Man darf aber nicht vergessen, der Spritpreis ist in Italien traditionell sehr hoch und das war früher im Verhältnis zu Deutschland sogar noch wesentlich gravierender.
Ein Liter Super kostet heuer nur noch unter 1,70, lag aber auch schon bei über 2 Euro. Der Dieselpreis liegt im Schnitt 10 Cent darunter, aber 1 Kg Erdgas kostet rund 1 Euro, 1 Liter Flüssiggas nur 72 Cent und selbst wenn du einen 20-25% höheren Verbrauch einrechnest, sind es immer noch nur unvesentlich oberhalb der Hälfte für Benzin.
Dann kommt die Kfz-Steuer hin. Ich bezahle hier für einen Euro 5-Delta beinahe 500 Euro. In Deutschland kostete der HGT nur 121 Euro, hier würde selbst der über 300-350 Euro kommen und zumindest nach der "alten" Regel, mit der Punto ja noch besteuert war, hätte auch für meinen 1,8er Delta den gleichen Steuersatz von 121 Euro gekostet.
Du bezahlst in Italien die Kfz-Steuer über die PS(Kw)-Zahl, wobei es nicht ein so großen Unterschied ausmacht, welche Euro-Stufe der Wagen ist. Die Einsparung für Euro5 ist jetzt nicht so riesig. Die Versicherung wiederum wird über die "fiskalische Leistung" berechnet, was im Prinzip eine Einteilung der Autos nach Hubraumklassen bedeutet.
Das heißt, je kleiner der Motor von der Hubraumzahl, desto günstiger die Versicherung. Je weniger PS, desto geringer die Kfz-Steuer.
Damit nicht genug, heute sind Benziner ohne Gasanlage - siehe die Preisunterschiede - nahezu unverkäuflich, eben weil für "Vielfahrer" und in Italien sind nahezu alle "Vielfahrer", speziell wenn du ländlicher lebst, dann macht und machte sich der Spritpreis natürlich sehr stark bemerkbar.
Leistungsstärkere Fahrzeuge haben darüber hinaus ja auch in der Regel "angepasste" Teile oder wenn nicht, entsprechend einen höheren Verschleiß. Egal wie, die Kosten für Inspektionen, Reparaturen und allgemeine Ersatzteilkosten sind somit teilweise deutlich höher als bei leistungsschwächeren Autos und wenn es dann auch noch bei den Reifen Unterschiede gibt, wird es richtig teuer.
Die 225-40-18 auf dem Delta kosten ein Vermögen. Mein Nachbar, selbst Werkstattbesitzer, ist am Ende auf "chinesische" Reifen umgestiegen, weil einfach der Preisunterschied viel zu groß war. Hast du einen 120er T-Jet mit nur 16"-Rädern kommst du bei einem kompletten Satz Reifen wesentlich günstiger davon und wenn wir dann auch noch zu den Winterreifen über gehen, dann dürfen "leistungsschwächere" Deltas 16"-Räder montieren, während mein 1,8er die deutlich teueren 225-45-17 montieren müsste.
Wenn du dann bedenkst, dass man in Italien ein im Schnitt geringeres Gehalt hat, aber de facto höhere Fixkosten für Autos zusätzlich der Kosten für Reifen und Sprit - wenn auch dafür dann das etwas durch die geringeren Arbeitsstunde somit die Reparaturkosten wenigstens etwas abfedern (dafür kostet dann alles andere ein Vielfaches mehr. Allein das An- und Umelden verschlingt hier - je nach "Leistungsstärke"

Dazu dann auch einrechnest, dass der Stellenwert eines Autos - obwohl sich diesbezüglich sehr vieles verändert hat - ein anderer als in Deutschland ist, also mehr "Gebrauchsgegenstand" und weniger Teil der "Lebensfreude" ist, dann ist es leicht nachvollziehbar, wieso man hier "leisungsschwächere" Autos bevorzugt werden.
Dass es dann am Ende häufig eine "Milchmädchenrechnung" ist, ist aber wieder nicht allein "italienisch", denn das ist in Deutschland, dafür dann vielleicht in einer anderen Art, sehr ähnlich.
Daher ist es klar, angesichts eines Gaspreises von 1 Euro für 1Kg Erdgas, lieber einen 0,9 TwinAir-Metano in einem 500L nimmst, anstatt eines 120 PS starken 1,6er großen Multijetdiesel. Mit 12 Kg kommt man rund 250-350 Km weit, also ist das schon ein Einsparpotenzial, wenn man 20.000 Km im Jahr fährt, nebst der deutlich geringeren Unterhaltskosten. (allein beim Sprit bei 20.000 Km sind es rund 1.000 Euro im Jahr, ich schätze, wenn man "alles" einrechnet, werden das am Ende rund 1.500-2.000 Euro)
Das mit dem "Marketing" predige ich seit "Jahrzehnten". Ich kann dir nicht erklären, woran das liegt, aber vielleicht hast du recht, dass etwas auch mit der Mentalität zu tun hat, andererseits sitzen bei den deutschen Herstellern hier in Italien ja in der Regel "Italiener", war der VW-Generalimporteur ursprünglich ein "italienisches" Unternehmen, das von VW dann übernommen wurde.