Marchionne labert...

arhoening
Posts: 2109
Joined: 21 Dec 2008, 21:58
Location: Ludwigshafen am Rhein
Contact:

Re: Marchionne labert... hier Rendezvous mit einem Mythos...

Unread post by arhoening »

Ja, es geht wohl weniger darum in welchem Land zusammengeschraubt wird. Aber für mich ist ganz klar entscheidend, wer im Hintergrund die Fäden zieht, konstruiert, verkauft und wer die Kohle einsackt. Wenn das VW werden würde, würde ich mir definitiv nix mehr von FCA kaufen wollen.

BTW: 1995 hatte ich mir zwei Cinquecento Sporting gekauft. Die wurden in POLAND gebaut und waren sehr gut, naja, so gut das eben bei der Konstruktion ging - war ja nicht superdolle, zusammengebaut.

Da muss auch ich sagen, dass zeitweise die Autos aus ITALIA doch deutlich liebloser gebaut waren.

Kommt der aktuelle Tipo nicht sogar aus der Türkei ? Ich hatte den letzte Woche für einen halben Tag und fand den klasse und richtig ordentlich gearbeitet!

Wenn der S-MAX in 2 Jaheren aus dem Leasing geht, dann gibt es einen Tipo Kombi !
LANCIA Musa Platino Plus 1.4 MPi 16V D.F.N.
LANCIA Phedra Platino 170 hp Comfortronic
FIAT Prof. Scudo SX L2H1 2.0 MJet 145 hp

NIKON Df Special-Edition Kit black
NIKON Df Special-Edition Kit chrome
Delta LX
Posts: 688
Joined: 02 Feb 2010, 18:33

Re: Marchionne labert... hier Rendezvous mit einem Mythos...

Unread post by Delta LX »

Richtig, es geht nicht darum, in welchem Land ein Modell montiert wird, sondern um die Heimat des entsprechenden Unternehmens. Und das ist im Falle von FCA eben - in Bezug auf den europäischen Zweig - Italien. Dort hat die Eigentümerfamilie ihre Wurzeln, dort ist das operative Zentrum und dort sind die meisten R&D-Einrichtungen. Ergo ist ein Produkt der FCA Italy eben ein italienisches Erzeugnis, egal, ob es aus Turin, Tychy, Kragujevac, Bursa oder woher auch immer kommt. Analog kommt ja auch keiner auf die Idee, die VW-Erzeugnisse aus der Slowakei slowakische Produkte zu nennen. Und selbst die angeblich spanischen Seat, tschechischen Škoda oder britischen MINI z.B. werden mittlerweile als deutsche Produkte wahrgenommen. Ein Phänomen, das wohl die meisten von uns hier in Bezug auf die FCA-Marken nie erfahren möchten. Ich kenne Bentley-Enthusiasten, für die die Geschichte in Crewe mit der Übernahme durch VW zu Ende ging (nicht direkt weil VW ein deutsches Unternehmen ist, sondern weil mit der Produktion unter VW-Regie die Authentizität der Marke flöten ging).
arhoening
Posts: 2109
Joined: 21 Dec 2008, 21:58
Location: Ludwigshafen am Rhein
Contact:

Re: Marchionne labert... hier Rendezvous mit einem Mythos...

Unread post by arhoening »

Delta LX schrieb:
-------------------------------------------------------
...
> (nicht direkt weil VW ein deutsches Unternehmen
> ist, sondern weil mit der Produktion unter
> VW-Regie die Authentizität der Marke flöten
> ging).

Damit bringst Du es perfekt auf den Punkt ! :)-D
LANCIA Musa Platino Plus 1.4 MPi 16V D.F.N.
LANCIA Phedra Platino 170 hp Comfortronic
FIAT Prof. Scudo SX L2H1 2.0 MJet 145 hp

NIKON Df Special-Edition Kit black
NIKON Df Special-Edition Kit chrome
mp
Posts: 3216
Joined: 21 Dec 2008, 22:35

Re: Marchionne labert... hier Rendezvous mit einem Mythos...

Unread post by mp »

naja stimmt das wirklich??. oder hat man eher als Jahrgangsälterer welcher aufgewachsen mit einen Mythos eher ein Authentizitätsproblem.8-)
Man nehme eine Lamborghini oder Bentley her. Die Kisten waren doch in den 80ern unfahrbar. Reparaturen und Serviceteile -- eine Wissenschaft für sich.
Heute haben wir doch ganz andere Rahmenbedingungen. Der Rapper, der Fussballer, der Laufhausbesitzer oder was immer das für Möchtegernschnellmillionäre sind, die sich das leisten. Der will doch langsam durch die Meile in der Stadt cruisen um dann Gas zu geben.....um das Ding vorm Zebrastreifen herzuzeigen. Den interessieren weder Motor oder sonstige Werkstattaufenthalte und schon gar nicht das Geschwätz aus der Vergangenheit wo wieder einmal alles besser war. Von Fahren ganz zu schweigen, die nächste Leitplanke lässt grüßen. (td)
Delta LX
Posts: 688
Joined: 02 Feb 2010, 18:33

Re: Marchionne labert... hier Rendezvous mit einem Mythos...

Unread post by Delta LX »

Tja, so gibt es eben mehrere Realitäten, sprich Wahrnehmungen.
evo16v
Posts: 1147
Joined: 08 May 2014, 10:23

Re: Marchionne labert... hier Rendezvous mit einem Mythos...

Unread post by evo16v »

MP (tu) - genau so ist es. Und immerhin leben diese Marken dank geschicktem Marketing und Kundenorientierung geprägt durch VW noch (und ich bin jetzt alles andere als ein VW Anhänger), aber die Luschen in Turin haben es mit Lancia nicht geschafft die Marke zu erhalten oder zu expandieren und werden es mit Alfa genauso wenig schaffen, weil sie nämlich immer besser wissen, was die doofen Kunden gefälligst zu kaufen haben, nur sie kaufen dann halt nicht.
User avatar
LCV
Posts: 6558
Joined: 21 Dec 2008, 19:15
Contact:

Re: Marchionne labert... hier Rendezvous mit einem Mythos...

Unread post by LCV »

Das ist der Punkt! Ein Anbieter kann nur Erfolg haben, wenn er
die Wünsche der Kunden bedient. Der Kunde bestimmt, denn er
bezahlt dafür. Natürlich versuchen die Marketingabteilungen
beim Kunden Wünsche zu wecken. Aber gerade FCA/SM wollen
quasi diktieren, was wir zu kaufen haben bzw. was nicht, da es
das nach deren Entscheidung einfach nicht (mehr) gibt.

Da werden Behauptungen aufgestellt, die man zumindest den
deutschen Markt betreffend, nicht nachvollziehen kann. So seien
Kombiversionen nicht mehr absetzbar - Punkt, also weg damit.
Zwar haben die SUV inzwischen einen hohen Anteil, aber der
Kombi wird immer noch recht gut verkauft. Auf über 2500 km
auf unserer Tour haben sich auf der Autobahn Kombis und SUV
etwa die Waage gehalten. Vielleicht wird das etwas verfälscht,
da auf Langstrecken oft mehr Raum benötigt wird und die kleine
Kiste zu Hause bleibt. Wenn man aber entsprechende Anteile
am hiesigen doch großen Markt erobern kann, so würde sich der
Kombi im Mittelklassesegment rechnen. Skoda, Volvo, diverse
Franzosen bieten ja auch welche an, die Platzhirsche sowieso.
Nur FCA weiß es wieder besser.

Schon vor einigen Jahren zeichnete sich ab, dass der Diesel unter
Druck geraten wird. Aber FCA bietet vernünftige Motorleistung beim
Diesel an, Benziner werden vernachlässigt. Einen 200-PS-Diesel
kauft man jetzt kaum noch, den 200-PS-Benziner gibt es nicht,
so wandern wieder Scharen von Autokäufern zur Konkurrenz ab.
Lancia Club Vincenzo - Int. Lancia Flaminia Register - Int. Lancia Thema Register - Eurovan 1 IG - SAAB-Freunde Südbaden
www.lancia-club-vincenzo.com
Delta LX
Posts: 688
Joined: 02 Feb 2010, 18:33

Re: Marchionne labert... hier Rendezvous mit einem Mythos...

Unread post by Delta LX »

Die «Luschen», welche die Weichen für Lancia Richtung Abstellgleis gestellt haben, sind schon seit vielen Jahren weg vom Fenster. Und die Entwicklung des Gesamtunternehmens verlief aufgrund diverser, hier schon hinreichend dargelegter Faktoren in den vergangenen 25 Jahren anders als bspw. jene von VW. 2004 war man in Turin faktisch pleite, den Turnaround brachte Marchionne, der sich aber mittlerweile hinsichtlich Marken- und Produktstrategie jedoch als Hypothek erweist (auch mit Äusserlichkeiten wie einem unüberlegten Kommunikationsstil, von der fehlenden Sensibilität für die wichtigsten Stakeholder eines Unternehmens, den Kunden nämlich, ganz zu schweigen).

VW mag ja in vielerlei Hinsicht als Beispiel herhalten, doch entspricht es einem Äpfel-Birnen-Vergleich, FCA mit den selben Ellen messen zu wollen, insbesondere in Bezug auf Potenzial und globalem Standing.
Delta LX
Posts: 688
Joined: 02 Feb 2010, 18:33

Re: Marchionne labert... hier Rendezvous mit einem Mythos...

Unread post by Delta LX »

Alles richtig, was du sagst. Nur solltest du bedenken, dass FCA schicht und ergreifend nicht das (finanzielle) Potenzial hat, den primären Wettbewerbern in (West-)Europa Paroli zu bieten. Die begrenzten Mittel setzt «Turin» lieber in den Wachstumsmärkten ein, v.a. in der LATAM-Region, wo die Marke FIAT, ergänzt um die US-amerikanischen FCA-Marken ein wesentlich besseres Standing geniesst als in Europa. Westeuropa gilt allgemein als komplett gesättigter Automobilmarkt, wo es für FCA in der Breite nichts mehr zu holen gibt.
Wenn z.B. von einer AR Giulia kein Kombi kommt, dann deswegen, weil sich eine solche Ausführung global für FCA nicht rechnet. Umso mehr, da ausserhalb Europas Kombis nur schwer verkäuflich sind, die Giulia aber gerade für bestimmte überseeische Märkte konzipiert wurde.
lanciadelta64
Posts: 9055
Joined: 07 Jan 2009, 20:28

Re: Marchionne labert... hier Rendezvous mit einem Mythos...

Unread post by lanciadelta64 »

Du weißt, VW war lange ein Staatskonzern, und dank des deutschen Staats es sich erlauben können, selbst EU-Recht zu brechen. Das heißt, das ist die "Heilige Kuh" Deutschlands schlecht hin.

Bei all den Fehlern, den die Turiner gemacht haben, solltest du aber nicht vergessen, dass gerade der Autokauf weit mehr ist, als nur das "bestmögliche" oder "kostgünstigste" Produkt zu kaufen. Auch wenn es die wenigsten Leute zugeben, so spielt oft gerade auch die "gesellschaftliche" Einstellung zu einem Produkt eine Rolle.

Solange Made in Italy in weiten Teilen Europas eher als Synonym für alles "Übel" steht, solange bei jedem Produkt im Hinterkopf "Lira, dolce far niente, Bunga, Bunga" und was nicht alles hat, wirst
du es sehr schwer haben, ein Produkt "massenhaft" abzusetzen. Immer dann, wenn man bewusst in die Breite gehen muss, verkauft man sich nicht, eben weil man nur Ramschpreise akzeptiert, die für euch gesehen, jenseits er Alpen verlangt werden. Klar, wenn es um Nischenprodukte geht, versteht man auch im deutschsprachigen Raum, was "Poltrona Frau" ist, aber in der Breite denkt man "ach irgend so eine Itakka-Scheiße".

Schau dir diesen Test an: https://www.youtube.com/watch?v=YZcpbJgKr0Y und zwar reicht es, die Sequenz ab Min. 2:49 bis 3:00.
Was sagt der Tester im O-Ton? "Hier oben steht „Poltrona Frau“…ich glaub´ das ist irgend so ein italienischer Möbelfutzi, -gedöns, -gedängel." Dabei hat er ein Gesichtsausdruck, das schon allein ein Programm ist. Nun könnte man ja sagen, ok, das ist nur so ein "Einzelfall", aber seien wir doch einmal ehrlich, ist es nicht das, was man tagtäglich sonst so zu hören bekommt?

Ja, das ist Ignoranz, aber ist es nicht so, dass die "breite Masse" aus Ignoranz besteht? Aber genau an diese "Ignoranz" musst du ein Produkt verkaufen. Kein Italiener, schon gar nicht ein Tester würde jemals auf die Idee kommen, so herablassend über ein Produkt aus Deutschland, selbst wenn es "Schrott" wäre, reden. Dass Poltrona Frau auch schon bei Audi zu sehen war, wird verschwiegen bzw. ist dem "Futzi" nicht einmal bewusst.

Wenn also ein "Hochpreisprodukt" wie Poltrona Frau so herabwürdigend angesehen wird, wie soll man dann das erst bei "normalen" Autos sehen?

Warum floppt die Giulia? Weil es kein Marketing gab? Mein Gott, hätte man den Delta nur halbwegs so beworben wie die Giulia... Was für ein Aufwand wurde/wird betrieben, dennoch kommt die Giulia nicht in die Gänge. Das war mir von Anfang an klar und hat eben mit der Sichtweise vieler in Europa zu tun.

Dafür bräuchte man einen langen Atem, Jahrzehnte und eine Medienlandschaft, die weit weniger protektionistisch wäre, als sie de facto nun einmal ist. Da das in Europa aber kaum in absehbarer Zeit möglich ist/war, konnte die Giulia niemals erfolgreich sein.

Sie ist einfach "zu teuer". Nicht "zu teuer", weil sie es nicht wert wäre, sondern "zu teuer", weil keiner für einen "Italiener" solche Summen bezahlt. Würde die Giulia nur die Hälfte kosten, wäre sie stückzahlenmäßig "erfolgreich", nicht aber für den Preis. Da bezahle ich lieber einige tausend Europa mehr für einen ABM oder aber hole mir lieber einen Gebrauchtwagen von diesen Herstellern bzw. nehme ihn über den Parallelmarkt und außerhalb Italiens bringt so eine Giulia ein "müdes" Lächeln hervor.

Die überwiegende Mehrzahl im deutschsprachigen Raum, da würde ich Haus und Hof verwetten, hält sicherlich die deutsche Konkurrenz um "Lichtjahre" besser als so eine "Scheiß-Alfa-Kiste".

Wie also in Gottes Namen willst du erfolgreich sein? Wie? Deswegen predige ich ja schon seit geraumer Zeit genau das, was Marchionne macht, nämlich Stück für Stück FCA aus Europa abziehen, denn hier ist FCA, solange nicht in "deutscher" Hand nahezu "unverkäuflich", lassen wir ein paar "Pandas", die von der italienischen Post aufgekauft werden (ich wäre interessiert, zu wissen, wie viele Renegades wirklich in privaten Händen gehen und wie viele bei den Ordnungshütern gelandet sind ;-) ) und die, weil günstig und vor allem weil mit ERDGAS-Motor, von vielen gerne gekauft wird, auch beim Panda NUR in Italien.

Nein, bei aller richtiger Kritik an FIAT, an die Agnellis und auch an Marchionne, es ist weit mehr als nur eine Frage von Fehlern dieser Personen. Es ist weit komplexer.

Wieso hat sich ein Opel Corsa selbst noch nach vielen Jahren in den Top 3 in Europa halten könnten, während der GP/Punto längst aus den Top 10 gefallen war und fast immer hinter dem Corsa stand, obwohl gerade der Punto ein breites Motorenprogramm hatte, ausstattungsmäßig auch und sicherlich nicht hässlicher war als der Corsa, um es einmal nett zu sagen. Wieso konnte sich der Fiesta trotz eines "alten" Fahrzeugs lange halten, während der Punto längst unter ferner Liefen war...

Alles nur eine Frage der Marketingstrategie? Es ist halt sehr leicht für ein deutsches Produkt, Werbung zu machen. So wirbt Opel hier gezielt damit, dass man ein "deutsches Produkt" sei. Dass Opel einst in Deutschland als "FIAT Deutschlands" galt, weiß kein Mensch hier. Das heißt, du hast ein leichtes Spiel. Es ist eine Frage, was man im Hinterkopf hat.
Post Reply

Return to “D01 Allgemeiner Gedankenaustausch über Lancia”