Franzosen geben Premiensegment auf

Hier können Lancisti auch über andere Sachen als Lancia reden.
lanciadelta64
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Re: Abweichung zu "technische Basis"...

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Ciao Albert,

ich weiß, dass du nicht gemeint hast, ich sei dumm ;)

Die Steifigkeit bezieht sich auf die Bodengruppe und hier wurde eine Menge investiert, ähnlich wie ja auch die Bodengruppe vom FIAT 500 und Panda gleich sind und dennoch ergibt es sich hier bezüglich Unterschiede (siehe Euro-Ncap).

Du weißt, dass für mich im Endeffekt immer das Endergebnis von Bedeutung ist und war. Ich bin nie den Prisma gefahren, aber mir würde niemals in Traum einfallen, ihn mit einen Regata zu vergleichen, denn dafür war der Prisma selbst in der einfachsten Variante zu edel ;)

Dass die Zeitungen alles in einen Topf werfen, ist ein anderes Thema und glaube mir, wenn nicht das, dann finden sie etwas Anderes, immer ein Haar in der Suppe. Kritisierte man bei FIAT immer zu viel Plastik (als haben die Deutschen - Presse, damit ich hier nicht falsch verstanden werde- in den vergleichbaren Klassen andere Materialien verbaut, ach so, sie brauchten eine Endschuldigung für Blech in den Türen oder Kofferraum). Dann wurde im Dedra Holz verarbeitet und schon kam dann die Kritik bezüglich der Natur und Umweltschutz und so.


Oder aber beim Punto II HGT wurde kritisiert, weil Tacho und Drehzahlmesser vertauscht seien, ergo eine Unverschämtheit, weil irritierend. Als es dann Audi auch nachmachte, war es kein Problem. Das bedeutet also, egal, was immer italienische Hersteller tun - sofern sie nicht in deutschem Besitz sind- es ist falsch. Gehen sie nach links, heißt es, warum nicht nach rechts, gehen sie nach rechts, warum nicht nach links.

Bezüglich Bodengruppe und Gewicht. Schau dir den Insignia an: Er ist im Schnitt schwerer als die Konkurrenz, aber verkauft sich auch gut. GP und Corsa sind weitgehend baugleich, dennoch verkauft sich der Corsa mehr. Es ist also immer eine Frage des Images und wenn man FIAT und auch Lancia immer schon in Grund und Boden geschrieben hat, auch in den besten Jahren, dann verwundert es nicht, dass es heute genauso ist.

Dass Lancia unter der FIAT-Krise die Marke ist, die am meisten gelitten hat, ist ja bekannt und damit erzähle ich dir nichts Neues. Aber die wichtigsten Fehler sind in der Vergangenheit gemacht worden, die dafür gesorgt haben, dass Lancia in einem erbärmlichen Zustand außerhalb Italiens geraten ist. Wie ich geschrieben habe, hat FIAT mehr als 10 Jahre aufgehört, zu existieren. Null Entwicklung, keine Investitionen, dazu mit Lybra und Thesis im Lancia-Programm, die marktpolitisch mehr als zweifelhaft waren (bevor mich jetzt Lybra- und Thesis-Fans federn und teeren, es geht hier NICHT um die Qualitäten dieser Fahrzeuge, sondern um den kommerziellen Flop bzw. für FIAT zu teuren Produktion).

Dass Alfa mehr gefördert wurde, ist ein anderes Kapitel, aber anhand des Ergebnisses siehst du auch, dass zu viele Jahre vergangen waren (10 Jahre und mehr), als dass man nun ohne wirklich am Markt gewesen zu sein, hätte noch einmal richtig Fuß fassen können. Bist du dir so sicher, dass Lancia sich mit einem vergleichbaren Programm wie Alfa außerhalb Italiens besser verkauft hätte? Dass ein größerer Werbeaufwand zu einem wesentlich besseren Ergebnis geführt hätte? Ich habe da so meine Zweifel.

Mit der Schließung Chivassos hat man Lancia einer Seele beraubt, die wenigstens psychologisch gesehen, nun fehlt. Bei Alfa ist das Fehlen des Busso-V6 ein schwerer Schlag, auch wenn bezüglich der Verbrauchswerte der nie wirklich ein überzeugendes Argument war, nicht einmal am Anfang. Hier hat man zu rational gedacht und zu wenig psychologisch, denn auch wenn man vielleicht nur ein paar verkauft hätte, man hätte immer damit hausieren können.

Die Probleme Alfas (und auch der Bodengruppen samt Motoren) rühren daher, dass man nun GM bekam, vom Motor her wie auch von der Bodengruppe und das mit dem Gewichtsproblem. Aber diese Fahrzeuge wurden geplant, als FIAT de facto GM gehörte. Wenn du dich bei FIAT-Leuten herumhörst, dreht sich denen immer noch der Magen, weswegen manche nicht einmal so böse sind, wieso das mit Opel nicht funktioniert hat. Wären da nicht bestimmte "rassistische" Töne vom Opel-Betriebsrat, irritierende Zeitungsberichte und auch "Politikese" dabei gewesen, hier wären alle nicht begeistert gewesen.

Die Gewichtsfrage, die du angeschnitten hast, betrifft aber in erster Linie Alfa und weniger Lancia, denn Alfa muss mit guten Fahrleistungen glänzen. Dazu kommt auch, dass mittlerweile BMWs alles andere als "Leichtgewichte" sind und Mercedes auch nicht. Einzig Audi glänzt dank Alubauweise, wobei sich hier die Frage stellt, was passiert, Unfälle denen zusetzen, denn nicht nur dass Reparaturen sehr kostspielig werden, man muss sich dann auch noch passende Werkstätte aussuchen.

Das Problem der Bravo-/Delta-Plattform liegt darin, dass sie mit 2,70m an ihre Grenze gekommen ist und alle Welt nach "Heckantrieb" schreit. Mit Sicherheit findet die C-Evo-Plattform, also die Weiterentwicklung der Stilo-Plattform, in naher Zukunft bei allen Fahrzeugen des D-Segments ihren Einsatz. So ist es jedenfalls geplant. Chrysler wird auch diese Plattform übernehmen. Am Ende dürfte lediglich die neue E-Segment-Plattform von Chrysler kommen und dann wird man sehen, wie gut oder schlecht diese sein wird.

Ich mache mir auch weniger Sorgen, darum, ob nun Lancia einen New-Thesis auf einen 300C aufbauen wird, als vielmehr, ob Lancia nun nur in wenigen europäischen Ländern bleibt, oder in Westeuropa als Lancia weiterhin besteht. Was dann außerhalb Europas passiert, wäre mir eh egal. Man muss sehen, was dann im Innenraum passiert, denn Chrysler - wie viele Amis - erfüllen nicht einmal annährend europäische Standards. Ich habe irgendwo auf you tube einen US-Test vom Chrysler Sebering gesehen und was die über Materialien und Verarbeitung schrieben, war schon erschreckend.

Mit Sicherheit würde ich einen aktuellen Chrysler 300 C als misslungen ansehen, den mit Lancia-Logo herumfahren zu lassen. Das macht kaum einer in Italien (und außerhalb schon gar nicht) mit. Auf der Basis des Concept-Modells aber käme das auch vom Design her hin und wäre mit Sicherheit eine Bereicherung.



Dass nun Lancia-Fans von früher kaum noch Fahrzeuge in der FIAT-Gruppe finden, ist ein Problem, dass in der Krise entstanden ist (nicht der aktuellen Finanzkrise). Man hatte nix und Geld ist auch nicht dafür da. Schau dir die "bevorzuge" Marke Alfa an.

Der MiTo basiert auf den GP und verkauft sich in erster Linie, weil er FIAT nix kostet und ihn fast schon den Leuten "schenkt". Die 159er Reihe ist in einer Zeit geplant worden, als man eigentlich zu GM gehörte und beim Brera hat man den Mist gebaut, ihn falsch zu positionieren und somit zu ruinieren. Dazu keine Motoren. Ohne Geld aber kannst du in Rekordzeit keine Entwicklung betreiben. Schau dir das FIAT-Programm an. Der FIAT 500 konnte nur mithilfe Fords gebaut werden, der Bravo nur, weil der Stilo als Neuentwicklung so fortschrittlich war, dass man ihn nun ausgereift mit einem anderen Blechkleid weiter verkaufen kann. Ein Bravo SW kann nicht auf den Markt kommen, weil sonst der Croma, der von Agnelli unbedingt gewollt wurde, total unverkäuflich geworden wäre. Es fehlt an Geld und vor allem an "technischem Know How". Ob nun der Kauf Chryslers nun der richtige Weg ist, weiß ich nicht. Du weißt, ich bin sehr skeptisch, aber ich warte erst einmal ab, was daraus kommen wird.

Natürlich hätte ich lieber ein anderes Programm auch von Lancia gesehen, also einen richtigen Delta, einen New Lybra (Dedra oder wie immer wir den nennen wollen), einen New Thema (oder Thesis oder Gamma oder was auch immer), dazu noch einen kleineren SUV, der nicht Suzuki heißt, ein Cabrio und natürlich erst recht eine Fulvia Coupé, aber für alles das hat FIAT kein Geld und wenn man, wie du meinst (und wie ich auch denke und nicht nur wir), Alfa bevorzugt hat, wieso hat man bei Alfa nichts dergleichen gehabt? Warum hat man nicht frühzeitig eine Giulietta herausgebracht, warum keine neuen GTA-Versionen, warum immer noch die GM-Motoren. Ich glaube, die Antwort kennen wir. Kein Geld und zu viel Zeit nötig, um Entwicklungen voranzutreiben. Alfa hat 300-400 Mio. Miese auch zuzeiten vom 156er gemacht gehabt. Vergiss das nicht und ich schätze einmal, dass der Lybra hier eben wie der 156er wohl zu teuer in der Produktion ähnliche "Gewinnzahlen" fabriziert haben dürfte.


Tanti saluti e buona giornata

Bernardo
lanciadelta64
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Re: Abweichung zu "technische Basis"...

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Hallo Georg,

das war eigentlich das Image, dass Lancia und Alfa vor der Übernahme Alfas durch FIAT hatten. Lancia war das, was man nun mit Alfa versucht und ich bin mir sicher, dass Lancia trotz der Fehler, die man so oder so gemacht hätte, heute besser dastünde. Lancia baute Fahrzeuge, die einerseits qualitativ hochwertiger als FIAT und Co waren, aber gleichzeitig auch sportlich (siehe Rallye-Sport und nicht erst mit dem Delta Integrale).

Das Problem ist genau das, was du beschreibst, dass es für einen Italiener schwer verständlich ist, dass man mit italienischen Autos "Sportlichkeit" versteht (wenn wir von Marken wie Ferrari und mit Abstrichen Alfa einmal absehen). Für uns war FIAT ein Massenprodukthersteller, "italienischer Hyndai". Fahrzeuge wie mein Ritmo 105 TC, Uno Turbo und vor allem Dedra Turbo waren eher Randerscheinungen. Ich zähle wohl auch zu den wenigen HGT-Besitzer Italiens mit einem Beziner und vom TurboJet-Delta will ich erst gar nicht anfangen.

Es ist eine andere Wahrnehmung, die oft konträr der Sichtweise "der" Deutschen ist. Ich habe schon früher gesagt habt, kein Deutscher will einen 5-türigen Tipo, das ist es nicht, sondern man will Cabrios, Coupés, Fahrzeuge mit viel Leistung. Aber bekomme du so etwas in den Köpfen herein, die ihre Fahrzeuge in einem anderen Kontext gesehen haben..


Lg

Bernardo
Georg
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Re: Abweichung zu "technische Basis"...

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In D hat man den Ritmo aufgrund seiner gegenüber der damaligen Konkurrenz etwas sportlicheren Auslegung aber dem akzeptablen Preis gekauft. Die FIAT Motoren waren immer Drehorgeln, oder man erinnert sich immer noch an den GTI-Schreck UNO Turbo, gleiches gilt auch für den Alfa Sud oder Lancia Delta.

Ich glaube nicht dass es erforderlich Marken umbedingt an Rallye-Sport teilhaben zu lassen, Sportlichkeit lässt sich dem Kunden auch anderes transportieren.
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lanciadelta64
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Re: Abweichung zu "technische Basis"...

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Von den alten Drehzahl-Orgien kann unser 1,8er Turbo Jet nur träumen ;)
elefantino
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Re: Franzosen geben Premiumsegment auf - aber warum sollte es keine neue Aurelia/Thema etc.

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Ich verstehe nicht wie einem der neue Delta nicht gefallen kann!
Wenn ich das Geld dafür übrig hätte, würde ich ihn sofort kaufen.
Mir kam das Kotzen, als er in einem Vergleichstest den letzten Platz gemacht hat!
Obwohl er meiner Meinung nach viel besser ist als der ewige 1. Platz dieser Zeitung.
Nenne hier bewußt keine Namen, da ich echt schiß habe von denen wegen meiner Meinung verklagt zu werden.

Grüße
Georg
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Re: Abweichung zu "technische Basis"...

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Das stimmt, aber dafür hat der 1,8 schon knapp über Standgas ordentlich Drehmoment. Er fährt sich wie ein Dieselaggregat nur dass das Drehzahlband größer ist.
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mp
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Re: Franzosen geben Premiumsegment auf - aber warum sollte es keine neue Aurelia/Thema etc.

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Autoblöd oder AMS....sags mir, und ich sags Allen...die trauen sich niemand zu verklagen -- denn den Beweis zu bringen das sie Vergleichstest nach ihren Geschmack verändern ist ein Leichtes. So (un)frei die Presse ist so frei ist auch meine Meinung.
lanciadelta64
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Re: Abweichung zu "technische Basis"...

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...und das als "großer" Turbo...Da brauchte mein Dedra mehr Drehzahl, um wirklich Kraft zu haben. Unterhalb von 2.500 Touren war der mau...und beim Delta hast du dank des Automaten den Vorteil, nie in den Drehzahlbegrenzer zu fahren und dich immer im optimalen Bereich zu befinden.
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