Ciao Dean,
Montezemolo meinte denn auch, der größte Fehler FIATs war es, Alfa zu übernehmen, aber man wollte Ford vom italienischen Markt fernhalten und die damalige Regierung (übrigens Silvio-Freund, Gönner und Förderer) zog es aus innenpolitischen Gründen vor, Alfa an FIAT zu verkaufen. FIAT bekam dann als "Dankeschön" Pomigliano. Und hier fängt der "Untergang" Lancias an. Lancia stand einerseits für qualitativ hochwertigere Autos als es FIAT war, andererseits aber hatte man teilweise die leistungsstärksten Motoren im Konzern. Allrad, Kompressormotoren (lassen wir den Spider einmal beseite) und selbst der 1,6er wurde mit Turbo angeboten, dazu die Erfolge im Rallyesport, die es ja auch vor der Integrale-Zeit gab.
Aber mit Alfa im Boot hatte man nun ein Problem, nämlich wie positioniere ich Alfa und wie Lancia. Dies aber hat nie wirklich hingehauen. Der Delta eilte von Sieg zu Sieg und Alfas dümpelte vor sich hin, also kam man auf die "tolle" Idee, das Geld in die deutsche Tourenwagenmeisterschaft zu investieren und Alfa das Budget zur Verfügung zu stellen. Der Delta 2 war längst zuvor als Rallye-Fahrzeug geplant, ein 5-Zylinder-Turbo sollte zum Einsatz kommen und da der 155er QV die gleiche Plattform wie der Delta 2 hatte, wäre es wohl auch unproblematisch gewesen, den Delta 2 mit Allrad herauszubringen, aber hier wurde dann auf Kosten Lancias entschieden, Lancia aus dem Rallye-Sport zu nehmen, angeblich, weil man "zu erfolgreich" war, ein Witz, denn dann müssten Citroen und Loeb längst sich verabschiedet haben, also ein vorgeschobener Grund, vor allem traf sie Fahrer wie Biasion während einer Rallye, plötzlich wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
Und von dieser Entscheidung hat sich Lancia nicht mehr erholt, denn danach wurde nur noch Stückwerk gemacht, der Lybra zu spät heraus, kein Restyling, weil der eigene Glaube an das Produkt fehlte, dem Kappa auch kein vernünftiges Restyling unterzogen und dann viel Geld in den Thesis gesteckt, das man besser in andere Produkte hätte stecken sollen, aber hier dürfte wohl das eigentliche Ziel "Staatskarosse" gewesen sein.
Ich glaube nicht einmal, dass bei Alfa das "Qualitätsproblem" eine so große Rolle gespielt hat, denn auch der 156er oder der 147er, beide aus Pomigliano dürften kaum besser gewesen sein als der 159er und optisch kann keiner behaupten, der 159er sei hässlich. Aber hier hat man drei entscheidene Fehler gemacht, nämlich auf GM-Teile zu bauen und dann den Arese-V6 einzustellen und vor allem auf Heckantrieb zu verzichten, denn wenn du dir einmal die italienischen Foren und die Leute hier reden hörst, wollen ALLE nur Heckantrieb, Heckantrieb über alles, auch wenn man am Ende hier gleich bei Mercedes und BMW den Allrad mitbestellt, weil man gehört hat, dass die mit Heckantrieb eher neben der Straße denn auf ihr ist
Dennoch, Alfa hat eine Lobby, ist beinahe 20 Jahre nach Lancia zu FIAT gestoßen und somit gibt es hier noch mehr "Widerstand" als es bei Lancia der Fall ist. Auch ist die Verbindung zwischen Lancia und FIAT traditionell, Vincenzo war FIAT-Werksfahrer und man munkelt, dass er mithilfe Agnellis sich den Traum seiner eigenen Schmiede erfüllen konnte, zumindest aber blieb man immer freundschaftlich verbunden.
Alfa war seit den 30er Jahren ein Staatskonzern und mit FIAT oft im Krieg. Der Alfasud hätte nie gebaut werden dürfen, weil es eine Abmachung zwischen FIAT und Alfa gab, die Alfa verbot, Autos wie den Alfasud zu bauen.
Daher findest du auch mehr Beziehungen zwischen FIATARI und Lancisti als zwischen Alfisti und dem Rest.
Alfa hat werksintern eine Lobby, Lancia nicht, allerdings kann das zum Bumerang für Alfa werden, denn so paradox es klingen mag, Lancia kann nun auch Fahrzeuge im Programm haben, die per se für den europäischen Markt verlustreich wären (wenn nur für Lancia hergestellt), aber im weltweiten Gefüge mit Chrysler möglich sind. Alfa dagegen hat für sich gesehen keinen Partner. Man wird natürlich die Teile von den anderen bekommen, aber wenn es Alfa nicht schafft, für sich in die Gewinnzone zu gelangen, wird es schwierig, denn Alfa muss allein auf den Weltmärkten agieren.
Tanti saluti
Bernardo
PS: Die Giulietta verkauft sich hier in Italien ganz ordentlich, allerdings wird man sehen, wie 2011 wird. Dazu schöpft die Giulietta wohl das verlorene Terrain des 159ers ab, der nahezu unverkäuflich geworden ist (wie der Croma)