Hallo Karl,
als 2009 (?, ich habe das Datum nicht mehr so genau in Erinnerung) die Diskussion aufkam, Opel zu FIAT, gab es hartnäckige Gerüchte (ein italienischer Politiker, der am Tisch saß, als Marchionne die Pläne der FIAT-Gruppe der Regierung vortragen "musste", hatte darüber berichtet), dass Marchionne "Lancia" auf der "Schlachtbank" hatte und bereit war, Lancia vom Netz zu nehmen. Damals gab es den New Ypsilon noch nicht und "New Lancia" auch noch nicht. Es war damals Teil einer Plans der FIAT-Gruppe, auf Lancia zu verzichten, um dann Opel im Sortiment zu haben.
Also schon da war die Rede von der Auflösung Lancias. Das Projekt Opel scheiterte und somit entstand der New Ypsilon. Heuer kannst du die Marke Lancia nicht von jetzt auf gleich vom Netz nehmen, schon allein wegen der gültigen Verträge, die man ja hat. Mag es einfach sein, deutsche Händler vor den Kopf zu stoßen, wird das eine andere Geschichte, das auch in Italien zu versuchen, zumal viele Händler nebenbei auch noch FIAT vertreiben, ergo der Streik vor der Türe stünde und das wäre hier ein Bumerang auch für die Marke FIAT, ergo kann man nicht die "radikale" Lösung vollziehen.
Dazu ist Tychy zu wichtig, als dass man die Fabrik schließen könnte, denn der Ford Ka ist "unverkäuflich", der 500er längst eingebrochen und die Auslastung im Vergleich zu den möglichen 650.000 Fahrzeugen, die dort produziert werden, ein Witz und nur mit dem 500er wird Tychy nicht überleben können. Dazu sind zwar die Zahlen des Ypsilons "zu wenig" um zu überleben, aber auch "zu viel", um zu sterben.
Das Modell muss sich "amortisieren", ergo wird er mindestens eine "normale" Lebenserwartung von 6 Jahren haben, also frühestens 2017 vom Netz gehen, was erst dann weniger zu verschmerzen sein wird, sollte wirklich, wie man hier in Italien überall schreibt, der 500er nicht mehr in Tychy und "Übersee" gebaut werden, sondern nur noch in Tychy.
Bis dahin wird man auch Zeit haben, die Händler in Italien auf einen "Umbruch" vorzubereiten, den es intern längst gibt

, denn FIAT bietet schon lange Schulungen für die Händler in der Krisenzeit an, wie sie diese "überwinden" könnten und dazu zählt es auch, andere Marken zu übernehmen.
Für meinen Freundlichen wäre es dann kein Problem, weil er Mitsubishi hinzubekommen hat, aber heuer eben nur "gesondert" und "provisorisch" von den Gebrauchtfahrzeugen und die zum "Aufbereiten" stehenden Autos getrennt. Einmal Lancia weg, hätte er die Möglichkeit, genau dort Mitsubishi breitflächig anzubieten, zumal der Lancia Verkaufsraum "groß" und richtig gut ist.
Du selbst aber bringst das Argument - so sieht es ja SM und/oder Elkann/Agnelli - an, wieso man Lancia wohl eher mittelfristig sterben lassen will, denn 100.000 Fahrzeuge - in diesem Jahr dürften es wohl eher 80.000 sein, wovon wohl über 70.000 allein in Italien verkauft werden - sind einfach zu wenig und da so unbedeutend, eben besser, sterben zu lassen.
Wenn du in Europa Autos verkaufen willst, brauchst du SWs, Vierzylinder-Dieselmotoren und vor allem A-/B- und C-Segment. Alles, was darüber ist, ist "verbrannte" Erde für fast alle Hersteller außerhalb Deutschlands.
Dann musst du nicht vergessen, dass das Händlernetz Lancias außerhalb Italiens eine "Katastrophe" ist und wenn du keinen Händler vor der Türe hast, kauft "ein" Deutscher schon beinahe nicht mehr von so einem Hersteller. Dazu ist Werbung fast nicht vorhanden, ergo auch noch dazu eine völlig "unbekannte" Marke. Schau dir doch einmal um, welche Erfahrungen hier viele Lancisti gemacht haben. Bei mir hatte man meinen für einen Mercedes gehalten, bei einem anderen gar für einen "Dacia".
Das bedeutet, egal, ob du nun einen New Delta IV verkaufen wolltest, Diesel-Motoren ohne Ende, SWs, müsste man sehr sehr viel Geld in die Hand nehmen, viel in Werbung und Imagepflege investieren und dann - und nur dann - hättest du vielleicht in einigen Jahren Erfolg. SM ist nicht gerade der "geduldigste" Mensch und so viele Jahre investieren, ohne dafür Früchte zu sehen, ist nicht seine Sache.
Also frage ich dich, wie willst du einen 200er oder gar 300er Nachfolger in Europa verkauft bekommen? Wie? Der "New Thema" ist ein Flop und ich behaupte, wäre der als Chrysler gelaufen, wäre der nicht viel erfolgreicher gewesen, vielleicht außerhalb Italiens ein paar mehr, in Italien dafür ein paar weniger, aber mehr oder weniger auf bescheidenem Level.
Das D-Segment ist komplett in deutscher Hand und es ist keine "italienische Erfindung", eventuell auf obere Segmente zu verzichten, sogar Renault und die PSA-Gruppe haben lange darüber nachgedacht, diesen Bereich komplett aufzugeben. Citroen kommt mit "Audi-Kopien" heraus (C5), Renault labelt einfach "Samsung" um und der Laguna ist alles andere als eine "Erfolgsstory".
Dazu will man ja auch noch die Giulia auf den Markt bringen - dann mit SW und natürlich passenden Dieselmotoren - also noch einmal "Konkurrent" im eigenen Hause für einen eventuellen 200er Nachfolger in Europa.
Also warum ein Modell nach Europa bringen, das sowieso ein "Flop" werden würde, weil man nicht gewillt ist, in Europa, egal ob nun in Lancia oder Chrysler, zu investieren? Warum einen Vertrieb aufrechterhalten, die Ersatzteilversorgung, Schulungen etc. für eine "Handvoll" von verkauften Autos?
Also - und dabei bleibe ich - halte ich es für eher unwahrscheinlich, in absehbarer Zeit einen 200er Nachfolger in Europa zu sehen, als Lancia auf jeden Fall nicht und eher unwahrscheinlich als "Chrysler". Ein Delta IV wird es nicht geben, also ausgerechnet ein Modell, das noch die "größten" Chancen gehabt hätte, sich in Europa oder vor allem in Italien zu verkaufen und warum nicht? Richtig, weil man meint, damit könne man in den USA nichts reißen.
Dann brauchst du nur 1 und 1 zusammenzurechnen, nimmst die Äußerungen von SM, die er auch noch immer wieder wiederholt hat, die Gerüchte bzw. "Insiderinfos" und du siehst, alles geht in die eine Richtung und man braucht kein Genie zu sein, das Ergebnis "vorherzusehen".
Den Musa wird es nicht mehr geben, weil man in den 500L investiert hat und aus dem 500er eine Submarke machen will, der New Thema steht zum "Ausverkauf" und wenn der ausverkauft ist - da bin ich mir sicher - wird es den nicht mehr geben (hast du etwas davon gehört, dass es eine 8-Gang-Automatik für den Thema Diesel gibt? Wo ist die geblieben?

), der Delta wird Ende des Jahres wohl vom Netz gehen.
Was bleibt denn da noch? Der Voyager? der New Ypsilon? Im Prinzip reduziert sich dann Lancia - und das hat ja Marchionne so gesagt - auf New Ypsilon und hierbei Italien.
Wie lange also soll denn Lancia mit einem Modell, das sich auch noch vor allem in Italien verkauft, ohne Werbung im Ausland, ohne ein Image, als Marke halten?
Ich weiß nicht, ob du die Geschichte Autobianchi kennst, aber zuerst gab es die Marke "überall" und bekannt ist hier der A112. Dann nahm man die Marke in Deutschland vom Markt und der A112 lief zuletzt als "Lancia", während er in Italien weiterhin als Autobianchi lief, weil eine sehr bekannte Marke hier. Dann kam der Y10, der in Italien NUR als Autobianchi lief und nur mit Autobianchi-Logo.
Der Y10 wurde vom Markt genommen und sein Nachfolger lief auch in Italien nur noch unter Lancia. (man könnte also eh schon sagen, sollte es nur den Ypsilon geben, ist Lancia längst tot, weil es sich hierbei ja eh nur um den "Nachfolger" eines "Autobianchis" handelt).
Vieles deutet auf eine Wiederholung dieser Geschichte.
Also noch einmal, ohne notwendige Investitionen in Ausbau der Händlerstruktur (ich lese hier überall, dass man in Deutschland sogar eher Händler abbaut bzw., die, die übrigbleiben, nicht selten Lancia wieder auf den "Hinterhof" verbannt) und Werbung, wird KEIN US-Modell, egal ob als Chrysler oder Lancia, verkaufen lassen. Das verschärft sich, wenn vor allem nur Modelle (Chrysler) geplant sind, die in Europa nur schwer zu vermitteln sind, weil fest in deutscher Hand, zumal man auch noch entschieden hat, in Alfa zu investieren, ergo warum Konkurrenz neuen Alfa-Modellen machen?, was auch noch wenig Sinn ergibt.
Der New Ypsilon verkauft sich in Italien recht gut - ergo kann man nicht einfach sagen "wir schließen Lancia 2017, weil dann über Nacht der Ypsilon "tot" wäre - ergo wird er auf jeden Fall die 6 Jahre haben, da 2011 herausgebracht, ergo mindestens bis 2017, wenn es "optimal" läuft, maximal bis 2019. Wie beim Musa setzt Marchionne vor allem auf den 500er als Marke, also warum in einen New New Ypsilon investieren, wenn man besser das Geld für den Ausbau des 500er nehmen könnte.
Daher sehe ich aus der heutigen Sitz keine Chance, dass Lancia über das Jahr 2017 (spätestens 2018/19) überlebt, zumindest nicht in der Ära Marchionne. Sollte er nicht, wie gemunkelt wird, doch über das Jahr 2015 bleiben, sieht es eher übel für Lancia aus, auch wenn langfristige Prognosen nur schwer zu stellen sind. 2005 war FIAT "tot", Chrysler über Jahrzehnte "nicht zu retten" und 2008 stand FIAT recht gut da, heuer Chrysler in "ruhigerem Gewässer" mit Gewinnen. Damals hätte keiner auf FIAT oder später auf Chrysler nur einen Cent gewettet.