Ciao Fio,
l'orgoglio nazionale sta all'estero...

dieses Gefühl wirst du meistens nur unter den Italienern im Ausland erleben, die dort in erster Linie Italiener sind, egal ob aus Süd-, Nord- oder Mittelitalien, egal ob Römer, Palermitaner, Barese, Venezianer oder was auch immer.
Aber zum Glück gibt es, wenn auch eine Minderheit, die es genauso sehen wie du und ich, die beispielsweise die Trolls bekämpfen, die nicht ängstlich sich ein A für ein B vormachen lassen. Es gibt diese Italiener auch noch in Italien, die stolz sind, weil sie genau wissen, dass wir mehr als nur Pizza, Spaghetti und Mafia sind.
Ferrari gehört ZU FIAT, nicht zu VW (auch wenn neuerdigs in Deutschland man scheinbar Lamborghini erfunden hat, einst eine Katastrophe, aber sofort ein Tag nach der Übernahme natürlich alles perfekt, selbst die Verarbeitung, so schnell geht das) und auch das sind wir.
Wir sind ein Volk, dass leider oft vom Guten sehr schnell zum Schlechten kommt, wie kein anderes Volk, aber genauso radikal in Rekordzeit umgekehrt. Das ist das Geheimnis. Das fasziniert anderen an uns, das ist es, was uns für andere Völker zum Mysterium macht.
Italien ist kein einheitliches Gebilde und nicht immer ist das etwas Schlechtes. Es bedeutet Phantasie, es bedeutet, Lebenskunst und die Fähigkeit mit dem Hals um die Schlinge dem Sensemann zu entkommen.
Die FIAT-Gruppe war schon so gut wie tot und in Deutschland waren nicht wenige, die schon grinsten, aber stattdessen mit italienischer Cleverness, mit den richtigen Personen an den richtigen Stellen im richtigen Moment, ist man dort wieder herausgekommen.
Die Wenigsten erinnern sich, wie es um Ferrari vor Montezemolo aussah. Über viele Jahre gewann Ferrari keinen Blumentopf und die "Normalfahrzeuge" bekamst du teilweise zum Spottpreis (ich Idiot hatte die Möglichkeit, einen zu kaufen, der war recht günstig, aber ich dachte mir, was soll ich damit. Heute könnte ich mich in den Hintern beißen, wenn ich sehe, was so einer wert ist). Von der Übernahme ab hat sich Ferrari zu einen der profitabelsten Herstellern weltweit gemausert und zählt zum erfolgreichsten Rennteam der letzten 15 Jahre. Wenn man wollte, könnte man locker viel mehr Autos verkaufen, aber man hat ein Limit gesetzt, um die exklusiv zu wahren.
M&M haben vor ein paar Jahren die Verhandlungen mit GM geführt und Marchionne meinte einmal über diese Zeit: die haben über mich ein Dossier anfertigen lassen, ich von ihnen, das war wie ein Abtasten zweier Tiger.
Nach alter italienischer Manier bekam man das, was man wollte, indem man das Gegenteil davon propagierte, nämlich FIAT verkaufen zu wollen. GM wollte aber nicht den Put einlösen und man einigte sich auf eine Ausgleichszahlung für die Aufhebung des Puts.
M&M haben FIAT in ruhigere Gewässer geführt und man ist mit Verkaufszahlen profitabel, die man früher eigentlich als zu niedrig angesehen hätte, um Gewinne zu erzielen.
Ob beispielsweise Chrysler ein guter Schachzug war, weiß ich nicht und ich bin skeptisch, aber die letzten Jahre haben gezeigt, dass M&M (und natürlich alles, was dahintersteht) sich auf dem internationalen Pakett gut auskennen. In den nächsten Jahren werden neue Motoren kommen, die wir heute nur erahnen können und mit denen FIAT dick im Motorengeschäft sein wird. Man hat Inovationen, Entwicklungen, anders als bei der PSA-Gruppe. Diese Dinge wurden vor nur einigen wenigen Jahren gestartet und die Früchte wird man noch sehen.
M&M haben mit Sicherheit klare Ideen und in Punkto Taktik und Strategie dürften die beiden keinen zu fürchten haben. Das zeigt auch, dass man sich eine Kreditlinie geben lässt, die zur schnellen Verfügung stehen. Das heißt, FIAT ist beweglich, hat vor dieser Krise gut gearbeitet und was vorher als "Hasenfußtaktik" von nicht wenigen verspottet wurde, zeigt heute, dass es klug war, so zu operieren.
Selbst die VAG und auch BMW haben unruhige Zeiten. Die VAG wird überleben, weil sie zu den größten Unternehmen zählt, gut positioniert ist und dank Porsche auch noch einen finanzstarken Investor im Rücken hat. BMW aber muss sich einiges überlegen, denn so wie bisher wird es für die sehr sehr schwer. Wenn man mit "deutscher Arroganz" an die Sachen geht, könnte es böse enden. Aber ich denke mir, dass auch sie gute Manager haben, die versuchen werden, zu handeln.
Am Markt werden die überleben, die bisher gut gewirtschaftet haben, sich bewegen können und vor allem, die noch agieren können und nicht nur reagieren. FIAT wird einer der Mitspieler sein, wie VAG auch. Mercedes dürfte auch gut aufgestellt sein, weil die ihre Krise auch hinter sich haben und sich nicht scheuen, Kooperationen einzugehen.
Denke daran, FIAT hat mit dem Stilo einen riesigen Verlust gemacht, der Bravo verkauft sich ja auch nicht in Übermaßen, aber der bringt Gewinne rein. Das zeigt, die Umstrukturierung hat gegriffen.
Und wenn dann ein paar "polli" hier auf Audi und Co schwören, umso besser, dann sterben die vor Neid

, wenn ich mit meinem Lancia durch die Gegend fahren, denn glaube mir, Italiener mögen vielleicht gerne "in" sein, gerne "Berlusca" kopieren, aber blind sind sie nicht und du kannst in ihren Augen dann lesen, was sie "lesen", wenn sie ein italienisches Fahrzeug sehen.
Es soll ja auch den einen oder anderen Italiener geben, der einen Hamburger ist, aber wenn du Stil hast, was machst du? Vielleicht mit einem KC mit einer hübschen Frau neben sich vor einem italienischen Restaurant aussteigen, ein schönes italienisches Essen, dabei ein schönes Glas Wein...und am Ende un bel caffè...
Solche gibt es auch in Italien immer noch und was erwartest du von einem Volk, dass eigentlich kein Volk an sich ist, sondern sich aus vielen Völkern zusammensetzt.. doch nicht, dass alle nun das Gleiche tun, aber was uns oft von den anderen unterscheidet, dass wir alles und davon das Gegenteil sind. Du wirst in einem Umkreis von wenigen Metern den superkorrekten ITaliener erleben (dagegen sind selbst viele Deutsche schon "schlampig") neben einen, der grundsätzlich 30 Minuten zu spät kommt. Da wirst du erleben, dass einer perfekt einparken kann, während der andere so tut, als gehöre ihm die Straße allein usw usw usw usw.
Vielleicht auch deswegen passen viele Klischees auf uns, weil du eben alles zusammen hast. Du kannst dir praktisch immer ein Klischee aussuchen und es passt, aber es passt selten auf das gesamte Volk. Du wirst also hier den Audi-Fan erleben, der einen Audi fährt, weil Berlusca einen fährt, aber vielleicht auch einen, der seinen Lancia seit 30 Jahren hat und ihn gegen nichts auf der Welt eintauschen würde.
Mir gefällt sehr vieles auch nicht, aber ich habe eines hier gelernt, Italien darfst du niemals mit normalen Maßstäben bewerten. Grundregeln, die für andere Völker im Guten wie im Schlechten zutreffen, werden hier außer Kraft gesetzt. Da hast du eine "Scheindemokratie", weil das zuerst die USA so haben wollten und dann wir es uns selbst auferlegt haben und gleichzeitig macht jeder Italiener was er will. Das ist eine Mischung aus Gottesglauben, Leichtgläubigkeit und Anarchismus.
Eines der Lebensphilosophien der Italiener ist "nach Regen kommt Sonnenschein" oder "Herrscher kommen und gehen, wir sind aber immer hier" und so nimmt man viele Dinge mit einem Gleichmut hin, der in anderen Ländern zur Weltuntergangsstimmung führen würde.
Also Fio, wichtig ist, dass du als Italiener "machen kannst, was du willst". Du kannst es immer als "Individualität" verkaufen. Schau dir Jugoslawien an. Wir sind von der Zusammenstellung wie die und dennoch sind die außeinandergebrochen, haben Bürgerkriege geführt und noch heute, wenn sie könnten, würden die sich gegenseitig ausrotten.
Wir aber leben mit den Unterschieden. Es wird mal turbolent, mal fallen große Worte und die Wut entlädt sich in einem sehr schnell, aber dann war es das auch und anschließend geht man gemeinsam einen Espresso trinken. Italiener sind in der Regel Heißsporne, die aber genauso schnell wieder herunterkommen und anschließend gemeinsam so tun können, als sei nichts vorgefallen, vielleicht bei einem Espresso oder einer der Streithähne bringt eine besondere Salami, die er nur für die besten Freunde vorgesehen hat und lässt von seinem Wein kosten und der Friede kehrt ein.
Das macht dieses Land aus, ähnlich wie ein Lancia Thesis. Man liebt uns Italiener oder man hasst uns, aber gleichgültig lassen wir keinen
saluto
Bernardo