Della Valle produziert auch in Italien, wie FIAT ja auch, aber bei aller Polemik hin oder her, schau dir, was FIAT so alles in Italien "veranstaltet" hat

und du wirst verstehen, dass gerade FIAT und besonders Agnelli ein "Reizthema" sind. Nicht umsonst weigert ein großer Teil der Italiener sich einen FIAT zuzulegen. Der Riss ist meiner Meinung nach nicht mehr zu kitten - jetzt verallgemeinert gesagt- Anders ausgedrückt, FIATs-Marktlimit dürfte irgendwo bei 32-34% lieben, darüber dürfte man kaum kommen. Dieser Teil ist zumindest bis mittelfristig verloren, auch wenn ich glaube, wenn ich unsere "junge" Generation mir so anschaue, was sie denkt, wie sie handelt, dürfte wenig Chancen bestehen, diesen Trend umzukehren.
Die "FIAT-Ablehnung", die schon eigentlich nicht selten purer Hass ist, ist längst im "nationalen" Gedächtnis drin.
Ich kenne die Diskussion um FIAT und vor allem "Polen" sehr gut - die mit den USA ist ein anderes Thema - und ich weiß, dass viele sagen, der 500er - oder auch Ypsilon - kommt nicht infrage, weil er eh in Polen gebaut wird. Viele führen dies als Begründung an, wieso sie sich ein "deutsches" Auto kaufen.
Die Frage nach der "Heuchelei" ist etwas, da könnten wir Romane drüber schreiben. Nicht umsonst hat ein Teil der Politik, egal, ob kommunal, provinziell, regional oder national, die allgemeine "Abneigung" und Ablehnung gegenüber FIAT und vor allem auch hierbei zur Agnelli-Familie liebendgern aufgenommen und auch für eigene Zwecke missbraucht.
Und es waren nicht die "Linken", denen man wenigstens zugute hätte halten können, für sind die Agnellis eine Reizfigur.
Es waren nicht selten Politiker von Parteien die mit und dank den Agnellis "gut im Futter" standen, also im Endeffekt aus der "gleichen" Kaste kommend.
Ob Della Valle oder die Agnellis und sicherlich fast alle - mit wenigen Ausnahmen - die gesamte Elite Italiens auf der konservativen Seite, hielt stark zu Silvio, stimmte für ihn und ließ sich gerne auch "einspannen".
Della Valle und Montezemolo wenigstens haben sich nicht vor den Karren spannen lassen und "dankend" das Werben Silvios abgelehnt, aber auch sie waren zumindest bis Mitte 1994 "Berlusconiani".
Das ist etwas, was ich weder vergessen habe, noch vergessen werde, aber wenn es darum geht, was ist dann mit Pinin Farina, die Bertones, Barillas usw. usw. usw. los, dann müsste man auch sie auf die "Guillotine" schicken.
Ich habe Jahre lang den Corsa (Corriere della Sera) nicht gelesen, weil diese Zeitschrift, immerhin die größte und eigentlich "angesehenste" Tageszeitung Italiens, teilweise offen Silvio Berlusconi unterstützt hat.
Wie gesagt, wenn es darum geht, müssten lauter Köpfe rollen.
Aber du wirst auch mir recht geben, dass die Art und Weise, wie Montezemolo "abgesägt", zumindest "diskussionswürdig" ist, oder?
Die Bilanzen Ferraris stimmen - und bis "gestern" war ja für Marchionne gerade die Bilanzen ein "Heiligtum", weil er sonst vor nichts und niemandem Rücksicht genommen hat - die sportliche Seite hinkt hinterher, wobei ich persönlich der Meinung bin, dass ein Teil der Gründe hier woanders zu suchen sind.
In einem mag SM recht haben, nämlich "keiner" ist unersetzbar, aber das gilt auch für ihn und so oder so hätte man sich Gedanken machen müssen, ob irgendwann nicht ein "Neuer" auch neuen Wind reingebracht hätte.
Italien mag ja viele negative Eigenschaften haben, aber wenigstens beim Umgang mit Personen, die sich "verdient" gemacht haben, ist man i.d.R. "gnädiger" und vor allem verhindert man eine "Demontage" samt "Demütigung". Mir ist bis heute - zumindest in der Zeit, in der ich in Italien lebe - ein Fall bekannt, wo man so etwas getan, oder stimmt nicht ganz, denn Renzi hat auch so einen auf "Marchionne" gemacht, um selbst sich an die Spitze zu spülen, aber wie gesagt, i.d.R. kommt auch so etwas nicht sonderlich gut an.
Was also in aller Welt war nun so eilig, LM praktisch sofort vor die Türe zu setzen und, was noch unbegreiflicher ist, mit den Äußerungen, die ein SM von sich gegeben hat. Er hätte einfach schweigen sollen und gut ist.
Della Valle und Montezemolo sind, wenn ich mich nicht irre, befreundet, waren Teilhaber von "Poltrona Frau" und sind an "Nuovo Trasporto Viaggiatori" beteiligt bzw. dessen Gründer. Dieses Unternehmen bietet den Service von "Hochgeschwindigkeitszügen" an, also eine Art Konkurrent von "Trenitalia (Ferrovie dello Stato)" mit dem Hochgeschwindigkeitszug "Frecce rosse".
Dabei kommen Züge zum Einsatz, die in Frankreich und Italien hergestellt wurden und zwar eines Unternehmens, an dem FIAT-Ferroviaria mehrheitlich beteiligt ist. Also wenn man so will, gibt es viele Berührungspunkte zwischen Della Valle, Montezemolo, FIAT und den Agnellis.
Zwischen Elkann (Agnelli) und Della Valle gibt es aber auch einige "Reibungspunkte", wie beim RCS, also der Gruppe, die den Corriere herausbringt, an der beide beteiligt sind. Dann einerseits der Agnelli-Clan Besitzer Juventus und Della Valle mit dder Fiorentina (Fußball).
Dazu muss man wissen, dass allein zwischen Juventus und der Fiorentina ein so "inniges" Verhältnis gibt, dass dagegen die Fans von Dortmund und Schalke die "besten" Freunde sind (in Italien ist alles immer auch gleich ein Tick "extremer").
Zwischen Della Valle und Marchionne spielen aber auch andere Dinge noch eine Rolle, denn Marchionne führt sich gerne und liebend in Italien extrem arrogant, verbal oft viel zu "direkt negativ" und "oberlehrerhaft".
Er (SM) beschwert sich indirekt, dass man ihn mit der "Vergangenheit" FIATs konfrontiert, verhält sich aber beinahe schon in der - leider negativen - Tradition seiner Vorgänger, die für dieses Image FIATs gesorgt hat.
Montezemolo, Della Valle und einst FIAT saßen gemeinsam im "Arbeitgeberverband". Aber auch hier ist poternd und wutschnaubend mit der gleichen Arrgoanz und teilweise "Holzhackermentalität" Marchionne aufgetreten und hat FIAT aus dem Arbeitgeberverband geführt, wobei man wissen muss, dass eigentlich FIAT beinahe der Arbeitgeberverband war

(Montezemolo war einige Jahre Präsident des Arbeitgeberverbandes).
Man stelle sich einmal vor, VW Group würde aus dem Arbeitgeberverband in Deutschland austreten. Das würde in Deutschland nicht minder hohe Wellen schlagen. Und da nun einmal Marchionne die Angewohnheit sich in Italien verbal beinahe "deutsch" aufzuführen, führt das automatisch zu Tumulten und so ist auch die Problematik zwischen Della Valle und Marchionne zu verstehen.
Und wenn dann ein "Freund" wie Montezemolo derart vorgeführt wird, das eh schon angespannte Verhältnis auch noch eine Rolle spielt, muss man sich nicht wundern, wenn es dann so knallt.
Aber auch hier, dass hätte ein SM einkalkulieren müssen. Es schert ihm einen Kehricht, was an sich nicht schlimm wäre, aber dann sollte er nicht so tun, als interessiere er sich wirklich für die "italienischen" Belange.