Ciao Frank, Fiore e Michi,
zuerst einmal "de gustibus non est disputandum"
Und nun zum Lybra. Ich habe die Einführung auf dem italienischen Markt sehr genau verfolgt gehabt und war auch bei der Präsentation hier vor Ort.
Und ich denke mir, auch aufgrund der Reaktionen der Kunden, Interessenten, Neugierigen und der Verkaufszahlen ein Urteil zumindest für Italien bilden zu können, wobei es völlig egal ist, was dem einzelnen gefällt oder nicht, denn auch ein 7er BMW wurde eine Erfolgsstory, auch wenn heute noch viele Bangle dafür steinigen könnten.
Erfolg und Misserfolg sind nicht immer nur eine Frage der Geschmäcker an sich, sondern werden oft von weiteren Beweggründen bestimmt.
Das Projekt Lybra war eines, dass intern für sehr viel Probleme gesorgt hat und wie so oft, wenn ein Projekt schon am Anfang unter einem schlechten Stern steht, gehen solche Dinge selten gut aus. Das Design kam am Anfang auch intern nicht sonderlich an, besonders der Innenraum, weil er eigentlich eher in einem Marea gepasst hätte, denn in einen Lancia. Am Ende veränderte man den Innenraum komplett und auch außen wurden ein paar Kleinigkeiten verändert, wie die Blinker neben die Scheinwerfer gesetzt.
Somit kam der Lybra, dessen Erscheinen selbst wenn alles von Anfang an abgesegnet worden wäre, schon sehr spät dran war, viel zu spät heraus.
Viele Dedra-Fahrer waren in der Zwischenzeit auf andere Marken umgestiegen.
Der Lybra wurde vor allem in der SW-Version vom Markt her angenommen. Die Resonanz war nicht euphorisch, aber dennoch sehr positiv, besonders der Innenraum galt als Sahneteil des Fahrzeugs. Das erste Jahr endete mit ansprechenden Verkaufszahlen und wenn ich mich nicht falsch erinnere,war er in Italien Segment-Primus. Die Limo sorgte für einigen Gesprächststoff, speziell auch wegen des hohen Hecks. Aber mit Sicherheit wurdeauch die Limo nicht als "hässlich" angesehen. Für einige Dedra-Besitzer jedoch fehlte dem Lybra das, was dem Dedra ausmachte, nämlich einsportlicheres Design.
Der Anfangserfolg zeigt aber, dass im Endeffekt nicht das Design an sich den Lybra zum Flop werden ließ, sondern eine Reihe anderer Folgefehler.Während die Konkurrenz von BMW und vor allem Mercedes, immer größere Motoren anboten, wurde das Motorenprogramm von Lancia nicht erweitert. Gab es noch zuzeiten des Dedras den 2,0 Turbo, der sich besonders in der Schweiz erfolgreich verkaufte, war beim Lybra mit 150 PS das Ende erreicht und dann, was du Frank immer wieder kritisiert hast, nämlich es reicht nicht nur ein Auto "Premium" zu nennen, sondern man muss auch entsprechend Service anbieten. Wenn man dann einen Lancia wie einen Panda an den Mann bringt, bricht ein ganzer Bereich möglicher Kunden weg.
Auch hätte mit Sicherheit ein Restyling gut getan. Für den 156er Alfa beauftragte man einen Stardesigner wie Giugiaro (auch für den 147), aber am Lybra wurde bis zuletzt nichts verändert. Der Lybra verschwand in einer Nacht- und Nebelaktion völlig unbemerkt aus den hiesigen Preislisten. Schon Jahre vorher gab es de facto keine Werbung, keine besondere Förderung, denn die Obrigen hatten selbst kein Vertrauen in ihr Projekt und überließen den Lybra seinem Schicksal, um dann sehr klug sagen zu können, der "Lybra ist ein Flop".
Also egal, was jeder einzelne über das Design denken mag oder nicht, so hässlich war der Lybra zumindest für italienische Augen nicht und mit Sicherheit nicht so missraten, als dass man ein zu kostspieliges Restyling hätte machen müssen. Vielleicht wäre der Lybra trotzdem nie ein Schlager geworden, aber mit soliden Verkaufszahlen hätte er aufwarten können und vor allem wäre er nicht nur bei den hier im Forum vertretenen Lybra-Fans in Erinnerung geblieben.
Einen Gruß an alle
Bernardo