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Re: Lancia ein Premiumhersteller??

Posted: 12 Sep 2009, 07:33
by LCV
Ciao Bernardo,

es stimmt, das ist alles hypothetisch. Ich wollte ja auch nur darauf hinweisen, dass Ford DAMALS sehr gern Lancia kaufen wollte, Fiat es schließlich nur unter Druck und Überredungskunst der Regierung sehr unwillig tat. Ich habe die Einstellung des Käufers zur Marke kiritisiert, wodurch der gute Name Lancias zerstört wurde. Später versuchte man mit Sporterfolgen den Namen nochmals in das Bewusstsein der Käufer zurück zu bringen. Auch wenn dies nicht so im Sinne des Vincenzo Lancia gewesen wäre, man hat die Linie nicht konsequent verfolgt, sondern mit der Aufnahme von Alfa in den Firmenverbund eine 180°-Wende vollzogen. Im direkten Vergleich zu den Fahrzeugen Delta 1, Dedra und Thema hatten die Nachfolger ein weichgespültes Design und waren eher langweilig. Es soll hier keine neue Diskussion entstehen, Thema gegen Kappa oder Delta 1 gegen Delta 2, aber ich rede nicht von den Fans der Marke, die wenigstens zum Teil noch auf die neuen Modelle umstiegen, sondern vom Eindruck auf das gesamte Autofahrervolk. Im Fall Delta habe ich ja auch einen 836 gekauft, der sicher etwas komfortabler und gefälliger im Innenraum gestaltet war, aber vom Gesamteindruck her nicht wie ein echter Nachfolger daherkam, sondern so, dass man wieder eine neue Zielgruppe erschließen musste. Fakt ist, dass Delta 836 und Kappa nicht die gewünschten Stückzahlen erreichten und vom Markt genommen wurden, bevor ein Nachfolger serienreif war. Das vor allem ist tödlich für den Erhalt der Stammkunden.

Mir ist bekannt, was in jenen Jahren in Italien los war, da wir Werkstattausrüstungen aus Italien importiert hatten. Wenn im Werk nicht gestreikt wurde, dann streikten die Spediteure. In England ging es zu dieser Zeit ähnlich zu. Unser Hauptlieferant löste das Problem ganz einfach. Er splittete die Firma in x Familienbetriebe auf, die im Lohnauftrag arbeiteten. Von da an war nur noch die Spedition ein Problem. Wäre ich der Käufer der Marke Lancia gewesen, hätte ich mit den sowjetgesteuerten Gewerkschaftsmafiosi kurzen Prozess gemacht. Die Produktion wäre ganz schnell in ein anderes Land verlagert worden und basta! Dann hätten die sich selbst bestreiken können.

Was die Entwicklung von Jaguar angeht, gebe ich Dir Recht, dass da einiges zu Ford-ähnlich wurde. Aber nochmals der Hinweis, dass Jaguar im Prinzip am Ende und im Gegensatz zur Zeit der Lancia-Übernahme die Gesamtsituation auf dem Weltmarkt schon sehr kritisch war. Nur durch starke Anlehnung an den Mondeo konnte man halbwegs rentabel sein. Aston Martin kann man sicher nicht vergleichen, denn egal, wer da jetzt finanziell dahintersteht, die bauen immer noch tolle Autos und scheinen auch nicht die Probleme zu haben wie Großserienhersteller. Auch klar, dass ein Aston Martin nicht wie ein Modeo daherkommen kann. Steht zufällig mal ein neuer Aston Martin neben einem Jaguar Coupé oder Cabrio, dann sieht man, dass der AM in einer ganz anderen Liga spielt und der "gefühlte" Preisunterschied scheint viel größer zu sein als der reale. Und ob Jaguar unter Tata sich nicht sogar besser entwickeln kann als bisher, muss man abwarten. Allerdings mit dem neuen XJ könnte ich mich nicht anfreunden. Da ist mir zuviel Markenidentität verloren gegangen.

Ich denke, in zwei oder drei Jahren wird man sehen, ob die Industrie aus den Fehlern gelernt hat, die zu dieser größten Krise aller Zeiten führten und wer überlebt. Die zu erwartende Pleitewelle wird die Lage erst einmal noch verschlimmern. Wer dabei seinen Job verliert, dürfte kaum ein neues Auto kaufen.

Inzwischen sind wir weit vom Thema "neues Logo" abgeschweift, aber die Diskussion zeigt auch, dass sich die Leute viele Gedanken machen. Hoffen wir, dass die hochbezahlten Manager in den Chefetagen der Industrie auch über die Zukunft nachdenken, die Zukunft der Marke, nicht die ihres Bankkontos!!!

Tanti saluti
Frank

Re: Lancia ein Premiumhersteller??

Posted: 12 Sep 2009, 11:29
by lanciadelta64
Du hast es richtig beschrieben...

Der Untergang ging mit zwei wichtigen Ereignissen einher, nämlich dem Kauf Alfa Romeos und der Schließung des Lancia-Werks in Chivasso. Mit der Schließung entzog man Lancia die Seele und mit dem Kauf Alfa Romeos den Bereich, in dem man tätig war. Dazu kam die "Romiti-/Agnelli-Doktrin", dass mit dem Staat paktieren mehr Geld brachte als Autos zu bauen bzw. zu investieren. Wenn das stimmt, was die Tochter von Agnelli behauptet und die gegen den Enkel und Co prozessiert, dann dürfte Giovanni Agnelli Mrd. von Euro dem Unternehmen entzogen haben, was dann sehr gut ins Bild passen würde.

Es geht auch nicht um "Besitzerneid". Wir müssen aufhören, uns in "Alt-Lancisti" und "Neu-Lancisti" aufzuteilen und ich denke mir, wir können doch zumindest versuchen, die Fakten einigermaßen nüchtern zu analysieren. Der Thesis war ein Flop. Das sagt man bei FIAT ganz offen. Es geht hier nicht um die Qualitäten des Autos. der Thesis ist mit Sicherheit auch nicht die Ursache für die Krise, sondern ein Symptom einer verfehlten Politik der 90er Jahre, die bis in den heutigen Tagen hereinreicht. Wer einen Thesis hat, soll sich glücklich schätzen, denn mit Sicherheit wird es aus Italien nie mehr ein Auto herauskommen, das nur annähernd die inneren Qualitäten eines Thesis hat. Das kann sich kein Hersteller leisten, nicht einmal BMW oder Mercedes.


Wie du richtig geschrieben hast, versteht man in Deutschland unter italienischen Autos in erster Linie "dynamische Autos". Nicht umsonst waren Barchetta oder FIAT Coupé in Deutschland erfolgreicher als in Italien und nicht umsonst waren fast immer die Top-Motorisierungen, die in Deutschland verkauft wurden. Ich denke mir, dass es in D. mehr Delta Turbos und Integrales bzw. Dedra Turbos gab als in Italien. Speziell der Dedra Turbo war hier eine Randerscheinung, ein absoluter Exot.

Der Versuch, Lancia zu einer "Luxusschmiede" umzuformen, ist kläglich gescheitert, die Neupositionierung hat Lancia geschadet, denn Kunden wie ich es war, blieben weg, weil sie in Fahrzeugen wie den Lybra keine Alternative zum Dedra sahen (mir gefällt der Lybra von innen, von außen mittlerweile auch, speziell als Kombi, damals weniger, aber die Motoren waren für mich inakzeptabel)

Der Kappa wurde in Italien als "großer Dedra" verspottet und das tat der Marke nicht gut. Das Auto hat mit Sicherheit viele innere Qualitäten, aber das Design war zu "hausbacken" und wurde als zu "alt" beschrieben, als der Kappa auf den Markt kam. Auch hier geht es nicht darum, was man persönlich meint, sondern wie es potenzielle Käufer gesehen haben, wie man das Auto in der Öffentlichkeit wahrgenommen hat. Mir gefällt beispielsweise das KC und der Kombi auch, aber zahlentechnisch blieben beide Fahrzeuge hinter den Erwartungen zurück, eben weil sie der Öffentlichkeit - warum auch immer - nicht gefielen.


Der Thesis wurde nun zum Problem für Lancia. Ich glaube, das versteht auch jeder Thesis-Besitzer. Es geht hier nicht um die Qualitäten des Autos, nicht allein um das Design (denn über Design kann man sich bekanntlich streiten und nicht jeder Hersteller kann es sich erlauben, extravagante Autos an den Mann zu bringen). FIAT und somit Lancia hätten sich den Thesis in dieser Form niemals leisten können. Für die Verkaufszahlen war er ein riesen Verlustgeschäft und auch von der Entwicklung her war er viel zu teuer.

Wir können das bedauern, dass ein "echter" Lancia keine große Resonanz hat, aber Hersteller exestieren nicht ihrer selbst willen. Sie wollen alle Gewinne erzielen. Die Zeiten eines Vicenzo Lancia sind vorbei. Pioniere sind nicht gefragt. Das ist eine andere Zeit. Wenn du heute Autos wie den Thesis bauen willst, muss du mit kleinen Stückzahlen arbeiten und dann den Gewinn über den Preis hereinholen. Aber das konnte man bei Lancia nicht, denn wer hätte einen Thesis von 100.000 Euro und mehr gekauft?

Der Thema war niemals ein Auto der Oberklasse, sondern gehört eindeutig zum E-Segment (in Italien gab es einige Zeitungen, die ihn mit dem 190er Mercedes verglichen oder mit dem 3er BMW und nicht mit dem 5er oder der E-Klasse von Mercedes) und preislich auch dank seiner Turbo-Motoren anstatt der hubraumstarken deutschen Autos sehr günstig für ein Auto seiner Klasse. Der Thesis aber war von Anfang an ein Auto so konzipiert, dass er keine breitere Käuferschichten ansprechen konnte. Wenn man so will, vergraulte man die Leute, die vorher noch Thema und dann vielleicht auch noch Kappa fuhren, ohne neue Kundenkreise erobern zu können, denn für die Oberklasse fehlt-/e es Lancia am Image. Mit dem 7er BMW oder einer S-Klasse zu konkurieren, fehlte es am Namen, eben weil Lancia in Deutschland zumindest ab den 80ern nicht unbedingt als "Nobelkarosse" bekannt war und mit den Rallye-Erfolgen sowieso eher mit sportlichen Fahrzeugen, die dazu auch einen gewissen Luxus hatten, in Verbindung gesetzt.

Mit einer Modellpalette, wie sie Lancia um die Jahrtausendwende hatte, mit der verfehlten Modellpflege und Modellwechseln, wie man sie vollzog, hätte man niemals einen Thesis auflegen dürfen. Es wäre anders gewesen, wenn man breitgefächertes Modellprogramm gehabt hätte, die Modellpflege alles auch gepasst, dann wäre auch ein Thesis vielleicht kein Hit geworden, aber zumindest als "Vorzeige-Modell". So aber ist Lancia das, was es zurzeit ist und die Zukunft wird zeigen, was daraus wird. Ich hoffe nur nicht, dass man demnächst Rennboote statt Autos verkauft ;)

Das Logo - und da kommen wir zum Thema zurück - ist da für mich kein wirkliches Problem. Es mag dem einen gefallen, vielen nicht, aber es "verschandelt" nicht die Gesamtoptik der Fahrzeuge, ergo wird es weder für den Erfolg noch für den Misserfolg zukünftiger Lancias verantwortlich sein. Es war unsinnig, das Logo zu verändern, weil es wichtigere Dinge gibt, aber ich kann auch mit dem neuen Logo an meinem Delta leben, wie ich es auch mit den 5 Strichen an meinen Uno tun konnte. Für mich muss das Gesamtpaket stimmen und nicht, ob ein Logo an sich mir gefällt oder nicht. Mir gefällt das VW-Logo auch nicht sonderlich und das vom Audi auch nicht, aber ich würde niemals diese Autos allein wegen des Logos nicht kaufen. Darauf achte ich als Letztes...

Re: Lancia ein Premiumhersteller??

Posted: 12 Sep 2009, 14:33
by graneleganza
zitat : "vom Gesamteindruck her nicht wie ein echter Nachfolger daherkam, sondern so, dass man wieder eine neue Zielgruppe erschließen musste"

.....das ist absolut richtig.- passiert dass nicht staendig bei den Italienern ? Ich finde das uebrigens geradezu zum ko....
dass sie jedesmal das Rad, aehm das Auto "neu erfinden" muessen.Jedesmal "muessen" sie uns zeigen, dass sie ein komplett neues Auto gebaut haben. Das hat dann auch komplett neue Fehler drin. ::o

Bei Mercedes oder deutschen Fabrikaten hast du sofort ein positives "deja vu" Gefuehl, das neue Modell zwar ist neu
kommt dir aber irgendwie bekannt vor, du findest dich gleich zurecht. Wo sitzt was , kannst du erahnen. Bei Lancia bzw. Italienern musst du in der Regel bei jedem Modell jede Kleinigkeit neu entdecken.8-) Wo sitzt der Schalter, wird er gedreht oder gedrueckt, sitzt an der Mittelkonsole oder am Blinkerheberl oder am Sitz, im Handschuhfach oder weiss der Geier wo sonst kann sich ein Bedienknopf verstecken.

Schon mal was von Kontinuitaet gehoert !?!?!? Bei Thema Dedra und Lybra bezieht man sich immerhin auf eine
Kontinuitaet was das Armaturenbrett und die fahrerorientierte Anordnung betrifft. Immerhin, aber das allein war nicht
genug. Der kappa,wenn er keine Ledersitze hat, erinnert mich dann irgenwie an Japaner oder an Rover ala Honda im Innenraum, Instrumentierung usw.

Re: Lancia ein Premiumhersteller??

Posted: 12 Sep 2009, 14:51
by lanciadelta64
Nun sind Autos ja auch irgendwo ein Spiegelbild einer Mentalität. Es gehört zur Mentalität der Italiener etwas neu zu machen und weniger zu "pflegen". Man hat etwas, benutzt es und wenn es am Ende ist, nimmt man etwas Neues. Daher war es auch immer so, dass man bei den Modellen etwas "Neues" machte. Bezüglich der Bedienungselemente möchte ich dir aber widersprechen, denn entweder die Hersteller nicht italienischer Fahrzeuge haben keine Ahnung von Bedienungselemte (was ich nicht glaube), oder aber die Italiener verfolgen hier eine eigene Philosophie, denn ich habe nie ein Problem, mich in einem italienischen Fahrzeug der FIAT-Gruppe zurecht zu finden, aber selbst bei VW verfluche ich die für mich "unlogische" Anordnung der Bedienungselemente und/oder deren Funktionsweisen.

Ich habe also fast nie Probleme, mich an einem Italiener recht schnell anzupassen, beim VW Vento meiner besseren Hälfte habe ich es bis heute nicht geschafft, aber ich fahre ihn ja auch nicht täglich.

Das mit dem Ausreifen einer Sache, da gebe ich dir wieder recht, denn während VW dem Golf eher Restylings unterzieht und auch Audi ähnlich verfährt, erlebst du bei den Italienern oft, dass sie dann das Auto fast komplett "revolutionieren" und das dann auch noch über den Namen verdeutlichen wollen. Aber das ist halt eine Frage der Mentalität. Du glaubst nicht, wie viel Kritik FIAT dafür kassiert hat, weil der Bravo angeblich ein FIAT Stilo mit neuem Kleid sei, nur weil man ca. 60% der Komponenten verwendet hat. Dafür sind Bravo und dann auch noch Delta sehr zuverlässig, eben weil sie Weiterentwicklungen sind und nicht gleich eine ganze "Revolution", wie es leider zu oft in der Vergangenheit der Fall war. Dann passierte nicht selten, dass die Autos am Anfang jede Menge Kinderkrankheiten hatten und wenn sie dann absolut zuverlässig waren, der Ruf entweder schon ruiniert war oder das Auto vom Design her veraltet.

Re: Lancia ein Premiumhersteller??

Posted: 12 Sep 2009, 18:16
by Mik75
Meine Kritik an die sog. Altlancisti weil ich bei ihnen oft das Gefühl habe das sie meinen alles was "neu" ist nie das Niveau des "alten" erreichen kann.
Die heutigen und zukünftigen Lancias werden warscheinlich nie den Level wie zu seiner Zeit die Lancias der 30er, 40er oder 50er Jahre erreichen aber ein Delta ist für mich heute in seinem Segment Premuim und das schreibe ich ohne rot zu werden.
Natürlich ist die aktuelle Anzahl von Modellen im Vergleich zu Mercedes oder Audi ein Witz aber der Delta heute als Neuanfang und hoffentlich zukünftige Modelle v. a. im E Segment brauchen höchstwarscheinlich einen Vergleich mit der besten Konkurrenz nicht zu scheuen.
Beim lesen deiner Posts ist mir aufgefallen das deine vielen Kritiken nie konstruktiv sind und da stellt sich mir die Frage was du eigentlich mit Lancia zu tun hast?

Re: Lancia ein Premiumhersteller??

Posted: 12 Sep 2009, 19:05
by mp
ich fahr zufällig zwei und nur weil es dir nicht in den Kram passt weil ich Lancia als Kleinwagehersteller bezeichne und für mich die Marke (leider) nicht mehr Premium ist
Kann dir aber eine konstruktive Kritik liefern. Mein Vater hat bei zwei grossen Fiat/Alfa/lancia Händlern in Großraum Wien sein Visitenkarte hinterlassen (juli 2009) mit der Bitte einen Delta (120Ps) mit Automatik zur Probefahrt zu bekommen. Mittlerweile sind ganze drei (3) Monate vergangen keiner hat sich gerührt. Anscheinend kann man es sich leisten.
Der Mercedes Händler hatte zur selben Zeit auch keinen Automatik B-Klasse vorzuweisen. Hat aber genau nach einer Woche angerufen und ist mit den Auto die 10km persönlich vorbeibekommen.......
Wenn für dich dieses Verhalten bei Lancia Premium ist dann nenn ich das von Mercedes Luxus...es geht nicht um ein Modell es geht um das Auftreten als Ganzes was eine Premiummarke ausmacht.

PS..die B-Klasse will er nicht......

Re: Lancia ein Premiumhersteller??

Posted: 12 Sep 2009, 19:11
by lanciadelta64
Ich finde die Polemik, die sich zwischen "Alt-Lancisti" und "Neu-Lancisti" entzünden, für unsinnig. Ohne die Vergangenheit gäbe es keine Zukunft und ohne "uns", die neue Lancias fahren, wäre Lancia als Marke vom Markt komplett verschwunden. Wir brauchen also einander.

Es gibt mit Sicherheit noch größere Lancia-Fans als ich es bin, solche, die Fans der "Ur-Lancias" sind, die solche gefahren und/oder bessen haben bzw. besitzen. Andere wiederum sind per Zufall zu Lancia der letzteren Jahrzehnte gelangt, aber eines müsste die Mehrzahl von uns einigen, nämlich die Liebe zu Lancia.

Die Frage, ob "früher alles besser" war, ist eine Definition, was man unter "besser" versteht. Auch finde es ich es kurios, dass man FIAT nun alle Schuld zuschieben will, die es gibt. Alfa Romeo beispielsweise hatte den Ruf, im Prospekt zu rosten, da gehörten sie nicht zu FIAT und Lancia und Alfa Romeo hätten in jenen Jahren nicht überlebt, wenn FIAT sie nicht übernommen hätte. Ich kenne die Fehler von FIAT, das skandalöse Treiben einiger Manager und der Familie Agnelli nur zu gut, aber man soll nun nicht nur die Fehler bei denen suchen.

Lancia hat in Deutschland eigentlich einen Bekanntheitsgrad errzielt, als man wirklich die Rallye dominierte und selbst da (schaut bitte die Statistiken jener Jahre von Lancia und FIAT an), ist es nicht so, dass Lancia nur annähernd so viel verkauft hätte wie Audi beispielsweise heute. Es ist also nicht so, dass Lancia in der öffentlichen Wahrnehmung nun "DER" Hersteller schlecht hin war. Dass man dennoch eine Liebe für die Marke entwickeln kann, kann ich verstehen, dass man der Meinung ist, dass die UR-Lancias, also die unter Vicenzo Lancia noch entstanden waren, für damalige Verhältnisse etwas Besonderes waren, kann ich ja auch noch nachvollziehen, aber so zu tun, als seien nur die neuen Italiener alle Mist, während die neuen Autos aus Deutschland oder Frankreich bzw. Japan "so viel besser seien als früher", ist für mich unverständlich, denn entweder wir gehen mit gleichem Maß heran, dann gelten die Gefühle, die ein Alt-Lancista mit einem neuen Lancia hat, genauso wie für einen Alt-BMW-VW-Mercedes- oder was auch immer-Fan.

Die Autos haben sich geändert und der "Einheitsbrei" ist eine Kostenfrage. Ob das alles richtig ist, lasse ich dahingestellt, aber zumindest ist das Prinzip der Kosteneinsparung und damit erwünschten Synergien nachvollziehbar. Autos mit Charakter werden immer weniger, aber es passt halt auch zur Gesellschaft. Ein Auto ist auch ein Spiegelbild (wie viele andere Dinge) einer Gesellschaft, also halt eine Moment-Aufnahme. Die Gesellschaft wandelt sich, die Wünsche, die Geschmecker, die Notwendigkeiten. Manchmal sind es die Hersteller, die die "Notwendigkeiten" bei den Menschen erzeugen, manchmal ist es die Gesellschaft, die Forderungen hat.

Ich bin zu Lancia als kleiner Junge gekommen, als Lancia mit dem Fulvia HF in der Rallye aktiv war und dann wie könnte ich Sandro Munari mit seinem Stratos vergessen, genauso Walter Röhrl mit FIAT 131 Abarth. Das ist die Zeit, die mich im Automobilbereich geprägt hat und dann natürlich den Urlaub, den ich jedes Jahr hier in Italien verbringen konnte und somit mit einigen Lancia-Modellen in Berührung kam.

Ich war Rallye-Fan, da gab es die Delta Rallye-Modelle noch gar nicht auf dem Reißbrett. Dann hatten wir den Dedra Turbo und denn hatte ich 17 Jahre lang, bis ich ihn notgedrungen abgegeben musste. Heute bin ich also ein "Neu-Lancista", weil ich den neuen Delta habe und ich fahre ihn aus Überzeugung und nachdem ich nun 4.500 Km gefahren bin, dazu auf eine Reise nach Deutschland und zurück würde ich ihn erst recht wieder kaufen, weil das Paket überzeugend ist.

Ich erinnere mich aber auch gerne an die alten Zeiten, als die Autos noch pur waren, kaum Elektronik, Lenkung möglichst ohne Servo, ABS schon gar nicht und Airbags wie vom anderen Stern klang. Ich bin so gerne meinen FIAT 500 gefahren, weil er für mich ein Ausgleich war, weil es Autofahren pur ist, aber wenn du mich heute fragst, ob ich im Alltag eine Reise nach Deutschland mit einem FIAT 500 machen würde (keine Spaßfahrt versteht sich, also aus Notwendigkeit), wäre die Antwort "nein".

Wenn du mich fragst, ob ich den neuen Delta gegen meinen alten Dedra eintauschen würde, wäre meine Antwort auch nein, nicht weil der Dedra ein schlechtes Auto war, sondern weil in der heutigen Zeit mit den heutigen Notwendigkeiten, den heutigen Anforderungen einfach besser ist.

Daher finde ich es unsinnig, wenn wir uns in "Alt-Lancisti" und "Neu-Lancisti" outen (was bin ich dann? Alt, neu? Beides?) Wir leben heute und jetzt und die Vergangenheit ist Vergangenheit, die Fehler, die gemacht wurden, wurden gemacht und unser einziges GEMEINSAMES Ziel sollte sein, zu hoffen, dass Lancia überlebt. Dass wir dabei voller Sorge sind, zwischen Hoffnung, Pessimismus und Optimismus schwanken, uns in Pessimisten und Optimisten einteilen, ist völlig normal, aber es ist keinem gedient, wenn die "Alt-Lancisti" meinen, alles was früher war, war besser und die "Neu-Lancisti" die "alten Herren" belächeln, weil sie so "alte Fahrzeuge" pflegen.

Für mich ist JEDER Neu-Lancista willkommen und gern gesehen und JEDEN "Alt-Lancista" bewundere ich, dass er so viel Zeit, Geld, Schweiß und Nerven investiert, damit ein Lancia mehr auf der Straße bleibt und das ohne Hilfe des Herstellers, der im Endeffekt niemals begriffen hat (vielleicht auch typisch für mein Land), dass man Kunden pflegen muss, dass der Kunde König ist und dass man viel investieren muss, damit man die Früchte ernten kann. Bei Lancia und erst recht FIAT konnte man nicht wirklich mit Traditionen etwas anfangen und hat nicht verstehen wollen oder können, dass man auch die Alt-Lancisti pflegen muss, damit aus ihnen und/oder ihren Kindern "Neu-Lancisti" werden.

Marchionne hat einen klugen Satz gesagt, den er bisher leider nur zum Teil umgesetzt hat (vieles liegt noch im Argen): Es reicht nicht aus, gute Autos zu bauen, sondern man muss sie auch verkauft bekommen.

Re: Lancia ein Premiumhersteller??

Posted: 12 Sep 2009, 19:20
by lanciadelta64
Ciao Michael,

das mit den FIAT- und Lancia-Händlern ist seit Jahrzehnten ein Kreuz. Der Service lässt oft zu wünschen übrig. Ich habe hier das Glück gehabt, von drei Lancia-Händlern umgarnt zu werden, aber das sind Händler eines anderen Kalibers, während die Lancia-Händler früher eher den Hauch eines "Hinterhof-Händlers" haben und der heute FIAT-/Lancia-Händler meiner Stadt war IMMER Renault-A-Händler und hat nun FIAT und LAncia neben Dacia dazubekommen. Dass der Service nicht groß schreibt, ist eh verständlich, warum auch? Von denen hat mich beim letzten Besuch keiner angesprochen, geschweige denn mir Prospekte oder was auch immer angeboten. Auf eine Anfrage reagierte man eher "was will der denn von mir? Warum muss der mich beim Schlaf stören?

Da ist vieles im Argen, aber ich kann dir garantieren, dass in Italien Händler wie Mercedes oder BMW in unserer Gegend (ähnlich wie bei VW und AUDI) dich auch nicht zurückrufen würden. Denn wenn du als "Premium" gelten willst, musst du nicht mit "Service" dienen (das hieße, man liefe dem Kunden wie ein Hündchen hinterher), sondern arrogant auftreten. "Du willst BWM Probe fahren"? Warum? Die sind absolut perfekt. Kaufe oder gehe bei Skoda oder Seat, Hyndai oder wo auch immer"...

Du musst schon wirklich Autos oberhalb einer bestimmten Summe kaufen, gleichzeitzig eine Person eines bestimmten Ranges, dann hast du all den Service, den du dir wünschen kannst, aber wie gesagt, das hängt von deiner gesellschaftlichen Stellung und dem "nötigen Kleingeld" ab.

Tanti saluti

Bernardo

Re: Lancia ein Premiumhersteller??

Posted: 12 Sep 2009, 21:11
by graneleganza
.....siehst du die B Klasse will er nicht. (:P)

Wir hatten anfangs im Thread Premium auf das Auto bezogen, du beziehst es eher auf
"Premium Sales und After Sales Service"

Also haben wir hier einen Wagen, hier den Delta 3, der als Premiumangebot im D Segment
angeboten wird aber mit schlechten Zusatzleistungen und Kundenservice.
Du sprichst ein Automatikgetriebe an. Das waere auch ein "premium" zeichen in einem Auto
da hat Lancia auch sehr sehr lange gebraucht, bis sie etwas gescheites anbieten.

Ich bin bisher mit meinen Lancias immer viel zufriedener gewesen als mit dem Service von
Lancia. - Gibt natuerlich Leute die haben keine Zeit oder keine Ahnung oder keine Lust herum
zu improvisieren und wollen moeglichst direkt alle Wuensche vom Vertragshaendler von den
Lippen abgelesen zu bekommen.... ja das haette ich auch gern und das ist jetzt nicht ironisch
gemeint, klappte aber bisher bei Lancia selten.

Re: Lancia ein Premiumhersteller??

Posted: 12 Sep 2009, 21:24
by Mik75
Sorry, aber nur weil der von dir erwähnte Lancia Händler den Leuten keinen guten Service bietet heißt das noch lange nicht das andere Lancia Händler in Europa keinen besseren Service bieten können.
Ich kann dir z. B. sagen das ich mit meinem Lancia Händler was Kundenservice und Showroom angeht begeistert bin. Ich hatte mich damals mit meinem Händler in Stuttgart per email bzgl. einer Probefahrt mit einem Delta in Verbindung gesetzt und habe noch am selben Tag einen Probefahrttermin erhalten. Ich muß dazu sagen das dies ein A-Händler ist und einer der größten in Süddeutschland und warscheinlich von Fiat besser beteut werden als Händler kleinerer Dimensionen.
Wie du siehst gibt es wie bei anderen Marken auch Händler die einen guten Service bieten oder eben nicht.
Und reagier doch nicht immer so aggressiv, relax dich ein bisschen!!!