlich gut anfühlen.
Sollte sich die Arbeitsqualität in der Türkei auf dem Level der Fahrzeuge bei meinem Freundlichen stabilisieren und es sich hier nicht um eine „Vorzeigeserie“ handeln, dann muss man sagen, dass die Tofas-Fabrik hervorragende Arbeit abliefert. Die Fahrzeuge bei meinem Freundlichen waren alle durchweg „perfekt“ zusammengebaut. Die Spaltmaße stimmten und auch sonst nichts, was irgendwie „lieblos“ zusammengebaut wurde. Das Niveau ist also recht hoch, schon jetzt.
Die Lounge-Variante ist –logischerweise- teuer, aber sehr gut ausgestattet und vor allem qualitativ sogar besser als der Bravo Emotion seinerzeit. Die Türverkleidungen nebst Teile der Sitze sind mit Castiglio überzogen. Das ist eine Art Alcantara, fühlt sich genauso an und sieht auch genauso an. Zum ersten Mal, wenn ich mich nicht irre, wurde es im Ypsilon eingesetzt und auch meiner hat den Rückenlehneninnenbereich aus diesem Castiglio. Die Sitze waren beim 1,6er zweifarbig, also aus dem beigen „Castiglio“ und dazu schwarze Innenbereiche (die Kopfstützen auch aus diesem „Castiglio“). Es gibt aber diese Sitze auch komplett in Schwarz und auch mit Leder.
Das Armaturenbrett ist im oberen Bereich nebst der Schalter unten anders als beim Basis-Hatch. Das 7“ große Uconnect ist wie ein Tablet aufgebaut. Live gefällt es mir mehr als auf den Fotos, auch wenn ich eher ein Anhänger „eingearbeiteter“ oder versenkbarer Systeme bin, wie es beim Bravo der Fall war, um im Segment zu bleiben (oder heuer bei der neuen Giulia, die das toll gelöst hat).
Der Tipo Lounge ist somit alles andere als ein „Billigangebot“ und bietet wirklich viel Auto fürs Geld und wirkt hochwertig. Selbst der Kofferraum ist sehr gut bedeckt, alles wirkt hochwertig und sehr gut verarbeitet. Und dann wird auch klar, wieso die Tester der Quattroruote beinahe den gleichen Wert der Werksangabe für das Kofferraumvolumen erzielt haben, denn der ist wirklich praktisch komplett nutzbar, ohne dass er irgendwie zerfurcht wäre.
Die Heckklappe lässt sich auch wesentlich angenehmer öffnen, als die von Bravo/Delta/Ypsilon, die alle drei das gleiche System haben.
Und da kommen wir zu den wirklichen Stärken des Tipos, nämlich Platzverhältnisse und Kofferraumvolumen. Wenn ich den Delta heranziehe, der ja Platzverhältnisse hinten besitzt, die getrost mit denen eines Fahrzeugs des E-Segments vergleichbar wären, eben auch dank der verschiebbaren Rückbank eigentlich einem auch viele Variationsmöglichkeiten bietet, beeindruckt mich der Tipo gerade in diesem Kapitel, denn bei 440 Liter Kofferraumvolumen und hinter einem „Bernardo“ (1,81m) hat man hinten immense Kniefreiheit. Das ist schon beinahe unglaublich. Der Delta bietet nur dann mehr, wenn man die Rückbank komplett nach hinten schiebt, gleich die Rückenlehne schräg stellt, aber dann schrumpft auch das Volumen auf 380 Liter. In der „mittigen“ Stellung, also bei ähnlichem Volumen des Kofferraums dürfte der Delta kaum mehr Kniefreiheit bieten, mit dem Unterschied aber, dass der Tipo ca. 15 cm kürzer ist.
Einziger Wermutstropfen besteht für die „dritte“ Person hinten, denn zum einen stört etwas der Tunnel, der beim Bravo und Delta weit weniger aufdringlich ist, zum anderen wurden zwei Sitze aus ausgeformt, dass man im Prinzip wie so auf einen „Bock“ sitzt. Dabei ist es aber keine Frage der Innenbreite, denn mit der dürfte man sich auch nicht schlechter stehen als im Bravo.
Und weil wir den Bravo hier gerade nennen, der ja mit dem Tipo in etwa die gleichen Außenabmessungen teilt, muss man sagen, dass der Tipo nicht nur einen größeren Kofferraum besitzt (der Bravo hat schon einen recht großen Kofferraum mit ca. 400 Litern, was zu den größten seiner Klasse zählte, seinerzeit sogar „Benchmark“ war), sondern auch hinten deutlich mehr Platz bietet. Wenn ich mich in einen Bravo vorne setze, wird es hinten schon etwas enger, aber das war im Segment so üblich. Nicht, dass die Konkurrenz hier mehr bot.
Zur „Schnupperfahrt“ ist zu sagen, der 1,6er hatte die bekannten Stärken und Schwächen. Zu den Negativpunkten des 1,6ers zählt, dass er im kalten Zustand etwas rau läuft. Im Tipo aber ist es kaum vernehmbar, was für eine sehr gute Isolierung spricht. Nun bin ich kein Diesel-Fan und das typische Dieselgeräusch stört mich selbst bei einem toll isolierten „Luxusfahrzeug“, weil ich es immer heraushöre, aber hier im Tipo hat man das, wie schon zuvor beim 500x hervorragend gemacht. Im warmen Zustand ist er fast gar nicht mehr als Diesel wahrnehmbar. Zu den Stärken zählt der Durchzug. Der 1,6er hat viel Drehmoment und oberhalb von 1.500 Touren zieht er richtig kräftig durch. Man merkt, dass der Tipo leichter als der Bravo ist. Ich bin seinerzeit den Bravo als 1,9er gefahren, der auch 120 PS hatte und der wirkte schwerfälliger. Die Lenkung ist gewohnt leichtgängig, mit den relativ großen Rädern vermittelt sie auch genügend Sensibilität, allerdings besitzt sie die typischen „Elektrolenkung“-Eigenschaften, also dieses synthetische Gefühl, was mich aber heute nicht mehr stört, weil ich es ja seit Jahren so kenne und mich daran gewöhnt habe.
Die Schaltung ist kurz und knackig, die Kupplung, wie schon bei dem einen oder anderen Tester „bemängelt“ wurde, etwas „schwergängig“, auch wenn ich hier eher der Meinung des Quattroruote-Testers bin, dass sich das im Rahmen hält und nicht wirklich zu schwer ist. Was im Stau vielleicht eher nachteilig ist, ist im Alltag – zumindest für mich – angenehmer, weil die Kupplung wenigstens ein Gefühl vermittelt und somit – für mich – leichter dosierbar ist, als wenn sie sich so anfühlt, als trete man ins Leere.
Bei Tempo 130 (auf der Schnellstraße sind 110 erlaubt, aber auf dem Stück gab es keine mobile Kontrolle (ich bin sie zuvor mit meinem ja abgefahren, weil es meine „Hausstrecke“ ist) und die fest installierte „Radarfalle“ die kenne ich und da konnte ich dann gleich die Bremsen überprüfen)
Ist der Tipo sehr leise und ich bin mir nicht sicher, ob vielleicht sogar leiser als im Bravo, aber das müsste man schon dann direkt überprüfen (im Test der 4R war der Tipo insgesamt leiser als die Giulietta mit gleichem Motor). Die Bremsen packen feste zu und sind gut dosierbar. Wie sie sich im „Ernstfall“ verhält, konnte ich natürlich nicht überprüfen, weil der Wagen noch neu war. Die Ausfahrt bin ich dann etwas schärfer angegangen, aber – was mir schon eh klar war – das brachte den Tipo nicht aus der Ruhe. Er blieb sehr ruhig, was auch mit den 225-45-17“ nicht anders zu erwarten war.
Aber da kommen wir auch zum Schwachpunkt der relativ einfach konzipierten Hinterachse. Die Verbundlenkerachse bietet viel Stabilität, aber in Punkto Federungskomfort, speziell mit breiten Niederquerschnittreifen und/oder „harten“ Reifen, kann man, vor allem wenn man kein elektronisches Fahrwerk anbietet, keine Wunder erwarten. Der Federungskomfort kann im Allgemeinen gefallen und der Tipo ist ausreichend weich gefedert, aber Fugen liebt er nicht, die kommen beinahe ungefiltert durch. Das konnte aber der Bravo bei gleicher Bereifung auch nicht besser und mein Delta mit 40er Querschnitt schafft es nur deswegen besser, weil mit einem elektronischem Fahrwerk versehen.
Die Bedienungselemente sind auch so, wie man es erhofft und das Unconnect lässt sich ohne Probleme von der Fahrerseite aus bedienen. Für mich „perfekt“ und nach Aussagen von FIAT wurde viele Wert darauf gelegt, aber ich bin kein Maßstab, denn für mich waren die Bedienungselemente italienischer Fahrzeuge immer „logisch“, die deutscher Hersteller mindestens „gewöhnungsbedürftig“, um es einmal nett zu sagen, daher kann ich jetzt nicht wirklich das als „Fortschritt“ sehen.
Insgesamt muss ich sagen, dass den Turinern nicht nur einfach ein „gutes“ Auto gelungen ist, denn das gab es schon vorher zu genüge (und vieles scheiterte an der Marketingabteilung und am schlechten Image der Marke), sondern ein „zurück in die Zukunft“, also eine Rückkehr zu den Tugenden, die FIAT –zumindest in meinen Augen – einst auszeichnete, nämlich „rationale“ Autos zu bauen, die dennoch irgendwo nicht das Auge zu kurz kommen lassen. Es ist ihnen gelungen, ein Auto zu bauen, dass auf Nutzwert aufbaut, auf Inhalte setzt, einen mehr als akzeptablen CW-Wert (0,29 ist besser als beim Bravo), gleichzeitig aber das stilistisch sehr gut verpacken konnte. Das hat man lange nicht mehr so aus Turin erlebt. Vor allem aber fällt der Tipo trotz alledem aus der Menge der Kompakten heraus und besitzt weder ein „japanisches Einheitsgesicht“ noch ähnelt es dem „Matrjoschka-Design“ deutscher Hersteller.
Die Limo konnte ich etwas ausgiebiger testen. Hier war der 1,4er Sauger verbaut und ich bin echt überrascht gewesen, denn dafür, dass er nur 95 PS hat, geht er erstaunlich gut, zumindest mit einer Person allein. Es spricht einerseits für den Motor, andererseits für das Gewicht der Limousine. Ich zähle mich ja normalerweise nicht unbedingt zur Limousinen-Fangemeinde, aber der Tipo als Limo hat etwas, was mich anzieht. Ich muss mir immer wieder einreden, es handle sich hier ja um eine Limo des C-Segments, denn rein optisch könnte der auch im D-Segment gute Figur machen. Erst wenn man merkt, dass hier halt relativ kleine Motoren verbaut sind, merkt man halt, dass hier das C-Segment gemeint ist.
Der Motor zieht auch aus mittleren Drehzahlen – für einen Sauger – gut durch und man hat nie das Gefühl, untermotorisiert zu sein. Die Plattform ist eh für deutlich mehr Leistung ausgerichtet und somit kommt man wirklich am Grenzbereich des Fahrwerks heran. Der Wagen ist gutmütig, nimmt die Kurven sehr sauber und selbst ein Abbremsen in Kurven bringt ihn nicht aus der Ruhe. Der Federungskomfort ist ordentlich, wenn auch mit der für den von mir oben genannten Einschränkung der Verbundlenkerhinterachse, die aber scheinbar für die Limo „weicher“ abgestimmt ist.
Ich hatte das Gefühl, dass die Limo, trotz der gleichen Reifengröße, alles etwas „geschmeidiger“ hinbekommt, was aber auch am Motor liegen kann, der ja im Hatch größer, ergo auch mehr Gewicht auf die Vorderachse bringt.
Auch die Materialien in der Limo können überzeugen. Der Tipo – zumindest in der von mir getesteten Lounge-Variante – wirkt nicht „billig“ und es fühlt sich alles recht gut an, auch die Sitzstoffe, auch wenn der Hatch hier – einschließlich des Türverkleidunginnenbereichs – mit dem „Castiglio“ sich irgendwie besser anfühlt und „besser“ aussieht, aber es ist ja nicht so, dass nun die Konkurrenz als „Standard“ hier mehr bietet.